Bruder Botulf, ein Freund Eadulfs

Bruder Willibrod, der Verwalter

Bruder Osred, der Schmied

Bruder Higbald, der Apotheker

Bruder Redwald, ein junger Monch

Bruder Wigstan

Bruder Beornwulf

IM MOORLAND

Aldhere, ein Geachteter

Bertha, eine Frankin, seine Frau

Wiglaf, einer aus seiner Schar

Lioba, ein Bauernmadchen aus der Gegend

AUF DER LANDSTRASSE

Dagobert, ein frankischer Kaufmann

Dado, sein Begleiter

IN TUNSTALL

Bruder Laisre

Bruder Tola

Gadra, Furst von Maigh Eo

Garb, sein Sohn

Sigeric, Oberhofmeister Ealdwulfs, des Konigs von Ost-Angeln

Werferth, Befehlshaber seiner Leibwache

Kapitel 1

»Mach bitte die Tur zu, Bruder. Der Wind treibt Schnee herein, und es ist hier drin schon kalt genug.«

Bruder Eadulf hatte voller Arger durch die halboffene Tur des Gasthauses in die Dunkelheit hinausgestarrt und den tobenden Schneesturm betrachtet. Nun wandte er sich widerstrebend ab, schob die Tur zu und den holzernen Riegel vor und schaute den kleinen, untersetzten Gastwirt an. Der hatte schutteres Haar und rote Wangen, die wie poliert glanzten. Er erwiderte mitleidig Eadulfs Blick.

»Bist du absolut sicher, da? es keine Mitfahrgelegenheit nach Aldreds Abtei gibt?« Eadulf hatte die Frage schon ein paarmal gestellt. Wie hie? der Gastwirt doch gleich? Cynric? Ja, das war sein Name.

Der Gastwirt stand da und wischte sich die Hande an der Lederschurze ab, die seine fullige Gestalt bedeckte.

»Wie ich dir schon sagte, Bruder, du und deine Gefahrtin, ihr hattet Gluck, da? ihr es bis hier geschafft habt, bevor der Sturm richtig losbrach. Wenn ihr diese Herberge verpa?t hattet, dann hattet ihr von hier bis zum Flu? Alde keinen Schutz mehr gefunden.«

»Das Schneetreiben war nicht annahernd so schlimm wie jetzt, als wir bei Mael’s Tun vom Flu? abbogen und hierher gingen«, bestatigte Eadulf und zog sich von der Tur ins warmere Innere des Gasthauses zuruck.

»Bis Mael’s Tun seid ihr also auf dem Flu? gereist?« fragte der Gastwirt, der sich wie alle Wirte fur das Kommen und Gehen seiner Gaste interessierte.

»Ja. Wir gelangten von der Mundung des Deben auf einem Flu?schiff dorthin. Erst nachdem wir von Mael’s Tun aufgebrochen waren, wurde der Wind so stark, und der Schnee fiel wie ein wei?es Tuch. Man konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Da waren wir schon so weit von der Siedlung entfernt, da? wir nicht an eine Ruckkehr denken konnten.«

»Nun, ihr hattet Gluck, da? ihr auf meine kleine Herberge gesto?en seid«, wiederholte der Gastwirt. »In dem Moorland im Norden und Osten von hier sollte man nicht herumwandern, wenn man den Weg nicht genau sehen kann.«

»Aber die Abtei ist doch nur vier oder funf Meilen von hier«, erklarte Bruder Eadulf. »Wir konnten leicht hingelangen, wenn wir nur ein Pferd hatten.«

»Wenn ihr ein Pferd hattet«, erwiderte der Gastwirt mit Betonung. »Ich besitze nur ein Maultier, Bruder, und das brauche ich. Und du mu?test schon Gluck haben, wenn du die Abtei finden wolltest, selbst mit einem Reittier. Heute ist kein Mensch mehr auf der Landstra?e. Sieh dir doch den Schnee da drau?en an. Er bildet Wehen in den Senken und an den Hecken.

Der Wind kommt bitterkalt aus Osten. Kein vernunftiger Mensch begibt sich in solch einer Nacht auf die Landstra?e.«

Bruder Eadulf schnalzte mit der Zunge vor Verargerung. Der Gastwirt sah ihn wieder mitleidig an.

»Warum setzt du dich nicht ans Feuer? Deine Gefahrtin kommt sicher gleich dazu, und ich bringe euch eine Erfrischung«, meinte er aufmunternd.

Bruder Eadulf zogerte.

»Morgen la?t der Sturm vielleicht nach, dann kommt man leichter zur Abtei durch«, versuchte ihn der Gastwirt zu uberreden.

»Ich mu? die Abtei heute abend noch erreichen, weil ...« Bruder Eadulf brach ab. Warum sollte er dem Gastwirt seine Grunde erklaren? »Es ist wichtig, da? ich noch vor Mitternacht dort bin.«

»Na, Bruder, zu Fu? schaffst du das nie, selbst wenn du den Weg kennen wurdest. Was ist denn so wichtig, da? es auf einen Tag ankommt?«

Bruder Eadulf zog grimmig die Brauen zusammen.

»Ich habe meine Grunde«, beharrte er.

Cynric schuttelte traurig den Kopf. »Ihr Auslander seid doch alle gleich. Schnell, schnell, schnell. Na, heute abend wirst du wohl dem Sturm nachgeben mussen, dir bleibt keine andere Wahl.«

»Ich bin nicht fremd in diesem Land, Freund«, protestierte Eadulf, den die Bezeichnung »Auslander« geargert hatte. »Ich bin Eadulf von Seaxmund’s Ham und war der erbliche gerefa des Ortes, bevor ich die Tonsur des heiligen Petrus annahm.«

Der Gastwirt machte gro?e Augen. Ein gerefa war ein Mann von Rang im Ort und hatte das Amt des Friedensrichters inne.

»Verzeih mir, Bruder. Ich wunderte mich schon, da? du unsere Sprache so gut sprichst, aber weil du in Begleitung einer irischen Nonne reist, dachte ich, du gehortest auch dieser Nation an.«

Eadulf antwortete ausweichend. »Ich habe mich eine Weile im Ausland aufgehalten. Aber Deo adiuvan-te, mit Gottes Hilfe werde ich zur Christmesse wieder in meinem Heimatort Seaxmund’s Ham sein.«

»Es sind noch vier Tage bis dahin, Bruder. Aber warum willst du nach Aldreds Abtei? Warum wartest du nicht ab, bis der Sturm voruber ist, und gehst dann geradewegs nach Seaxmund’s Ham, das doch nur ein kleines Stuck jenseits davon liegt?«

»Weil ... weil ich meine Grunde dafur habe«, erwiderte Eadulf schroff.

Der Gastwirt verzog das Gesicht bei Eadulfs unruhiger Verschlossenheit. Er zuckte die Achseln und ging zum Feuer. Das Gasthaus war leer. Niemand sonst hatte es bis zu der verschneiten Kreuzung geschafft, an der es stand. Er nahm ein Scheit Holz vom Stapel, wiegte es kurz in der Hand und legte es aufs Feuer.

»Du wirst vieles verandert finden in diesem Land, Bruder«, meinte er und wandte sich wieder vom Kamin ab. »Du hast eigentlich schon Gluck gehabt, da? du sicher bis hierher gekommen bist.«

»Ich hab schon mehr Schnee gesehen und bin durch Schneesturme gewandert, hinter denen sich der da« - Eadulf wies nach drau?en - »verstecken kann. Was soll daran gefahrlich sein?«

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