– durch die Brille blinzelnd sah er verschwommen einen Strom von Kaminen und kurz auch die Raume dahinter – in seinem Bauch rumorten die Schinkenbrote – er schlo? die Augen und wunschte, es wurde endlich aufhoren, und dann -

Mit dem Gesicht nach unten fiel er auf kalten Stein. Die Brillenglaser zerbrachen.

Schwindlig und zerkratzt, uber und uber mit Ru? bedeckt, rappelte er sich auf und hielt sich, noch schwankend, die zerbrochene Brille vor die Augen. Er war ganz allein und hatte keine Ahnung, wo er war. Alles, was er erkennen konnte, war, da? er im steinernen Kamin eines gro?en, schwach beleuchteten Zaubererladens stand – doch nichts hier drin wurde je auf einer Liste fur Hogwarts stehen.

Eine glaserne Vitrine nicht weit von ihm enthielt eine verwitterte Hand auf einem Kissen, einen blutbespritzten Packen Spielkarten und ein starrendes Glasauge. Bose Masken glotzten von den Wanden herab, eine Sammlung menschlicher Knochen lag auf dem Ladentisch und rostige, spitze Geratschaften hingen von der Decke. Zu allem Ungluck war die dunkle, enge Stra?e, die Harry durch das staubige Schaufenster sehen konnte, ganz gewi? nicht die Winkelgasse.

Je schneller er hier rauskam, desto besser. Seine Nase, mit der er auf den Kaminrost aufgeschlagen war, tat noch weh, und Harry huschte leise hinuber zur Tur, doch er hatte den Weg noch nicht halb geschafft, da erschienen zwei Gestalten auf der anderen Seite des Turglases – und eine davon war der Letzte, den Harry treffen wollte, wenn er sich verirrt hatte, mit Ru? bedeckt war und eine zerbrochene Brille trug: Draco Malfoy.

Rasch sah sich Harry um und entdeckte zu seiner Linken einen gro?en schwarzen Schrank; er schlupfte hinein und zog die Turen hinter sich zu, bis auf einen kleinen Spalt, durch den er hindurchspahen konnte. Sekunden spater klirrte eine Glocke und Malfoy betrat den Laden.

Der Mann, der ihm folgte, konnte nur sein Vater sein. Er hatte das gleiche fahle, spitze Gesicht und die gleichen kalten grauen Augen. Mr Malfoy durchquerte den Laden, lie? den Blick uber die ausgestellten Waren gleiten und lautete eine Glocke auf dem Ladentisch, bevor er sich seinem Sohn zuwandte:

»Ruhr nichts an, Draco.«

Malfoy, der die Hand nach dem Glasauge ausgestreckt hatte, erwiderte:

»Ich dachte, du wolltest mir was schenken.«

»Ich sagte, ich wurde dir einen Rennbesen kaufen«, antwortete der Vater und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Ladentisch.

»Was nutzt das, wenn ich nicht in der Hausmannschaft bin?«, sagte Malfoy schmollend und sichtlich schlecht gelaunt.»Harry Potter hat letztes Jahr einen Nimbus Zweitausend bekommen. Sondergenehmigung von Dumbledore, damit er fur Gryffindor spielen kann. So gut ist er ja gar nicht, es ist nur, weil er beruhmt ist… beruhmt wegen der bloden Narbe auf seiner Stirn…«

Malfoy kniete sich nieder, um ein Regal voller Totenkopfe zu betrachten.

»… alle denken, er sei so begabt, der wunderbare Potter mit seiner Narbe und seinem Besen -«

»Das hast du mir mindestens schon ein Dutzend Mal erzahlt«, sagte Mr Malfoy mit mahnendem Blick auf seinen Sohn,»und ich mu? dich nicht zum ersten Mal daran erinnern, da? es – unklug ist, nicht allzu angetan von Harry Potter zu sein, wo die meisten von uns ihn doch als Helden betrachten, der den Schwarzen Lord verjagt hat – ah, Mr Borgin.«

Ein buckliger Mann war hinter dem Ladentisch erschienen und wischte sich fettige Haarstrahnen aus dem Gesicht.

»Mr Malfoy, welche Freude, Sie wieder zu sehen«, sagte Mr Borgin mit einer Stimme, die so olig war wie sein Haar.»Eine Ehre – und den jungen Mr Malfoy hat er auch mitgebracht – wie reizend. Was kann ich fur Sie tun? Ich mu? Ihnen unbedingt etwas zeigen, gerade heute hereingekommen und sehr gunstig im Preis -«

»Ich kaufe heute nicht, Mr Borgin, ich verkaufe«, sagte Mr Malfoy.

»Verkaufen?«Das Lacheln auf Mr Borgins Gesicht verbla?te.

»Ihnen ist naturlich zu Ohren gekommen, da? das Ministerium verstarkt Hausdurchsuchungen durchfahrt«, sagte Mr Malfoy, zog eine Pergamentrolle aus der Tasche und wickelte sie fur Mr Borgin auf»Ich habe ein paar – ahm – Gegenstande zu Hause, die mich in eine peinliche Lage bringen konnten, wenn die Leute vom Ministerium kamen…«

Mr Borgin klemmte sich einen Zwicker auf die Nase und beugte sich uber die Liste.

»Das Ministerium wurde sich doch nicht anma?en, Sie zu storen, Sir?«

Mr Malfoy schurzte die Lippen.

»Man hat mich noch nicht besucht. Der Name Malfoy gebietet immer noch einen gewissen Respekt, doch im Ministerium wird man immer unverschamter. Es gibt Geruchte uber ein neues Muggelschutzgesetz – kein Zweifel, da? dieser flohgebissene Muggelfreund Arthur Weasley dahinter steckt -«

Harry spurte, wie Zorn in ihm hochkochte.

»- und wie Sie sehen, konnten einige dieser Gifte den Eindruck erwecken -«

Verstehe vollkommen, Sir, naturlich«, sagte Mr Borgin.»Schauen wir mal…«

»Kann ich die haben?«, unterbrach Draco und deutete auf die verwitterte Hand auf dem Kissen.

»Ah, die Hand des Ruhmes!«, sagte Mr Borgin, lie? Mr Malfoys Liste liegen und schlurfte hinuber zu Draco.»Man steckt eine Kerze hinein, und sie leuchtet nur fur den Halter! Der beste Freund der Diebe und Plunderer! Ihr Sohn hat Geschmack, Sir.«

»Ich hoffe, aus meinem Sohn wird mehr als ein Dieb oder Plunderer, Borgin«, sagte Malfoy kuhl, und Mr Borgin setzte rasch nach:

»Das sollte keine Beleidigung sein, Sir, keinesfalls -«

»Sollten allerdings seine Schulnoten nicht besser werden«, sagte Mr Malfoy noch kuhler,»konnte es durchaus sein, da? er so endet -«

»Das ist nicht meine Schuld«, erwiderte Draco.»Die Lehrer haben alle ihre Lieblinge, diese Hermine Granger zum Beispiel -«

»Ich hatte gedacht, du wurdest dich schamen, da? ein Madchen, das nicht mal aus einer Zaubererfamilie kommt, dich in jeder Prufung geschlagen hat«, sagte Mr Malfoy mit schneidender Stimme.

»Ha!«, entfuhr es Harry leise, der sich freute, Draco beschamt und wutend zugleich zu sehen.

»Wo man hinkommt, ist es dasselbe«, sagte Mr Borgin mit seiner oligen Stimme,»Zaubererblut gilt immer weniger -«

»Nicht bei mir«, sagte Mr Malfoy, und seine langen Nasenflugel blahten sich.

»Nein, Sir, bei mir auch nicht«, sagte Mr Borgin mit einer tiefen Verbeugung.

»Wenn das so ist, konnen wir vielleicht auf die Liste zuruckkommen«, sagte Mr Malfoy barsch.»Ich bin etwas in Eile, Borgin, mu? heute noch wichtige Geschafte erledigen -«

Sie begannen zu feilschen. Harry beobachtete nervos, wie Draco mit neugierigem Blick auf die ausgestellten Waren seinem Versteck immer naher ruckte. Er hielt inne, um einen langen Henkersstrick zu begutachten, und las mit feixender Miene das Kartchen, das an ein herrliches Opalhalsband geheftet war: Vorsicht: Nicht beruhren. Verflucht! Hat bis heute 19 Muggelbesitzer das Leben gekostet.

Draco wandte sich ab und hatte nun den Schrank im Visier. Er trat naher, streckte die Hand nach dem Turgriff aus -

»Das war erledigt«, sagte Mr Malfoy am Ladentisch.»Komm, Draco -«

Draco wandte sich ab und Harry wischte sich mit den Armeln den Schwei? von der Stirn.

»Einen schonen Tag noch, Mr Borgin, ich erwarte Sie morgen auf meinem

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