Da machten die vier Enten zu ihrer Überraschung kehrt und kamen noch einmal genau auf die Flinten zugeflogen. „Mensch!' sagte Herr Hei. „Das ist doch nicht zu glauben! Diesmal sind sie aber wirklich selber schuld!' Er schoß wieder auf die Enten, die Jungen auch. Und wieder schossen alle daneben!

Herr Hei wurde hochrot im Gesicht.

„Muß das Licht sein', sagte er. „Kein Büchsenlicht mehr. Kommt, wir gehen nach Hause.'

Also beluden sie sich mit den sechzehn Vögeln, die sie geschossen hatten, und machten sich auf den Heimweg.

Aber die vier Enten ließen sie nicht in Ruhe Sie fingen jetzt an, immer im Kreis um die Jäger herumzufliegen.

Herrn Hei gefiel das überhaupt nicht. „Weg mit euch!' rief er und schoß noch so manches Mal nach ihnen, aber es nützte nichts. Er konnte sie einfach nicht treffen. Den ganzen Heimweg über kreisten diese vier Enten über ihnen am Himmel, und nichts konnte sie dazu bewegen abzuschwirren. Spätabends, als Philipp und Willi schon im Bett waren, ging Herr Hei noch einmal nach draußen, um Feuerholz für den Kamin zu holen. Er überquerte gerade den Hof, da hörte er hoch über sich eine Wildente schreien. Er blieb stehen und guckte nach oben. Die Nacht war sehr still. Eine dünne gelbe Mondsichel stand über den Bäumen auf dem Berg, und der Himmel funkelte von Sternen. Jetzt hörte Herr Hei Flügelrauschen dicht über seinem Kopf, und er sah die vier Enten, die sich, eng beieinander fliegend, dunkel vom Nachthimmel abhoben. Sie flogen immerzu ums Haus.

Herr Hei vergaß Kamin und Feuerholz und
rannte schleunigst ins Haus zurück.

Nun hatte er richtige Angst. Was sich da tat, war
ihm nicht geheuer. Aber er erzählte Frau Hei
nichts davon. Zu ihr sagte er nur: „Komm, wir
gehen ins Bett. Ich bin müde.'

Also gingen sie ins Bett und schliefen ein.

Am nächsten Morgen wachte Herr Hei als erster
auf. Er öffnete die Augen.

Er wollte die Hand nach seiner Uhr ausstrecken,
um zu sehen, wie spät es war.

Aber die Hand wollte nicht herauskommen.

„Komisch', sagte er. „Wo ist meine Hand?' Er
blieb still liegen und überlegte, was denn wohl
passiert sein mochte.

Ob er sich an der Hand irgendwie verletzt hatte?

Er versuchte es mit der anderen Hand.

Die kam auch nicht heraus.

Er setzte sich im Bett auf.

Da sah er erst, wie er aussah!

Er schrie auf und sprang aus dem Bett.

Frau Hei wurde wach. Und als sie Herrn Hei dort
auf dem Fußboden stehen sah, schrie auch sie
auf.

Denn er war jetzt ein winzig kleines Männchen! Er war vielleicht gerade so groß wie ein Hocker, größer bestimmt nicht.

Und wo seine Arme gewesen waren, hatte er nun Entenflügel!

„Aber... aber... aber...' rief Frau Hei, während sie rot und blau und lila im Gesicht wurde. „Mein lieber Mann, was ist denn mit dir los?' „Was ist mit uns
beiden
los, meinst du wohl!' schrie Herr Hei.

Jetzt war es an Frau Hei, aus dem Bett zu springen.

Sie rannte zum Spiegel, um sich darin zu begucken. Aber sie war nicht groß genug, um hineinzuschauen. Sie war noch kleiner als Herr Hei, und auch sie hatte statt ihrer Arme Flügel.

„O weh! O weh! O weh!' schluchzte Frau Hei.

„Das ist Hexerei!' rief Herr Hei. Und beide rannten im Zimmer herum und schlugen mit den Flügeln.

Kurz darauf platzten Philipp und Willi zur Tür herein. Ihnen war dasselbe widerfahren. Sie hatten Flügel und keine Arme. Und die beiden waren nun wahrhaftig
winzig
- ungefähr so groß wie Rotkehlchen.

„Mama! Mama! Mama!' zirpte Philipp. „Guck mal,
Mama, wir können fliegen!'

Und sie erhoben sich in die Luft.

„Kommt sofort runter!' sagte Frau Hei. „Ihr seid
viel zu hoch!' Aber ehe sie noch ein Wort sagen
konnte, waren Philipp und Willi schon zum
Fenster hinausgeflogen.

Herr und Frau Hei liefen zum Fenster und
schauten hinaus. Die beiden winzigen Knaben
flogen nun hoch am Himmel.

Da sagte Frau Hei zu Herrn Hei: „Ob
wir
das
vielleicht auch können, Lieber?'

„Warum eigentlich nicht?' meinte Herr Hei.

„Komm wir versuchen's mal!'

Herr Hei schlug kräftig mit den Flügeln, und
plötzlich stieg er auf.

Frau Hei machte es ihm nach.

„Hilfe!' schrie sie, als sie aufzusteigen begann.
„Rette mich!'

„Komm nur', sagte Herr Hei. „Nun mal keine Angst.' Zum Fenster hinaus also flogen sie und
hoch und immer höher, und nicht lange, da hatten sie Philipp und Willi eingeholt. Bald kreiste die ganze Familie gemeinsam am Himmel.

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