eventuell vorhandener Intelligenz angeht, so ist sie wegen der Gro?e des Gehirnvolumens nicht auszuschlie?en. Aber das Gehirn befindet sich in zu tiefer Bewu?tlosigkeit, als da? es Emotionen ausstrahlen konnte.

Die Greiforgane, deren hoher oder niedriger Spezialisierungsgrad uns einen wertvollen Hinweis auf das Vorhandensein von Intelligenz hatten geben konnen, sind entfernt worden.

Ubrigens nicht von uns“, fugte Conway rasch hinzu.

O'Mara war einen Augenblick lang still, dann sagte er: „Ich verstehe.

Also handelt es sich wieder einmal um einen Ihrer trugerisch einfachen Falle. Und zweifellos werden Sie wieder einmal trugerisch einfache Sonderwunsche au?ern. Spezielle Unterbringung, diverse Physiologiebander oder Informationen uber seinen Herkunftsplaneten…“

Conway schuttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, da? Sie irgendein Physiologieband haben, das den Typus dieses Patienten auch nur annahernd abdeckt. Alle uns bekannten geflugelten Spezies sind Wesen, die unter geringer Schwerkraft leben, und unser Patient hier hat Muskeln, die auf eine Anziehungskraft von vier Ge schlie?en lassen. Die gegenwartige Unterbringung ist ausgezeichnet, obwohl wir aufpassen mussen, falls es eine Verseuchung von oder in der Chlorebene uber uns geben sollte — die Luken zu den Lagerraumen wie diesem hier sind im Gegensatz zu den Stationsschleusen nicht fur regelma?igen Verkehr gebaut…“

„Davon hatte ich naturlich bis heute keinerlei Ahnung…“, warf O'Mara ein.

„Entschuldigen Sie, Sir“, erwiderte Conway. „Ich hab lediglich laut gedacht, und das auch im Interesse von Schiffsarzt Brenner, der dieses Tollhaus zum erstenmal besucht. Bezuglich der Informationen uber den Heimatplaneten des Patienten mochte ich Sie bitten, sich an Colonel Skempton zu wenden und ihn zu fragen, ob es moglich ware, da? die Torrance zu diesem Gebiet zuruckkehrt, um die beiden etwas naher gelegenen Sternsysteme nach Lebewesen mit der gleichen physiologischen Klassifikation abzusuchen.“

„Mit anderen Worten“, resumierte O'Mara trocken, „Sie haben ein schwieriges medizinisches Problem und glauben, die beste Losung ware, den Hausarzt des Patienten ausfindig zu machen, stimmt's?“

Conway lachelte und antwortete: „Wir brauchen mit den Bewohnern des Planeten nicht vollstandig in Kontakt zu treten. Es reicht wahrscheinlich, einen kurzen Blick auf die Exemplare des dort existierenden pflanzlichen und tierischen Lebens zu werfen, Atmosphareproben zu nehmen und, wenn es der Besatzung der Torrance nichts ausmachen wurde, eine Sonde auszusetzen…“

An diesem Punkt unterbrach O'Mara die Verbindung mit einem unubersetzbaren Laut. Und jetzt, wo sie mit dem Patienten alles gemacht hatten, was sie aufgrund der wenigen Kenntnisse, die sie uber ihn hatten, machen konnten, bemerkte Conway erst, wie hungrig er war.

III

Um die fur warmblutige Sauerstoffatmer vorgesehene Kantine zu erreichen, mu?ten sie zwei Ebenen und ein Geflecht von Korridoren durchqueren, die keine Schutzanzuge erforderten. Die Gange waren von flatternden, kriechenden und sich wellenformig fortbewegenden Lebewesen bevolkert, die gelegentlich an ihnen vorbeikamen. Am Eingang wurden sie bereits von Dr. Prilicla empfangen, der eine grune Mappe mit Pathologieberichten bei sich trug.

Als sie die Kantine betraten, wurde gerade der letzte Tisch fur Terrestrier von einer Gruppe krabbenahnlicher Melfaner und einem Tralthaner in Beschlag genommen. Melfaner konnten sich den fur sie niedrigen Stuhlen anpassen, und die Tralthaner erledigten auf ihren sechs Elefantenbeinen sowieso fast alles, selbst das Schlafen. Prilicla erspahte einen freien Tisch im kelgianischen Bereich und flog sofort hinuber, um ihn zu besetzen, bevor ein Wartungstechnikertrupp des Monitorkorps ihn erreichen konnte. Glucklicherweise befand er sich noch au?erhalb der Reichweite der emotionalen Ausstrahlungen dieser Monitore.

Conway begann, die Berichte eifrig durchzublattern, wahrend Murchison dem Lieutenant zeigte, wie man auf der Kante eines kelgianischen Stuhls balancieren mu?te, um in die Reichweite des von ihm bestellten Essens zu gelangen. Doch diesmal war Brenners Aufmerksamkeit ausnahmsweise einmal nicht auf die hubsche Pathologin gerichtet. Er starrte vielmehr verblufft auf Prilicla, wobei sich seine Augenbrauen fast bis zum Haaransatz hoben.

„Cinrussker ziehen es vor, schwebend zu essen. Sie sagen, das fordert die Verdauung“, erklarte Murchison und fugte hinzu: „Au?erdem tragt die von den Flugeln aufgewirbelte Luft zum Abkuhlen der Suppe bei.“

Prilicla schwebte unverandert weiter, wahrend sich die Tischrunde aufs Essen konzentrierte, das immer nur kurz unterbrochen wurde, um die Berichte weiterzureichen. Schlie?lich wandte sich Conway, der sich mittlerweile angenehm gesattigt fuhlte, an den Cinrussker.

„Ich wei? nicht, wie Sie das fertiggebracht haben“, lobte er ihn freundlich. „Wenn ich mal einen schnellen Bericht von Thornnastor haben will, dann hei?t es immer nur, da? noch etliche vor mir dran seien und alles immer hubsch der Reihe nach gehe.“

Prilicla mu?te aufgrund des Kompliments unwillkurlich zittern und erwiderte: „Ich hab durchaus wahrheitsgema? beteuert, da? unser Patient im Sterben liegt.“

„Aber bestimmt nicht, da? er sich in diesem Zustand bereits seit langer Zeit befindet“, bemerkte Murchison.

„Bist du dir da auch wirklich sicher?“ fragte Conway verdutzt.

„Inzwischen ja“, antwortete sie ernsthaft, wobei sie auf einen der Berichte tippte. „Allen Anzeichen nach wurde die gro?e Durchschu?wunde erst einige Zeit nach der Erkrankung durch einen Meteoriteneinschlag hervorgerufen, und das hei?t, Rankenfu?er und Uberzugsubstanz waren am rechten Platz, denn die Substanz flo? in und um die Wunde und hat sie auf diese Weise wirkungsvoll wieder verschlossen.

Des weiteren beweisen diese Tests, da? ein sehr kompliziertes chemisches Verfahren zum Hervorrufen eines Scheintods — nicht blo?e Hypothermie — eingesetzt wurde. Ein Verfahren, bei dem ein Organ nach dem anderen, beinahe eine Zelle nach der anderen, mit einem geeigneten Mittel durch Mikroinjektionen behandelt wurde. In gewisser Weise konnte man es sich so vorstellen, da? das Wesen einbalsamiert wurde, bevor es ganz tot war, um sein Leben zu verlangern.“

„Und was ist mit den fehlenden Beinen oder Klauen und den Verbrennungsspuren unter dem Uberzug im Bereich hinter den Flugeln?“ fragte Conway. „Und was ist mit den Rankenfu?ern in diesem Bereich, die sich ja von den anderen zu unterscheiden scheinen?“

„Es ist moglich“, antwortete Murchison, „da? die Krankheit zuerst die Beine oder Klauen des Wesens befallen hat, vielleicht wahrend seiner dem Nisten entsprechenden Tatigkeit. Das Entfernen der Gliedma?en und die von dir erwahnten Verbrennungsspuren konnten von fruheren vergeblichen Versuchen herruhren, den Patienten zu heilen. Du mu?t bedenken, da? praktisch alle unbrauchbaren Korperteile des Wesens entfernt wurden, bevor man diesen Uberzug angebracht hat. Das ist vor einem medikamentos herbeigefuhrten Dauerschlaf, einer Anasthesie oder schweren Operation ein durchaus normales Verfahren.“

Das nun folgende Schweigen wurde vom Lieutenant unterbrochen, der sagte: „Entschuldigen Sie, ich komme da nicht mehr ganz mit. Was genau wissen wir uber diese Krankheit oder Wucherung?“

Wie Murchison ausfuhrte, wu?ten sie bereits, da? die au?eren Symptome der Krankheit die rankenfu?erartigen Wucherungen waren, die die Haut des Patienten so vollstandig bedeckten, da? sie einem Anzug aus Kettenpanzern gleichkamen. Offen war jedoch noch die Frage, ob diese Rankenfu?er ein Hautleiden darstellten, das Wurzelfasern getrieben hatte, oder ob es sich um eine subkutane Krankheit mit einem rankenfu?erahnlichen Ausschlag auf der Hautoberflache handelte. In beiden Fallen jedoch wurden sie von einem dicken Bundel feiner Wurzelfasern festgehalten, die sich bis zu unbekannter Tiefe in den Patienten hinein erstreckten und verastelten. Diese Fasern durchdrangen nicht nur das subkutane Zellgewebe und die darunterliegende Muskulatur, sondern praktisch samtliche lebenswichtigen Organe und das zentrale Nervensystem. Und die Wurzelfasern waren hungrig. Wegen des Zustands des unter den Rankenfu?ern liegenden Zellgewebes konnte es keinen Zweifel daran geben, da? dies eine ernsthafte Erkrankung in einem bereits fortgeschrittenen Stadium war, die den Patienten von innen auszuzehren drohte.

„Hatte man Sie blo? schon fruher zu diesem Fall hinzugezogen“, bemerkte Brenner bewundernd. „Der Patient ist also anscheinend erst hermetisch eingeschlossen worden, als er kurz vorm Tod stand, richtig?“

Conway nickte und sagte: „Aber der Fall ist nicht hoffnungslos. Ein paar unserer ETs wenden spezielle mikrochirurgische Techniken an, die es ihnen ermoglichen werden, diese Wurzelfasern herauszuschneiden, selbst die, die sich in den Nervenstrangen verwickelt haben. Das ist allerdings ein sehr langwieriges Verfahren, und es besteht die Gefahr, da? wir nicht nur den Patienten, sondern gleichzeitig auch dessen Krankheit wiederbeleben, die dann womoglich schnellere Fortschritte als die mikrochirurgische Behandlung selbst macht. Ich glaube, die Losung liegt darin, soviel wie moglich uber die Krankheit herauszufinden, bevor wir irgend etwas anderes

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