zur perfekten Funktion in ihren Aufgaben gezuchtet wurden. Konkret vertrat er viel mehr, denn er hatte daruber hinaus auch noch sehr gro?en Einflu? auf andere Ratsmitglieder. Manche behaupteten, er sei ehrgeizig genug, davon zu traumen, da? er eines Tages eine Mehrheit beherrschen wurde und er so in seinen Handen die Schlussel zu den Waffen halten werde, die Welten zu zerstoren vermochten.

Er war ein gro?er Mann, um einsneunzig, mit breiten Schultern und einer kraftigen Hakennase uber einem kantigen Kinn. Er sah aus wie aus Granit gemei?elt. Aber er machte nicht den Eindruck des machtbesessenen Schurken, den viele in ihm sahen — nicht, wie er dort stand und fasziniert zwei Manner und eine Maschine eine Zentaurin zuruckverwandeln sah.

Die Wissenschaftler fugten noch einige Vorfuhrungen an und fragten ihn sogar, ob er es selbst versuchen wolle. Trelig lehnte mit einem nervosen Lachen ab. Nachdem er jedoch mit dem Madchen gesprochen hatte, das von dem erhohten Podium gestiegen war, und nachdem er die Wirklichkeit sich an ihre ursprungliche Existenz hatte wieder anpassen sehen, war er uberzeugt.

Spater erholte er sich bei einem ganz un-Komartigen Kognak in Zinders Buro.

»Ich kann Ihnen nicht sagen, wie fassungslos ich bin«, erklarte er.»Was Sie getan haben, ist unerhort, unglaublich. Sagen Sie, konnte man eine sehr gro?e Anlage bauen? Eine, die gro? genug ware, auf ganze Planeten zu wirken?«

Zinder wurde plotzlich feindselig.

»Ich glaube nicht, da? es vernunftig ware, Rat. Zu viele Variable.«

»Man konnte es tun«, warf Ben Yulin ein, ohne den zornigen Blick seines Kollegen zu beachten.»Aber Kosten und Arbeit waren immens.«

Trelig nickte.

»Im Vergleich mit dem Nutzen waren die Kosten unbedeutend. Damit konnte man alle Gefahren des Hungers, der klimatischen Launen und was wei? ich noch alles bannen. Damit konnte man ein Utopia hervorbringen!«

Oder die wenigen freien und individualistischen Welten, die es noch gab, in gluckliche, gehorsame Sklaverei versetzen, dachte Zinder murrisch.

Laut sagte er:»Ich sehe darin auch eine Waffe, Rat. Eine schreckliche, in den falschen Handen. Ich glaube, das war es, was die Markovier vor einigen Millionen Jahren vernichtet hat. Mir ware wohler, wenn eine solche Macht unter den Verschlu? des Rates kame.«

Trelig seufzte.

»Der Meinung bin ich nicht. Aber ohne es auszuprobieren, werden wir es nie wissen. Einen derartigen wissenschaftlichen Durchbruch kann man nicht einfach wegsperren und aufgeben.«

»Ich finde, man sollte es tun und alle Spuren der Forschungsarbeit beseitigen«, widersprach Zinder.»Was wir haben, ist die Macht, Gott zu spielen. Ich glaube nicht, da? wir dafur schon reif sind.«

»Man kann nichts, was einmal erfunden ist, einfach ruckgangig machen, gleichgultig, wie die Folgen aussehen«, betonte Trelig.»Aber ich gebe Ihnen recht, man sollte das geheimhalten. Selbst wenn nur das Wissen von Ihrer Entdeckung bekannt werden wurde, mu?te das eine Million anderer Wissenschaftler anregen. Ich bin der Meinung, Sie sollten das Projekt hier abziehen und an einen sicheren, entlegenen Ort damit gehen.«

»Und wo ware dieser sichere Ort?«fragte Zinder skeptisch.

Trelig lachelte.

»Ich habe einen… einen Planetoiden mit voller Lebenserhaltung, normaler Schwerkrafterzeugung und so weiter. Ich verwende ihn als Ferienort. Er ware ideal.«

Zinder dachte an Treligs unerfreulichen Ruf und fuhlte sich unbehaglich.

»Ich glaube nicht«, sagte er.»Ich halte es fur besser, wenn ich nachste Woche den Fall dem ganzen Rat vorlege und die Mitglieder entscheiden lasse.«

Trelig reagierte so, als habe er diese Antwort erwartet.

»Sind Sie sicher, da? Sie es sich nicht anders uberlegen wollen, Doktor? Neu-Pompeii ist ein wunderbarer Ort, viel schoner als diese sterile Abscheulichkeit.«

Zinder begriff, was ihm angeboten wurde.

»Nein, ich bleibe bei meiner Entscheidung«, antwortete er.»Nichts kann mich veranlassen, meine Meinung zu andern.«

»Nun gut«, sagte Trelig seufzend.»Ich sorge fur eine Ratssitzung morgen in einer Woche. Sie und Dr. Yulin werden naturlich teilnehmen.«Er stand auf und ging zur Tur. Dort lachelte er und nickte kaum merklich Ben Yulin zu, der das Nicken erwiderte. Zinder bemerkte nichts davon.

Ben Yulin wurde gewi? fur alles sorgen.

* * *

Nikki Zinder schlief still in ihrem Zimmer, das mit exotischer Kleidung, verschiedenerlei Spielzeug, Spielen und Apparaturen vollgestopft war. Ihr riesengro?es Bett hullte sie beinahe ein.

Eine Gestalt blieb an der Tur zu diesem Zimmer stehen, vergewisserte sich, da? niemand sich naherte, zog einen kleinen Schraubenzieher heraus und schraubte die Druckplatte der Tur vorsichtig ab, damit der Turalarm nicht ausgelost werden konnte. Als die Platte entfernt war, betrachtete die Gestalt die kleinen blo?gelegten Moduln und druckte Gummilosung auf einige Anschlusse. Ein Modul wurde herausgenommen, und ein schmaler Streifen aus silbrigem Material wurde zwischen zwei Kontakte gepre?t, die sonst nicht miteinander verbunden waren.

Zufrieden brachte der Eindringling die Platte wieder an und schraubte sie sorgfaltig fest. Er schob den Schraubenzieher in einen Werkzeuggurtel zuruck, zogerte einen Augenblick und druckte auf den Knopf.

Es ertonte ein leises Klicken, sonst passierte nichts.

Er atmete auf, zog eine Mini-Ampulle voll klarer Flussigkeit aus einem anderen Fach des Gurtels und brachte eine Injektorspritze an. Er hielt die Ampulle vorsichtig in der Hand, ging zu der massiven Doppeltur zum Zimmer des Madchens, druckte mit der freien Hand auf eine Halfte und schob sie ein wenig nach rechts.

Die Tur offnete sich leise, ohne das Druckluftzischen oder irgendein anderes Gerausch, das man uber dem leisen Summen der Klimaanlage im Gebaude hatte horen konnen. Er schob die Tur gerade so weit auf, da? er hineinschlupfen konnte, drehte sich um und schlo? sie leise hinter sich.

Im schwachen Schein eines Bodenleisten-Nachtlichts konnte er die schlafende Gestalt Nikki Zinders erkennen. Nikki lag auf dem Rucken, mit offenem Mund, und schnarchte leise.

Langsam und verstohlen schlich er an ihr Bett, bis er fast uber sie gebeugt war. Er erstarrte, als sie im Schlaf etwas murmelte und sich ein wenig von ihm wegdrehte. Geduldig beugte er sich vor und zog die Decke ein wenig herunter, um ihren rechten Oberarm freizulegen. Die Hand mit Injektor und Ampulle griff hinuber, und er beruhrte damit ihren Arm.

Seine Beruhrung war so sanft, da? sie nicht wach wurde, aber leise stohnte und sich wieder auf den Rucken drehte. Als die Ampulle leer war, zog der Mann die kleine Spritze heraus und steckte sie in die Tasche.

Nun schien sie ein wenig wach zu werden; die linke Hand griff hinuber und betastete den rechten Oberarm. Dann schien der Arm plotzlich zu erschlaffen. Ihre Atemzuge wurden schwerer und muhsamer.

Er atmete tief ein, beugte sich uber sie, beruhrte sie, ruttelte heftig. Sie reagierte nicht.

Er lachelte zufrieden, setzte sich auf die Bettkante und beugte sich tief herunter.

»Nikki, horst du mich?«fragte er leise.

»ohhom«, murmelte sie.

»Nikki, hor genau zu«, befahl er.»Wenn ich noch einmal ›einhundert‹ sage, beginnst du, von da bis Null herunterzuzahlen. Wenn du bei Null bist, stehst du auf, verla?t dieses Zimmer und kommst sofort ins Labor. Unten ins Labor, Nikki. Dort findest du eine gro?e, runde Plattform in der Mitte des Raumes, und auf die trittst du. Du bleibst dort stehen und wirst dich von der Mitte nicht wegruhren konnen oder es auch nur wollen. Du wirst dort erstarren und fest schlafen. Hast du das alles verstanden?«

»Ich verstehe«, sagte sie traumverloren.

»Du mu?t vermeiden, da? man dich sieht, wenn du zum Labor gehst«, warnte er.»Tu alles, um es zu verhindern. Aber wenn du gesehen wirst, verhalte dich normal, sieh zu, da? du die Person schnell los wirst, und verrate nicht, wohin du wirklich gehst. Wirst du das tun?«

»ohhom«, bestatigte sie.

Er stand auf und ging zur Tur, die vom Schlafzimmer aus noch immer automatisch funktionierte. Er offnete

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