Zuversicht erfullt, da? er nicht mehr auf den nur wenige Meter entfernt sitzenden Drachen achtete.

»Halt! Keine Bewegung!«zischte links von ihm eine Stimme, unglaublich tief und grollend, als spreche ein Riese durch ein langes Rohr. »Weg mit der Waffe und zuruck!«

Bateen war so entgeistert, da? er tatsachlich keine Bewegung machte und nur seine Augen seitwarts zuckten.

Die Riesenechse stand vor ihm, starrte ihn mit den gluhenden, scharlachroten Augen an, und in der Hand hielt sie eine Fuka-Maschinenpistole aus fast vollig durchsichtigem Material, deren rotes Energiezentrum glei?te. Eine Waffe, eingestellt auf den jeweiligen Trager; eine Waffe, die nur eine Behorde besa?.

»Marquoz, Kom-Polizei«, sagte der Drache uberflussigerweise. »Die Waffe fallen lassen und wegtreten, sagte ich!«

»Aber… aber das geht doch nicht — du bist kein Mensch«, protestierte der Dreel. Von solchen Dingen wu?te die Kolonie nichts!

»Du auch nicht, Kerl«, erwiderte der Drache. »Das ist der einzig mildernde Umstand bei dir.«

Hodukai, ein Planet an der Grenze

Sie fullten den Tempel. Ein gutes Zeichen, dachte Mutter Sukra, als sie hinter dem Podiumsvorhang hervorblickte. Die Akoluthen hatten das Wort auf wundersame Weise verbreitet. Die meisten befanden sich, wie sie sah, zum erstenmal hier. Zogernd, nervos, unsicher, aber neugierig. Das war zu erwarten. Die Gemeinde des Heiligen Schachtes war hier noch immer neu und zog vor allem die Jungen an, stets die am leichtesten zu Beeindruckenden, die Armen, die Hungernden, die Verlierer. Die Heilige Priesterin wurde das auch wissen und sich uber die Neulinge und die nachgewiesene Tuchtigkeit von Mutter Sukras Organisation nach nur wenigen Monaten freuen.

Die Hohepriesterin war erfreut — und aufgeregt, obwohl sie davon in ihrer klassisch stoischen Art nichts merken lie?.

Die Lichter verloschten; bewegende Musik, subtile, beruhigende Unterschalltone, stimmten ein, und sanftes Licht umschmeichelte Podium und Zuschauer. Sie warf einen Blick auf Mutter Sukra, die sich ein letztesmal im Spiegel betrachtete, ihr langes, safrangelbes Gewand glattete und ihr langes, braunes Haar ordnete. Genau im richtigen Augenblick trat sie hinaus. Es gab kein Pult, keine Kanzel hoch oben; das hatte die von der Hohepriesterin erwartete Wirkung zerstort.

Auf dem nackten Podium wirkte Mutter Sukra schrecklich allein.

An den Wanden standen die Manner und Frauen in langen Gewandern, die Akoluthen, mit rasierten Kopfen, schlicht gekleidet, auf und verbeugten sich vor ihr. Ein Teil des Publikums folgte dem Beispiel, und bald danach standen fast alle. Jene, die sitzenblieben, waren ohnehin nicht diejenigen, zu denen sie sprechen wurde. Spater, dachte sie. Spater wurden alle bereitwillig kommen.

»Seid in Frieden!«verkundete Mutter Sukra und erhob ihre Arme zum Himmel.

»Friede den Wesen des Universums, gleichgultig, in welcher Form«, antworteten die Akoluthen und einige Zuschauer.

»An diesem Abend wird uns die Ehre zuteil, durch die Anwesenheit Ihrer Heiligkeit, der Priesterin Yua von der Mutterkirche, ausgezeichnet zu werden«, teilte Sukra uberflussigerweise mit. Die Neugier nach Yua erklarte die hohe Zahl der Anwesenden. Das Publikum bestand ausschlie?lich aus Menschen, auch etwas, womit zu rechnen gewesen war. Obwohl der Kom-Bund jetzt nicht weniger als sieben Rassen umfa?te, sah man nur drei oder vier davon in gro?en Stadten auf den von Menschen bewohnten Welten und keine in den Tempeln, die sie als rassisch fremdenfeindlich betrachteten. Die Tempel standen zwar allen Rassen offen, aber die Lehre war keine von der Art, die Nichtmenschen etwas geboten hatte.

Es sei denn, man war ein Olympier.

Jedermann wu?te Bescheid uber die Olympier, aber gleichzeitig wu?te niemand viel uber sie. Nur wenige hatten jemals einen gesehen; sie waren schweigsam und blieben unter sich. Ihre Welt war eine, auf der niemand ohne Raumanzug leben konnte, aber die Olympier vermochten auf jeder menschlichen Welt zu leben. Sie betrieben ihre eigene Reederei und steuerten ihre eigenen Raumschiffe; der Handel wurde von einem Unternehmen in olympischer Hand mit menschlichem Personal betrieben.

Solche Bedingungen erzeugten bei den Leuten eine unersattliche Neugier, aber das war noch nicht alles. Es hie?, die Olympier seien unfa?bar schone Frauen; noch keiner hatte einen Mann gesehen. Schone Frauen mit Schwanzen wie Pferdeschweife, die, so hie? es, alle gleich aussahen.

Auf dieser Grenzerwelt wartete ein vollbesetztes Haus darauf, ein Wesen der Welt Olympus zu sehen, aus dem einfachen Grund, weil die Gemeinde des Schachtes auf Olympus entstanden war; der Muttertempel befand sich dort; und wahrend Menschen die Gemeinde bildeten und Menschen die Tempel fuhrten, konnten allein die Olympierinnen Hohepriesterinnen der Mutterkirche sein.

Endlich war Mutter Sukra fertig, und ihre Stimme nahm einen ehrfurchtigen Tonfall an.

»Heute abend, meine Kinder, haben wir die hohe Ehre, Ihre Heiligkeit, die Hohepriesterin unserer Gemeinde, Yua von Olympus, bei uns zu sehen.«

Die Zuschauer setzten sich erwartungsvoll auf, als Mutter Sukra davonging.

Yua wartete eine halbe Minute, um die Spannung zu steigern, dann schritt sie entschlossen hinaus. Die Lichter verdunkelten sich, und ein Scheinwerfer strahlte eine Stelle in der Mitte und ganz vorne an, eine glei?ende Aura erzeugend, in der Yua noch ubernaturlicher erschien.

Sie horte das Flustern. »Da ist sie!«»Das ist also eine Olympierin.«Sie trug einen Umhang aus feinster Seide oder einem entsprechenden Kunstfasergewebe, mit Blattgold durchwirkt. Er verbarg ihren Korper bis zum Boden, aber selbst den ganz hinten Sitzenden fielen die klassische Schonheit ihres Gesichts und das lange, kastanienbraune Haar auf, das bis zu ihren Huften herabwallte.

»Seid in Frieden, meine Kinder«, begann Yua. Ihre Stimme klang leise, unfa?bar sanft und sinnlich. »Ich bin hier, um diesen Tempel und seine Gemeinde zu segnen und jenen von Euch, die aus Neugier oder Interesse erschienen sind, von unserem Glauben und unserer Lebensart zu erzahlen. Ich komme von einem Planeten, den wir Olympus nennen. Unsere Grundermutter entdeckten die Welt, die dem Kom ubergeben wurde, da sie ein Ort war, wo man ohne unbezahlbar teure Veranderungen oder luftdichte Kuppeln nicht uberleben kann, ganz ahnlich den toten Welten der Markovier. Aber wir konnten dort uberleben, bauen, uns ausdehnen und gedeihen, und das haben wir getan.«

Sie spurte, da? die Zuschauer gebannt waren und jedes Wort aufmerksam verfolgten.

»Wir gleichen Euch, und wir sind von Eurem Stamm, aber wir sind nicht wie Ihr. Wir waren fur viele Extreme von Kalte und Hitze unempfindlich, konnten Gifte in fremdartigem Wasser und feindseliger Atmosphare herausfiltern, und wir brauchen dazu keine Schutzanzuge oder eine besondere Ausrustung. Hort gut zu. Ich werde Euch die Geschichte unseres Volkes, des unsrigen und Eurigen, und unseres Glaubens erzahlen.«

Sie machte eine Pause. Ideal. Niemand regte sich.

»Ihr lebt auf einer Grenzwelt«, fuhr sie fort. »Noch rauh, noch roh. Die meisten, wenn nicht alle von Euch sind unter anderen Sternen geboren. Somit seid Ihr im Weltraum alle weit umhergereist. Ihr wi?t von den Ruinen der Markovier auf toten Welten, eine ratselhafte Rasse, die tote Computer tief im Inneren ihrer Planeten und Hullen von Gro?stadten ohne kunstliche Gegenstande hinterlie?. Ihr wi?t, da? diese Rasse einst fast die ganze Galaxis besiedelte und da? sie verschwand, lange bevor die Menschheit entstand.«

Manche Kopfe nickten. Das Ratsel der Markovier war inzwischen allen wohlbekannt. Man hatte bei der Ausdehnung der Menschheit Hunderte, vielleicht Tausende toter Welten gefunden. Sie waren alt, unfa?bar alt, unmoglich alt, da sie fast bis zur Entstehung des Alls zuruckzugehen schienen.

»Sie stellten die erste Zivilisation dar. Sie wuchsen und dehnten sich aus und erlangten Gottlichkeit. Ihre Computer gaben ihnen alles, was sie je begehren konnten, schon, wenn sie es sich wunschten. Und doch war das nicht genug; sie wurden schal, gelangweilt, unfahig, sich des Lebens zu erfreuen. Und so beschlossen sie, ihre Gottlichkeit aufzugeben, als neue Rassen des Universums von vorne zu beginnen. Sie schufen einen ungeheuer gro?en Computer, den Schacht der Seelen, setzten ihn in den Mittelpunkt des Alls und erschufen auf dieser Computerwelt neue Rassen: aus sich selbst alle Rassen des Universums. Ihre alte Welt verstummte, wahrend ihre Schopfungen, auf der Schachtwelt erprobt, die neuen Herren der Schopfung wurden — darunter unser eigenes

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