Ihnen, Mavra Tschang.«

Sie ging nicht darauf ein. Dieses ganze Gerede von ihrer Bedeutsamkeit war albern.

»Und wir?«fragte Mavra.»Was geschieht jetzt mit uns? Ich meine, Sie haben sich doch ziemlich blo?gestellt, nicht?«

»Macht wird am besten uberlegt eingesetzt«, antwortete der Gedemondas.»Eine ganz einfache Anpassung, eigentlich. Sie sind nie von uns geholt worden. Sie sind einem alten Pfad gefolgt, der frisch benutzt zu sein schien, und haben dieses Tal entdeckt. Dann sahen Sie, wie die Antriebskapsel sich selbst zerstorte, ausgelost vielleicht durch zu viele laute Gerausche, die im Tal widerhallten. Dann gingen Sie nach Osten, hinein nach Dillia, um Bericht zu erstatten. Den geheimnisvollen Gedemondas sind Sie nie begegnet.«

»Das wird aber schwer zu vertreten sein«, meinte sie.

»Aber es ist wahr. Oder es wird wahr sein, was Ihre Begleiter angeht, sobald Sie nach Dillia kommen. Wir haben Ihre Packtaschen und Vorrate geholt und ubergeben sie Ihnen, bevor Sie die Grenze uberqueren.«

»Sie meinen, Sie sorgen dafur, da? wir das alles vergessen?«fragte Vistaru betroffen.

»Bei allen, nicht bei ihr«, erwiderte er und wies auf Mavra.»Aber sie wird es bald satthaben, euch davon zu uberzeugen, da? es so gewesen ist.«

»Warum gerade ich?«fragte Mavra verwirrt.

»Wir wollen, da? Sie sich erinnern«, entgegnete der Gedemondas ernsthaft.»Sehen Sie, wahrend wir uns hier in dieser Richtung entwickelt haben, ist das unseren Kindern drau?en zwischen den Sternen nicht gelungen. Sie sind alle tot. Es gibt sie nicht mehr. Die Gedemondas hier losen vielleicht eines Tages das Problem der Markovier, aber sie werden nie in der Lage sein, mit dieser Losung etwas anzufangen.«

»Aber ich?«fragte Mavra.

»Die Quadratwurzel aus minus zwei«, erwiderte der Gedemondas.

Zone Sud

»Aber das ist doch einfach nicht richtig!«sagte Vardia, die Czillanerin.»Ich meine, nach allem, was sie getan und versucht hat.«Sie wies mit einer Ranke auf das Foto.»Sehen Sie sich das an. Eine Mi?geburt. Der Korper eines hubschen menschlichen Madchens, immer mit dem Kopf nach unten, getragen von vier Maultierbeinen. Sie kann nicht einmal geradeaus sehen. Sie ist so verwundbar. I?t wie ein Tier, das Gesicht in den Teller gepre?t, i?t Nahrung, die sie sich nicht einmal selbst zubereiten kann. Sie mu? normale geschlechtliche Triebe haben, aber wer will sie, noch dazu von hinten? Sie mu? sich praktisch in ihrem eigenen Kot walzen, nur um ihre Notdurft zu verrichten. Es ist so schrecklich. Und so leicht zu beheben. Bringen Sie sie her, und schicken Sie sie durch das Tor.«

Serge Ortega nickte, um zu bestatigten, da? er alles richtig fand, was die Botschafterin sagte.

»Es ist wirklich traurig«, gab er zu.»Ich habe in meinem ganzen abscheulichen Leben nichts getan, das mich so schmerzt. Aber Sie wissen, warum. Das Krisenzentrum in Ihrem eigenen Sechseck hat die kalten Fakten hervorgebracht. Antor Trelig wird nie vergessen, da? es auf der Sechseckwelt noch ein zweites Schiff gibt, so wenig wie Ben Yulin es vergessen kann. Beide konnen Neu-Pompeii in klaren Nachten sehen. Und wenn Yulin nicht will, werden die Yaxa ihn drangen. Wir konnen sie oder die Makiem nicht kontrollieren — und sie kommen so ungefahrdet durch Zone wie wir. Wir haben nicht das Recht, sie aufzuhalten. Nationen, die keinen Finger ruhren wurden, um am Krieg teilzunehmen, standen gegen uns auf, wenn wir Zone militarisieren sollten. Ich bleibe immer noch bei der Meinung, da? das Schiff im Norden von niemandem zu erreichen ist, und die Computer in Czill und ich haben wahrlich alles versucht. Manche Rassen im Norden sind interessiert, aber die Uchjin sind vollig dagegen, und es gibt ohnehin keinen Weg, einen Piloten physisch dorthin zu bringen.«Er sah das Pflanzenwesen traurig an.»Aber konnen wir uns darauf verlassen, da? es unmoglich ist? Ihre Computer sagen nein, meine Instinkte auch. Einer aus dem Norden ist einmal nach Suden gekommen, Sie wissen es. Wenn wir herausfinden konnen, wie… Trelig wird nicht aufgeben, Yulin wird nicht aufgeben. Die Yaxa werden nicht aufgeben. Wenn eine Losung moglich ist, so kompliziert und ausgefallen sie auch sein mag, und wenn mit Riesenkatapulten ein Pilot uber die Aquatorbarriere geschossen wird, dann wird jemand auf die Losung kommen. Meine Kanale sind gut, aber die der anderen auch. Wenn jemand die Antwort findet, haben wir sie alle, und es gibt wieder einen kleinen Krieg. Und wenn wir es nicht Trelig oder Yulin uberlassen wollen, brauchen wir jemanden, der dem Computer sagen kann, wie er starten und landen mu?, und der ihn fur den schwierigen Start programmieren kann. Die Zinders konnen es nicht, selbst wenn wir wu?ten, wo und was sie sind. Auch Renard versteht nichts davon. Keiner von ihnen hat je ein Raumschiff gesteuert. Ich kann es auch nicht. Ich bin zu veraltet. Und das Schiff ist noch da, es ist intakt, und so wird es bleiben, weil die Uchjin nicht einmal begreifen, was es ist, aber es fur hubsch halten, und weil ihre Atmosphare es in gutem Zustand erhalten wird.«

»Wenn wir nur jemanden in den Norden schicken konnten, der es auseinandersprengt«, sagte Vardia sehnsuchtig.

»Das habe ich schon versucht«, erwiderte Ortega sofort.»Da oben ist einfach alles anders, das ist es. Wir haben also ein Schiff, das eine tickende Zeitbombe ist, und hoffen, da? diese nie explodiert — aber sie konnte es tun. Und wenn wir sie durch den Schacht der Seelen schicken, verlieren wir die Spur oder die Kontrolle uber den einzigen Piloten, den wir haben.«Er suchte in seinen Papieren und zog ein Foto von Neu-Pompeii heraus.»Sehen Sie sich das an. Da ist ein Computer, der die Schacht-Codes und -Mathematik kennt. Er ist von begrenzter Kapazitat, aber mit Selbst-Bewu?tsein, also ein weiterer Mitspieler. Kann gegen unzahlige Milliarden oder Billionen von Leben im Universum das Schicksal einer einzelnen Person ins Gewicht fallen? Sie kennen die Antwort.«Er schlug gereizt auf die Computerausdrucke.»Da ist es, verdammt noch mal! Sagen Sie mir einen Ausweg!«

»Vielleicht wird sie ihr Problem selbst losen«, erwiderte Vardia.»Zu einem Zone-Tor gelangen und herkommen. Dann ist der Schacht der einzige Ausweg.«

Er schuttelte den Kopf.

»Das wird nicht gehen, und ich habe dafur gesorgt, da? sie es wei?. Was immer sie ist, die Zone-Tore werden Tag und Nacht bewacht. Wenn sie hierherkommt, wird sie in diesem Komplex eingesperrt. Keine Fenster, kein Ausweg. Sie wird ein Tier in einem Zoo sein, weder die Blumen riechen noch die Sterne sehen konnen. Das ist fur sie furchtbarer als der Tod, und sie ist einfach nicht der Typ, Selbstmord zu begehen.«

»Wie konnen Sie bei allem so sicher sein?«fragte Vardia.»An ihrer Stelle wurde ich mich bei ihrer Zukunft ganz gewi? umbringen.«

Ortega griff in den Wust seiner Unterlagen und zog eine dicke Akte heraus.

»Lebensgeschichte und Profil von Mavra Tschang«, sagte er.»Zum Teil von Renard, zum Teil von Hypno- Befragungen in Lata, von denen sie nichts wei?, und zum Teil aus, ah, anderen Quellen. Ihr ganzes Leben war eine Folge von Tragodien, aber es ist auch die Geschichte eines dramatischen, fortwahrenden Kampfes gegen aussichtslose Chancen. Sie ist psychologisch unfahig, aufzugeben! Nein, irgendwie wird sie durchkommen. Wir werden es ihr so leicht wie moglich machen.«Er sagte es leise und sanft, in einem Ton, den Vardia von ihm noch nie gehort hatte.

»Schauen Sie«, fuhr er dann fort,»vielleicht kommt ein anderer Neuzugang vom Typ 41. Dann werden wir etwas tun konnen. Es besteht Hoffnung.«

Sie starrte das Bild immer noch an.

»Sie kennen die Zahlen. Fruher hat es viele menschliche Neuzugange gegeben, und wie viele hatten wir im letzten Jahrhundert? Zwei? Und wir wissen in beiden Fallen nicht, wo sie sind.«

»Der eine ist tot, der andere in einem Salzwasser-Hexagon, au?erdem ist er die falsche Sorte von Pilot«, murmelte Ortega.

Das Pflanzenwesen horte es kaum. Auch es selbst war fruher eine menschliche Frau gewesen. Deshalb arbeitete es mit Ortega zusammen.

»Ich wurde mich trotzdem umbringen«, sagte Vardia leise.

Auf einem Schiff von Glathriel

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