«Punkt zwolf.«

«In Ordnung.«

Wenige Sekunden nachdem Jeff die Werkstatt verlassen hatte, befragte ein Kriminalbeamter den Mechaniker.

Am selben Morgen folgte ein Uberwachungsteam Tracy zur Oude Schans, wo sie eine halbe Stunde mit demBesitzer eines Kanalboots sprach. Als Tracy verschwunden war, ging einer der Kriminalbeamten anBord. Er zeigte dem Schnaps suffelndenBesitzer seinen Dienstausweis.»Was wollte die junge Dame?«

«Sie und ihr Mann mochten durch die Kanale in der Umgebung schippern. Sie hat meinBoot fur eine Woche gemietet.«

«Abwann?«

«AbFreitag. So eine Tour ist eine feine Sache, Mynheer. Wenn Sie und Ihre Frau Interesse hatten…«

Der Kriminalbeamte war schon fort.

Die Taube, die Tracybei der Zoohandlungbestellt hatte, wurde in einem Kafig ins Hotel geliefert. Daniel Cooper ging in das Geschaft und horchte denBesitzer aus.

«Was fur eine Taube haben Sie ihr geschickt?«

«Eine ganz normale.«

«Sind Sie sicher, da? es keineBrieftaube ist?«

«Ja. «Der Mann kicherte.»Ich habe sie gestern abend eigenhandig im Vondel?Park gefangen.«

Siebenhundertachtundfunfzig Kilo Gold und eine ganz normale Taube… Wie reimt sich das zusammen? dachte Daniel Cooper.

Funf Tage vor dem Abtransport der Goldbarren aus der Amro?Bank hatte sich auf Kommissar Joop van Durens Schreibtisch ein hoher Stapel Fotos angesammelt.

JedesBild ist ein Glied in der Kette, uber die sie straucheln wird, dachte Daniel Cooper. Die Polizei von Amsterdam hatte zwar keine Phantasie, aber sie war grundlich, das mu?te man ihr lassen. Jeder Schritt der Vorbereitungsphase des Verbrechens war fotografiert und dokumentiert. Tracy Whitney

konnte dem Schwert der Gerechtigkeit nicht mehr entgehen.

IhreBestrafung wird meine Erlosung sein.

Als Jeff den Wagen mit dem verstarktenBoden von der Werkstatt abgeholt hatte, fuhr er zu einer Garage, die er im altesten Teil von Amsterdam gemietet hatte. Am selben Tag wurden sechs leere Holzkisten mit der Aufschrift MASCHINENTEILE in die Garage geliefert. Ein Foto von den Kisten lag auf Kommissar van Durens Schreibtisch, als er das neueste Tonband abhorte.

Jeffs Stimme:»Wenn du mit dem Wagen von derBank zumBoot fahrst, dann halte dichbitte an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Ich mochte genau wissen, wie lang die Fahrt dauert. Hier hast du eine Stoppuhr.«

«Kommst du nicht mit, Liebling?«

«Nein. Ich habe zu tun.«

«Was ist mit Monty?«

«Der trudelt am Donnerstagabend ein.«

«Wer ist Monty?«fragte Kommissar van Duren.

«Der Typ, der als zweiter Wachmann fungieren soll«, erklarte Cooper.»Sie werden Uniformenbrauchen.«

Der Kostumverleihbefand sich in der Pieter?Cornelisz?Hooft?Straat.

«Ich mochte zwei Uniformen fur eine Kostumparty«, erklarte Jeff demBesitzer.»So ahnlich wie die, die Sie im Schaufenster haben.«

Eine Stunde spaterbetrachtete Kommissar van Duren ein Foto von einer Wachmannuniform.»Er hat zweibestellt und gesagt, er wurde sie am Donnerstag abholen.«

Die zweite Uniform war offenbar fur einen sehr viel langeren undbreiteren Mann als Jeff Stevens gedacht. Der Kommissarbemerkte:»Unser Freund Monty durfte also ungefahr zwei Meter gro? und zwei Zentner schwer sein. Das lassen wir durch den Computer von Interpol laufen«, fuhr er zu Daniel Cooper gewandt fort,»und dann werden wir ja erfahren, um

wen es sich handelt.«

In der angemieteten Garage hockte Jeff auf dem Wagendach, und Tracy sa? auf dem Fahrersitz.

«Bist du soweit?«rief Jeff.»Jetzt!«

Tracy druckte einen Knopf am Armaturenbrett. Aufbeiden Seiten des Wagens rollte eine gro?e Plane herunter, auf der HEINEKENBIER stand.

«Es funktioniert!«jubelte Jeff.

Kommissar van Duren lie? denBlick uber die Kriminalbeamten schweifen, die sich in seinemBuro versammelt hatten. An die Wand war eine Reihe von vergro?erten Fotos gepinnt.

Daniel Cooper sa? schweigend im Hintergrund. Fur ihn war dieseBesprechung vergeudete Zeit. Er hatte schon langst geahnt, was Tracy Whitney und ihrBeischlafer machen wurden. Sie waren in die Falle gegangen, und die Falle wurdebald zuschnappen. Wahrend die Kriminalbeamten imBuro vor Aufregung rote Ohrenbekamen, empfand Daniel Cooper eine seltsame Leere.

«Die einzelnen Stucke haben sich jetzt zum Ganzen zusammengefugt«, sagte Kommissar van Duren.»Die Verdachtigen wissen, fur welche Zeit der Sicherheitsdienst die Ankunft des gepanzerten Wagensbei derBank geplant hat. Sie wollen etwa eine halbe Stunde fruher eintreffen und so tun, als seien sie vom Sicherheitsdienst. Wenn dann der richtige Wagen kommt, werden sie verschwunden sein. «Van Duren deutete auf das Foto eines gepanzerten Wagens.»Sie werden so von derBank abfahren, aber hundert Meter weiter, in irgendeiner Seitenstra?e…«, er zeigte auf das Foto des Lasters mit der Heineken?Plane,»… wird der Wagen plotzlich so aussehen.«

Ein Kriminalbeamter in der Nahe der Tur meldete sich zu Wort.»Wissen Sie, wie sie das Gold au?er Landes schaffen

wollen, Kommissar?«

Van Duren deutete auf ein Foto von Tracy anBord des Kanalboots.»Zunachst mit diesemBoot. Es gibt soviel Wasserstra?en in Holland, da? sie sich praktisch unauffindbar machen konnen. «Er deutete auf ein Luftbild des Lastwagens, der an der Oude Schans entlangfuhr.»Sie haben die Zeit gestoppt, die sie von derBankbis zu ihremBootbrauchen. Sie konnen in aller Ruhe das Gold verladen und ablegen, bevor jemand Verdacht schopft. «Van Duren ging zum letzten Foto an der Wand, das einen Frachter zeigte.»Vor zwei Tagen hat Jeff Stevens Frachtraum fur Stuckgut auf der Oresta reservieren lassen. Sie lauft nachste Woche von Rotterdam aus — nach Hongkong. Jeff Stevens hat angegeben, bei der Fracht handle es sich um Maschinenteile.«

Kommissar van Duren wandte sich um undblickte uber die versammelten Kriminalbeamten hin.»Nun, meine Herren, wir werden die Planung derbeiden ein wenig umkrempeln. Wir lassen sie die Goldbarren aus derBank holen und in den Wagen laden. «Er schaute Daniel Cooper an und lachelte.»Und dann… dann ertappen wir diese schlauen Leute auf frischer Tat.«

Ein Kriminalbeamter folgte Tracy zur Niederlassung von American Express, wo sie ein mittelgro?es Paket in Empfang nahm. Anschlie?end kehrte sie sofort ins Amstel?Hotel zuruck.

«Es konnte nicht ermittelt werden, was in dem Paket war«, sagte Kommissar van Duren zu Cooper.»Wir haben in Whitneys und Stevens Abwesenheit die Zimmer derbeiden durchsucht, aber es war nichts Neues da.«

Der Computer von Interpol konnte mit keinerlei Informationen uber den zwei Meter gro?en und zwei Zentner schweren Monty aufwarten.

Im Amstel sa?en am spaten Donnerstagabend Daniel

Cooper, Kommissar van Duren und der Assistent Witkamp in der Suite uber Tracys Zimmer undbelauschten das Gesprach einen Stock tiefer.

Jeffs Stimme:»Wenn wir genau drei?ig Minuten vor dem Sicherheitsdienstbei derBank ankommen, bleibt uns reichlich Zeit, das Gold einzuladen und abzuhauen. Wenn der richtige Wagen eintrifft, haben wir dieBarren schon auf demBoot.«

Tracys Stimme:»Ich habe den Wagen noch mal durchchecken und volltanken lassen. Alles klar.«

Witkampbemerkte:»Man mu? sie fastbewundern. Sie uberlassen nichts dem Zufall.«

«Fruher oder spater vertun sie sich alle mal«, entgegnete Kommissar van Duren knapp.

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