„Ach, ist das toll!' rief Willi. „Ich wollte immer schon wissen, was das für ein Gefühl ist, ein Vogel zu sein!'

„Deine Flügel werden doch nicht müde, Liebste,
nein?' fragte Herr Hei Frau Hei.

„Überhaupt nicht', sagte Frau Hei. „Ich könnte
immer, immer weiterfliegen!'

„He, guckt mal da unten!' sagte Philipp.
„Da spaziert jemand bei uns auf dem Hof
herum!'

Alle schauten nach unten, und da sahen sie tief unter sich, auf ihrem eigenen Hof, vier
riesige
Wildenten! Die Enten waren so groß wie Menschen, und nicht nur das: statt Flügel hatten sie große lange Arme wie Menschen.

Die Enten gingen gerade in einer Reihe hintereinander auf Heis Haustür zu; sie
schwenkten die Arme und streckten den
Schnabel hoch in die Luft.

„Halt!' rief der winzige Herr Hei und flog tiefer zu
ihnen hinunter. „Ab mit euch! Das ist mein Haus!'

Die Enten guckten hoch und quakten.

Die erste streckte die Hand nach der Klinke aus
und öffnete die Haustür und ging hinein. Die
anderen schlossen sich ihr an. Die Tür ging zu.

Alle Heis flogen nach unten und setzten sich auf
die Mauer neben der Tür. Frau Hei fing an zu
weinen.

„Ach je! Ach je!' schluchzte sie. „Sie haben uns unser Haus weggenommen. Was sollen wir denn jetzt machen? Wir können nirgendwo hin!' Sogar die beiden Jungen weinten jetzt ein bißchen.

„In der Nacht fressen uns die Katzen und die Füchse!' sagte Philipp. „Ich will in meinem Bett schlafen!' sagte Willi. „Na, na', sagte Herr Hei. „Weinen nützt überhaupt nichts. Damit ist uns nicht geholfen. Soll ich euch mal sagen, was wir jetzt machen?' „Was?' fragten sie.

Herr Hei schaute sie bedeutsam an und schmunzelte.

„Wir bauen uns jetzt ein Nest.' „Ein Nest!' riefen sie. „Ja, können wir das denn?' „Wir
müssen's',
antwortete Herr Hei. „Irgendwo müssen wir doch schlafen. Kommt mit!'

Sie flogen zu einem hohen Baum, und ganz oben in der Krone suchte Herr Hei den besten Platz für das Nest aus.

„Jetzt brauchen wir Zweige', sagte er. „Lauter kleine Zweige. Fliegt los und sucht sie und bringt sie her.'

„Aber wir haben doch keine Hände!' sagte Philipp.
„Dann tragt sie im Mund.'

Frau Hei und die Kinder flogen los.

Schon bald kamen sie mit Zweigen im Mund
zurück.

Herr Hei nahm die Zweige und fing an, das Nest zu bauen.

„Noch mehr', sagte er. „Ich brauche mehr und mehr und noch mehr Zweige. Sucht weiter!' Das Nest begann zu wachsen.

Herr Hei flocht die Zweige so geschickt ineinander, daß sie nicht wieder auseinanderfielen.

Nach einer Weile sagte er: „Das sind jetzt genug Zweige. Nun brauche ich Blätter und Federn und ähnliches, um das Nest damit schön weich auszupolstern.'

Der Nestbau schien überhaupt kein Ende zu nehmen. Das dauerte und dauerte. Schließlich aber war das Nest doch fertig. „Probiert's mal aus', sagte Herr Hei und hüpfte ein Stückchen zurück. Er war sehr zufrieden mit seiner Arbeit.

„Oh, ist das nicht wunderschön!' rief Frau Hei, die als erste hineinging und sich hinsetzte. „Mir ist so, als könnte ich jeden Augenblick ein Ei legen!'

Die anderen kuschelten sich neben sie.

„Und so warm!' sagte Willi.

„Macht doch Spaß, nicht, so hoch oben zu
wohnen?' sagte Philipp. „Wir sind ja klein, aber
hier oben kann uns niemand was tun.'

„Aber wovon sollen wir leben?' fragte Frau Hei.

„Wir haben den ganzen Tag noch nichts
gegessen.'

„Ja, stimmt', sagte Herr Hei. „Also fliegen wir jetzt zum Haus zurück und huschen durchs Fenster und holen uns eine Dose Kekse, wenn die Enten gerade mal nicht hingucken.' „Ach, diese schmutzigen großen Enten hacken uns in Stücke mit ihren Schnäbeln!' jammerte Frau Hei.

„Wir werden uns sehr in acht nehmen, meine Liebe', sagte Herr Hei. Und damit flogen sie los. Aber als sie am Haus ankamen, waren alle Fenster und Türen zu. Sie konnten nicht rein. „Nun guckt euch doch nur mal diese garstige Ente an! Kocht an meinem Herd!' rief Frau Hei, als sie nun am Küchenfenster vorbeiflog. „So eine Frechheit!'

„Und der da, der Enterich, hat meine schöne Flinte in der Hand!' schrie Herr Hei. „Einer von ihnen liegt in meinem Bett!' schrie Willi gellend, der gerade in eins der oberen Fenster spähte.

„Und einer spielt mit meiner elektrischen Eisenbahn!' rief Philipp.

„Oje! Oje!' jammerte Frau Hei. „Sie haben sich unser ganzes Haus angeeignet! Bestimmt kriegen wir's nie wieder. Und was sollen wir denn bloß essen?'

„Würmer
esse ich
nicht',
sagte Philipp. „Eher sterbe ich.'

„Auch keine Schnecken', sagte Willi.

Frau Hei nahm die beiden Jungen unter ihre
Flügel und drückte sie an sich.

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