Entsetzen, als sie sich aus ihren Traumen wieder in die traurige Wirklichkeit versetzt sahen!

»Ein Ungeheuer, dieser Hypperbone… ein abscheuliches Ungeheuer! rief wiederholt Frau Titbury.

– Sie hatten seine Millionen gewinnen oder sich gar nicht in die Sache mengen sollen! bemerkte die Hausmagd.

– Naturlich… sich gar nicht hineinmengen, rief die Matrone, und das hab’ ich meinem Manne ja tausendmal gesagt!… Einem solchen Dickschadel soll aber einer Vernunft beibringen!«

Die Welt wird leider niemals erfahren, wie der Eheherr der Frau Titbury an diesem Tage noch weiter titulirt wurde.

Harris T. Kymbale?… Nun, Harris T. Kymbale war aus der kunstlichen, zur Eroffnungsfeier der Eisenbahn zwischen Medary und Sioux Falls City veranstalteten Collision mit heiler Haut hervorgegangen. Noch vor dem Sto?e hatte er auf die Bahnstrecke hinausspringen konnen und war nach mehrfachen Purzelbaumen, als bestande er aus Kautschuk, ohnmachtig am Fu?e der Boschung und geschutzt gegen die Explosion der beiden Locomotiven liegen geblieben. Ohne Zweifel kommt es ja auch in Amerika vor, da? zwei Locomotiven einander kitzeln und sich durcheinander schieben, es ist aber selten, da? man davon vorher benachrichtigt wird, wahrend die in genugender Entfernung zu beiden Seiten der Bahn harrenden Zuschauer in diesem Falle sich dieses Schauspiel ohnegleichen hatten leisten konnen.

Leider hatte es Harris T. Kymbale in seinem augenblicklichen Zustande nicht mitgenie?en konnen.

Erst drei Stunden spater, als eine Arbeitercolonne die Strecke aufraumte, fand man einen bewu?tlosen Menschen am Fu?e des Bahndammes. Die Leute hoben ihn auf, trugen ihn nach dem nachsten Hause und besorgten einen Arzt, der bald feststellte, da? der Unbekannte nicht todlich verletzt sei. Dann brachte man ihn auch wieder zu sich, fragte ihn aus, erfuhr, da? er der vierte Partner in Match Hypperbone und wie es ihm gelungen war, in diesem zu vollstandiger Zerstorung bestimmten Zuge Platz zu nehmen. Dafur bekam er die verdienten Vorwurfe, doch verurtheilte man ihn nur zur Entrichtung der gewohnlichen Fahrtaxe, da man auf den amerikanischen Bahnen sein Billet noch unterwegs oder gar erst am Reiseziele bezahlen kann. Man telegraphierte das Vorkommni? an den Director der »Tribune« und schickte den unklugen Reporter auf kurzestem Wege nach Chicago, wo er am 25. in seiner Wohnung in der Milwaukee Avenue eintraf. Naturlich war der unerschrockene Harris T. Kymbale bereit, sofort wieder abzufahren, den Match fortzusetzen und wenn es sein mu?te, von einem Ende der Vereinigten Staaten zum anderen zu fliegen. Auf die Nachricht hin, da? die Partie am Tage vorher zu Gunsten des X. K. Z. beendigt worden sei, blieb ihm nichts anderes ubrig, als sich in Ruhe zu fugen und interessante Schilderungen der letzten Ereignisse, an denen er personlich betheiligt gewesen war, abzufassen. Jedenfalls hatte er bei der Sache weder Zeit noch Muhe verloren, und welch unverloschliche Eindrucke behielt er von seinem Besuche Neumexikos, Sudcarolinas, Nebraskas, Washingtons nebst Suddakotas, abgesehen von der originellen Weise, in der er allein die Bahnstrecke zwischen Medary und Sioux Falls City eingeweiht hatte.

Seine Eigenliebe als wohlunterrichteter Reporter erlitt aber an empfindlichster Stelle einen argen Sto? durch eine Enthullung, die ihm manche Scherzrede und Spottelei der kleinen Presse einbrachte. Diese betraf den Baren, den er in den Schluchten von Idaho gesehen hatte, den Grizzly, der sich bei jedem Donnerschlage bekreuzigte, jenen Ursus christianus, fur den er damals die so treffende Bezeichnung erfand. Es hatte sich dabei aber ganz einfach um einen braven Landmann gehandelt, der von einem Rauchwaarenhandler das Fell eines prachtigen Plautigraden nach Hause trug. Weil es da gerade in Stromen regnete, hatte der Mann sich in das Fell eingehullt, und da er Angst hatte, bekreuzigte er sich als guter Christ bei jedem Blitzstrahl.

Harris T. Kymbale lachte schlie?lich selbst mit, sein Lachen war aber von der Farbe der Flagge, die auf dem dreiundsechzigsten Felde triumphierend zu entfalten, Jovita Foley versagt geblieben war.

Was die funfte Partnerin angeht, wissen wir, unter welchen Umstanden sie mit ihrer Freundin, Max Real und Tommy nach Chicago zuruckgekommen war, wobei sich Tommy ebenso verzweifelt uber den Mi?erfolg seines Herrn, wie Jovita Foley uber den Lissy Wag’s gezeigt hatte.

»So lerne doch endlich verzichten, meine arme Jovita! ermahnte sie dann Lissy Wag. Du wei?t doch, da? ich von Anfang an nicht darauf gerechnet habe…

– Ich aber habe darauf gerechnet!

– Daran hast Du unrecht gethan.

– Du ubrigens bist alles in allem nicht zu beklagen!

– Ich beklage mich ja auch nicht, antwortete Lissy Wag lachelnd.

– Entgeht Dir auch die Erbschaft Hypperbone’s, so bist Du immerhin kein armes Madchen ohne Mitgift..

– Wie meinst Du das?

– Jawohl, Lissy!… Nach jenem X. K. Z., der als Erster das Ziel erreicht hat, bist Du als Zweite ihm am nachsten gewesen, und Dir fallen also alle Einsatze zu.

– Wahrhaftig, Jovita, daran hab’ ich noch mit keiner Silbe gedacht!

– Nun ja, doch ich denke eben fur Dich, Du sorglose Lissy; es ist eine recht nette kleine Summe, deren rechtma?ige Empfangerin Du bist!«

In der That ergaben ja die tausend Dollars an der Niagarabrucke, die zweitausend im Gasthause von New Orleans, die zweitausend beim Labyrinth in Nebraska, die dreitausend im californischen Thale des Todes, nebst den neuntausend Dollars, die successive im Gefangni? von Missouri zu entrichten gewesen waren, zusammen siebzehntausend Dollars, die ohne Widerrede laut Tenor des Testamentes dem Zweitankommenden, hier also der funften Partnerin, gehorten. Und doch hatte Lissy Wag, wie sie soeben eingestand, daran gar nicht, sondern an ganz andere Dinge gedacht.

Es gab auch noch eine andere Person, auf die Max Real zwar kaum eifersuchtig sein konnte, an die aber seine Verlobte – es ist wohl uberflussig, zu sagen, da? eine eheliche Verbindung zwischen dem jungen Maler und dem jungen Madchen eine beschlossene Sache war – doch wiederholt dachte. Diese Person war, der Leser errath es gewi?, der ehrenwerthe Humphry Weldon, der wahrend der Krankheit Lissy Wag’s das Haus in der Sheridan Street mit seinem Besuche beehrt hatte und von dem damals die dreitausend Dollars zur Entrichtung des dreifachen Einsatzes im Gefangni? von Missouri herruhrten. War er vielleicht auch nur ein Wettlustiger, »der – wie man sagt – seinem Gelde nachlief«, so hatte er die Gefangene doch nicht minder zu Dank verpflichtet, und diese wartete nur darauf, ihn dafur schadlos zu halten. Sie bewahrte ihm auch von jeher eine dankbare Erinnerung und wurde ihm gern wieder begegnet sein. Bis jetzt hatte ihn aber noch niemand irgendwo gesehen.

Zum Abschlu? dieses Situationsberichtes mogen noch einige Worte uber Hodge Urrican folgen.

Am 22. Juni, als er sich in Wisconsin befand, war das letztemal fur ihn gewurfelt worden. Funf Augen – eins und vier – waren dabei gefallen und danach hatte er das einunddrei?igste Feld, den Staat Nevada aufzusuchen. Das bedingte eine neue Reise von etwa zwolfhundert Meilen (1930 Kilometer), die er aber auf der Union Pacificbahn zurucklegen konnte, denn Nevada, einer der am schwachsten bevolkerten Bundesstaaten, obgleich er der Gro?e nach die sechste Stelle einnimmt, wird von Oregon, Idaho, Utah, Arizona und Californien umschlossen. Um das Ungluck voll zu machen, hatte William I. Hypperbone in diesen Staat freilich den Schacht verlegt, in den der hierher verschlagene Spieler einen Kopfsprung machen sollte.

Die Wuth des Commodore erreichte nun ihren Gipfel. Er beschlo?, an Meister Tornbrock schwere Rache zu nehmen, sobald die Partie zu Ende ware, und Turk erklarte, er werde dem Notar an die Kehle springen, ihn mit den Zahnen erwurgen, ihm den Leib aufrei?en und seine Leber verschlingen u. s. w.

Mit der ihm eigenen Hastigkeit verlie? Hodge Urrican Milwaukee noch am 22., sprang, nach Absendung der in Folge des letzten Wurfes fallig gewordenen dreitausend Dollars an die Adresse des Notars, mit seinem unzertrennlichen Begleiter in den Zug und dampfte Hals uber Kopf nach Nevada.

In dessen Hauptstadt Carson City sollte die orangefarbene Flagge spatestens am 6. Juli eingetroffen sein.

Wenn Nevada, nach dem Willen des Verstorbenen, auf der Karte des Matches mit dem Schachte bedacht worden war, erklarte sich das durch die hier wirklich in gro?er Anzahl vorhandenen Schachte, naturlich Bergwerksschachte, denn was die Ausbeute an Gold und Silber betrifft, nimmt Nevada in der Union die vierte Stelle ein. Seinen Namen tragt es mit Unrecht, denn die Nevadakette liegt au?erhalb seines Gebietes, die Namen seiner wichtigsten Stadte, Virginia City, Gold Hill und Silver City erklaren sich dagegen meist von selbst. Sie sind sozusagen auf Silbererzgangen erbaut, wie vor allem Comstock Lode, und es giebt hier Schachte, die, bis zur Tiefe von zweitausendsiebenhundert Fu? (823 Meter) in die Eingeweide der Erde hinunterreichen.

Es sind wirkliche Silberbrunnen, doch Silberbrunnen, die die Wahl des Testators ebenso wie die Wuth dessen, der sich dahin geschickt sah, rechtfertigen.

Der letzte Partner sollte jedoch gar nicht bis hierher kommen. Am Morgen des 24. erfuhr er in Great Salt

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