Drinks.«

«Mit wem?«

«Nun, zunachst mit dem Schwarzen, den du zu kennen behauptest, ohne zu wissen, wer er ist. Sodann mit einem der Gentlemen, die noch da stehen und nach dem Ufer gaffen. Nehmen wir den gro?en Kerl, der wie ein Riese unter Zwergen bei ihnen steht. Und endlich den roten Indsman, welcher nebst seinem Jungen mit an Bord gekommen ist. Oder furchtest du dich vor ihm?«

Ein allgemeines Gelachter ertonte als Antwort auf diese Frage, und der Cornel meinte in verachtlichem Tone:»Ich mich vor dieser roten Fratze furchten? Pshaw! Dann noch eher vor dem Riesen, auf den du mich hetzen willst. All devils, mu? dieser Mensch stark sein! Aber gerade solche Giganten pflegen am wenigsten Mut zu haben, und er ist so fein und schmuck gekleidet, da? er sicher nur in Salons, nicht aber mit Leuten unsers Schlags umzugehen versteht. Also ich halte die Wette. Einen Drink von drei Glasern mit jedem der drei. Und nun an das Werk!«

Er hatte die drei letzten Satze so laut gerufen, da? sie von allen Passagieren gehort werden mu?ten. Jeder Amerikaner und jeder Westmann kennt die Bedeutung des Wortes Drink, besonders wenn dasselbe so laut und drohend ausgesprochen wird, wie es hier der Fall war. Darum richteten sich aller Augen auf den Cornel. Man sah, da? er, ebenso wie seine Gesellen, schon halb betrunken war, doch ging keiner fort, da jeder eine interessante Scene erwartete und gern erfahren und sehen wollte, wer die drei seien, denen der Trunk angeboten werden sollte.

Der Cornel lie? die Glaser fullen, nahm das seinige in die Hand, ging auf den Schwarzbartigen los, welcher sich noch in der Nahe befand, und nach einem bequemen Platz fur sich suchte, und sagte:»Good day, Sir! Ich mochte Euch dieses Glas anbieten. Ich halte Euch naturlich fur einen Gentleman, denn ich trinke nur mit wirklich noblen Leuten und hoffe, da? Ihr es auf mein Wohl leeren werdet!«

Der Vollbart des Angeredeten wurde breit und zog sich wieder zusammen, woraus zu schlie?en war, da? ein vergnugtes Lacheln uber sein Gesicht gehe.

«Well, «antwortete er.»Ich bin nicht abgeneigt, Euch diesen Gefallen zu thun, mochte aber vorher wissen, wer mir diese uberraschende Ehre erweist.«

«Ganz richtig, Sir! Man mu? wissen, mit wem man trinkt. Ich hei?e Brinkley, Cornel Brinkley, wenn's Euch beliebt. Und Ihr?«

«Mein Name ist Gro?er, Thomas Gro?er, wenn Ihr nichts dagegen habt. Also auf Euer Wohl, Cornel!«

Er leerte das Glas, wobei die andern auch austranken und gab es dem Obersten zuruck. Dieser fuhlte sich als Sieger, betrachtete ihn in beinahe beleidigender Art und Weise vom Kopfe bis zu den Fu?en herab und fragte:

«Mir scheint, das ist ein deutscher Name. Ihr seid also ein verdammter Dutchman, he?«

«Nein, sondern ein German, Sir, «antwortete der Deutsche in freundlichster Weise, ohne sich durch die Grobheit des andern aufregen zu lassen.»Euern verdammten Dutchman mu?t Ihr an eine andre Adresse bringen. Bei mir verfangt er nicht. Also Dank fur den Drink und damit hallo!«

Er wendete sich scharf auf dem Absatze um und ging rasch davon, indem er sich leise sagte:»Also wirklich dieser Brinkley! Und Cornel nennt er sich jetzt! Der Kerl hat nichts Gutes vor. Wer wei?, wie lange man sich mit ihm an Bord befindet. Ich werde die Augen offen halten.«

Brinkley hatte zwar den ersten Teil der Wette gewonnen, blickte aber gar nicht sehr siegreich drein. Seine Miene war eine andre geworden; sie bewies, da? er sich argerte. Er hatte gehofft, da? Gro?er sich weigern und dann durch Drohungen zum Trinken zwingen lassen werde; dieser aber war der Klugere gewesen, hatte erst getrunken und dann ganz offen gesagt, da? er zu klug sei, Veranlassung zu einem Krakehl zu geben. Das wurmte den Cornel. Dann naherte er sich, nachdem er sich das Glas hatte wieder fullen lassen, seinem zweiten Opfer, dem Indianer.

Mit Gro?er waren namlich zwei Indsmen mit an Bord gekommen, ein alterer und ein junger, welcher vielleicht funfzehn Jahre zahlen mochte. Die unverkennbare Ahnlichkeit ihrer Gesichtszuge lie? vermuten, da? sie Vater und Sohn seien. Sie waren so gleich gekleidet und bewaffnet, da? der Sohn als das genaue, verjungte Spiegelbild des Vaters erschien.

Ihre Anzuge bestanden aus ledernen, an den Seiten ausgefransten Leggins und gelb gefarbten Mokassins. Ein Jagdhemd oder Jagdrock war nicht zu sehen, da sie den Leib von den Schultern an in jene Art bunt schillernder Zunidecken, von denen das Stuck oft uber sechzig Dollar kostet, gehullt hatten. Das schwarze Haar war schlicht nach hinten gekammt und fiel dort bis auf den Rucken herab, was ihnen ein frauenhaftes Aussehen verlieh. Ihre Gesichter waren voll, rund und besa?en einen au?erst gutmutigen Ausdruck, welcher dadurch erhoht wurde, da? sie ihre Wangen mit Zinnober hochrot gefarbt hatten. Die Flinten, welche sie in den Handen hielten, schienen zusammen keinen halben Dollar wert zu sein. Uberhaupt sahen die beiden ganz und gar ungefahrlich aus, und so seltsam dazu, da? sie, wie bereits erwahnt, das Gelachter der Trinker erregt hatten. Sie waren, als ob sie sich vor andern Menschen furchteten, scheu auf die Seite gegangen und lehnten nun an einem aus starkem Holze gefertigten mannshohen, ebenso breiten und gleich langen Kasten. Dort schienen sie auf nichts zu achten, und selbst als der Cornel jetzt auf sie zukam, erhoben sie die Augen nicht eher, als bis er hart vor ihnen stand und sie anredete:»Hei?es Wetter heut! Oder nicht, ihr roten Burschen? Da thut ein Trunk wohl. Hier, nimm, Alter, und schutte es auf die Zunge!«

Der Indianer ruhrte kein Glied und antwortete in gebrochenem Englisch:»Not to drink — nicht trinken.«

«Was, du willst nicht?«brauste der Besitzer des roten Kehlbartes auf.»Es ist ein Drink, verstanden, ein Drink! Diesen zuruckgewiesen zu sehen, ist fur jeden veritablen Gentleman, wie ich einer bin, eine blutige Beleidigung, welche mit dem Messer vergolten wird. Doch, vorher mu? ich wissen, wer du bist. Wie hei?est du?«

«Nintropan-hauey, «antwortete der Gefragte ruhig und bescheiden.

«Zu welchem Stamme gehorst du?«

«Tonkawa.«

«Also zu den zahmen Roten, welche sich vor jeder Katze furchten, verstanden, vor jeder Katze, und wenn es auch nur das kleinste Katzchen ware. Mit dir werde ich kein Federlesens machen. Also, willst du trinken?«

«Ich nicht trinken Feuerwasser.«

Er sagte das trotz der Drohung, welche der Cornel ausgesprochen hatte, ebenso ruhig, wie vorher. Der letztere aber holte aus und gab ihm eine schallende Ohrfeige.

«Hier dein Lohn, du roter Feigling!«rief er aus.»Ich will mich nicht anders rachen, weil so eine Canaille zu tief unter mir steht.«

Kaum war der Hieb erteilt, so fuhr die Hand des Indianerknaben unter die Zunidecke, jedenfalls nach einer Waffe und zugleich flog sein Blick zum Gesicht seines Vaters empor, was dieser jetzt thun und sagen werde. Das Gesicht des Roten war ein so ganz andres geworden, da? man es jetzt fast nicht hatte wiedererkennen mogen. Seine Gestalt schien emporgewachsen zu sein, seine Augen leuchteten auf, und uber seine Zuge zuckte eine plotzlich lebendig gewordene Energie. Aber ebenso schnell senkten sich seine Wimpern wieder nieder; sein Korper fiel zusammen, und sein Gesicht nahm den vorherigen ergebenen Ausdruck an.

«Nun, was sagst du dazu?«fragte der Cornel hohnisch.

«Nintropan-hauey danken.«

«Hat dir die Ohrfeige so sehr gefallen, da? du dich fur sie bedankst? Nun, da hast du noch eine!«

Er holte abermals aus, schlug aber, da der Indianer den Kopf blitzschnell senkte, mit der Hand gegen den Kasten, an welchem die Indsmen lehnten, da? es einen lauten, hohlen Ton ergab. Da erscholl von innen erst ein kurzes, scharfes Knurren und Fauchen, welches schnell zu einem wilden, gra?lichen Schrei anschwoll, dem ein solches donnerahnliches Brullen folgte, da? man meinte, das Schiff erzittere unter diesen entsetzlichen Tonen.

Der Colonel sprang einige Schritte zuruck, lie? das Glas fallen und schrie mit erschrockener, heftig gellender Stimme:»Heavens! Was ist das? Welch eine Bestie steckt in diesem Kasten? Ist das erlaubt? Man kann vor Schreck den Tod oder wenigstens die Epilepsie davontragen!«

Der Schrecken hatte nicht nur ihn, sondern auch die andern Passagiere ergriffen. Die an Deck sich befindenden Manner hatten ebenso wie der Cornel laut aufgeschrieen. Nur vier von ihnen hatten mit keiner Wimper gezuckt, namlich der Schwarzbartige, welcher jetzt ganz vorn am Bug sa?, der riesenhafte Herr, welchen der Cornel zum dritten Drink einladen wollte und die beiden Indianer. Diese vier Personen hatten ebensowenig wie die andern gewu?t, da? sich ein wildes Tier an Bord und zwar dort in dem Kasten befinde, aber sie besa?en eine so gro?e und langgeubte Selbstbeherrschung, da? es ihnen nicht schwer wurde, ihre Uberraschung zu

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