»Ich hab's dir gesagt, Harry… ich hab's dir gesagt. Wenn es jemanden gibt, den ich mehr als alle anderen hasse, dann ist es ein Todesser, der davongekommen ist. Sie haben sich von meinem Herrn abgekehrt, als er sie am notigsten brauchte. Ich hatte erwartet, da? er sie bestraft. Ich hatte erwartet, da? er sie foltert. Sag mir, da? er sie gequalt hat, Harry…«
Plotzlich erschien ein irres Lacheln auf Moodys Gesicht.»Sag mir, da? er ihnen verkundet hat, da? ich allein ihm treu geblieben bin… da? ich bereit war, alles zu riskieren, um ihm den zu bringen, den er vor allen anderen wollte… dich.«
»Sie haben doch nicht… Sie – Sie konnen nicht sein…«
»Wer hat deinen Namen in den Feuerkelch geworfen, als Teilnehmer fur eine andere Schule? Das war ich. Wer hat jedem Angst und Schrecken eingejagt, der dir womoglich etwas antun konnte oder dich daran gehindert hatte, das Turnier zu gewinnen? Das war ich. Wer hat Hagrid angestiftet, dir die Drachen zu zeigen? Das war ich. Wer hat dir geholfen herauszufinden, aufweiche Weise du den Drachen schlagen kannst? Das war ich.«
Moodys magisches Auge hatte sich nun von der Tur abgewandt. Es ruhte auf Harry. Sein schiefer Mund grinste schrager denn je.»Es war nicht einfach, Harry, dich durch diese Aufgaben zu fuhren, ohne Mi?trauen zu wecken. Ich mu?te hollisch schlau sein, damit unter deinem Erfolg nicht meine Handschrift durchschimmerte. Dumbledore ware schnell argwohnisch geworden, wenn du die Aufgaben zu leicht gemeistert hattest. Ich mu?te unbedingt erreichen, da? du in den Irrgarten kamst, am besten mit einem ordentlichen Vorsprung – dann, das wu?te ich, hatte ich eine Chance, die anderen Champions loszuwerden und dir freie Bahn zu verschaffen. Aber ich mu?te auch noch gegen deine Dummheit ankampfen. Die zweite Aufgabe… da dachte ich schon, wir wurden scheitern. Ich behielt dich im Auge, Potter. Ich wu?te, du hattest dieses Eierratsel nicht gelost, also mu?te ich dir einen weiteren Hinweis liefern -«
»Das haben Sie nicht«, sagte Harry mit heiserer Stimme.»Cedric hat mich auf die Spur gebracht -«
»Wer hat Cedric gesagt, er solle das Ei unter Wasser offnen? Das war ich. Ich war mir ziemlich sicher, da? er dieses Wissen mit dir teilen wurde. Anstandige Leute sind so einfach hinters Licht zu fuhren, Potter. Ich war mir sicher, Cedric wurde sich wegen der Drachen bei dir revanchieren wollen, und das hat er auch getan. Doch selbst dann noch, Potter, selbst dann noch warst du um Haaresbreite gescheitert. Ich habe dich standig beobachtet… all die Stunden, die du in der Bibliothek verbracht hast. Hast du nicht bemerkt, da? das Buch, das du brauchtest, die ganze Zeit uber in deinem Schlafsaal war? Ich hab es fruh genug dorthin verpflanzt, ich hab es diesem Longbottom gegeben, erinnerst du dich? Magische Wasserpflanzen des Mittelmeers und ihre Wirkungen. Das hatte dir alles Notige uber das Dianthuskraut verraten. Ich hatte erwartet, da? du die halbe Welt um Hilfe fragst. Longbottom hatte es dir sofort sagen konnen. Aber das hast du nicht… das hast du nicht… du hast einen stolzen Zug an dir, willst alles allein machen, und hattest fast alles ruiniert.
Was also konnte ich tun? Dich mit Wissen aus einer anderen unverdachtigen Quelle futtern. Du hast mir beim Weihnachtsball gesagt, ein Hauselfnamens Dobby hatte dir etwas geschenkt. Ich rief den Elfen ins Lehrerzimmer, er solle ein paar Umhange zum Waschen abholen. Als er da war, begann ich ein lautes Gesprach mit Professor McGonagall uber die Geiseln und ob Potter wohl darauf kommen wurde, Dianthuskraut zu benutzen. Und dein kleiner Elfenfreund ist schnurstracks zu Snapes Vorratsschrank gelaufen und dann eilends zu dir…«
Moodys Zauberstab war immer noch drohend auf Harrys Herz gerichtet. Uber seiner Schulter bewegten sich nebelhafte Gestalten im Feindglas an der Wand.»Du warst so lange in diesem See, Potter, da? ich schon dachte, du warst ertrunken. Doch zum Gluck hat Dumbledore deine Dummheit mit Edelmut verwechselt und dir viele Punkte dafur verpa?t. Da konnte ich wieder aufatmen.
In diesem Irrgarten heute Abend hast du es naturlich viel einfacher gehabt als vorgesehen«, fuhr Moody fort.»Ich ging au?en herum Wache und beobachtete euch durch die au?eren Hecken. So konnte ich dir viele Hindernisse aus dem Weg fluchen. Als dann Fleur Delacour vorbeikam, verpa?te ich ihr einen Schocker. Krum jagte ich den Imperius-Fluch auf den Hals, damit er Diggory erledigt und dir den Weg zum Pokal freiraumt.«
Harry starrte Moody ins Gesicht. Er begriff einfach nicht, wie das moglich war… Dumbledores Freund, der beruhmte Auror… der Mann, der so viele Todesser gefangen hatte… es ergab keinen Sinn… uberhaupt keinen Sinn… Die nebelhaften Gestalten im Feindglas nahmen scharfere Umrisse an und waren nun deutlicher zu unterscheiden. Uber Moodys Schulter blickend konnte Harry drei Personen ausmachen, die immer naher kamen. Doch Moody achtete nicht auf sie. Sein magisches Auge ruhte auf Harry.
»Der dunkle Lord hat es nicht geschafft, dich zu toten, Potter, und er hat sich so sehr danach gesehnt«, flusterte Moody.»Stell dir vor, wie er mich belohnen wird, wenn er erfahrt, da? ich es fur ihn getan habe. Zuerst liefere ich ihm Harry Potter aus – du warst es namlich, den er unbedingt brauchte, um wieder zu Kraften zu kommen – und dann tote ich ihn auch noch fur ihn. Er wird mich ehren, hoher als alle anderen Todesser. Von all seinen Gefolgsleuten wird er mich am hochsten schatzen… ich werde ihm naher sein als ein Sohn…«
Moodys normales Auge quoll hervor, das magische Auge blieb auf Harry ruhen. Die Tur war verriegelt, und Harry wu?te, da? er niemals schnell genug an seinen Zauberstab herankommen wurde…
»Der dunkle Lord und ich«, sagte Moody, und wie er uber Harry aufragte und schrag grinsend auf ihn hinabstarrte, nahm sein Gesicht die Zuge abgrundtiefen Wahnsinns an,»der dunkle Lord und ich haben viel miteinander gemein. So hatten wir beide sehr enttauschende Vater… wirklich sehr enttauschend. Wir beide litten unter der Schmach, nach diesen Vatern benannt zu werden. Und wir beide hatten auch das Vergnugen… das ungeheure Vergnugen… unsere Vater zu toten, um den weiteren Aufstieg des Schwarzen Ordens zu sichern!«
»Sie sind wahnsinnig«, sagte Harry – und es brach aus ihm hervor -»Sie sind wahnsinnig!«
»Wahnsinnig bin ich?«, sagte Moody mit jahzornig lauter Stimme.»Wir werden ja sehen! Wir werden sehen, wer wahnsinnig ist, nun, da der dunkle Lord zuruckgekehrt ist, mit mir an seiner Seite! Er ist zuruck, Harry Potter, du hast ihn nicht besiegt – und nun – besiege ich dich!«
Moody hob den Zauberstab, offnete den Mund, Harry schob rasch die Hand in den Umhang -
»Stupor!«Ein blendend roter Lichtblitz flammte durchs Zimmer und unter lautem Splittern und Krachen zerbarst die Tur von Moodys Buro -
Moody schmetterte es rucklings auf den Fu?boden. Harry, der immer noch auf die Stelle starrte, wo Moodys Gesicht gewesen war, sah jetzt, da? ihm aus dem Feindglas heraus Albus Dumbledore, Professor Snape und Professor McGonagall entgegenblickten. Er wandte sich um und sah die drei im Turrahmen stehen, Dumbledore mit ausgestrecktem Zauberstab an der Spitze.
In diesem Augenblick verstand Harry zum ersten Mal wirklich, warum es hie?, Dumbledore sei der einzige Zauberer, den Voldemort je gefurchtet habe. Der Ausdruck auf Dumbledores Gesicht, als er auf die bewu?tlose Gestalt Mad-Eye Moodys hinabblickte, war schrecklicher, als Harry es sich je hatte vorstellen konnen. Kein gutiges Lacheln war zu sehen, kein Funkeln in den Augen hinter der Brille. In jeder Furche seines alten Gesichts stand die kalte Wut geschrieben; die Macht, die von Dumbledore ausging, war korperlich zu spuren, als strahlte er sengende Hitze ab.
Er trat ins Buro, schob einen Fu? unter den wie leblos daliegenden Moody und stie? ihn auf den Rucken, so da? sein Gesicht zu sehen war. Snape folgte ihm und blickte in das Feindglas, wo er sein eigenes Antlitz sehen konnte, das finster ins Zimmer spahte.
Professor McGonagall ging geradewegs auf Harry zu.
»Kommen Sie mit, Potter«, flusterte sie. Die schmale Linie ihres Mundes zuckte, als wurde sie gleich losweinen.»Kommen Sie mit… Krankenflugel…«
»Nein«, sagte Dumbledore scharf.
»Dumbledore, er sollte – schauen Sie ihn doch an – er hat heute Abend genug durchgemacht -«
»Er bleibt hier, Minerva, weil er verstehen mu?«, sagte Dumbledore knapp.»Verstehen ist der erste Schritt, um etwas anzunehmen, und nur wenn er es angenommen hat, kann er sich erholen. Er mu? wissen, wer ihm diese Qualen auferlegt hat, die er heute durchlitten hat, und warum.«
»Moody«, sagte Harry. Noch immer konnte er es nicht glauben.»Wie kann es denn Moody gewesen sein?«
»Dies ist nicht Alastor Moody«, sagte Dumbledore leise.»Du hast Alastor Moody nie kennen gelernt. Der wahre Moody hatte dich nicht aus meiner Nahe verschleppt, nach allem, was heute Abend geschehen ist. In dem Moment, da er dich mitnahm, ging mir ein Licht auf – und ich bin ihm gefolgt.«
Dumbledore beugte sich uber den erschlafft daliegenden Moody und schob die Hand in seinen Umhang. Er zog Moodys Flachmann und ein Schlusselbund hervor. Dann wandte er sich an Professor McGonagall und Snape.
»Severus, bitte besorgen Sie mir das starkste Wahrheitselixier, das Sie haben, und dann gehen Sie hinunter in