Fleur hoflich Beifall spendeten. Er winkte zu ihnen hoch und sie winkten mit strahlenden Gesichtern zuruck.

»Nun… auf meinen Pfiff, Harry und Cedric!«, sagte Bag-man.»Drei – zwei – eins -«

Er blies kurz und kraftig in seine Trillerpfeife und Harry und Cedric liefen in den Irrgarten hinein.

Die hoch aufragenden Hecken warfen schwarze Schatten uber den Weg, und war es nun, weil sie so hoch und dicht gewachsen oder weil sie verzaubert waren, jedenfalls erstarb der Larm der Menge, kaum hatten sie den Irrgarten betreten. Harry kam es fast so vor, als ware er wieder unter Wasser. Er zog seinen Zauberstab, murmelte»Lumos«und horte, wie Cedric dicht hinter ihm das Gleiche tat.

Nach gut vierzig Metern gelangten sie zu einer Gabelung. Sie sahen sich an.»Bis spater«, sagte Harry und wandte sich nach links, wahrend Cedric den rechten Weg nahm.

Harry horte Bagman zum zweiten Mal pfeifen. Nun hatte Krum den Irrgarten betreten. Harry beschleunigte seine Schritte. Der Weg, den er gewahlt hatte, schien vollig ausgestorben. Er wandte sich nach rechts, hastete weiter und hielt den Zauberstab hoch uber seinem Kopf, um so weit wie moglich sehen zu konnen. Noch immer war nichts Bedrohliches zu entdecken.

In der Ferne gellte zum dritten Mal Bagmans Pfeife. Jetzt waren alle Champions im Irrgarten.

Harry warf immer wieder einen Blick zuruck. Das altbekannte Gefuhl, beobachtet zu werden, hatte erneut von ihm Besitz ergriffen. Der Himmel hoch oben farbte sich allmahlich konigsblau und mit jeder Minute wurde es dunkler im Irrgarten. Er stie? auf eine zweite Gabelung.

»Weise mir die Richtung«, flusterte er seinem Zauberstab zu und legte ihn auf seine flache Hand.

Der Zauberstab drehte sich einmal im Kreis und wies dann mit der Spitze nach rechts in die undurchdringliche Hecke. Da war also Norden, und Harry wu?te, da? er nach Nordwesten gehen mu?te, um die Mitte des Irrgartens zu erreichen. Das Beste war, den linken Abzweig zu nehmen und so bald wie moglich wieder nach rechts zu gehen.

Auch dieser Weg lag wie ausgestorben da, und als Harry einer Biegung nach rechts gefolgt war, fand er den Weg wiederum frei. Er wu?te nicht, warum, aber das Fehlen von Hindernissen lie? seine Nerven flattern. Er hatte inzwischen doch sicher auf irgend etwas sto?en mussen? Es war, als ob der Irrgarten ihn verfuhren wollte, sich in einem falschen Gefuhl der Sicherheit zu wiegen. Dann horte er, wie sich direkt hinter ihm etwas bewegte. Er streckte den Zauberstab aus, doch es war Cedric, der gerade von rechts her aus einem Pfad gesturzt kam. Er sah schwer mitgenommen aus. Ein Armel seines Umhangs rauchte.

»Hagrids Knallrumpfige Kroter!«, fauchte er.»Die sind riesig geworden – hatten mich fast umgebracht!«

Kopfschuttelnd tauchte er in die Dunkelheit eines anderen Pfades ein. Auch Harry war an einer Begegnung mit den Krotern uberhaupt nicht interessiert und er hastete davon. Dann, nach einer Biegung -

Ein Dementor glitt auf ihn zu. Vier Meter gro?, das Gesicht von der Kapuze verborgen, die verwesenden, schorfigen Hande ausgestreckt, drang er vor, blindlings den Weg zu Harry erspurend. Harry konnte seinen rasselnden Atem horen; klamme Kalte kroch ihm uber die Haut, doch er wu?te, was er zu tun hatte…

Er stellte sich das glucklichste Ereignis vor, das ihm einfiel, und konzentrierte sich mit aller Kraft auf die Vorstellung, aus dem Irrgarten zu kommen und mit Ron und Hermine zu feiern. Zugleich hob er den Zauberstab und schrie:»Expecto patronum!«

Ein silberner Hirsch brach aus der Spitze seines Zauberstabs hervor und galoppierte auf den Dementor zu, der ubersturzt zuruckwich und uber den Saum seines Umhangs stolperte… Harry hatte einen Dementor noch nie stolpern sehen.

»Wart mal!«, rief er und drang im Schutz seines silbrigen Patronus vor,»du bist ein Irrwicht! Riddikulus!«

Es gab einen lauten Knall und der Gestaltwechsler verpuffte zu einem Rauchwolkchen. Der silbrige Hirsch verschwamm und loste sich auf. Harry wunschte, er ware geblieben, einen Gefahrten hatte er gut gebrauchen konnen… doch er ging, so schnell und leise er konnte, weiter, lauschte angestrengt und hielt den Zauberstab hoch uber sich.

Links… rechts… wieder links… zweimal stand er vor der Heckenwand einer Sackgasse. Wieder holte er sich Rat beim Vier-Punkte-Zauber und stellte fest, da? er zu weit nach Osten gegangen war. Er drehte um, nahm eine Biegung nach rechts und sah einen merkwurdigen goldenen Nebelschleier vor sich schweben.

Harry naherte sich vorsichtig, die Spitze des Zauberstabs auf den Nebel gerichtet. Mit Sicherheit war er verwunschen. Vielleicht konnte er ihn ja aus dem Weg blasen.

»Reductio!«, sagte er.

Der Fluch scho? geradewegs durch den Nebel, ohne den kleinsten Wirbel zu hinterlassen. Das hatte er eigentlich wissen mussen, uberlegte er; der Reduktor-Fluch wirkte nur bei festen Gegenstanden. Was wurde geschehen, wenn er durch den Nebel liefe? Sollte er es darauf ankommen lassen oder lieber kehrtmachen?

Er zogerte noch, als ein Schrei die Stille durchbrach.

»Fleur?«, rief Harry.

Wieder Stille. Er spahte umher. Was war ihr zugesto?en? Ihr Schrei schien von vorn gekommen zu sein. Er holte tief Luft und sturzte sich in den verwunschenen Nebel.

Die Welt kippte auf den Kopf. Harry hing vom Erdboden herab, mit gestraubten Haaren, die Brille am Ohr baumelnd, drauf und dran, in die unendliche Tiefe des Himmels zu sturzen. Er druckte sich die Brille auf die Nase. Starr vor Schreck hing er da, und es fuhlte sich ganz so an, als waren seine Schuhsohlen an das Gras geklebt, das nun zur irdenen Decke geworden war. Unter ihm erstreckte sich die endlose Weite des dunklen, sternfunkelnden Himmels. Er furchtete, wenn er auch nur einen Fu? bewegte, wurde er fur immer von der Erde fallen.

Denk nach, sagte er sich, und alles Blut rauschte ihm in den Kopf, denk… Doch keiner der Zauber, die er geubt hatte, taugte dazu, eine solche Verkehrung von Himmel und Erde zu bekampfen. Sollte er es wagen, einen Fu? zu bewegen? Das Blut pochte ihm in den Ohren. Er hatte nur zwei Moglichkeiten – es doch versuchen und sich bewegen oder rote Funken spruhen; die Lehrer wurden ihn retten und dann war das Turnier fur ihn gelaufen.

Er schlo? die Augen, weil er den endlosen Raum unter sich nicht sehen wollte, und zog seinen rechten Fu? mit aller Kraft vom Gras weg.

Sofort kippte die Welt wieder ins Lot. Harry fiel mit den Knien auf den wunderbar festen Boden. Einige Augenblicke war er gelahmt vor Schreck. Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen, dann stand er auf und rannte weiter, hinaus aus dem goldenen Nebel, der ihn, als er einen Blick uber die Schulter warf, im Mondlicht unschuldig anglitzerte.

An einer Wegkreuzung blieb er stehen und sah sich nach einem Zeichen von Fleur um. Er war sich sicher, da? sie es gewesen war, die geschrien hatte. Was war ihr begegnet? War sie verletzt? Rote Funken waren nirgends zu sehen – hatte sie sich nun aus der Gefahr befreit oder sa? sie in der Falle und konnte ihren Zauberstab nicht erreichen? Mit einem Gefuhl wachsenden Unbehagens nahm Harry den rechten Abzweig… doch zugleich wurde er den Gedanken nicht los, da? ein Champion raus war…

Der Pokal mu?te jetzt irgendwo in der Nahe sein und offenbar war Fleur nicht mehr im Rennen. War er nicht doch ziemlich weit gekommen? Was, wenn er es tatsachlich schaffte zu gewinnen? Zum ersten Mal, seit er uberraschend Champion geworden war, sah er sich selbst, ganz fluchtig, wie er vor der ganzen Schule den Trimagischen Pokal in die Hohe hielt.

Die nachsten zehn Minuten traf er auf nichts, au?er auf die Heckenmauern von Sackgassen. Zweimal nahm er dieselbe falsche Abzweigung. Schlie?lich fand er eine neue Strecke, auf der er entlangtrabte, wobei der zittrige Lichtstrahl aus dem Zauberstab seinen Schatten in grotesken Gestalten uber die Heckenwande huschen lie?. Wieder bog er um eine Ecke – und stand vor einem Knallrumpfigen Kroter.

Cedric hatte Recht – er war tatsachlich gigantisch. Uber drei Meter lang, sah er am ehesten aus wie ein Riesenskorpion. Der lange Stachel war drohend uber den Rucken gebogen. Der dicke Panzer schimmerte im Licht des Zauberstabs, den Harry auf ihn gerichtet hatte.

»Stupor!«

Der Fluch schlug gegen den Panzer des Kroters und prallte zuruck; Harry duckte sich gerade noch rechtzeitig, doch schon roch es nach verbranntem Haar; der Fluch hatte ihm den Schopf versengt. Der Kroter lie? einen Feuersto? aus seinem Rumpf knallen und schleuderte auf Harry zu.

»Impedimenta!«, rief Harry. Wieder traf der Fluch den Panzer des Kroters und prallte schrag weg; Harry stolperte ein paar Schritte ruckwarts und fiel rucklings zu Boden.»IMPEDIMENTA!«

Nur noch Zentimeter von Harry entfernt erstarrte der Kroter – Harry hatte es geschafft, ihn in den panzerlosen, fleischigen Bauch zu treffen. Keuchend stemmte er sich von dem Vieh weg und rannte, so schnell er konnte, in die andere Richtung – der Lahmzauber hielt nicht lange vor, der Kroter wurde jeden Augenblick seine Beine wieder benutzen konnen.

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