gebleckt…
Er stieg hoher. Der Drache reckte den Hals, bis es nicht mehr ging, und noch immer schwenkte er den Kopf hin und her wie eine Schlange vor ihrem Beschworer…
Harry stieg noch ein paar Meter hoher, und der Drache brullte wutend auf. Fur ihn war er wie eine Fliege, eine Fliege, die er in rasendem Zorn totklatschen wollte; wieder schlug er mit dem Schwanz aus, doch jetzt konnte er ihn nicht mehr erreichen… er spie einen Feuerball nach Harry, doch Harry wich ihm aus… das Maul offnete sich weit…
»Komm schon«, zischte Harry und drehte Kreise uber dem Drachenkopf, um ihn noch weiter zu reizen,»komm nur, schnapp mich doch… steh auf, mach schon…«
Und dann baumte sich der Drache auf, spannte endlich seine gro?en schwarzen ledrigen Flugel, lang wie die eines kleinen Flugzeugs – und Harry sturzte sich hinab. Bevor der Drache wu?te, was Harry getan hatte oder wohin er verschwunden war, raste Harry, so schnell er konnte, auf die Erde und auf die Eier zu, die jetzt nicht mehr von den klauenbesetzten Pranken beschutzt waren – er nahm die Hande vom Feuerblitz – und packte das goldene Ei -
Und mit einem gewaltigen Spurt floh er, raste uber die Tribunen hinweg, das schwere Ei sicher unter den unverletzten Arm geklemmt. Und in diesem Augenblick schien jemand die Lautstarke hoch gedreht zu haben – zum ersten Mal wurde ihm klar bewu?t, welchen Larm die Zuschauer machten, die so laut wie die irischen Anhanger bei der Weltmeisterschaft schrien und klatschten -
»Schaut euch das an!«, rief Bagman.»Da schaut euch das mal an! Unser jungster Champion hat sein Ei am schnellsten geholt! Damit stehen die Chancen fur Mr Potter nun ganz anders!«
Harry sah die Drachenwarter herbeilaufen, um den Hornschwanz zu beruhigen, und druben, am Eingang des Geheges, fanden sich eilends Professor McGonagall, Professor Moody und Hagrid ein, um ihn zu empfangen; alle winkten ihm zu, und schon von weitem sah er sie lacheln. Er flog uber die Tribunen hinweg zuruck, das Toben der Menge pochte in seinen Ohren, und er landete weich auf der Erde. Seit Wochen war ihm nicht mehr so leicht ums Herz gewesen… er hatte die erste Aufgabe geschafft, er hatte uberlebt…
»Das war wirklich eine Glanzleistung, Potter!«, rief Professor McGonagall, als er von seinem Feuerblitz stieg – und aus ihrem Munde war dies ein wahrhaft unerhortes Lob. Er sah, da? ihre Hand zitterte, als sie auf seine Schulter deutete.»Sie mussen erst einmal zu Madam Pomfrey, bevor die Richter Ihre Punktzahl bekannt geben… dort druben, sie mu?te auch schon Diggory zusammenflicken…«
»Du hast's gepackt, Harry!«, sagte Hagrid heiser.»Du hast es gepackt! Und sogar gegen das Hornschwanz- Weibchen. Charlie meinte, die sei die Schlimmste -«
»Danke, Hagrid«, sagte Harry laut, damit Hagrid nicht weiterplapperte und verriet, da? er ihm die Drachen zuvor gezeigt hatte.
Auch Professor Moody sah sehr zufrieden aus; das magische Auge tanzte in seiner Hohle.
»Schlicht und einfach, das war der Trick dabei, Potter«, knurrte er.
»Nun aber los, Potter, zum Erste-Hilfe-Zelt, wenn ich bitten darf…«, sagte Professor McGonagall.
Immer noch keuchend verlie? Harry das Gehege und sah jetzt Madam Pomfrey, die mit besorgtem Blick am Eingang des zweiten Zeltes stand.
»Drachen!«, sagte sie angewidert und zog Harry ins Zelt. Es war in kleine Raume abgeteilt; er konnte Cedrics Schatten an der Stoffwand sehen, doch er schien nicht schwer verletzt; zumindest sa? er aufrecht. Madam Pomfrey untersuchte Harrys Schulter und lie? ihrem Arger freien Lauf.»Letztes Jahr Dementoren, dieses Jahr Drachen, was werden sie nachstes Jahr in diese Schule schleppen? Da hast du noch mal Gluck gehabt… die Wunde ist nicht tief… aber bevor ich sie verheilen lasse, mu? ich sie reinigen…«
Sie sauberte den Ri? mit einem Tropfen purpurroter Flussigkeit, die rauchte und auf der Haut brannte, doch dann gab sie ihm mit dem Zauberstab einen Klaps auf die Schulter, und er spurte, wie die Wunde in Sekundenschnelle heilte.
»Schon, und jetzt bleib eine Minute ruhig sitzen – bleib sitzen! Dann kannst du gehen und dir deine Punkte abholen.«
Sie wackelte hinaus und er horte, wie sie nebenan sagte:»Wie geht's uns jetzt, Diggory?«
Harry wollte nicht ruhig sitzen bleiben; noch rauschte es zu sehr in seinen Adern. Er stand auf, um nachzusehen, was drau?en los war, doch bevor er den Zelteingang erreicht hatte, waren zwei von drau?en hereingesturzt – Hermine, dicht gefolgt von Ron.
»Harry, du warst einfach klasse!«, jubilierte Hermine. Dort, wo sie sich vor Angst die Finger ins Gesicht gekrallt hatte, waren die Spuren ihrer Fingernagel zu sehen.»Du warst einfach unglaublich! Wirklich unglaublich!«
Doch Harrys Blick galt Ron, der ganz wei? im Gesicht war und Harry anstarrte, als ware er ein Gespenst.
»Harry«, sagte er ernst,»wer immer deinen Namen in diesen Kelch geworfen hat – ich – ich wette, die wollten dich erledigen!«
Es war, als ob die letzten Wochen nie gewesen waren – als ob Harry Ron zum ersten Mal sehen wurde, nachdem er Champion geworden war.
»Hast es kapiert, oder?«, sagte Harry kuhl.»Hast ja lange genug gebraucht.«
Hermine stand zwischen den beiden und blickte ganz hibbelig von einem zum anderen. Ron, unsicher geworden, offnete den Mund. Harry wu?te, da? er sich entschuldigen wollte, und plotzlich hatte er das Gefuhl, er musse es gar nicht horen.
»Ist schon gut«, sagte er, bevor Ron ein Wort herausbrachte.»Vergi? es.«
»Nein«, sagte Ron,»ich hatte nicht -«
»Vergi? es«, sagte Harry.
Ron grinste ihn nervos an und Harry grinste zuruck.
Hermine brach in Tranen aus.
»Da gibt's doch nichts zu weinen«, sagte Harry verwirrt.
»Ihr beiden seid so doof!«, schrie sie und stampfte mit dem Fu? auf. Tranen fielen auf ihren Umhang. Dann, bevor einer von ihnen sie daran hindern konnte, umarmte sie beide und rauschte, nun erst richtig heulend, davon.
»Vollkommen ubergeschnappt«, sagte Ron kopfschuttelnd.»Harry, komm mit, gleich gibt es deine Punkte…«
Harry, der es vor einer Stunde noch nicht fur moglich gehalten hatte, da? er jetzt vor Gluck schwebte, nahm das goldene Ei und den Feuerblitz und schlupfte mit Ron, der wie ein Wasserfall redete, aus dem Zelt.
»Du warst ubrigens der Beste, und zwar konkurrenzlos. Cedric hat ein merkwurdiges Ding gedreht und einen Felsbrocken auf dem Boden verwandelt… und zwar in einen Hund… damit der Drache auf den Hund statt auf ihn losging. Na ja, als Verwandlungsstuck war das ziemlich cool, und es hat auch irgendwie geklappt, weil er das Ei gekriegt hat, aber verbrannt hat er sich auch – der Drache hat es sich namlich zwischendurch anders uberlegt und wollte lieber Cedric als den Labrador grillen, er ist gerade noch entkommen. Und diese Fleur hat es mit einem Zauber versucht, ich glaub, sie wollte ihn in Trance versetzen – schon, das hat auch geklappt, er ist ganz schlafrig geworden, aber dann hat er angefangen zu schnarchen und eine gro?e Stichflamme ist ihm aus der Schnauze geschossen und ihr Rock hat Feuer gefangen – sie hat ihn mit Wasser aus ihrem Zauberstab geloscht. Und Krum – du wirst es nicht glauben, aber er ist nicht mal auf die Idee gekommen zu fliegen! Trotzdem war er nach dir sicher der Zweitbeste. Er hat ihm einen Fluch mitten ins Auge geschossen. Pech war nur, da? der Drache vor Schmerz anfing herumzutrampeln und die Halfte der echten Eier zerquetscht hat – dafur haben sie ihm Punkte abgezogen, denn sie durften ja nicht beschadigt werden.«
Sie erreichten den Rand des Geheges und Ron legte eine kleine Pause ein. Nun, da sie den Hornschwanz fortgebracht hatten, konnte Harry sehen, wo die funf Richter sa?en – gegenuber auf der anderen Seite, auf einem Podium mit goldbespannten Stuhlen.
»Jeder kann hochstens zehn Punkte vergeben«, sagte Ron, und Harry spahte uber das Feld und sah den ersten Richter – Madame Maxime – den Zauberstab heben. Ein langer Silberfaden flog aus der Spitze hervor und verschlangelte sich zu einer gro?en Acht.
»Nicht schlecht!«, rief Ron, und das Publikum klatschte.»Ich vermute, sie hat dir wegen deiner Schulter Punkte abgezogen.«
Mr Crouch war der Nachste. Er lie? die Ziffer Neun in die Luft schie?en.
»Sieht gut aus!«, rief Ron und klatschte Harry auf den Rucken.