Etwas Silbrigwei?es, etwas Riesiges, brach aus der Spitze seines Zauberstabes hervor. Er wu?te, da? es direkt auf die Dementoren zuscho?, doch er wartete nicht, um zu sehen, was passierte; mit immer noch wundersam klarem Kopf sah er nach vorne – er war fast da – er streckte die Hand aus, die immer noch den Zauberstab hielt, und schaffte es eben noch, die Faust uber dem kleinen, widerspenstig flatternden Schnatz zu schlie?en.
Madam Hoochs Pfiff ertonte, Harry drehte sich in der Luft und sah sechs scharlachrote Schleier auf ihn zurasen, und schon schlangen die andern Spieler so heftig die Arme um ihn, da? sie ihn fast vom Besen zerrten. Von tief unten drangen die Begeisterungssturme der Gryffindors im Publikum herauf.
»Gut gemacht, mein Junge!«, rief Wood immer wieder. Alicia, Angelina und Katie hatten Harry inzwischen allesamt geku?t, Fred hielt ihn so fest umklammert, da? Harry furchtete, er wurde ihm den Kopf abrei?en. In heillosem Durcheinander schaffte das Team gerade noch die Landung. Er stieg vom Besen und sah jetzt einen Wirbel von Gryffindors auf das Spielfeld rennen, Ron vorneweg. Bevor er sich retten konnte, war er schon von einer jubelnden Menge eingeschlossen.
»Ja!«, rief Ron und ri? Harrys Arm in die Luft.»Ja! Ja!«
»Gut gemacht, Harry!«, sagte Percy vergnugt.»Zehn Galleonen fur mich! Ich mu? Penelope suchen, entschuldige mich kurz -«
»Feine Sache, Harry!«, brullte Seamus Finnigan.
»Klasse, verdammt noch mal!«, rief Hagrid mit strahlendem Gesicht uber die Kopfe der wogenden Menschenmenge hinweg.
»Dein Patronus war nicht von schlechten Eltern«, flusterte jemand in Harrys Ohr.
Harry wandte sich um und erkannte Professor Lupin, der erschuttert und erfreut zugleich wirkte.
»Die Dementoren haben mir gar nichts ausgemacht!«, sagte Harry aufgeregt.»Ich hab gar nichts gespurt!«
»Das – ahm – liegt daran, da? sie gar keine Dementoren waren«, sagte Professor Lupin.»Komm und sieh dir das an -«
Er fuhrte Harry aus der Menge heraus, bis sie den Spielfeldrand sehen konnten.
»Du hast Mr Malfoy einen hubschen Schreck eingejagt«, sagte Lupin.
Harry stand mit offenem Mund da. In einem verknauelten Haufen auf dem Boden lagen Malfoy, Crabbe, Goyle und Marcus Flint, der Teamkapitan der Slytherins, und muhten sich verzweifelt, sich aus ihren langen, schwarzen Kapuzenumhangen zu befreien. Offenbar hatte Malfoy auf Goyles Schultern gestanden. jemand hatte sich uber ihnen aufgebaut und blickte mit furchtbar wutendem Blick auf sie hinab – Professor McGonagall.
»Ein verabscheuungswurdiger Trick!«, rief sie.»Ein mieser und feiger Versuch, den Sucher der Gryffindors zu behindern. Strafarbeiten fur Sie alle, und funfzig Punkte Abzug fur Slytherin! Ich werde mit Professor Dumbledore uber diese Sache sprechen, machen Sie sich keine falschen Vorstellungen! Ah, da kommt er ja schon!«
Wenn irgendetwas den Sieg der Gryffindors endgultig besiegelte, dann dies. Ron, der sich zu Harry durchgekampft hatte, krummte sich vor Lachen, wahrend sie Malfoy zusahen, wie er sich aus seinem Umhang, in dem immer noch Goyles Kopf steckte, freizustrampeln versuchte.
»Komm mit, Harry!«, sagte George, der sich ebenfalls durchgedrangelt hatte.»Fete ist angesagt! Jetzt gleich im Gemeinschaftsraum!«
»Gut!«, sagte Harry, der sich seit Ewigkeiten nicht mehr so glucklich gefuhlt hatte. Er ging mit den anderen Spielern, immer noch in den scharlachroten Umhangen, voran, aus dem Stadion hinaus und zuruck ins Schlo?.
Es war, als hatten sie den Quidditch-Pokal schon gewonnen. Den ganzen Tag tobte die Fete und weit hinein in die Nacht. Fred und George Weasley verschwanden fur ein paar Stunden und kehrten mit Massen von Butterbier, Kurbislimo und Su?igkeiten aus dem Honigtopf zuruck.
»Wie habt ihr das geschafft?«, kreischte Angelina Johnson, wahrend George anfing, Pfefferminzkroten in die Menge zu werfen.
»Mit ein wenig Hilfe von Moony, Wurmschwanz, Tatze und Krone«, murmelte Fred Harry ins Ohr.
Nur eine nahm nicht an den Festlichkeiten teil. Hermine, es war nicht zu fassen, sa? tatsachlich in einer Ecke und versuchte einen Riesenschinken mit dem Titel Hausliches Leben und gesellschaftliche Sitten britischer Muggel zu lesen. Harry loste sich von dem Tisch, an dem Fred und George gerade mit Butterbierflaschen jonglierten, und ging zu ihr hinuber.
»Warst du wenigstens beim Spiel?«, fragte er sie.
»Naturlich«, sagte Hermine ohne aufzusehen mit merkwurdig hoher Stimme.»Und ich bin sehr froh, da? wir gewonnen haben, und du warst wirklich gut, aber ich mu? das hier bis Montag gelesen haben.«
»Komm. schon, Hermine, i? doch wenigstens etwas«, sagte Harry, blickte hinuber zu Ron und fragte sich, ob der so gut gelaunt war, da? er das Kriegsbeil begraben wurde.
»Ich kann nicht, Harry, ich mu? noch vierhundertzweiundzwanzig Seiten lesen!«, sagte Hermine und klang jetzt ein wenig uberdreht.»Au?erdem…«, sie warf einen Blick zu Ron hinuber,»er will ja nicht, da? ich mitmache.«
Daran gab es keinen Zweifel, denn Ron wahlte eben diesen Moment, um zu verkunden:
»Wenn Kratze nicht vor kurzem gefressen worden ware, hatte er ein paar von diesen Zuckerwattefliegen haben konnen, die mochte er so gerne -«
Hermine brach in Tranen aus. Bevor Harry etwas sagen oder tun konnte, hatte sie den dicken Walzer unter den Arm geklemmt, war schluchzend zur Madchentreppe gerannt und verschwunden.
»Kannst du sie nicht wenigstens ein Mal in Ruhe lassen?«fragte Harry Ron mit leiser Stimme.
»Nein«, sagte Ron stur.»Wenn sie wenigstens so tun wurde, als ob es ihr Leid tate – aber Hermine gibt nie zu, da? sie im Unrecht ist. Sie tut immer noch so, als ob Kratze einfach in Urlaub gefahren ware oder so was.«
Die Party der Gryffindors fand erst ein Ende, als Professor McGonagall um ein Uhr morgens in schottengemustertem Morgenmantel und Haarnetz auftauchte und sie, ohne Widerspruch zuzulassen, ins Bett schickte. Wahrend Harry und Ron die Treppe zum Schlafsaal hochstiegen, redeten sie immer noch uber das Spiel. Endlich, ganz erschopft, kletterte Harry ins Bett, zog die Vorhange ringsum zu, um das Mondlicht so lange wie moglich drau?en zu halten, legte sich in die Kissen und spurte, wie er fast im selben Moment in den Schlaf entschwebte…
Er hatte einen sehr seltsamen Traum. Mit dem Feuerblitz auf der Schulter durchstreifte er einen Wald auf der Spur einer silbrig wei?en Gestalt. Sie huschte vor ihm durch die Baume und er sah sie nur hin und wieder zwischen den Blattern auftauchen. Er wollte sie unbedingt einholen, doch je schneller er ging, desto schneller floh auch seine Beute. Harry fing an zu rennen und jetzt konnte er galoppierende Hufe vor sich horen – er stie? durch dichtes Blattwerk hinaus auf eine Lichtung und -
»AAAAAAAAAAAAAARRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH! NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!«
Harry erwachte so plotzlich, als hatte ihm jemand ins Gesicht geschlagen. Vollig verwirrt tastete er in der Dunkelheit nach den Vorhangen – er horte Bewegungen um sich her und von der anderen Seite des Saals kam Seamus Finnigans Stimme:
»Was ist denn los?«
Harry glaubte, die Schlafsaaltur zugehen zu horen. Endlich fand er den Spalt in