die Kuche und bringen eine Hauselfe namens Winky hier hoch. Minerva, seien Sie so freundlich und gehen Sie hinunter zu Hagrids Haus, wo Sie einen gro?en schwarzen Hund im Kurbisbeet sitzen sehen werden. Bringen Sie den Hund hoch in mein Buro, sagen Sie ihm, ich werde in Kurze bei ihm sein, und dann kommen Sie zuruck.«
Snape oder McGonagall mochten diese Anweisungen merkwurdig finden, sie verbargen ihre Verwunderung jedenfalls gut. Sie wandten sich unverzuglich um und verlie?en das Buro. Dumbledore ging hinuber zu dem gro?en Koffer mit den sieben Schlossern, steckte den ersten Schlussel in eines der Schlussellocher und offnete den Deckel. Der Koffer enthielt einen Haufen Zauberbucher. Dumbledore schlo? den Deckel, steckte den zweiten Schlussel ins zweite Loch und offnete den Koffer erneut. Die Zauberbucher waren verschwunden; diesmal kamen eine Reihe kaputter Spickoskope zum Vorschein, ein paar Pergamentblatter und Federkiele und etwas, das ganz nach einem silbrig schimmernden Tarnurnhang aussah. Harry sah verdutzt zu, wie Dumbledore den dritten, vierten, funften und sechsten Schlussel in die zugehorigen Schlosser steckte, den Koffer jedes Mal erneut offnete und immer etwas anderes zum Vorschein brachte. Dann steckte er den siebten Schlussel ins Schlo?, schlug den Deckel auf, und Harry schrie vor Entsetzen.
Er sah hinunter in eine Art Grube, einen unterirdischen Raum, und dort, drei Meter tief unten, offenbar tief schlafend, durr und ausgemergelt, lag der wahre Mad-Eye Moody. Sein Holzbein war verschwunden, die Augenhohle, in der sich das magische Auge hatte befinden sollen, wirkte leer unter dem eingefallenen Lid, und ganze Buschel seines grauwei?en Haars waren abgeschnitten. Halb gelahmt vor Schreck musterte Harry abwechselnd den schlafenden Moody im Koffer und den ohnmachtigen Moody auf dem Fu?boden.
Dumbledore kletterte in den Koffer, lie? sich in die Grube hinabfallen und landete leichtfu?ig auf dem Boden neben dem schlafenden Moody. Er beugte sich uber ihn.
»Unter Schock – und in der Gewalt des Imperius-Fluchs – sehr schwach«, sagte er.»Naturlich mu?te er ihn am Leben halten. Harry, wirf mir den Mantel dieses Doppelgangers herunter, Alastor fuhlt sich eiskalt an. Madam Pomfrey wird sich um ihn kummern mussen, aber er scheint nicht unmittelbar in Gefahr zu sein.«
Harry tat, wie ihm gehei?en; Dumbledore deckte Moody mit dem Mantel zu und kletterte aus dem Koffer. Dann griff er nach dem Flachmann, schraubte den Deckel auf und kippte die Flasche um. Eine dicke, klebrige Flussigkeit ergo? sich auf den Fu?boden.
»Vielsaft-Trank, Harry«, sagte Dumbledore.»Du siehst, wie einfach es war, und zugleich genial. Denn Moody trinkt tatsachlich immer nur aus seinem Flachmann, dafur ist er bekannt. Der Doppelganger mu?te den echten Moody naturlich in der Nahe behalten, damit er den Trank nachbrauen konnte. Du siehst ja sein Haar…«
Dumbledore blickte hinunter auf den Moody im Koffer.»Der Doppelganger hat das ganze Jahr uber immer wieder etwas davon abgeschnitten, du siehst, wo die Buschel fehlen. Aber ich wurde vermuten, bei all der Aufregung heute Abend hat unser falscher Moody womoglich vergessen, den Trank so regelma?ig wie notig zu schlucken… stundlich… und zur vollen Stunde… wir werden sehen.«
Dumbledore zog den Stuhl unter dem Schreibtisch hervor und setzte sich, die Augen auf den bewu?tlosen Moody auf dem Boden gerichtet. Auch Harry starrte ihn an. Minutenlang sprachen sie kein Wort…
Dann begann sich das Gesicht des Mannes auf dem Boden vor Harrys Augen zu verandern. Die Narben verschwanden, die Haut glattete sich; die verstummelte Nase heilte aus und begann zu schrumpfen. Die lange Mahne wei?grauen Haares zog sich in die Kopfhaut zuruck und nahm die Farbe von Stroh an. Plotzlich und mit einem lauten Klonk fiel das Holzbein vom Korper ab und an seiner Stelle wuchs ein normales Bein unter dem Umhang hervor; und schon war auch der magische Augapfel aus dem Gesicht des Mannes gehupft und ein echtes Auge war an seine Stelle getreten; das magische Auge kullerte wild kreiselnd uber den Fu?boden davon.
Harry sah einen Mann vor sich liegen, mit bleicher Haut, einigen Sommersprossen und einem Schopf hellen Haares. Er wu?te, wer dies war. Er hatte den Mann in Dumbledores Denkarium gesehen, hatte beobachtet, wie die Dementoren ihn aus dem Gerichtssaal gefuhrt hatten, wahrend er sich noch verzweifelt bemuht hatte, Mr Crouch davon zu uberzeugen, da? er unschuldig sei… jetzt lagen dunkle Schatten um seine Augen und er sah viel alter aus…
Drau?en auf dem Korridor ertonten hastige Schritte. Snape kam zuruck, mit Winky auf den Fersen. Professor McGonagall folgte ihm einen Augenblick spater.
»Crouch!«, sagte Snape und blieb wie angewurzelt im Turrahmen stehen.»Barty Crouch!«
»Du meine Gute«, sagte Professor McGonagall, und auch sie erstarrte und sah hinunter zu dem Mann auf dem Fu?boden.
Winky, schmutzig und zerzaust, lugte hinter Snapes Beinen hervor. Ihr Mund offnete sich weit und sie stie? einen spitzen Schrei aus.»Meister Barty, Meister Barty, was machen Sie denn hier?«
Sie sturzte vor und warf sich auf die Brust des jungen Mannes.»Ihr habt ihn totgemacht! Ihr habt ihn totgemacht. Ihr habt den Sohn vom Meister totgemacht!«
»Er ist nur geschockt, Winky«, sagte Dumbledore.»Bitte tritt zur Seite. Severus, haben Sie das Elixier?«
Snape reichte Dumbledore ein Glasflaschchen mit einer vollkommen klaren Flussigkeit: das Veritaserum, mit dem er Harry im Unterricht gedroht hatte. Dumbledore stand auf, beugte sich uber den Mann auf dem Boden, schleifte ihn hinuber zur Wand unter dem Feindglas, aus dem heraus die Spiegelbilder von Dumbledore, Snape und McGonagall immer noch finster auf sie alle herabsahen, und lehnte ihn mit dem Rucken aufrecht an die Mauer. Winky blieb zitternd, das Gesicht in den Handen, auf ihren Knien sitzen. Dumbledore zwangte den Mund des Mannes auf und traufelte ihm drei Tropfen ein. Dann richtete er den Zauberstab auf die Brust des Mannes und sagte:»Enervate.«Crouchs Sohn offnete die Augen. Sein Gesicht war schlaff und er schielte. Dumbledore kniete sich vor ihm nieder, so da? ihre Gesichter auf gleicher Hohe waren.
»Konnen Sie mich horen?«, fragte Dumbledore ruhig.
Die Lider des Mannes zuckten.
»Ja«, murmelte er.
»Ich mochte, da? Sie uns erzahlen, wie Sie hierher gekommen sind«, sagte Dumbledore leise.»Wie sind Sie aus Askaban entkommen?«
Crouch holte tief und bebend Luft, dann begann er mit matter, ausdrucksloser Stimme zu sprechen.»Meine Mutter hat mich gerettet. Sie wu?te, da? sie todkrank war. Sie hat meinen Vater uberredet, ihr einen letzten Wunsch zu erfullen und mich zu retten. Er liebte sie, wie er mich nie geliebt hatte. Er willigte ein. Sie kamen mich besuchen. Sie gaben mir einen Schluck Vielsaft-Trank, der ein Haar meiner Mutter enthielt. Sie nahm einen Schluck Vielsaft-Trank mit einem Haar von mir. Und so nahmen wir die Gestalt des jeweils anderen an.«
Die zitternde Winky schuttelte den Kopf.»Reden Sie nicht weiter, Meister Barty, reden Sie nicht weiter, Sie machen Ihrem Vater noch Arger!«
Doch Crouch holte erneut tief Luft und fuhr mit derselben matten Stimme fort:»Die Dementoren sind blind. Sie spurten, wie ein gesunder und ein sterbender Mensch in die Mauern von Askaban kamen. Und sie spurten, da? ein gesunder und ein sterbender Mensch Askaban wieder verlie?en. Mein Vater schmuggelte mich hinaus, ich hatte die Gestalt meiner Mutter angenommen fur den Fall, da? uns ein Gefangener durch die Gitter seiner Zellentur beobachtete.
Meine Mutter starb kurz danach in Askaban. Sie achtete sorgfaltig darauf, bis zum Ende regelma?ig den Vielsaft-Trank einzunehmen. Sie wurde unter meinem Namen und in meiner Gestalt begraben. Alle glaubten, sie sei ich.«
Die Lider des Mannes zuckten.
»Und was tat Ihr Vater mit Ihnen, als er Sie bei sich zu Hause hatte?«, fragte Dumbledore leise.
»Er tat so, als ware meine Mutter gestorben. Ein stilles Begrabnis im kleinsten Kreis. Das Grab ist leer. Die Hauselfe hatte mich wieder aufgepappelt. Dann mu?te mein Vater mich verstecken. Er mu?te mich uberwachen. Er mu?te mich mit einigen Fluchen belegen, um mich gefugig zu machen. Als ich meine Krafte wiedergewonnen hatte, dachte ich nur noch daran, meinen Herrn zu suchen… und wieder in seine Dienste zu treten.«
»Wie hat Ihr Vater Sie gefugig gemacht?«, fragte Dumbledore weiter.
»Mit dem Imperius-Fluch«, sagte Crouch.»Ich stand unter der Herrschaft meines Vaters. Er zwang mich, Tag und Nacht den Tarnurnhang zu tragen. Ich war immer mit der Hauselfe zusammen. Sie war meine Warterin und meine Pflegerin. Sie hatte Mitleid mit mir. Sie uberredete meinen Vater, mir hin und wieder etwas Gutes zu tun. Als Belohnung fur mein gutes Betragen.«
»Meister Barty, Meister Barty«, schluchzte die Hauselfe durch ihre Hande.»Sie durfen es denen nie nicht sagen, wir kriegen Arger…«
»Hat irgend jemand einmal entdeckt, da? Sie noch am Leben waren?«, fragte Dumbledore leise.»Wu?te es jemand, au?er Ihrem Vater und der Hauselfe?«