Bett zu gehen? Black hatte vor zwolf Jahren bewiesen, da? es ihm nichts ausmachte, unschuldige Menschen zu toten, und diesmal hatte er es mit funf unbewaffneten jungen zu tun gehabt, von denen vier schliefen.

»Er mu? gewu?t haben, da? es fur ihn schwierig wurde, aus dem Schlo? zu fliehen, nachdem du geschrien und die Leute aufgeweckt hast«, sagte Harry nachdenklich.»Er hatte das ganze Haus umbringen mussen, wenn er durch das Portratloch zuruckwollte… und dann hatte er es mit den Lehrern zu tun bekommen…«

Neville war in Schimpf und Schande gefallen. Professor McGonagall war so wutend auf ihn, da? sie ihm jeden weiteren Besuch in Hogsmeade verboten, ihm eine Strafarbeit aufgehalst und jedem untersagt hatte, ihm das Pa?wort zum Turm zu sagen. Der arme Neville mu?te nun jeden Abend drau?en vor dem Gemeinschaftsraum warten, wo ihn die Sicherheitstrolle mi?trauisch beaugten, bis jemand kam, der ihn einlie?. Keine dieser Strafen jedoch kam der nahe, die seine Gro?mutter fur ihn in petto hatte. Zwei Tage nach Blacks Einbruch schickte sie ihm das Ubelste, das ein Hogwarts-Schuler zum Fruhstuck auf den Tisch bekommen konnte – einen Heuler.

Die Schuleulen schwebten wie jeden Morgen mit der Post in die Gro?e Halle. Neville verschluckte sich, als eine gro?e Schleiereule mit einem scharlachroten Umschlag im Schnabel vor ihm landete. Harry und Ron, die gegenuber sa?en, erkannten sofort, da? in diesem Brief ein Heuler steckte – ein Jahr zuvor hatte Ron einen von seiner Mutter bekommen.

»Hau lieber ab, Neville«, riet ihm Ron.

Neville lie? sich das nicht zweimal sagen. Er packte den Umschlag, hielt ihn mit ausgestrecktem Arm von sich wie eine Bombe und rannte aus der Halle, ein Anblick, bei dem der Tisch der Slytherins in tosendes Gelachter ausbrach. Sie horten den Heuler in der Eingangshalle losgehen – die Stimme von Nevilles Gro?mutter, magisch verstarkt auf das Hundertfache ihrer ublichen Lautstarke, schrie und tobte, welche Schande er uber die ganze Familie gebracht habe.

Harry empfand ein so tiefes Mitleid mit Neville, da? er zunachst gar nicht bemerkte, da? auch er einen Brief bekommen hatte. Hedwig beanspruchte jetzt seine Aufmerksamkeit und pickte ihm schmerzhaft aufs Handgelenk.

»Autsch! Ach – danke, Hedwig -«

Wahrend Hedwig sich ein wenig an Nevilles Cornflakes gutlich tat, ri? Harry den Umschlag auf und entfaltete den Brief.

Lieber Harry, lieber Ron, wie war's mit einer Tasse Tee heute Nachmittag gegen sechs? Ich hol euch vom Schlo? ab. Wartet in der Eingangshalle auf mich. Ihr durft nicht alleine rausgehen.

Beste Gru?e,

Hagrid

»Er will wahrscheinlich alles uber Black horen!«, sagte Ron. Und so verlie?en Harry und Ron an diesem Nachmittag um sechs den Turm der Gryffindors, gingen' schleunigst an den Sicherheitstrollen vorbei und stiegen hinunter in die Eingangshalle.

Hagrid wartete bereits auf sie.

»Ich wei?, Hagrid!«, sagte Ron.»Du willst sicher wissen, was Samstagnacht passiert ist?«

»Das wei? ich schon alles«, sagte Hagrid, offnete das Portal und geleitete sie nach drau?en.

»Ach so«, sagte Ron ein wenig enttauscht.

Das Erste, was sie sahen, als sie in Hagrids Hutte traten, war Seidenschnabel. Die gewaltigen Flugel an den Korper geschmiegt hatte er sich der Lange nach auf Hagrids Flickenvorleger ausgestreckt und verspeiste genu?lich einen gro?en Teller toter Frettchen. Harry wandte die Augen von diesem unschonen Anblick ab und sah jetzt einen kolossalen Anzug aus braunem Fellhaar und eine furchterliche gelborangerote Krawatte an der Tur von Hagrids Kleiderschrank hangen.

»Wozu brauchst du diese Klamotten?«, fragte Harry.

»Fur den Proze? gegen Seidenschnabel vor dem Ausschu? fur die Beseitigung gefahrlicher Geschopfe«, sagte Hagrid.»Diesen Freitag. Wir fahren zusammen runter nach London. Ich hab zwei Betten im Fahrenden Ritter gebucht…«

Harry uberkamen plotzlich peinliche Gewissensbisse. Da? Seidenschnabel bald der Proze? drohte, hatte er vollig vergessen, und nach Rons verlegener Miene zu schlie?en war es ihm nicht anders ergangen. Zudem hatten sie ihr Versprechen vergessen, Hagrid bei der Vorbereitung fur Seidenschnabels Verteidigung zu helfen: Der Feuerblitz hatte es schlichtweg aus ihren Kopfen geloscht.

Hagrid schenkte ihnen Tee ein und bot ihnen einen Teller Rosinenbrotchen an, doch sie lehnten dankend ab; Hagrids Kochkunste hatten sie noch gut in Erinnerung.

»Ich hab was mit euch zu besprechen«, sagte Hagrid und setzte sich mit einer fur ihn ungewohnlich ernsten Miene zwischen die beiden.

»Was denn?«, wollte Harry wissen.

»Hermine«, sagte Hagrid.

»Was ist mit ihr?«, fragte Ron.

»Geht ihr ziemlich elend, mu? ich euch sagen. Sie hat mich seit Weihnachten oft besucht. Hat sich einsam gefuhlt. Erst habt ihr wegen dem Feuerblitz nicht mit ihr geredet, jetzt ist es wegen ihrem Kater -«

»- hat Kratze gefressen!«, warf Ron zornig ein.

»So sind sie eben, die Kater«, fuhr Hagrid unbeirrt fort.»Sie hat ziemlich oft geheult, sag ich euch. Hat's im Moment nicht leicht. Hat sich mehr aufgehalst, als sie verkraften kann, wenn ihr mich fragt, diese ganze Lernerei tut ihr nicht gut. Hat aber trotzdem Zeit gefunden, mir mit Seidenschnabel zu helfen, alle Achtung… und hat einiges rausgefunden, was ich wirklich gut gebrauchen kann… schatze mal, er hat jetzt 'ne reelle Chance…«

»Hagrid, wir hatten dir auch helfen sollen – tut uns Leid -«, begann Harry peinlich beruhrt.

»Ich will euch doch nichts vorwerfen«, sagte Hagrid und tat Harrys Entschuldigung mit einer Handbewegung ab.»Du hast wei? Gott genug zu tun gehabt, Harry, ich hab dich Tag und Nacht Quidditch trainieren sehen – aber ich mu? euch sagen, ich hatte gedacht, euch war ein Freund mehr wert als Besen und Ratten. Das ist alles.«

Harry und Ron tauschten betretene Blicke.

»Sie war ganz durcheinander, unsere Hermine, als Black dich fast erstochen hat, Ron. Sie hat das Herz am richtigen Fleck, und ihr zwei redet nicht mal mit ihr -«

»Wenn dieser Kater verschwindet, red ich wieder mit ihr!«, sagte Ron zornig,»aber sie hangt immer noch an dem Vieh! Ein richtiges Raubtier, und sie will kein Wort gegen ihn horen!«

»Ach wei?t du, die Menschen stellen sich manchmal ein wenig dumm, wenn's um ihre Haustiere geht«, sagte Hagrid weise. Hinter ihnen spuckte Seidenschnabel ein paar Frettchenknochen auf Hagrids Kissen.

Den Rest der Zeit sprachen sie uber Quidditch und die inzwischen besseren Chancen Gryffindors, den Pokal zu gewinnen. Um neun brachte Hagrid sie zuruck ins Schlo?.

Im Gemeinschaftsraum drangte sich eine gro?e Schulertraube um das Mitteilungsbrett.

»Nachstes Wochenende geht's wieder mal nach Hogsmeade!«, sagte Ron, der sich ein wenig vorgedrangelt hatte, um den neuen Zettel zu lesen.»Was meinst du?«, fugte er mit gedampfter Stimme an Harry gewandt hinzu, wahrend sie sich setzten.

»Naja, Filch hat sich um den Geheimgang zum Honigtopf nicht gekummert…«, sagte Harry noch leiser.

»Harry!«, sprach eine Stimme in sein rechtes Ohr. Harry zuckte zusammen und wandte sich um. Am Tisch hinter ihnen sa? Hermine und raumte eine Lucke in der Wand aus Buchern frei, die sie bisher verborgen hatte.

»Harry, wenn du noch einmal nach Hogsmeade gehst… erzahl ich Professor

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