Kein Punktchen. Keine Materie, keine Energie, au?er der Primarenergie im absoluten Ruhezustand. Das hei?t, es gibt weder Raum noch Zeit.«

»Die markovischen Welten mit ihren Toren sind aber noch da«, wandte sie ein.

»Das ist wahr, doch sie haben keine Sonne, keine Warme, nichts. Sie existieren im Nichts, und das wird so bleiben, bis wir es beheben.«

»Ich kenne das Verfahren, das verdanke ich dir«, sagte sie, »aber mir ist immer noch unklar, was wir eigentlich genau tun.«

»Man macht es so«, sagte er und griff nach den Hebeln der Steuerkonsole. »Es werde Licht!« befahl er lachend.

Energie stromte erneut aus dem winzigen Programmierungsgerat uber dem Zugang zum Kontrollraum. Sie flo? zum Computer und begann mit der neuerlichen Inbetriebnahme.

Weit drau?en im Weltraum, Milliarden Lichtjahre von der Sechseck-Welt entfernt, wurde ein Loch aufgerissen. Ein riesiges Schwarzes Loch von einem anderen Universum, das gro?te aller Schwarzen Locher in diesem Universum, fand plotzlich einen Ausgang. Eine Singularitat von ungeheuren Ausma?en wurde geschaffen, und das angesammelte Material, das es verschluckt hatte und noch schluckte, das Licht eingeschlossen, barst aus diesem Universum hinaus in das der Sechseck-Welt.

Die Natur reagierte, wie sie mu?te; das statische Universum geriet in Bewegung, um das Loch zu schlie?en, es rasch zu verstopfen, aber der Schacht der Seelen peitschte es wieder ins Leben zuruck. Er griff hinaus ohne Rucksicht auf Raum und Zeit und ergriff das aufbrechende Wei?e Loch, hielt es offen, lie? es wachsen und sich ausdehnen. Die Folge war die gewaltigste Explosion, die es in der Physik geben konnte.

»Hui! Viel weiter weg als das letztemal«, stellte Brazil fest. »Sehr schade. Die Sechseck-Welt wird weiter einen schwarzen Himmel haben. Nun, man mu? das Wei?e Loch nehmen, wo man es findet, und wo die Struktur am schwachsten ist, was ein und dasselbe ist. Fur die anderen wird es aber keine Rolle spielen; es konnte hochstens ein bi?chen schoner werden. In der Umgebung wird es geraume Zeit nicht viele Markovische Tore geben. Jetzt konnen wir uns erholen. Wir mussen zusehen, wie die ublichen naturlichen Prozesse ihren Lauf nehmen. Mann! Ist das nicht gro?artig? Sieh dir die Energie-Me?gerate an. Viel gro?er und heftiger als beim letztenmal. Das wird ein aufregendes neues Universum werden.«

Fur sie im Inneren der Sechseck-Welt verging wenig Zeit, weil sie hier kaum Bedeutung hatte. Die Sechseck-Welt wurde abseits gehalten, fern vom Rest des Universums, wie zuvor schon. Auch der Rest des markovischen Universums lief im alten Trott ab und wurde es weiterhin tun, bis sie alles verlangsamten, um es der markovischen Zeit anzupassen.

Sie uberpruften den Schacht, sahen, da? Spezialschaltungen schon modifizierten, veranderten, reparierten, ja, ganze Abschnitte neu aufbauten. Sie hatten sich noch rechtzeitig ans Werk gemacht.

Eine Stunde verging. Eine halbe Milliarde Jahre verging. Es war dasselbe. Das Universum dehnte sich aus. Riesige Gaswolken und andere Materie wirbelten hinaus, vom Strudel des Urknalls hinausgeschleudert.

Zwolf Stunden vergingen. Sechs Milliarden Jahre vergingen. Es war dasselbe. Die Ausdehnung schritt fort. Abkuhlung und Verdichtung gingen weiter, beschleunigten sich sogar. Galaxien entstanden, in den Galaxien bildeten sich Sterne und sogar Planeten. Der Proze? ging weiter.

Brazil betatigte einen Hebel. Der Zeitablauf verlangsamte sich. Bis zum Ende des Tages war er, relativ gesehen, auf eine ganz kurze Zeitspanne verringert, kaum ein paar Millionen Jahre in der Stunde.

Am zweiten Tag suchte er die Zielwelten heraus und begann die Ablaufe zu verandern, durch die sich Leben bildete. Die richtigen Bedingungen fur Leben wurden geschaffen, und am dritten Tag, als er die Zeit noch mehr verlangsamte, versah er diese Elemente mit Energie, nicht nur auf den Planeten, die er zu benutzen gedachte, sondern auch auf all den anderen Welten, auf Welten, die, naturlich entstanden, fur das Leben in der einen oder anderen Form Zuflucht boten, aber fur die er keine Bewohner hatte.

Am vierten Tag wurde die Zeit noch starker verlangsamt. Die Aminosauren, die Kristallstrukturen, die Bausteine von Lebensformen im Norden und Suden auf der Sechseck-Welt bildeten sich; die auf Kohlenstoff beruhenden im Meer, wahrend die Pflanzen das Land beherrschten.

Am funften Tag setzte er den Zeitablauf noch mehr herab, unterstutzt von Mavra, und nahm die Programmierung sekundarer Lebensformen in Betrieb. Tierisches Leben tauchte auf, zuerst im Meer, dann an Land, alles in der richtigen entwicklungsgeschichtlichen Reihenfolge, alles der unvermeidlichen ersten und einzigen Ursache entspringend.

Und sie blickten auf die Millionen Welten und sahen, da? sie recht getan hatten. Es funktionierte — nicht hundertprozentig, aber mehr als ausreichend fur das, was sie brauchten.

Sie brachten die meiste Zeit damit zu, alles zu uberprufen, verwendeten den Gro?computer, um die Welten den Lebensformen anzupassen. Nur ganz wenige konnten nicht genau angepa?t werden, und das storte sie, vor allem Brazil.

»Die Gedemondaner«, sagte er. »Das erklart die Gedemondaner. Sobald man die Naturgesetze festlegt, mu? man sich danach richten, ihnen streng gehorchen. Das letztemal konnten die Gedemondaner aus irgendeinem Grund nicht ganz einer Welt angepa?t werden, die aus diesem Urbrei entstand. Diesmal wird es mit ihnen dieses Problem aber nicht geben. Da habe ich mein Wort gehalten. Sie haben eine Welt, die ihnen wie auf den Leib geschneidert ist. Wir werden vielleicht mit anderen ein wenig Schwierigkeiten haben, aber wir werden tun, was wir konnen.«

Komplexes Tierleben entwickelte sich jetzt, die Ahnen-Prototypen der beherrschenden Rassen dieser Welten. Sie ergaben sich logisch daraus, wie Brazil und die Programmierung des Schachtes die ersten Sauren im Ausloseproze? kombiniert hatten, gestutzt auf Materialien und Rohstoffe der Welt ebenso wie auf die biologischen und klimatischen Bedingungen, unter denen sie arbeiten mu?ten. Aber der Schacht vermochte ziemlich genau vorherzusagen, wie eine Welt sich entwickeln wurde, und beging keine Fehler. Die neuen denkenden Rassen in ihren Prototypen entsprachen nicht genau ihren Gegenstucken auf der Sechseck-Welt, aber im gro?en und ganzen kamen sie ihnen sehr nahe. Die naturliche Zuchtwahl forderte entlang der gro?en Linie der Dominanz ebenfalls ihren Tribut und fuhrte zu dem einen Nebenast, der beisteuerte, was fur Intelligenz erforderlich war, was zur Dominanz fuhrte.

Brazil uberprufte die Sechseck-Welt. Die meisten Sechsecke hatten den an sie gestellten Anforderungen entsprochen, aber es gab ein paar, die zu unorganisiert oder zu primitiv waren, um sich daran zu halten, und Brazil unternahm nun das Notige, um sie wahllos miteinzubeziehen. Wenn ihre Zeit kam, wurden alle, die das Minimum nicht erfullt hatten, feststellen, da? sich ihre Bevolkerung nach dem Willen des Schachtes halbiert hatte.

Von den Markoviern hatten vor so langer Zeit — Mavra begann erst jetzt zu begreifen, wie lange das her war — auch manche gezogert.

Um Mitternacht des funften Tages waren beide vorbereitet. Es war Zeit, das einzufuhren, was erforderlich war, um das Manover abzuschlie?en, wie Brazil sich ausdruckte.

Zwischen Mitternacht und Mitternacht wurde in Abstanden von wenigen Sekunden eine Rasse nach der anderen aktiviert, durch das Schacht-Tor gefuhrt und hinausgeschickt zu den vorbestimmten Planeten. Physisch wurden sie nie ankommen. Sie wurden die Korper bewohnen, die fur sie in Milliarden Jahren der Evolution vorbereitet worden waren. Dazu gehorten die durch Brazils Eingreifen mit den markovischen Toren geretteten Millionen, die nun ihre eigenen Rassen fortfuhren, neue Kulturen aufbauen und sich ausdehnen oder untergehen konnten, wie sie es selbst durch ihr Handeln bestimmten.

Da zwischen der Sechseck-Welt und dem Universum noch immer zeitliche Unterschiede bestanden, wurden sie an verschiedenen Stellen verstreut, und manche wurden sich fortpflanzen, alt werden und sterben und Tausende, vielleicht Millionen von Jahren unterschieden sein von anderen Rassen, die nach der Sechseck-Welt-Zeit nur Minuten spater auf ihre Welten gesetzt worden waren.

Aber fur die vereinzelten Angehorigen von Rassen, die nicht fur diese Planeten bestimmt waren und zufallig, aber unvermeidlich die Reise mitmachten, gab es nur eine sekundenschnelle Reise. Sie waren jedoch Widerspruche auf einer primitiven Welt, fur die sie nicht gedacht waren. Die meisten starben rasch aus oder wurden zu flusternd beschriebenen Legenden unter den nachfolgenden Generationen, aber einzelne wurden sich halten und auf irgendeine Weise uberleben konnen, zumindest fur eine Zeit.

Am Ende des sechsten Tages, als es Mitternacht wurde, fielen die Schranken vor dem Schacht-Tor, die Zone-Tore nahmen ihren normalen Betrieb wieder auf, alles war, wie es zuvor gewesen.

Und auf der ganzen Sechseck-Welt atmete man erleichtert auf.

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