ihn zu beschwichtigen. Bill, Ron und Hermine starrten Fudge an.

»Wenn Ihr Wille, die Augen zu verschlie?en, Sie so weit bringt, Cornelius«, sagte Dumbledore,»dann trennen sich nun unsere Wege. Sie mussen tun, was Sie fur richtig halten. Und ich – ich werde tun, was ich fur richtig halte.«

In Dumbledores Stimme lag nicht die Spur einer Drohung; was er sagte, klang eher wie eine Feststellung, doch Fudge brauste auf, als ware Dumbledore mit dem Zauberstab auf ihn losgegangen.

»Jetzt reicht es aber, Dumbledore«, sagte er und fuchtelte drohend mit dem Zeigefinger,»ich habe Ihnen immer freie Hand gelassen. Ich hatte eine Menge Hochachtung vor Ihnen. Ich war vielleicht mit einigen Ihrer Entscheidungen nicht einverstanden, doch ich habe den Mund gehalten. So ohne weiteres hatte kein anderer Ihnen erlaubt, Werwolfe einzustellen oder Hagrid zu behalten oder selbst zu entscheiden, was Sie Ihren Schulern beibringen, ohne Rucksprache mit dem Ministerium. Doch wenn Sie jetzt gegen mich arbeiten wollen -«

»Der Einzige, gegen den ich zu arbeiten gedenke«, entgegnete Dumbledore,»ist Lord Voldemort. Wenn Sie gegen ihn sind, Cornelius, dann bleiben wir auf derselben Seite.«

Offenbar fiel Fudge darauf keine Antwort ein. Er wippte eine Weile auf seinen kleinen Fu?en und drehte den Bowler in den Handen.

Als er schlie?lich den Mund aufmachte, lag etwas Flehendes in seiner Stimme:»Er kann nicht zuruck sein, Dumbledore, das ist unmoglich…«

Snape trat vor, ging an Dumbledore vorbei und krempelte seinen rechten Armel hoch. Er streckte seinen Unterarm aus und zeigte ihn dem zuruckschreckenden Fudge.

»Hier, sehen Sie«, sagte Snape barsch.»Hier. Das Dunkle Mal. Es ist nicht mehr so deutlich, wie es vor gut einer Stunde war, als es dunkelrot gluhte, aber Sie konnen es noch immer sehen. Der dunkle Lord hatte jedem Todesser dieses Zeichen eingebrannt. Es diente uns als Erkennungszeichen und er benutzte es auch, um uns zu sich zu rufen. Wenn er das Mal irgendeines Todessers beruhrte, mu?ten wir sofort an seiner Seite apparieren. Dieses Zeichen hier ist das ganze Jahr uber deutlicher geworden. Wie auch das von Karkaroff. Warum, glauben Sie, ist Karkaroff heute Nacht geflohen? Wir beide spurten das Mal brennen. Wir beide wu?ten, da? er zuruckgekehrt war. Karkaroff furchtet die Rache des dunklen Lords. Er hat zu viele seiner Gefolgsleute verraten und wei?, da? sie ihn nicht mit offenen Armen empfangen werden.«

Fudge wich jetzt auch vor Snape zuruck. Er schuttelte den Kopf. Offenbar hatte er kein Wort dessen, was Snape gesagt hatte, wirklich aufgenommen. Er starrte sichtlich angewidert das ha?liche Mal auf Snapes Arm an, dann sah er zu Dumbledore hoch und flusterte:»Ich wei? nicht, worauf Sie und Ihre Lehrer es angelegt haben, Dumbledore, aber ich habe genug gehort. Meinen Worten habe ich nichts mehr hinzuzufugen. Morgen werde ich Verbindung mit Ihnen aufnehmen, Dumbledore, und mit Ihnen uber die kunftige Fuhrung dieser Schule sprechen. Ich mu? zuruck ins Ministerium.«

Er war schon fast an der Tur, als er innehielt. Er wandte sich um, kam wieder durch den Saal geschritten und blieb vor Harrys Bett stehen.

»Dein Gewinn«, sagte er knapp, zog einen gro?en Goldbeutel aus der Tasche und lie? ihn auf Harrys Nachttisch fallen.»Eintausend Galleonen. Eine feierliche Preisverleihung war vorgesehen, aber unter diesen Umstanden…«

Er druckte sich den Bowler auf den Kopf, marschierte hinaus und schlug die Tur hinter sich zu. Sobald er verschwunden war, wandte sich Dumbledore der Gruppe um Harrys Bett zu.

»Es gibt einiges zu tun«, sagte er.»Molly… ich glaube wohl zu Recht, da? ich auf Sie und Arthur zahlen kann?«

»Naturlich konnen Sie das«, sagte Mrs Weasley. Sie war kreidebleich, wirkte jedoch entschlossen.»Er wei?, was Fudge fur einer ist. Weil Arthur so viel fur die Muggel ubrig hat, legen sie ihm im Ministerium seit Jahren schon Steine in den Weg. Fudge meint, es fehle ihm an Zaubererstolz.«

»Dann mu? ich Arthur eine Botschaft schicken«, sagte Dumbledore.»Alle, die wir von der Wahrheit uberzeugen konnen, mussen sofort benachrichtigt werden, und Arthur hat den richtigen Posten, um mit den Leuten im Ministerium Verbindung aufzunehmen, die nicht so kurzsichtig sind wie Cornelius.«

»Ich gehe zu Dad«, sagte Bill und stand auf.»Und zwar sofort.«

»Bestens«, sagte Dumbledore.»Sagen Sie ihm, was geschehen ist. Sagen Sie, ich werde bald direkt mit ihm Kontakt aufnehmen. Wir mussen allerdings verschwiegen sein. Wenn Fudge denkt, ich wurde mich im Ministerium einmischen -«

»Uberlassen Sie das mir«, sagte Bill.

Er gab Harry einen Klaps auf die Schulter, ku?te seine Mutter auf die Wange, zog den Umhang uber und ging mit raschen Schritten hinaus.

»Minerva«, sagte Dumbledore und wandte sich an Professor McGonagall,»ich mochte, da? Hagrid so schnell wie moglich in meinem Buro erscheint. Und auch – sofern sie einverstanden ist – Madame Maxime.«

Professor McGonagall nickte und ging ohne ein Wort zu verlieren hinaus.

»Poppy«, sagte er zu Madam Pomfrey,»seien Sie so nett und gehen Sie hinunter in Professor Moodys Buro, wo Sie, wie ich vermute, eine recht aufgeloste Hauselfe namens Winky finden. Tun Sie fur die Elfe, was in Ihren Kraften steht, und geleiten Sie sie dann zuruck in die Kuche. Ich denke, Dobby wird uns den Gefallen tun und sich um sie kummern.«

»Ja – naturlich«, sagte Madam Pomfrey verdutzt, und auch sie ging hinaus.

Dumbledore vergewisserte sich, da? die Tur geschlossen war und Madam Pomfreys Schritte sich entfernt hatten, dann erst hob er erneut die Stimme.

»Und nun«, sagte er,»ist es an der Zeit, da? zwei der hier Anwesenden erfahren, wer der jeweils andere ist. Sirius… bitte nimm deine gewohnliche Gestalt an.«

Der gro?e schwarze Hund sah zu Dumbledore auf, dann verwandelte er sich in Sekundenschnelle in einen ausgewachsenen Mann.

Mrs Weasley schrie auf und sprang vom Bett zuruck.

»Sirius Black!«, kreischte sie und deutete mit dem Finger auf ihn.

»Mum, beruhige dich!«, rief Ron.»Es ist alles in Ordnung!«

Snape hatte nicht geschrien und war auch nicht zuruckgewichen, aber auf seinem Gesicht war eine Mischung aus Zorn und Entsetzen zu sehen.

»Der!«, raunzte er und starrte Sirius an, dem nicht weniger Abscheu im Gesicht geschrieben stand.»Was tut der hier!«

»Er ist meiner Einladung gefolgt«, sagte Dumbledore und sah die beiden abwechselnd an,»wie auch Sie, Severus. Ich vertraue euch beiden. Es ist an der Zeit, da? ihr die alten Streitigkeiten begrabt und euch gegenseitig vertraut.«

Harry fand, da? Dumbledore fast ein Wunder verlangte. Sirius und Snape beaugten sich mit allergro?tem Abscheu.

»Furs Erste«, sagte Dumbledore mit einer Spur Ungeduld in der Stimme,»gebe ich mich auch mit dem Verzicht auf offene Feindseligkeiten zufrieden. Ihr werdet euch jetzt die Hande reichen. Ihr seid jetzt auf derselben Seite. Die Zeit ist knapp, und wenn die wenigen von uns, die die Wahrheit kennen, nicht zusammenhalten, gibt es fur keinen von uns Hoffnung.«

Ganz langsam – doch immer noch mit bosen Blicken, als ob jeder dem anderen das Schlimmste an den Hals wunschte – bewegten Sirius und Snape die Hande aufeinander zu und uberwanden sich zu einem Handedruck. Wie von der Tarantel gestochen lie?en sie gleich wieder los.

»Das wird furs Erste genugen«, sagte Dumbledore und trat erneut zwischen sie.»Nun habe ich Auftrage fur euch beide. Fudges Haltung, wiewohl nicht unerwartet, andert alles. Sirius, ich mu? dich bitten, sofort abzureisen. Du mu?t Remus Lupin, Arabella Figg und Mundungus Fletcher alarmieren – die alten Kampfer. Tauch eine Weile bei Lupin unter, ich werde dort Verbindung mit dir aufnehmen.«

»Aber -«, sagte Harry.

Er wollte nicht, da? Sirius ging. Er mochte sich nicht schon wieder so schnell von ihm trennen.

»Wir werden uns sehr bald wieder sehen«, sagte Sirius zu Harry gewandt.»Das versprech ich dir. Aber ich mu? tun, was in meinen Kraften steht, das verstehst du doch?«

»Jaah«, sagte Harry.»Jaah… naturlich.«

Sirius nahm kurz seine Hand, nickte Dumbledore zu, verwandelte sich wieder in den schwarzen Hund und rannte durch den Saal zur Tur, deren Klinke er mit der Pfote hinunterdruckte. Dann war er verschwunden.

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