ist?«fauchte ihn Hermine an.»Ich hab dir doch gesagt, da? ich alles mit Professor McGonagall geklart habe.«
In diesem Augenblick betrat Hagrid die Gro?e Halle. Er trug seinen langen Maulwurffell-Umhang und gedankenversunken lie? er einen toten Iltis von einer seiner Pranken baumeln. Auf dem Weg zum Lehrertisch hielt er bei den dreien inne.
»Alles klar bei euch?«, sagte er gut gelaunt.»Ihr sitzt in meiner allerersten Stunde! Gleich nach dem Mittagessen! Bin seit funf auf den Beinen, um alles vorzubereiten… hoffe, es gefallt euch… ich und Lehrer… nicht zu fassen…«
Er sah sie breit grinsend an und ging dann, munter mit dem Iltis wedelnd, weiter zum Lehrertisch.
»Was er wohl vorbereitet hat?«, sagte Ron mit leichter Anspannung in der Stimme.
Die Schuler brachen jetzt zur ersten Unterrichtsstunde auf und die Halle leerte sich zusehends. Ron warf einen Blick auf seinen Stundenplan.
»Wir sollten gehen, sieh mal, Wahrsagen ist oben auf dem Nordturm, da hoch brauchen wir mindestens zehn Minuten…«
Hastig beendeten sie ihr Fruhstuck, verabschiedeten sich von Fred und George und machten sich auf den Weg zum Ausgang. Als sie am Tisch der Slytherins vorbeigingen, tat Malfoy noch einmal so, als wurde er in Ohnmacht fallen. johlendes Gelachter folgte Harry in die Eingangshalle.
Der Weg durch das Schlo? zum Nordturm war lang. Zweijahre in Hogwarts hatten nicht gereicht, um alle Ecken und Enden des Schlosses kennen zu lernen, und sie waren noch nie im Nordturm gewesen.
»Es – mu? – doch – eine – Abkurzung – geben«, keuchte Ron, wahrend sie die siebte lange Treppe emporstiegen. Oben gelangten sie auf einen unbekannten Rundgang, wo es nichts gab au?er einem gro?en Gemalde an der steinernen Wand, das nichts als ein Stuck Grasland zeigte.
»Ich glaube, hier geht's lang«, sagte Hermine und spahte in den leeren Gang zu ihrer Rechten.
»Das kann nicht sein«, sagte Ron.»Das ist Suden, sieh mal, vom Fenster aus sieht man den See -«
Harry betrachtete das Gemalde. Ein fettes, scheckiges Pony war eben auf die Wiese gehoppelt und fing unbekummert an zu grasen. Fur Harry war es nichts Neues mehr, da? die Abgebildeten auf den Gemalden von Hogwarts ihre Bilderrahmen verlie?en und sich gegenseitig Besuche abstatteten, doch er sah immer gerne zu. Einen Augenblick spater kam ein untersetzter, vierschrotiger Ritter mit Rustung in das Bild geklappert. Den Grasflecken auf seinen metallenen Knien nach zu schlie?en, war er soeben gesturzt.
»Sieh an!«, rief er, als er Harry, Ron und Hermine erblickte,»was sind das fur Schurken, die in meine Landereien eindringen! Gekommen, um euch uber meinen Sturz lustig zu machen? Zieht eure Waffen, ihr Spitzbuben, ihr Hunde!«
Verdutzt beobachteten sie, wie der kleine Ritter sein Schwert aus der Scheide zog und wild damit herumfuchtelte, wobei er zornig umherhopste. Doch das Schwert war zu lang fur ihn; ein besonders heftiger Schwung brachte ihn aus dem Gleichgewicht und er flog mit dem Gesicht ins Gras.
»Haben Sie sich was getan?«, fragte Harry und trat naher an das Bild heran.
»Zuruck, gemeiner Aufschneider! Zuruck, Strolch!«
Wieder packte der Ritter sein Schwert, diesmal, um sich aufzurappeln, doch die Klinge sank tief in die Erde und obwohl er mit aller Kraft zog, blieb sie stecken. Schlie?lich mu?te er sich wieder ins Gras sinken lassen und das Visier hochschieben, um sich das schwei?nasse Gesicht zu wischen.
»Horen Sie«, sagte Harry eilig, um die Erschopfung des Ritters auszunutzen,»wir suchen den Nordturm. Kennen Sie vielleicht den Weg?«
»Eine Frage!«Der Zorn des Ritters schien im Nu wie weggeblasen. Klappernd rappelte er sich hoch und rief»Kommt, folgt mir, werte Freunde, und wir werden unser Ziel finden oder aber tapfer kampfend untergehen!«
Noch einmal zog er am Schwert, doch ohne Erfolg, schlie?lich versuchte er das dicke Pony zu besteigen, was wiederum mi?lang, dann rief er:
»Zu Fu? denn, werte Herren und edle Dame! Auf geht's!«
Und laut klappernd rannte er los in die linke Seite des Rahmens und verschwand.
Sie liefen dem Klappern seiner Rustung nach den Korridor entlang. Hie und da erhaschten sie einen Blick auf ihn, wenn er durch ein Bild vor ihnen huschte.
»Seid kuhnen Herzens, das Schlimmste kommt noch!«, rief der Ritter, und sie sahen ihn vor einer Gruppe aufgeschreckter Damen in Reifrocken erscheinen, deren Bild an der Wand einer schmalen Wendeltreppe hing.
Laut keuchend stiegen Harry, Ron und Hermine durch die engen Windungen der Treppe nach oben, und endlich, als ihnen schon schwindelig war, horten sie uber sich Stimmengemurmel und wu?ten, da? sie das Klassenzimmer erreicht hatten.
»Lebt wohl!«, rief der Ritter und steckte seinen Kopf in ein Gemalde mit finster dreinblickenden Monchen.»Lebt wohl, meine Mitstreiter! Braucht ihr jemals ein edles Herz und eine stahlerne Luftrohre, dann ruft Sir Cadogan!«
»Klar, machen wir«, murmelte Ron, und der Ritter verschwand,»- wenn wir je einen Narren brauchen.«
Sie nahmen die letzten Stufen hinauf zu einem kleinen Rundgang, wo die meisten anderen schon versammelt waren. Es gab keine Turen, doch Ron stie? Harry in die Rippen und deutete auf die Decke, wo eine runde Falltur mit einem Messingschild eingelassen war.
»Sibyll Trelawney, Lehrerin fur Wahrsagen«, las Harry.»Wie sollen wir denn da hochkommen?«
Wie zur Antwort auf diese Frage offnete sich plotzlich die Falltur und eine silberne Leiter schwebte herunter bis vor Harrys Fu?e. Alle verstummten.
»Nach dir«, sagte Ron grinsend, und Harry kletterte als Erster die Leiter hoch.
Er gelangte in das seltsamste Klassenzimmer, das er je gesehen hatte. Eigentlich sah es gar nicht aus wie ein Klassenzimmer, eher wie eine Mischung aus einer Dachkammer und einem altmodischen Teeladen. Er war voll gepfropft mit gut zwanzig kleinen runden Tischen, umgeben von Chintz- Sesseln und uppigen Sitzpolstern. Alles war in scharlachrotes Dammerlicht getaucht; die Vorhange an den Fenstern waren zugezogen und uber die vielen Lampen waren dunkelrote Seidentucher geworfen. Es war stickig warm; das Feuer unter dem voll gestellten Kaminsims erhitzte einen gro?en Kupferkessel, von dem sich ein schwerer, leicht ubelkeiterregender Parfumduft ausbreitete. Die Regale entlang der runden Wande waren uberladen mit staubigen Federn, Kerzenstumpfen, Stapeln zerknitterter Spielkarten, zahllosen silbern glitzernden Kristallkugeln und einer enormen Vielfalt von Teetassen.
Ron tauchte an Harrys Seite auf und der Rest der Klasse versammelte sich um die beiden; alle flusterten.
»Wo steckt sie?«, fragte Ron.
Plotzlich drang eine Stimme aus dem Schatten, eine sanfte, rauchige Stimme.
»Willkommen«, sagte sie.»Wie schon, euch endlich in der materiellen Welt zu sehen.«
Harry kam sie auf den ersten Blick wie ein gro?es, glanzendes Insekt vor. Professor Trelawney trat ins Licht des Feuers. Sie war mager; die riesigen Brillenglaser vergro?erten ihre Augen um ein Vielfaches; um den Korper hatte sie einen schleierartigen, glitzernden Schal geschlungen. Unzahlige Kettchen und Perlenschnure hingen um ihren spindeldurren Hals, und ihre Arme und Hande waren mit Spangen und Ringen verziert.
»Setzt euch, meine Kinder«, sagte sie, und die Klasse lie? sich schuchtern und