schmollenden Funfjahrigen als einer fast Vierzehnjahrigen, die sie war.

Aber sie war seine Tochter, und er konnte es nicht ertragen, sie fortzuschicken, in eine vornehme Schule oder ein Objekt in weiter Ferne. Er hatte ein einsames Leben voller Zahlen und Maschinen gefuhrt; mit siebenundfunfzig Jahren hatte er Klonproben nehmen lassen, aber er wollte ein eigenes Kind. Schlie?lich hatte er eine Projektassistentin auf Voltaire dafur bezahlt, ihm eines zu schenken. Sie war die erste, die sich dazu bereit erklart hatte, nur um zu sehen, wie das war. Sie war Verhaltenspsychologin, und Zinder lie? sie zu seinem Projekt versetzen, bis Nikki geboren war, dann bezahlte er sie, Nikki sah wie ihre Mutter aus, aber darauf kam es nicht an.

Sie war sein Kind, und wahrend der kritischsten Perioden des Projekts hatte sie ihn daran gehindert, sich zu erschie?en. Sie war unreif bis zum Exze?, aber er wollte in Wirklichkeit gar nicht, da? sie erwachsen wurde. Nikki Zinder horte plotzlich eine Frau husten. Sie hupfte zum Gelander und schaute hinunter auf die Zentaurin.

»Oh, Mann!«rief sie.»Hi, Zetta!«

Die Zentaurin blickte zu dem Madchen hinauf und lachelte nachsichtig.

»Hallo, Nikki«, antwortete sie automatisch.

Zinder und Yulin waren fasziniert.

»Nikki, fallt dir denn an Zetta nichts, ah, Besonderes auf?«fragte sie ihr Vater.

»Nee«, erwiderte sie achselzuckend.»Wieso denn?«

Ben Yulins Unterkiefer klappte in ehrlicher Uberraschung herunter.

* * *

Es verging uber eine Woche, in der sie verschiedene Reaktionen auf das neue Geschopf erlebten. Praktisch alle im Center sahen nichts Ungewohnliches darin, da? Zetta Halib zur Halfte ein Pferd war, das hei?t, sie sahen nichts neuartig Ungewohnliches darin. Sie wu?ten naturlich, da? sie sich den Biologen freiwillig zu den Versuchen zur Verfugung gestellt hatte, Menschen verschiedenen Erscheinungsformen anzupassen. Sie wu?ten, da? sie nach der Zeugung manipuliert worden war, um so aufzuwachsen, wie es der Fall gewesen war, und sie erinnerten sich, wann sie angekommen war, und wie sie das erste Mal reagiert hatten.

Naturlich stimmte alles uberein, bis auf die Tatsache, da? nichts von dem, woran sie sich erinnerten, auch wirklich geschehen war. Die Wirklichkeit mu?te sie erklaren und hatte sich dementsprechend angeglichen. Nur zwei Manner wu?ten die Wahrheit.

Ben Yulin rauchte im Buro seines Chefs eine gebogene Pfeife und schaukelte in einem Stuhl trage hm und her.

»Jetzt wissen wir es also«, sagte er schlie?lich.

Zinder nickte und trank einen Schluck Tee.

»Ja. Wir konnen jedes Individuum, jedes Objekt nehmen und es umgestalten, wenn wir die Daten zu liefern vermogen, die Obie braucht, um die Verwandlung richtig durchzufuhren, und niemand wird es je auch nur wissen. Die arme Zetta! Wir werden sie naturlich zuruckverwandeln mussen.«

»Versteht sich. Aber lassen wir ihr das gute Aussehen. Soviel hat sie sich verdient.«

»Ja, ja, naturlich«, sagte Zinder auf eine Weise, als sei ihm das unwichtig.

»Irgend etwas stort Sie noch«, stellte Yulin fest.

»Ja, sogar sehr«, sagte Zinder seufzend.»Das ist eine furchtbare Macht, wissen Sie, auf diese Weise Gott zu spielen. Und mir gefallt der Gedanke nicht, da? der Rat daruber verfugen konnte.«

Yulin sah ihn erstaunt an.

»Na, man hat das ganze Geld aber doch nicht umsonst ausgegeben, Mensch! Wir haben es geschafft, Gil! Wir haben der konventionellen Wissenschaft den Garaus gemacht. Wir haben den Leuten gezeigt, wie leicht sich die Spielregeln verandern lassen.«

»Gewi?, gewi?. Wir werden alle moglichen Preise und dergleichen gewinnen. Aber nun, Sie kennen das eigentliche Problem. Dreihundertvierundsiebzig menschliche Welten. Sehr viel. Aber alle, bis auf eine Handvoll, sind Kom-Welten, Konformisten-Tagtraume. Uberlegen Sie sich, was die Beherrscher dieser Welten mit einem Gerat wie dem unsrigen aus diesen Volkern machen konnten.«

»Horen Sie, Gil«, sagte Yulin seufzend,»unser Weg ist nichts anderes, als es die primitiven Methoden sind, die sie jetzt verwenden — biologische Manipulationen, genetische Eingriffe und das alles. Vielleicht wird es gar nicht so schlimm werden. Vielleicht wird unsere Entdeckung zum Besseren fuhren. Viel schlimmer kann sie es ja gar nicht machen.«

»Das ist wahr«, gab Zinder zu.»Aber die Macht, Ben! Und dazu kommt noch etwas anderes.«

»Was meinen Sie?«

»Die Folgerungen«, sagte der andere sorgenvoll.»Ben, wenn dies alles, dieser Stuhl, dieses Buro, Sie, ich — wenn wir alle nur stabile Gleichungen sind, Materie, geschaffen aus reiner Energie und auf irgendeine Weise so aufrechterhalten, wie wir es sind, was halt uns stabil? Gibt es irgendwo einen kosmischen Obie, der die Primargleichungen im Gleichgewicht halt?«

Ben Yulin lachte leise.

»Ich nehme an, da? es ihn gibt, auf die eine oder andere Weise. Gott ist nichts als ein gigantischer Obie. Der Gedanke behagt mir irgendwie.«

Zinder fand daran nichts Belustigendes.

»Ich glaube, es gibt ihn. Es mu? ihn geben, wenn alles andere seine Richtigkeit hat. Selbst Obie bestatigt es. Aber wer hat ihn gebaut? Wer erhalt ihn?«

»Tja, wenn Sie sich ernsthaft damit befassen wollen — ich nehme an, da? die Markovier ihn gebaut haben. Wer wei?, ob sie ihn nicht noch instand halten.«

»Die Markovier«, sagte Zinder nachdenklich.»Ja, das mu? es sein. Wir haben ihre toten Welten und verlassenen Stadte uberall gefunden. Sie mussen das alles in einem gigantischen Ma?stab gemacht haben, Ben. Naturlich!«sagte er erregt.»Deshalb sind in den alten Ruinen nie Artefakte gefunden worden! Was sie auch immer haben wollten, sie sagten es ihrer Version von Obie, und da war es!«

»Sie konnten recht haben.«

»Aber, Ben, alle ihre Welten, die wir gefunden haben! Sie sind alle tot!«Er lehnte sich zuruck.»Ich frage mich — wenn sie damit nicht zurechtkamen, wie soll es uns gelingen?«Er starrte den anderen an.»Ben, liefern wir die Mittel, die Menschheit auszuloschen?«

Yulin schuttelte langsam den Kopf.

»Ich wei? es nicht, Gil. Ich hoffe nicht. Aber wir haben kaum eine Wahl. Au?erdem«, sagte er lachelnd,»wir werden alle langst nicht mehr da sein, bevor dieser Punkt erreicht wird, wie es auch kommen mag.«

»Wenn ich nur Ihre Zuversicht hatte«, sagte Zinder nervos.»In einer Beziehung haben Sie jedenfalls recht. Wir mussen liefern. Kummern Sie sich darum?«

Ben ging hinuber und tatschelte die Schulter des alten Mannes.

»Naturlich erledige ich das«, versicherte er.»Sie machen sich zuviel Sorgen, Gil. Vertrauen Sie mir. Ich mache das schon.«

In der alten Zeit gab es Nationen, und sie griffen nach dem Weltraum. Dann gab es planetarische Kolonien dieser Nationen, und sie hatten alle verschiedene Weltanschauungen und Lebensweisen. Es folgten Kriege, Uberfalle, inszenierte Revolutionen. Der Mensch breitete sich aus, die Nationen verschwanden und hinterlie?en ihren Erben nur ihre Weltanschauungen. Schlie?lich taten sich Regierende, die von alledem genug hatten, zusammen und bildeten ein Kartell. Allen miteinander wetteifernden Ideologien sollte freie Bahn gelassen werden, bis eine davon einen Planeten beherrschte, aber nie durch Gewalt, und nie mit Hilfe von au?en. Jeder Planet sollte ein Mitglied wahlen, das in einem gro?en Weltrat sa? und seine Stimme abgab.

Die gewaltigen Waffen des Terrors und der Vernichtung wurden unter sicheren Verschlu? genommen und von einer Eliteeinheit bewacht, die selbst diese Waffen ohne Erlaubnis nicht benutzen konnte. Eine solche Erlaubnis konnte nur von einer Mehrheit der 374 Ratsmitglieder kommen, von denen jeder personlich zu erscheinen hatte, um seinen Teil der Verschlusse zu offnen.

Ratsmitglied Antor Trelig war einer dieser Wachter und im Rat eine bedeutende politische Kraft. Theoretisch vertrat er die Volkspartei von Neuer Ausblick, einer Kom-Welt, wo die Menschen zum Gehorsam konditioniert und

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