Simon R. Green

KRIEG DER WACHTER

MENSCHEN SIND STERBLICH,

ABER DAMONEN SIND UNVERGANGLICH

Mein Name ist Bond. Shaman Bond. Der total geheime Geheimagent.

Einst war alles, was zwischen der Welt, die Sie kennen, und den Machten der Finsternis stand, meine Familie. Durch unsere goldene Rustung stark und machtig, bekampften wir um Ihretwillen die Monster und beschutzten Sie vor ihnen. Von klein auf wurde jedes Mitglied unserer Familie dazu erzogen, unter gro?ter Geheimhaltung den guten Kampf zu kampfen. Damit Sie nie erfahren mussten, in was fur einer gefahrlichen Welt Sie wirklich leben.

Ich war ein Frontagent, mit der Lizenz zum Treten in ubernaturliche Arsche. Ihr Ritter ohne Furcht und Tadel, der die Wolfe von Ihrer Tur fernhielt.

Und dann fand ich heraus, dass alles eine Luge war. Meine Familie beschutzte die Welt nicht - wir regierten sie, aus dem Dunkel heraus. Und die prachtige goldene Rustung, die aus uns so viel mehr als Menschen machte, forderte einen geheimen Preis, der zu furchtbar war, um ihn weiter zu zahlen. Also brachte ich meine Familie zu Fall. Und fur meine Sunden ubertrugen sie mir die Leitung. Um die Familie zu fuhren und ihre Ehre wiederherzustellen.

Mein wahrer Name ist Eddie Drood. Ich bin die letzte Hoffnung der Welt.

Und die Welt, sie steckt in gro?en Schwierigkeiten.

Kapitel Eins

Ganz normale Tage

Die Welt ist nicht das, wofur Sie sie halten. Teufel auch, nicht mal London ist das, wofur Sie es halten. Hinter jeder Ecke gibt es Monster, in jedem Schatten lauern Kreaturen und es finden mehr finstere Verschworungen und geheime Kriege statt als es Damonen in der Holle gibt. Naturlich erfahren Sie nie etwas davon, weil die Drood-Familie uberall Frontagenten hat, die die Lage unter Kontrolle halten und dafur sorgen, dass alle nett zueinander sind. Sind sie es nicht, toten wir sie. Wir halten nichts von zweiten Chancen; wir halten etwas davon, die Brande auszutreten, bevor sie sich ausbreiten konnen.

Meine Familie kummert sich seit fast zweitausend Jahren darum, dass die Welt ein sicherer Ort ist. Wir sind sehr gut darin.

Und dann entdeckte ich die Wahrheit hinter den Lugen, und nichts ergab mehr Sinn. Als ich das letzte Mal meine nette kleine Wohnung in London besuchte, mein Zuhause in angemessener Entfernung von meinem Haus, schien mein Leben noch einen gewissen Sinn zu ergeben. Ich war ein erfahrener Frontagent, samt Tarnname und Tarnidentitat und der wunderbaren goldenen Rustung, die mich zu so viel mehr als einem Menschen machte. Ich ging hin, wo die Familie mich hinschickte, tat, was mir gesagt wurde, und nie ware es mir auch nur in den Sinn gekommen, Fragen zu stellen. Es war mein Job, die Welt vor dem zu beschutzen, was an finsteren und niedertrachtigen Machten in der jeweiligen Woche gerade ein paar hinter die Loffel brauchte, und ich war dafur bekannt, dass ich diesen Job auch erledigte, egal welche Komplikationen er mit sich bringen mochte. Ich wusste, wer die Guten und wer die Bosen waren.

Nichts wusste ich.

Meine Wohnung lag in Knightsbridge; ein gemutliches Apartment in einer wirklich netten Gegend, wo niemand wusste, wer ich wirklich war. Ich verdiente genug, um ein sowohl stilvolles als auch sorgenfreies Leben zu fuhren, und keiner belastigte mich. So sah mein Leben aus, noch vor wenigen Monaten. Bis eines Tages, ohne Vorwarnung, die Familie mich grundlos zum Vogelfreien erklarte und ich mich auf die Flucht begeben musste, um mein Leben zu retten. Auf der Suche nach Antworten fand ich die schreckliche Wahrheit uber meine Familie und die Welt heraus, und seitdem ist nichts mehr, wie es einmal war.

Und jetzt war ich wieder hier in London und neben mir sa? die wilde Waldhexe Molly Metcalf, wahrend ich mein neues Auto durch die zumeist menschenleeren Stra?en lenkte. Es war fruh am Morgen, die Sonne gerade erst aufgegangen, die Vogel sangen sich die kleinen Herzen aus dem Leib und in der Luft lag diese erwartungsfrohe Alles-kann-passieren-Atmosphare, die von allen gro?en Stadten am Beginn des Tages ausgeht. Molly Metcalf, Anarchistin, Terroristin und eine ganze Anzahl anderer -istinnen, die damit zu tun hatten, den ma?geblichen Regierungsstellen Scherereien zu machen, rekelte sich zufrieden auf dem Beifahrersitz und trommelte auf dem Armaturenbrett mit beiden Handen einen Rhythmus, um das Breed 77-Album zu begleiten, das uber die Musikanlage des Wagens lief. Eine Frau wie eine kleine und zerbrechliche China Doll mit kurz geschnittenen schwarzen Haaren, riesigen dunklen Augen und gro?en Brusten. Sie trug einen schwarzen, hautengen einteiligen Lederanzug, dazu ein Hexenmesser, das an einer langen Silberkette um ihren Hals hing. Molly gehorte fruher zu den Bosen … Sie gehorte vermutlich immer noch dazu, je nach dem, wie man es betrachtete. Wir haben eine Menge gemeinsamer Vergangenheit und versuchten fruher sogar einige Male, uns gegenseitig umzubringen, wenn wir auf verschiedenen Seiten einer Mission gelandet waren. Inzwischen unterhalten wir eine feste Beziehung und ich ware in schwerer Bedrangnis, wenn ich sagen musste, wen von uns das mehr uberraschte.

Ich, ich bin nur ein weiteres Gesicht in der Menge, dazu ausgebildet, unauffallig mit ihr zu verschmelzen. Und ich habe noch nie im Leben einen Wodka-Martini - geschuttelt, nicht geruhrt! - bestellt.

Unter volliger Missachtung von Ampeln, Verkehrsvorschriften und jeglichen Formen von Anstandsregeln fur den Stra?enverkehr lie? ich den neuen Wagen durch die Stra?en donnern. Genau genommen war es allerdings gar kein neuer Wagen. Meinen geliebten Hirondel hatte ich wahrend meiner Zeit auf der Flucht aufgeben und zerstoren mussen, aber ich hatte den Waffenmeister, unseren Familienexperten fur Waffen und anderes Agentenspielzeug, dazu bewegen konnen, mich mit einem neuen Satz Rader zu versorgen. Ich fuhr jetzt ein liebevoll restauriertes 1933er-Viereinhalb-Liter-Bentley-Cabrio mit Stoffverdeck in Renngrun mit Lederinterieur und einem Amherst-Villiers-Kompressor unter der langen, glanzenden Motorhaube. Der Wind schlug nach meinen Haaren, wahrend wir dahinbrausten, und ich schaltete ofter, als streng genommen notig war, nur um anzugeben. Es war eine gro?artige grune Bestie von einem Auto, hollisch elegant und gelassen glamouros auf jene Art, die moderne Autos nicht einmal mehr anstreben. Ich knallte den nachsten Gang rein, trat aufs Gas, und der Bentley schoss vorwarts wie ein Jagdhund, den man von der Leine gelassen hatte. Molly jauchzte vor Freude und genoss die Geschwindigkeit und die Beschleunigung.

»Das ist ein Wahnsinnswagen, Eddie! Wo hast du ihn geklaut?«

»Er hat einmal meinem Onkel Jack gehort«, schrie ich uber das Drohnen des Motors zuruck. »Damals in den Funfzigern, auf dem Hohepunkt des Kalten Krieges, als er in Osteuropa tatig war und ohne Rucksicht auf Verluste Buschfeuer austrat. Es hei?t, er habe personlich drei Weltkriege verhindert und um ein Haar selbst einen ausgelost, als er mit der Frau eines Politikers im Bett erwischt wurde. Und seiner Geliebten. Onkel Jack ging in der Folge naturlich zu schnelleren und protzigeren Wagen uber, aber seine Zuneigung zu diesem hier hat ihn nie verlassen, und deshalb hat er ihn jahrelang in Schuss gehalten. Selbstverstandlich hat er ihn mit Spezialanfertigungen vollgepackt; als Waffenmeister der Familie musste er immer das beste Spielzeug haben.«

»Was zum Beispiel?«

Ich grinste. Ich musste einfach. »Kugelsicheres Chassis, kugelsichere Scheiben, mit Silikon-Gel gefullte Reifen, die nicht plattzukriegen sind, Maschinengewehre vorn und achtern, die zweitausend Explosivnadelgeschosse pro Minute abfeuern konnen. EMP-sicher, zauberspruchsicher, fluchsicher, dazu all die ublichen versteckten Extras. Die Bedienungsanleitung ist so dick wie das Londoner Telefonbuch. Als Kinder studierten wir sie fruher alle eifrig in der Bibliothek und traumten von dem Tag, wo wir Frontagenten sein und solche Autos fahren wurden. Ach und ubrigens - versuch nicht, den Zigarettenanzunder zu benutzen:

Вы читаете Krieg der Wachter
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату
×