Lord Voldemort besitzt ein gro?es Talent, Zwietracht und Feindseligkeit zu verbreiten. Dem konnen wir nur entgegentreten, wenn wir ein nicht minder starkes Band der Freundschaft und des Vertrauens knupfen. Unterschiede in Lebensweise und Sprache werden uns nicht im Geringsten storen, wenn unsere Ziele die gleichen sind und wir den anderen mit offenen Herzen begegnen.

Es ist meine Uberzeugung – und noch nie habe ich so sehr gehofft, mich zu irren -, da? auf uns alle dunkle und schwere Zeiten zukommen. Manche von euch hier haben bereits spurbar unter der Hand Lord Voldemorts gelitten. Viele eurer Familien wurden entzweigerissen. Vor einer Woche wurde ein Schuler aus unserer Mitte genommen.

Denkt an Cedric. Erinnert euch an ihn, wenn einmal die Zeit kommt, da ihr euch entscheiden mu?t zwischen dem, was richtig ist, und dem, was bequem ist. Denkt daran, was einem Jungen, der gut und freundlich und mutig war, geschah, nur weil er Lord Voldemort in die Quere kam. Erinnert euch an Cedric Diggory.«

* * *

Harrys Koffer war gepackt, obenauf thronte Hedwig in ihrem Kafig.

Zusammen mit den anderen Viertkla?lern warteten Harry, Ron und Hermine in der uberfullten Eingangshalle auf die Kutschen, die sie zum Bahnhof Hogsmeade bringen sollten. Wieder war es ein herrlicher Sommertag. Wenn er am Abend ankam, uberlegte Harry, wurde es hei? sein im Ligusterweg, die Garten uppig grun, die Blumenbeete ein Rausch von Farben. Doch der Gedanke machte ihm uberhaupt keine Freude.

»'Arry!«

Er wandte sich um. Fleur Delacour kam die Steintreppe zum Schlo? hochgerannt. Hinter ihr, in weiter Entfernung, konnte er erkennen, wie Hagrid Madame Maxime behilflich war, zwei ihrer Riesenpferde anzuschirren. Die Beaux-batons-Kutsche wurde bald in die Lufte steigen.

»Wir se'en uns wieder, 'offe isch«, sagte Fleur, als sie vor ihm stand und ihm die Hand darbot.»Isch 'offe, isch bekomme einen Job 'ier, damit isch mein Englisch aufbessern kann.«

»Es ist doch schon sehr gut«, sagte Ron mit merkwurdig erstickter Stimme.

Fleur schenkte ihm ein Lacheln; Hermine blickte finster drein.

»Auf Wiedersehen, 'Arry«, sagte Fleur und wandte sich zum Gehen.»Es war mir ein Vergnugen, disch kennen zu lernen!«

Harrys Laune konnte einfach nicht anders, als sich ein wenig zu bessern; er sah Fleur nach, wie sie mit wehendem Haar ins Sonnenlicht tauchte und zu Madame Maxime hinubereilte.

»Wie kommen eigentlich die Durmstrangs zuruck?«, fragte Ron.»Glaubst du, die konnen dieses Schiff ohne Karkaroff steuern?«

»Karkaroff hat nicht gesteuert«, sagte eine ruppige Stimme.»Er lag die ganze Zeit in seine Kabine und hat uns die Arbeit mache lasse.«Krum war gekommen, um sich von Hermine zu verabschieden.»Kann ich kurz mit dir sprecke?«, fragte er.

»Oh… ja… naturlich«, sagte Hermine, offensichtlich ein wenig geschmeichelt, und verschwand mit Krum in der Menge.

»Beeil dich aber!«, rief ihr Ron nach.»Die Kutschen sind bestimmt gleich da!«

Allerdings lie? er Harry nach den Kutschen Ausschau halten und reckte minutenlang den Kopf uber die Menge, um zu sehen, was Krum und Hermine wohl miteinander trieben. Sie kehrten jedoch bald zuruck. Ron starrte Hermine an, doch ihre Miene blieb unbewegt.

»Ich mochte Diggory«, sagte Krum unvermittelt zu Harry.»Er war immer hoflich zu mir. Immer. Obwohl ich aus Durmstrang kam – mit Karkaroff«, fugte er mit finsterem Blick hinzu.

»Habt ihr schon einen neuen Schulleiter?«, fragte Harry.

Krum zuckte die Achseln. Wie schon Fleur bot er ihnen die Hand an und verabschiedete sich erst von Harry, dann von Ron.

Ron sah ganz danach aus, als wurde er unter Qualen mit sich selbst ringen. Schon hatte sich Krum ein paar Schritte entfernt, als es aus ihm herausplatzte:»Kann ich ein Autogramm von dir haben?«

Hermine wandte sich ab und sah mit einem Lacheln zu, wie die pferdelosen Kutschen die Zufahrt heraufrollten, wahrend Krum, uberrascht zwar, doch nicht ohne Genugtuung, fur Ron seinen Namen auf einen Fetzen Pergament schrieb.

* * *

Das Wetter auf ihrer Ruckreise nach King's Cross war um Welten besser als bei ihrer Fahrt nach Hogwarts im vorigen September. Keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen. Harry, Ron und Hermine hatten es geschafft, ein Abteil fur sich zu ergattern. Pigwidgeon war wieder einmal unter Rons Festumhang verborgen, damit er nicht endlos schu-huhte; Hedwig hatte den Kopf unter einen Flugel gesteckt und war am Dosen, und Krummbein hatte sich auf einem freien Sitz eingekringelt und sah wie ein gro?es, rotlich gelbes Pelzkissen aus. Wahrend der Zug sie schnell nach Suden trug, unterhielten sich die drei so ausgiebig und freimutig wie seit einer Woche nicht mehr. Harry hatte das Gefuhl, Dumbledores Worte beim Abschiedsessen hatten etwas in ihm gelost. Es war keine solche Qual mehr, daruber zu reden, was geschehen war. Sie uberlegten hin und her, was Dumbledore wohl gerade unternahm, um Voldemorts Marsch aufzuhalten, und verstummten erst, als der Imbi?wagen kam.

Als Hermine mit ihrem Essen ins Abteil zuruckkehrte und ihren Geldbeutel wieder in die Schultasche steckte, zog sie eine Ausgabe des Tagespropheten heraus, die sie mitgenommen hatte.

Harry warf einen Blick darauf, nicht sicher, ob er wirklich wissen wollte, was sie wohl geschrieben hatten, doch Hermine folgte seinem Blick und sagte leise:»Da steht nichts drin. Du kannst selber nachsehen, aber sie bringen uberhaupt nichts. Ich hab jeden Tag geschaut. Nur eine kleine Meldung am Tag nach der dritten Runde, da? du das Turnier gewonnen hattest. Cedric haben sie nicht einmal erwahnt. Nichts von der ganzen Geschichte. Wenn du mich fragst, zwingt Fudge sie dazu, Stillschweigen zu bewahren.«

»Der wird doch Rita nie zum Schweigen bringen«, sagte Harry.»Nicht, wenn es um eine solche Geschichte geht.«

»Oh, Rita hat seit der dritten Runde nichts mehr geschrieben«, sagte Hermine in merkwurdig verhaltenem Ton.»Es ist namlich so«, fugte sie mit leisem Zittern in der Stimme hinzu,»da? Rita Kimmkorn eine ganze Weile lang gar nichts mehr schreiben wird. Au?er sie will, da? ich uber sie auspacke.«

»Wovon redest du uberhaupt?«, sagte Ron.

»Ich hab rausgefunden, wie sie unsere privaten Gesprache belauscht hat, obwohl sie eigentlich nicht aufs Schlo?gelande durfte«, kam es hastig aus Hermines Mund.

Harry hatte den Eindruck, da? Hermine ihnen das schon tagelang unbedingt hatte erzahlen wollen, es sich aber wegen all der anderen Geschehnisse verkniffen hatte.

»Und wie hat sie es angestellt?«, fragte Harry rasch.

»Wie hast du es rausgefunden?«, setzte Ron hinzu und starrte sie an.

»Na ja, eigentlich warst du es, der mich auf die Idee gebracht hat, Harry«, sagte sie.

»Tatsachlich?«, entgegnete Harry verdutzt.»Wie denn?«

»Wanzen«, sagte Hermine ausgelassen.

»Aber du hast doch gesagt, sie funktionieren nicht -«

»O nein, keine elektronischen Wanzen«, sagte Hermine.»Nein, wi?t ihr… Rita Kimmkorn«- in Hermines Stimme zitterte verhaltener Triumph -»ist ein nicht gemeldeter Animagus. Sie kann sich -«, Hermine zog ein kleines versiegeltes Einmachglas aus ihrer Tasche,»- in einen Kafer verwandeln.«

»Du machst Witze«, sagte Ron.»Du hast doch nicht… sie ist nicht etwa…«

»O doch, genau das ist sie«, juchzte Hermine und fuchtelte mit dem Glas vor ihren Augen herum.

Drin waren ein paar Zweige und Blatter und ein gro?er, fetter Kafer.

»Das ist doch nie und nimmer – du willst uns auf den Arm nehmen -«, flusterte Ron und hob das Glas an die Augen.

»Nein, will ich nicht«, strahlte Hermine.»Ich hab sie auf der Fensterbank im Krankensaal gefangen. Schaut euch den Kafer genau an, dann seht ihr, die Muster auf ihrem Fuhler sind genau die gleichen wie auf dieser bescheuerten Brille, die sie immer tragt.«

Harry nahm den Kafer unter die Lupe und stellte fest, da? sie vollkommen Recht hatte. Und jetzt fiel ihm auch

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