den vier Männern ein Wort gesprochen; seine Aussage konnte aber nicht weiter kontrolliert werden, und Gibson hatte keine Ursache, an ihrem Werte zu zweifeln.

»Es wird jedenfalls zu verhüten sein, daß alle vier gleichzeitig Wache haben, sagte der Kapitän. Bringen Sie mir immer die beiden Engländer mit Hobbes und Wickley, und den Irländer und den Amerikaner mit Burnes und Vin Mod zusammen. Das dürfte sicherer sein.

- Wie Sie wünschen, Kapitän; ich wiederhole Ihnen aber: einmal draußen auf hoher See, werden sie schon ihre Schuldigkeit tun. Nur beim Aufenthalt in einem Hafen, und vorzüglich in Wellington, müssen die Leute streng überwacht werden. Jedenfalls dürfen sie keinen Landurlaub bekommen, sonst kehrten sie vielleicht nicht wieder an Bord zurück!

- Mag sein, Balt, Vertrauen flößen sie mir aber nicht ein, und wenn ich in Wellington für sie andere einstellen kann.

- So werden sie abgemustert,« stimmte der Bootsmann ein.

Flig Balt wollte nicht widersprechen, um nicht den Schein zu

erwecken, daß ihm an diesen »Gelegenheits-Matrosen« besonders gelegen wäre.

»Ich kann Ihnen nur versichern, Kapitän, setzte er noch hinzu, daß ich mein Bestes getan habe, und große Auswahl hatte ich ja auch nicht!«

Gibson begab sich nach dem Hinterdeck zu dem Manne am Ruder, während Flig Balt nach dem Vorderdeck ging, um den Anker aufwinden und am Deck festlegen zu lassen, sobald die Segel in Ordnung wären.

Der Kapitän beobachtete den Kompaß in der Messingumhüllung, der auf einer Art Säule frei vor dem Steuer stand, sah dann nach dem Wimpel am Top des Großmastes und hierauf nach der britischen Flagge, die an der Gaffel des Briggsegels im Winde flatterte.

Noch schwankte der »James-Cook« an seiner Kette inmitten des Hafens. Der von Nordwesten wehende Wind mußte sein Auslaufen begünstigen. Wenn das Schiff durch den Kanal bis zum Chalmershafen gekommen war, fand es auch eine günstige Brise, längs der Ostküste Neuseelands bis zu der, die beiden Inseln trennenden Meerenge hinabzusegeln. Einige vor dem Kanal verankerte Fahrzeuge nötigten es jedoch, erst seitwärts zu steuern, wodurch es sehr in die Nähe des Kais kam, der, von ihm zur Rechten, den Hafen begrenzte.

Gibson erteilte seine Befehle. Nach einander wurden die beiden Marssegel, dann das Focksegel, hierauf die Klüver- und das Briggsegel gehißt. Dabei zeigte es sich überall, daß Len Cannon und seine Kameraden ihre Sache verstanden, und wenn sie nach den Stengen der Bramsegel hinaufzusteigen hatten, geschah das in einer Weise, die deutlich zeigte, daß sie für den Dienst als Marsgasten nichts mehr zu lernen brauchten.

Der schon aufgerichtete Anker wurde in dem Augenblick aufgewunden, wo man die Schoten anzog, um der Brigg die gewünschte Richtung zu geben. Flig Balt und Vin Mod konnten während dieses Manövers einige Worte wechseln.

»Na, sagte der zweite, unsere Neuen machen ja ihre Sache gut.

- Ganz wie sich's gehört, Mod.

- Noch drei solche Burschen, und wir hätten die Mannschaft, die wir brauchen.

- Und das Schiff, das wir brauchen, obendrein, setzte Flig Balt halblaut hinzu.

- Und auch den Kapitän, den wir brauchen!« erklärte Vin Mod, der die Hand an die Mütze legte, als stände er vor seinem Vorgesetzten.

Flig Balt bedeutete ihm, zu schweigen, aus Furcht, daß die Worte von dem Schiffsjungen verstanden werden könnten, der eben beschäftigt war, die Schote des kleinen Klüversegels umzulegen. Der Bootsmann schickte sich schon an, nach dem Volkslogis zu gehen, als Vin Mod ihn noch fragte, wie die vier Stammgäste der »Three-Magpies« dem Kapitän denn gefallen hätten.

»O, nicht besonders, antwortete Flig Balt.

- Ja freilich, äußerlich machen sie gerade keinen einnehmenden Eindruck, gab Vin Mod zu.

- Es würde mich gar nicht wundern, wenn er sie schon in Wellington ablohnte, sagte Flig Balt.

- Um in Wellington vor Anker zu gehen, meinte Vin Mod, die Achseln zuckend, müßte man freilich nach Wellington steuern. Ich hoffe aber, wir kommen überhaupt nicht dahin und es wird dort niemand ausgesetzt.

- Keine Unklugheiten, Mod.

- Nun also. Flig Balt, der Kapitän ist nicht zufrieden?

- Nein.

- Was tut das, wenn wir's nur sind?«

Der Bootsmann begab sich nach dem Hinterdeck.

»Nun. ist alles in Ordnung? fragte ihn Gibson.

- Alles, Herr Kapitän.«

Der »James-Cook« schlug nun eine Richtung ein, mit der er sich dem Kai näherte, dessen Kopf er in kaum einer halben Kabellänge Entfernung umschiffen mußte.

Hier hatte sich eine Gruppe von Seeleuten und müßigen Zuschauern gesammelt, für die ein Fahrzeug unter Segel allemal ein gewisses Interesse haben. Seit mehreren Wochen war man dieses Anblickes beraubt gewesen, da die Schiffe hier ihren Ankerplatz nicht hatten verlassen können.

In der Gruppe befanden sich aber auch einige Polizisten, deren Aufmerksamkeit dem »James-Cook« ganz besonders gewidmet schien, das zeigte sich in ihrer Haltung und in ihren Bewegungen. Zwei oder drei der Beamten liefen sogar ganz vorn nach dem Kopfende des Kais, wo die Brigg ganz nahe vorbeikommen mußte.

Offenbar gehörten diese Polizisten - Flig Balt und Vin Mod konnten sich darüber gar nicht täuschen - zu denen, die sie gestern in der Schenke Adam Frys gesehen hatten. Len Cannon und seine Kameraden liefen also Gefahr, erkannt zu werden, und wer weiß, ob der »James- Cook«, wenn er angerufen und ihm befohlen wurde, beizudrehen, nicht in die Lage kam, die Matrosen aus den »Three-Magpies« wieder auszuliefern.

Der Kapitän Gibson jedoch, der nun einmal entschlossen war, die neuen Leute streng zu beobachten, fand es zweckmäßiger, sie zu behalten, was es ihm wenigstens ermöglichte, in See zu gehen, und er wäre ja in die größte Verlegenheit gekommen, wenn er die Matrosen wieder der Polizei überlassen müßte. Nach wenigen Worten, die ihm Flig Balt hastig zuflüsterte, stimmte er auch zu, daß Vin Mod sofort, und ehe sie bemerkt würden, Len Cannon, Sexton, Kyle und Bryce vom Deck wegschickte.

»Hinunter!. Hinunter!« rief Vin Mod ihnen zu.

Die Matrosen warfen einen flüchtigen Blick nach dem Kai, sie erkannten sofort die Lage der Dinge und verschwanden eiligst durch die Treppenkappe. Am Deck wurden sie gerade jetzt nicht mehr gebraucht, denn der Steuermann konnte den »James-Cook« ohne weitere Veränderung der Segelstellung nach dem Kanale führen.

Die Brigg näherte sich dem Ende des Kais immer mehr und fuhr sogar noch dichter, als es die Schiffe sonst tun, an dieses heran, da sie eben noch einem amerikanischen Dampfer ausweichen mußte, der ihr unter den kreischenden Tönen seiner Heulpfeife entgegenkam.

Die Polizisten konnten sich also die Matrosen an Bord leicht genau ansehen, und

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