»Ja«, sagte Crouch und wieder zuckten seine Augenlider.»Eine Hexe im Buro meines Vaters. Bertha Jorkins. Sie kam eines Tages mit Papieren zu uns, die mein Vater unterschreiben sollte. Er war noch nicht zu Hause. Winky lie? sie eintreten und kam dann zu mir in die Kuche zuruck. Aber Bertha Jorkins horte, da? Winky mit mir redete. Sie lauschte an der Tur und horte genug, um zu erraten, wer sich unter dem Tarnurnhang verbarg. Dann kam mein Vater heim. Sie sagte ihm freimutig, was sie entdeckt hatte. Er belegte sie mit einem sehr starken Gedachtniszauber, damit sie es verga?. Der Zauber war zu stark. Mein Vater glaubte, er habe ihr Gedachtnis auf Dauer geschadigt.«
»Warum kommt sie auch und schnuffelt bei meinem Meister rum?«, schluchzte Winky.»Warum la?t sie uns nicht in Ruhe?«
»Erzahlen Sie mir, was sich bei der Quidditch-Weltmeister-schaft abgespielt hat«, sagte Dumbledore.
»Winky hatte meinen Vater dazu uberredet«, sagte Crouch, weiterhin mit gleichformiger Stimme.»Dazu hatte sie Monate gebraucht. Ich hatte das Haus jahrelang nicht verlassen. Quidditch hatte ich immer geliebt. ›Lassen Sie ihn gehen‹, sagte sie. ›Er ist ja unter dem Tarnurnhang. Er kann doch zusehen. Lassen Sie ihn doch einmal frische Luft schnappen.‹ Sie sagte, meine Mutter hatte es so gewollt. Meine Mutter sei gestorben, um mir die Freiheit zu schenken. Sie habe mich nicht gerettet, damit ich fur den Rest meines Lebens eingesperrt bleiben mu?te. Schlie?lich sagte er ja.
Alles war sorgfaltig geplant. Mein Vater fuhrte mich und Winky schon fruh am Morgen nach oben in die Ehrenloge. Winky sollte sagen, sie wurde einen Platz fur meinen Vater besetzen. Ich sollte neben ihr sitzen, unsichtbar. Wir sollten warten, bis alle fort waren, und dann das Stadion verlassen. Keiner wurde es je erfahren.
Aber Winky wu?te nicht, da? ich allmahlich starker wurde. Ich begann gegen den Imperius-Fluch meines Vaters anzukampfen. Es gab Zeiten, in denen ich fast wieder der Alte war. Manchmal spurte ich, da? ich mich seiner Herrschaft vollkommen entzogen hatte. Und so war es auch dort, in der Ehrenloge. Es war, als wurde ich aus einem tiefen Schlaf erwachen. Ich fand mich drau?en in der Offentlichkeit, es war mitten im Spiel, und ich sah einen Zauberstab aus der Tasche eines Jungen vor mir ragen. Seit der Zeit vor Askaban hatte ich keinen Zauberstab mehr in die Hand nehmen durfen. Ich stahl ihn. Winky hat es nicht mitbekommen. Winky hat Hohenangst. Sie hatte ihr Gesicht verborgen.«
»Meister Barty, boser Junge!«, wisperte Winky, und Tranen sickerten durch ihre Finger.
»Sie haben also den Zauberstab genommen«, sagte Dumbledore,»und was haben Sie damit gemacht?«
»Wir gingen zuruck in unser Zelt«, sagte Crouch.»Dann horten wir sie. Wir horten die Todesser. Jene, die nie in Askaban sa?en. Jene, die nie fur meinen Herrn gelitten haben. Sie hatten sich von ihm abgewandt. Sie waren nicht versklavt, wie ich es war. Sie waren frei, ihn zu suchen, doch sie taten es nicht. Sie trieben nur ihre Spa?e mit den Muggeln. Ihr Geschrei weckte mich. Mein Kopf war seit Jahren nicht mehr so klar gewesen. Ich war zornig. Ich hatte den Zauberstab. Ich wollte sie angreifen, weil sie meinem Herrn untreu waren. Mein Vater war aus dem Zelt gegangen, um die Muggel zu befreien. Winky bekam Angst, als sie mich so zornig sah. Sie benutzte ihre eigene Art von Zauber, um mich an sie zu fesseln. Sie zog mich aus dem Zelt, hinein in den Wald, weg von den Todessern. Ich versuchte sie aufzuhalten. Ich wollte zuruck zum Zeltplatz. Ich wollte diesen Todessern zeigen, was Treue zum dunklen Lord bedeutet, und sie fur ihre Treulosigkeit bestrafen. Ich nahm den gestohlenen Zauberstab und brannte das Dunkle Mal an den Himmel.
Dann kamen die Ministeriumszauberer. Sie schossen durch den Wald. Einer der Schockzauber kam durch die Baume geflogen, unter denen Winky und ich standen. Das Band, das uns verknupfte, zerri?. Wir beide wurden geschockt. Als sie Winky entdeckt hatten, wu?te mein Vater, da? ich in der Nahe sein mu?te. Er durchstoberte das Gebusch, in dem man Winky gefunden hatte, und ertastete mich, der ich dort lag. Er wartete, bis die anderen Ministeriumsleute den Wald verlassen hatten. Dann belegte er mich erneut mit dem Imperius-Fluch und nahm mich mit nach Hause. Er verstie? Winky. Sie hatte ihn enttauscht. Sie hatte es zugelassen, da? ich mir einen Zauberstab verschaffte. Sie hatte mich beinahe entkommen lassen.«
Winky stie? einen verzweifelten Klageschrei aus.
»Nun waren nur noch Vater und ich da, allein in unserem Haus. Und dann… und dann…«Crouch wiegte seinen Kopf hin und her und das Grinsen eines Irren breitete sich auf seinem Gesicht aus.»Dann kam mein Meister, um mich zu holen.
Er kam eines Nachts, sehr spat, in unser Haus, in den Armen seines Dieners Wurmschwanz. Mein Meister hatte herausgefunden, da? ich noch am Leben war. Er hatte Bertha Jorkins in Albanien entfuhrt. Er hatte sie gefoltert. Sie berichtete ihm eine Menge. Sie erzahlte ihm vom Trimagischen Turnier. Sie sagte ihm, der alte Auror Moody werde bald in Hogwarts unterrichten. Er folterte sie, bis er durch den Gedachtniszauber brach, mit dem mein Vater sie belegt hatte. Sie sagte ihm, ich sei aus Askaban entkommen. Mein Vater halte mich gefangen, damit ich mich nicht auf die Suche nach meinem Herrn machen konne. Und so erfuhr mein Herr, da? ich immer noch sein treuer Diener war – vielleicht der treueste von allen. Mein Herr entwarf einen Plan, der auf dem Wissen beruhte, das er Bertha abgepre?t hatte. Er brauchte mich. Er kam gegen Mitternacht zu unserem Haus. Mein Vater offnete die Tur.«
Das Lacheln auf Crouchs Gesicht wurde noch breiter, als wurde er sich an die schonste Begebenheit seines Lebens erinnern. Winkys angsterfullte braune Augen lugten zwischen ihren Fingern hindurch. Sie schien zu entsetzt, um sprechen zu konnen.
»Es ging sehr schnell. Mein Herr unterwarf meinen Vater mit dem Imperius-Fluch. Nun war es mein Vater, der gefangen war und gehorchen mu?te. Mein Herr zwang ihn, wie ublich seiner Arbeit nachzugehen, so zu tun, als ware nichts geschehen. Und ich wurde befreit. Ich erwachte. Ich war wieder ich selbst, ich lebte, wie ich seit Jahren nicht mehr gelebt hatte.«
»Und was hat Lord Voldemort von Ihnen verlangt?«, wollte Dumbledore wissen.
»Er fragte mich, ob ich bereit sei, alles fur ihn aufs Spiel zu setzen. Ich war bereit. Es war mein Traum, mein hochstes Ziel, ihm zu dienen, mich ihm zu beweisen. Er sagte, er musse einen treuen Diener nach Hogwarts einschleusen. Einen Diener, der Harry Potter ganz unauffallig durch das Trimagische Turnier geleiten sollte. Einen Diener, der Harry Potter bewachen sollte. Der dafur sorgen musse, da? er den Trimagischen Pokal erreicht. Der den Pokal in einen Portschlussel verwandelt, welcher den Ersten, der ihn beruhrt, zu meinem Herrn bringen wurde. Doch zuerst -«
»Brauchten Sie Alastor Moody«, unterbrach ihn Dumbledore. In seinen blauen Augen loderte es, doch seine Stimme blieb ruhig.
»Das waren Wurmschwanz und ich. Wir hatten den Vielsaft-Trank schon vorbereitet. Wir reisten zu seinem Haus. Moody wehrte sich mit Zahnen und Klauen. Es gab ein Durcheinander. Wir schafften es gerade noch rechtzeitig, ihn zu bandigen. Wir zwangten ihn in ein Fach seines eigenen magischen Koffers. Nahmen ein paar von seinen Haaren und fugten sie dem Gebrau hinzu. Ich trank davon und wurde Moodys Doppelganger. Ich nahm ihm das Bein und das Auge. Ich war bereit, Arthur Weasley entgegenzutreten, als er kam, um das Gedachtnis der Muggel zu bearbeiten, die Larm gehort hatten. Ich lie? die Mulleimer im ganzen Hof herumrollen. Ich sagte Arthur Weasley, ich hatte Eindringlinge auf meinem Hof gehort, und ihretwegen seien auch die Mulleimer losgegangen. Dann packte ich Moodys Kleider zusammen und machte mich auf den Weg nach Hogwarts. Ich hielt ihn am Leben, dem Imperius-Fluch unterworfen. Ich wollte ihn noch ausfragen. Wollte von seiner Vergangenheit erfahren, seine Gewohnheiten erlernen, damit ich sogar Dumbledore tauschen konnte. Ich brauchte auch sein Haar, um den Vielsaft-Trank zu brauen. Die anderen Zutaten waren einfach zu beschaffen. Die Baumschlangenhaut stahl ich aus dem Kerker. Als der Lehrer fur Zaubertranke mich in seinem Buro ertappte, sagte ich, ich hatte Anweisung, es zu durchsuchen.«
»Und was wurde aus Wurmschwanz, nachdem Sie Moody angegriffen hatten?«, fragte Dumbledore.
»Wurmschwanz kehrte ins Haus meines Vaters zuruck, um fur meinen Herrn zu sorgen und meinen Vater zu bewachen.«
»Aber Ihr Vater ist entkommen«, sagte Dumbledore.
»Ja. Nach einer Weile begann er gegen den Imperius-Fluch anzukampfen, genau wie ich es getan hatte. Es gab Zeiten, in denen er wu?te, was vor sich ging. Mein Herr befand, es ware nicht mehr sicher, wenn mein Vater das Haus verlie?e. Statt dessen zwang er ihn, Briefe an das Ministerium zu schreiben. Er gebot ihm zu schreiben, er sei krank. Aber Wurmschwanz vernachlassigte seine Pflichten. Er war nicht wachsam genug. Mein Vater entkam. Mein Herr vermutete, da? er sich nach Hogwarts durchschlagen wurde. Mein Vater wurde Dumbledore alles sagen, ihm alles gestehen. Er wurde zugeben, da? er mich aus Askaban herausgeschmuggelt hatte.
Mein Herr benachrichtigte mich von der Flucht meines Vaters. Er wies mich an, ihn um jeden Preis