auf, und ich habe die beste Hoffnung, da? wir damit die Falle des Congo glucklich erreichen.«

Diese Stromschnellen unterbrechen den Lauf des Ubanghi an dem Winkel, den der Strom da beschreibt, wo er sich von Westen nach Suden zu wendet. Bis dahin soll sich den Berichten von Reisenden nach auch der gro?e Wald ausdehnen. Weiterhin braucht man nur den Ebenen unter der Parallele des Aequators zu folgen, und da ist es, dank den zahlreichen, diese durchziehenden Karawanen, immer leicht, Proviant und sogar Transportmittel zu erhalten.

Der Rathschlag Khamises war gewi? klug zu nennen. Der Weg, den er empfahl, mu?te auch die Wanderung bis zum Ubanghi wesentlich abkurzen. Die ganze Frage hing nur an den Hindernissen, die dieser tiefe Wald etwa bieten konnte. Da? ein gangbarer Pfad hindurch vorhanden ware, darauf war gar nicht zu rechnen… vielleicht enthielt er nur einzelne Fahrten von wilden Thieren, wie von Buffeln, Rhinocerossen und andern plumpen Saugethieren. Der Erdboden war gewi? vielfach mit Gestrauch bedeckt, was die Anwendung einer Axt verlangte, wahrend der Foreloper nur ein kleines Beil bei sich trug und die anderen nur mit ihren Waidmessern ausgerustet waren. Lange Verzogerungen wurde der Marsch trotzdem aber wohl nicht erfahren.

Als diese Einwurfe abgethan waren, wollte John Cort keinen Augenblick mehr zogern. Was die Schwierigkeit betraf, unter den Baumen, die kaum ein Sonnenstrahl durchdrang, die nothige Richtung einzuhalten, daruber brauchte man sich keine gro?e Sorge zu machen.

Eine Art Instinkt, der mit dem der Thiere verwandt sein mu?

– eine unerklarliche Naturgabe, die man auch bei manchen Menschenrassen beobachtet – ermoglicht es unter anderen den Chinesen, doch auch verschiedenen wilden Volkerschaften des

»Fernen Westens« (in Nordamerika), sich mehr mit Hilfe des Gehors und Geruchs, als mit der der Augen, zurecht zu finden und die einzuschlagende Richtung an mancherlei unscheinbaren Zeichen zu erkennen. Khamis besa? nun diese Orientierungsgabe in hervorragendem Ma?e und hatte davon wiederholt schon entscheidende Beweise abgelegt.

Einigerma?en konnten sich der Franzose und der Amerikaner auf diese mehr physische als intellectuelle Befahigung verlassen, die nur selten fehlgeht, auch wenn es nicht moglich ist, den Stand der Sonne zu beobachten.

Bezuglich der sonstigen Schwierigkeiten, die der Wald bieten konnte, bemerkte der Foreloper:

»Ich wei?, Herr John, da? wir nirgends einen Pfad, sondern nur einen von Gestrupp, durrem Holz und vor Alter umgesturzten Baumen bedeckten Erdboden finden werden…

das sind aber leicht uberwindliche Hindernisse. Meinen Sie aber nicht, da? ein so ausgedehnter Wald nicht auch von manchen Flussen bewassert sein musse, die dann nur Zuflusse des Ubanghi sein konnten?

– Fande sich darin nur der Wasserlauf, der ostlich vom Hugel verlief, bemerkte Max Huber. Er hatte die Richtung nach dem Walde, und warum sollte er da nicht zu einem wirklichen Flusse werden?… Dann erbauten wir uns ein Flo?… aus einigen, mit einander verbundenen Baumstammen…

– Halt, halt, bester Freund, unterbrach ihn John Cort, la? Dich nur von Deiner Phantasie nicht gleich auf dem Flusse dahintragen, den wir nur vermuthen…

– Herr Huber hat schon recht, erklarte Khamis. Weiter im Westen werden wir auf einen Wasserlauf treffen, der sich in den Ubanghi ergie?en mu?.

– Das mag ja sein, erwiderte John Cort, doch wir kennen sie schon, diese Art afrikanischer Flusse, die meist nicht schiffbar sind.

– Du erblickst immer und uberall nur Schwierigkeiten, lieber John…

– Besser, man erkennt solche zu fruh, als zu spat, Freund Max!«

John Cort’s Erwiderung war ganz zutreffend. Die Strome und Flusse Afrikas bieten keinesweges dieselben Vortheile, wie so viele in Amerika, Asien und Europa. Man zahlt an Hauptstromen vier: den Nil, den Sambesi, den Congo und den Niger. Diese werden von sehr vielen, ein dichtes Netz bildenden Nebenflussen gespeist. Trotz dieser scheinbar gunstigen Anordnung erleichtern sie die Zuge ins Innere des Schwarzen Erdtheils doch nur in recht beschranktem Ma?e.

Nach den Berichten aller Reisenden, die ihr Forschereiser durch diese grenzenlosen Gebiete gefuhrt hat, lassen sich die afrikanischen Strome mit dem Mississippi, dem St. Lorenzo, der Wolga, dem Irauaddy, dem Brahmaputra, dem Ganges und dem Indus keineswegs vergleichen. Ist ihr Stromlauf auch eben so lang, wie der der genannten, so ist ihr Wasserreichthum doch weit geringer, und schon in kurzer Entfernung von ihrer Mundung konnen sie nur noch Schiffe von sehr ma?igem Tonnengehalt tragen. Au?erdem werden sie von Untiefen, von Stromschnellen und Fallen unterbrochen, die von einem Ufer bis zum anderen reichen, und an den Stromschnellen flie?en sie oft so rei?end dahin, da? kein Fahrzeug dagegen aufzukommen vermag. Hierin ist eine der Ursachen zu suchen, die gro?ere Erfolge bezuglich der Erforschung des Innern von Afrika bisher vereitelt haben.

Khamis konnte nicht bestreiten, da? der Einwurf John Cort’s berechtigt sei. Alles in allem war er aber doch nicht gewichtig genug, den Vorschlag des Forelopers, der ja auf anderen Seiten greifbare Vortheile bot, etwa gar abzulehnen.

»Treffen wir auf einen Wasserlauf, meinte er, so fahren wir darauf hinunter, so weit das eben moglich ist. Lassen sich etwaige Hindernisse umgehen, so thun wir es. Anderenfalls nehmen wir unsere Wanderung wieder auf…

– O, ich habe gegen Ihren Vorschlag selbst auch gar nichts einzuwenden, Khamis, antwortete John Cort, ich denke vielmehr, es wird weitaus das beste sein, nach dem Ubanghi langs eines seiner Nebenflusse oder vielmehr auf einem solchen zu gelangen, wenn das irgend ausfuhrbar ist.«

Als die Behandlung der Frage bis zu diesem Punkte gekommen war lie?en sich ihr nur noch zwei Worte anschlie?en:

»Vorwarts also!« rief Max Huber.

Seine Gefahrten wiederholten alle den Aufruf.

Gerade Max Huber pa?te der angenommene Plan ja vortrefflich, sich in den ungeheueren Wald zu begeben, den noch keiner durchmessen haben sollte oder der vielleicht gar undurchdringlich war. Vielleicht erlebte er dabei das ganz

»Au?erordentliche«, worauf er in den Gebieten des oberen Ubanghi vergeblich gehofft hatte. 

Funftes Capitel.

Der erste Marschtag

 Ein wenig uber acht Uhr war es, als John Cort, Max Huber, Khamis und der Knabe die Richtung nach Sudwesten einschlugen.

In welcher Entfernung mochte wohl der Flu? liegen, dem sie bis zu seiner Vereinigung mit dem Ubanghi zu folgen gedachten?… Keiner wu?te es zu sagen. Und wenn es der war, der sich, nachdem er den Tamarindenhugel umkreist hatte, nach dem Walde zu wendete, bog dieser nicht vielleicht nach Osten zu ab, ohne den Wald zu durchstromen?… Wenn nun auch noch Hindernisse, Felsen oder Stromschnellen, sein Bett so weit sperrten, da? es unbefahrbar war, was dann?… Und andererseits: wenn diese unerme?liche Anhaufung von Baumen keinen Pfad unter sich, keinen offenen, von Thieren durch das Dickicht gebrochenen Durchgang aufwies, wie sollten die Wanderer sich ohne Mithilfe des Eisens und des Feuers einen Weg bahnen?… Wie unsicher war es also, ob Khamis und seine Begleiter, selbst in den von gro?en Vierfu?lern besuchten Theilen, einen freien Erdboden, niedergetretenes Strauchwerk und schon zerrissene Lianen finden wurden, so da? sie ohne zu gro?en Aufenthalt weiter vordringen konnten.

Llanga lief haufig, gleich einem schnellfu?igen Wiesel, weit voraus, obwohl John Cort ihn immer ermahnte, sich nicht zu entfernen. Hatte man den Knaben aber einmal aus den Augen verloren, so erschallte sofort dessen durchdringende Stimme.

»Hierher!… Hierher!« rief er dann laut.

Alle Drei gingen der dadurch angedeuteten Richtung nach und folgten den Stellen, die jener schon durchbrochen und leichter passierbar gemacht hatte.

Galt es, sich in dem Labyrinthe hier zurechtzufinden, so erwies sich der Instinct des Forelopers ausnehmend nutzlich.

Uebrigens war es durch die Spalten zwischen den Aesten noch immer moglich, dabei den Stand der Sonne

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