noch ein wenig mit dem Feuerblitz herumfliegen. Das schien Ron tatsachlich einen Moment lang von seinem Kummer uber Kratze abzulenken (»Voll kra?! Kann ich auch ein paar Tore schie?en?«), und so, machten sie sich gemeinsam auf den Weg zum Quidditch-Feld.

Madam Hooch, die weiterhin das Training der Gryffindors beaufsichtigte, und Harry ganz besonders, war ebenso beeindruckt vom Feuerblitz wie alle andern, die ihn gesehen hatten. Vor dem Start nahm sie ihn in die Hande und begutachtete ihn mit erfahrenem Blick.

»Seht mal, wie schon er im Gleichgewicht ist! Wenn die Nimbus-Serie einen Fehler hat, dann ist es ein klein wenig Schlagseite zum Schweif hin – nach ein paar Jahren kommen sie meist ziemlich schrag daher. Den Stiel haben sie auch neu entwickelt, er ist ein wenig schlanker als bei den Sauberwischs und erinnert mich an den alten Silberpfeil – ein Jammer, da? sie den nicht mehr herstellen, auf dem hab ich fliegen gelernt, ein wirklich solider Besen…«

Auf diese Art fuhr sie noch eine ganze Weile fort, bis Wood sie unterbrach.

»Ahm – Madam Hooch? Konnte Harry den Feuerblitz jetzt zuruckhaben? Wir mussen doch trainieren…«

»Oh – naturlich – hier ist er, Potter«, sagte Madam Hooch.»Ich setz mich mit Weasley dort druben hin…«

Madam Hooch und Ron verlie?en das Spielfeld und kletterten auf die Range, wahrend sich das Gryffindor-Team um Wood scharte, der ihnen die letzten Anweisungen fur das morgige Spiel gab.

»Harry, ich hab eben erfahren, wer bei den Ravenclaws den Sucher macht. Es ist Cho Chang, eine Viertkla?lerin, und sie ist ziemlich gut… eigentlich hatte ich gehofft, sie wurde noch nicht wieder fit sein, sie hatte ein paar Verletzungsprobleme…«Woods Miene verfinsterte sich vor Mi?behagen uber Cho Changs Genesung, dann fuhr er fort:»Andererseits fliegt sie einen Komet Zwei-Sechzig, der wird neben dem Feuerblitz wie ein Witz aussehen.«Er warf Harrys Besen einen Blick voll fiebriger Bewunderung zu.»Okay, Leute, los geht's -«

Und endlich bestieg Harry seinen Feuerblitz und stie? sich vom Boden ab.

Es war besser, als er sich hatte traumen lassen. Der Feuerblitz ging bei der leichtesten Beruhrung in die Kurve, er schien eher seinen Gedanken als seiner Hand zu folgen; so schnell raste er uber das Spielfeld, da? Harry das Stadion nur noch als grunen und grauen Schleier wahrnahm; er lie? ihn so scharf wenden, da? Alicia Spinnet aufschrie, dann ging er in einen vollkommen sicheren Sturzflug, streifte das Gras unten mit den Schuhspitzen und stieg dann wieder zehn, zwanzig, drei?ig Meter hoch in die Lufte -

»Harry, ich la? den Schnatz raus!«, rief Wood.

Harry wendete und verfolgte einen Klatscher auf die Torstangen zu; er lie? ihn ohne weiteres hinter sich, sah den Schnatz hinter Wood hervorschnellen und hatte ihn nach zehn Sekunden sicher in Handen.

Das Team jubelte, da? ihm die Ohren klangen. Harry lie? den Schnatz wieder los, gab ihm eine Minute Vorsprung dann jagte er ihm nach, wobei er sich zwischen den anderen hindurchschlangelte; er sah ihn nahe Katie Bells Knie lauern, drehte lassig einen Looping um sie herum und fing den Schnatz erneut ein.

So gut hatten sie noch nie trainiert; das Team, durch den Feuerblitz in seiner Mitte angespornt, ubte die schwierigsten Spielzuge fehlerlos, und als sie alle wieder gelandet waren, hatte Wood kein Wort der Kritik anzubringen, was, wie George Weasley verkundete, noch nie geschehen war.

»Ich kann mir nicht vorstellen, was uns jetzt noch aufhalten soll!«, sagte Wood.»Au?er – Harry, du hast dein Problem mit diesen Dementoren doch jetzt im Griff, oder?«

»Jaah«, sagte Harry und dachte an seinen schwachlichen Patronus, den er sich viel starker wunschte.

»Die Dementoren werden nicht wieder aufkreuzen, Oliver, Dumbledore wurde vollig durchdrehen«, sagte Fred zuversichtlich.

»Nun, das konnen wir nur hoffen«, sagte Wood.»Jedenfalls – das war gute Arbeit von euch allen. Gehen wir zuruck in den Turm… wollen heute mal fruh ins Bett -«

»Ich bleib noch eine Weile drau?en, Oliver, Ron will Feuerblitz mal kurz ausprobieren«, sagte Harry, und wahrend die andern sich auf den Weg zu den Umkleidekabinen machten, ging Harry hinuber zu Ron, der schon uber die Absperrungen gesprungen war und ihm entgegenlief. Madam Hooch war auf ihrem Sitz eingeschlafen.

»Da hast du ihn«, sagte Harry und reichte Ron den Feuerblitz.

Ron schwang sich mit hingebungsvoller Miene auf den Besen und schwirrte hoch in den dunkler werdenden Himmel. Harry ging am Spielfeldrand entlang und beobachtete ihn, und als Madam Hooch jah aufschreckte, war die Nacht schon hereingebrochen. Sie tadelte die beiden, weil sie sie nicht geweckt hatten, und schickte sie ungehalten zuruck ins Schlo?.

Harry schulterte den Feuerblitz und verlie? mit Ron das dunkle Stadion. Sie sprachen uber die herrlich sanften Bewegungen des Feuerblitzes, seine irre Beschleunigung und seine haarnadelengen Drehungen. Auf halbem Weg zum Schlo? wandte Harry den Blick zur Seite und sah etwas, das sein Herz fast zum Stillstand brachte – ein Augenpaar leuchtete in der Dunkelheit heruber.

Harry blieb wie angefroren stehen, das Herz pochte ihm gegen die Rippen.

»Was ist los?«, fragte Ron.

Harry deutete mit dem Finger in die Dunkelheit. Ron zuckte den Zauberstab und murmelte»Lumos!«.

Ein Lichtstrahl fiel uber das Gras, traf den Stamm eines Baumes und erhellte seine Aste; dort, zwischen den knospenden Zweigen, kauerte Krummbein.

»Runter vom Baum!«, brullte Ron. Er buckte sich und packte einen Stein, doch schon war Krummbein unter heftigem Wedeln seines langen rostbraunen Schwanzes verschwunden.

»Siehst du?«, sagte Ron aufgebracht und lie? den Stein fallen.»Sie la?t es immer noch zu, da? er sich rumtreibt, wo er will – wahrscheinlich verdaut er gerade Kratze gewurzt mit ein paar Vogeln

Harry blieb stumm. Erleichterung durchstromte ihn und er atmete tief durch; einen Augenblick lang war er sicher gewesen, da? diese Augen dem Grimm gehorten. Sie gingen weiter. Nach seinem kurzen Panikanfall genierte sich Harry ein wenig und sprach kein Wort mit Ron – und nicht ein einziges Mal sah er sich um, bis sie die hell erleuchtete Eingangshalle des Schlosses erreicht hatten.

Am nachsten Morgen ging Harry zusammen mit den anderen Jungen im Schlafsaal, die wohl alle meinten, der Feuerblitz verdiene eine Ehrengarde, hinunter zum Fruhstuck. Als er die Gro?e Halle betrat, wandten sich aller Augen dem Feuerblitz zu und aufgeregtes Getuschel hob an. Harry sah mit immenser Genugtuung, da? das Team der Slytherins wie vom Donner geruhrt dasa?.

»Hast du sein Gesicht gesehen?«, sagte Ron schadenfroh und blickte uber die Schulter zu Malfoy hinuber.»Er kann es nicht fassen! Das ist klasse!«

Selbst Wood badete in dem Glanz, den der Feuerblitz auch auf ihn warf.

»Hier drauf mit dem Besen, Harry«, sagte er und legte den Feuerblitz mitten auf den Tisch, wobei er sorgsam darauf achtete, da? auch ja der Name zu lesen war. Bald kam einer nach dem andern von den Tischen der Ravenclaws und Hufflepuffs heruber, um ihn genauer zu betrachten. Auch Cedric Diggory kam zum Tisch, um Harry zu gratulieren, weil er einen so tollen Ersatz fur seinen Nimbus bekommen hatte, und Percys Freundin von den Ravenclaws, Penelope Clearwater, fragte, ob sie den Feuerblitz einmal anfassen durfe.

»Na, na, Penny, keine Sabotage!«, sagte Percy gut gelaunt, wahrend ihre Augen uber den Feuerblitz glitten.»Penelope und ich haben gewettet«, erklarte er dem Team.»Zehn Galleonen auf das Ergebnis des Spiels!«

Penelope legte den Feuerblitz zuruck auf den Tisch, dankte Harry und kehrte zu den Ravenclaws zuruck.

»Harry – sieh blo? zu, da? du gewinnst«, flusterte Percy eindringlich.»Ich hab keine zehn Galleonen. Ja, ich komme, Penny!«Und er wuselte hinuber, um sich mit ihr ein Stuck Toast zu teilen.

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