Lake City die gro?e Neuigkeit.

Die Aufregung der Menge erreichte einen solchen Grad… (S. 468.)

Die Partie war zu Gunsten des X. K. Z., des Siegers in Match Hypperbone, beendigt.

Der Commodore Urrican begab sich demnach – in welcher Gemuthsverfassung, kann man sich leichter denken als schildern – nach Chicago zuruck.

Wir ubertreiben nicht, wenn wir sagen, da? man auf beiden Seiten des Atlantischen Oceans jetzt wirklich einmal aufathmete. In den Wettbureaus wurde es ruhig. Die Makler schopften wieder Athem. Die eingegangenen Wetten wurden so prompt regulirt, da? es der von Speculationen erfullten Welt zur Ehre gereichte.

Fur alle aber, die an der nationalen Partie, wenn auch nur platonisch, betheiligt gewesen waren, blieb noch ein dunkler Punkt, gewi? nicht der unwichtigste, aufzuklaren.

Wer war X. K. Z. und wurde er sich nun zu erkennen geben?… Das unterlag wohl keinem Zweifel, denn wenn einer sechzig Millionen Dollars einzuheimsen hat, bewahrt er sein Incognito wohl nicht weiter und versteckt er sich nicht hinter unverstandliche Buchstaben. Der gluckliche Gewinner mu?te sich personlich vorstellen, und das that er auch sicherlich.

Doch wann und unter welchen Bedingungen?… Eine Frist war im Testamente nicht vorgesehen. Immerhin glaubte niemand, da? der Sieger lange ausbleiben konnte… hochstens ein paar Tage. Genannter X. K. Z. befand sich in Minnesota, in Minneapolis, als ihm die Depesche mit dem Ergebnisse des letzten Wurfelfalls zuging, und ein halber Tag genugte fur die Fahrt von Minneapolis nach Chicago.

Es verstrich inde? eine ganze Woche und noch eine ohne Nachricht von dem Unbekannten.

Eine der Ungeduldigsten war selbstverstandlich Jovita Foley. Das nervose Personchen muthete Max Real zu, taglich zehnmal auf Kundschaft auszugehen oder gleich im Auditorium zu bleiben, wo der glucklichste von den »Sieben« doch zuerst auftauchen mu?te. Max Real hatte jetzt freilich ganz andere Dinge im Kopfe. Da rief Jovita Foley voller Aufregung:

»O, wenn ich ihn hier hatte, den Gluckspinsel!

– So ma?ige Dich doch, meine Liebe, bat sie Lissy Wag.

– Nein, ich ma?ige mich nicht, Lissy, und wenn ich ihn hier hatte, fragte ich ihn, wie er sich habe unterstehen konnen, die Partie zu gewinnen… er… ein Herr, dessen Namen man nicht einmal kennt!

– Meine liebe Jovita, fiel Max Real da ein, wenn Sie ihn fragten, mu?te er doch da sein und brauchte sich nicht erst noch zu erkennen zu geben!«

Es braucht niemand zu verwundern, da? die beiden Freundinnen noch nicht wieder in das Geschaft des Herrn Marshall Field zuruckgekehrt waren, um ihre Stellen wieder anzutreten. Lissy Wag sollte hier ja uberhaupt eine Nachfolgerin erhalten, und Jovita Foley wollte die Abwickelung der ganzen Angelegenheit abwarten, ehe sie in ihr Bereich als erste Verkauferin zurucktrat, denn jetzt schwirrte ihr noch zu vieles durch den Kopf.

Ihre Ungeduld war thatsachlich ein Spiegelbild der offentlichen Meinung in den Vereinigten Staaten und im Auslande. Je mehr Zeit verstrich, desto mehr wucherte bei den Leuten die Phantasie. Die Presse, vorzuglich die Sportpresse, schlug darin geradezu uber die Schnur. Die Leute besturmten den Meister Tornbrock, holten sich aber stets nur die namliche Antwort. Der Notar versicherte, uber den Trager der rothen Flagge nichts naheres zu wissen… er kannte ihn nicht… er konnte nicht sagen, wohin er sich von Minneapolis aus, wo die Depesche ihm personlich ausgeliefert worden war, wohl gewendet haben moge. Die Neugierigen drangten, sie baten ihn instandigst…

»Er wird ja kommen, wenn es ihm gelegen erscheint,« begnugte sich Meister Tornbrock zu antworten.

Da hielten es die Partner, au?er Lissy Wag and Max Real, nicht ohne eine gewisse Berechtigung, fur angezeigt, ein Wortchen dreinzureden. Wenn der Gewinner sich nicht einfand, konnten sie ja behaupten, da? die Partie gar nicht gewonnen sei und wieder aufgenommen und fortgesetzt werden musse.

Der Commodore Urrican, Hermann Titbury und John Milner als Bevollmachtigter Tom Crabbe’s, die sich von ihren Rechtsanwalten hatten aufhetzen lassen, verkundeten offentlich, da? sie den Testamentsvollstrecker des Verstorbenen verklagen wurden. Die Journale, von denen sie wahrend des Matches unterstutzt worden waren, stellten sich auch jetzt auf ihre Seite. In der »Tribune« erschien von Harris T. Kymbale ein geharnischter Artikel gegen X. K. Z., dessen Existenz man uberhaupt abzuleugnen anfing, und der »Chicago Herald«, der »Chicago Inter-Ocean«, der »Daily New Record«, die »Chicago Mail« und die »Freie Presse« traten mit unglaublicher Heftigkeit fur die Sache der Partner ein. Ganz Amerika gerieth uber die neue Wendung der Dinge in Feuer und Flamme. Es war jaz. B. auch unthunlich, die Sache bezuglich der Einsatze zu ordnen, so lange die Identitat des Siegers nicht unbestreitbar festgestellt war. Daruber herrschte nur eine einzige Meinung und man erorterte bereits eine Riesenkundgebung durch ein Meeting im Auditorium. Wenn X. K. Z. sich nicht nach Verlauf von… einstellte, sollte Meister Tornbrock das Auswurfeln wieder anfangen. Tom Crabbe, Hermann Titbury, Harris T. Kymbale und der Commodore Urrican, ja selbst Jovita Foley, wenn sie an Stelle Lissy Wag’s eintreten durfte, erklarten sich bereit, sofort nach jedem beliebigen Staate der Confoderation, wohin das Los sie auch schickte, abzureisen.

Die Aufregung der Menge erreichte einen solchen Grad, da? die Behorden sich endlich einmischen mu?ten, vorzuglich in Chicago. Sie mu?ten hier den Mitgliedern des Excentric Club und dem Notar, dem man alle Schuld zuschrieb, einen personlichen Schutz gewahren.

Da ereignete sich am 15. Juli, drei Wochen nach dem letzten Wurfeln, durch das der Mann mit der Maske Sieger geworden war, ein ganz unerwarteter Zwischenfall.

Am genannten Tage, um zehn Uhr siebzehn Minuten vormittags, verbreitete sich mit Blitzesschnelle das Gerucht, da? auf dem Oakswoodssriedhofe die Glocke auf dem Mausoleum William I. Hypperbone’s unausgesetzt und mit aller Macht laute.

Funfzehntes Capitel.

Die letzte Excentricitat.

Man vermag sich gar nicht vorzustellen, mit welcher Schnelligkeit diese Neuigkeit sich verbreitete. Hatte jedes Haus von Chicago in telephonischer Verbindung mit dem Friedhofswachter der Oakswoods gestanden, die siebzehnhunderttausend Bewohner der Hauptstadt von Illinois waren uber das seltsame Vorkommni? auch nicht eher und gleichzeitiger unterrichtet gewesen.

Binnen wenigen Minuten war der Friedhof von der Bevolkerung aus der Nachbarschaft schon gesturmt. Bald darauf drangte die Volksmenge von uberallher nach. Eine halbe Stunde spater war vom Washingtonpark aus der Verkehr uberhaupt ganzlich unterbrochen. Der sofort benachrichtigte Gouverneur des Staates, John Hamilton, sandte starke Milizabtheilungen, die nur mit Muhe in den Friedhof eindringen konnten und daraus wenigstens so viele Leute verjagten, da? der Eingang dazu frei blieb.

Und immer noch lautete die Glocke auf dem prachtigen Grabdenkmale William I. Hypperbone’s weiter.

Naturlich waren Georges B. Higginbotham, der Vorsitzende des Excentric Club und seine Collegen, sowie der Notar Tornbrock als erste in der Umwallung des Friedhofes eingetroffen. Doch wie hatten sie die ungeheuere wogende Volksmenge uberholen konnen, wenn sie nicht etwa schon vorher von der Sache benachrichtigt worden waren? Jedenfalls befanden sie sich hier schon seit den ersten Schlagen der Glocke, die der Friedhofswachter der Oakswoods in Bewegung setzte.

Eine halbe Stunde spater erschienen die sechs Partner des Match Hypperbone. Da? der Commodore Urrican, Tom Crabbe im Schlepptau John Milner’s, Hermann Titbury, gedrangt von Frau Titbury, und Harris T. Kymbale sich beeilt hatten, hierherzukommen, durfte niemand wundernehmen. Wenn sich aber auch Max Real nebst Lissy Wag und Jovita Foley hier einfanden, lag das daran, da? letztere die anderen so dringend darum ersucht hatte, da? diese ihr endlich nachgeben mu?ten.

Jetzt standen also alle Partner vor dem Mausoleum, das von einer dreifachen Reihe jener Milizen bewacht wurde, die die beiden Freundinnen, die eine als Oberst, die andere als Oberstlieutenant zu befehligen berechtigt gewesen waren… der Gouverneur des Staates hatte sie ja erst unlangst mit diesen Chargen betraut.

Endlich schwieg die Glocke und das Thor des Grabdenkmals that sich weit auf. Die innere Halle erglanzte im blendenden Scheine der elektrischen Lampen und der Kronleuchter an der Deckenwolbung. Zwischen den

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