Als alle einen Schluck des Gegenmittels genommen hatten und die verschiedenen Schwellungen abgeklungen waren, fegte Snape hinuber zu Goyles Kessel und schopfte die verhedderten schwarzen Uberreste des Feuerwerkskorpers heraus. Die Klasse verstummte.

»Wenn ich je rauskriege, wer das getan hat«, zischte Snape.»Dem garantiere ich, da? er rausfliegen wird.«

Harry bemuhte sich, seinem Gesicht den Ausdruck von Verwirrung zu geben. Snapes Blick fiel auf ihn, und die Glocke, die zehn Minuten spater lautete, war eine Erlosung.

»Er wei?, da? ich es war«, sagte Harry zu Ron und Hermine, nachdem sie wieder ins Klo der Maulenden Myrte gerannt waren.»Das hab ich deutlich gespurt.«

Hermine warf die neuen Zutaten in den Kessel und begann fieberhaft umzuruhren.

»In zwei Wochen ist der Trank fertig«, sagte sie glucklich.

»Snape kann nicht beweisen, da? du es warst«, sagte Ron aufmunternd.»Was kann er denn machen?«

»Wie ich Snape kenne, etwas ganz Fieses«, sagte Harry unter dem Schaumen und Blubbern des Zaubertranks.

Als Harry, Ron und Hermine eine Woche spater die Eingangshalle durchquerten, bemerkten sie einen kleinen Menschenauflauf um das schwarze Brett, wo soeben ein Pergament angepinnt worden war. Seamus Finnigan und Dean Thomas winkten sie ganz aufgeregt heruber.

»Sie grunden einen Duellierclub!«, sagte Seamus.»Heute Abend ist das erste Treffen! Ich hatte nichts gegen Duellunterricht, wer wei?, vielleicht brauche ich ihn eines Tages…«

»Wie – du denkst, Slytherins Monster wird sich duellieren?«, sagte Ron, doch auch er las den Aushang mit Interesse.

»Konnte nutzlich sein«, sagte er auf dem Weg zum Mittagessen zu Harry und Hermine.»Sollen wir hingehen?«

Auch Harry und Hermine hatten Lust, und so eilten sie abends um acht zuruck in die Gro?e Halle. Die langen Speisetische waren verschwunden und an einer Wand war eine goldene Buhne aufgetaucht, erleuchtet von tausenden uber ihr schwebenden Kerzen. Unter der wieder samtschwarzen Decke schien sich fast die ganze Schule versammelt zu haben, alle mit aufgeregter Miene und bewaffnet mit dem Zauberstab.

»Wer wohl den Unterricht gibt?«, fragte Hermine, als sie sich in die schnatternde Schar drangten.»Vielleicht Flitwick, ich hab gehort, er sei in jungen Jahren ein glanzender Duellkampfer gewesen.«

»Solange er nicht -«, begann Harry, doch mit einem Sto?seufzer brach er ab: Gewandet in einen prachtvollen pflaumenblauen Umhang betrat Gilderoy Lockhart die Buhne, und ihm folgte, in seinem ublichen schwarzen Umhang, kein anderer als Snape.

Mit einer Armbewegung gebot Lockhart Ruhe.»Kommt naher, hier heruber! Konnen mich alle sehen? Konnt ihr mich alle horen? Sehr schon!

Nun, Professor Dumbledore hat mir die Erlaubnis erteilt, diesen kleinen Duellierclub zu grunden und euch auszubilden fur den Fall, da? ihr euch verteidigen mu?t, wie ich selbst es in zahllosen Fallen getan habe – die Einzelheiten lest ihr bitte in meinen Veroffentlichungen nach.

Ich mochte euch meinen Assistenten Professor Snape vorstellen«, sagte Lockhart und lie? ein breites Lacheln aufblitzen.»Er hat mir anvertraut, da? er selbst ein klein wenig vom Duell versteht und sich freundlicherweise bereit erklart hat, mir anfangs bei einer kleinen Vorfuhrung zu helfen. Nun, ihr jungen Leute braucht euch keine Sorgen zu machen, wenn ich mit ihm fertig bin, bekommt ihr euren Zaubertranklehrer unversehrt wieder, keine Angst!«

»War's nicht das Beste, wenn sie sich gegenseitig erledigten?«, murmelte Ron Harry ins Ohr.

Snapes Oberlippe krauselte sich. Harry fragte sich, weshalb Lockhart eigentlich noch lachelte; wenn Snape ihn so angesehen hatte, hatte er schon langst das Weite gesucht.

Lockhart und Snape wandten sich einander zu und verbeugten sich; wenigstens tat. dies Lockhart mit viel Handegefuchtel, wahrend Snape gereizt mit dem Kopf ruckte. Dann hoben sie ihre Zauberstabe wie Schwerter in die Hohe.

»Wie ihr seht, halten wir unsere Zauberstabe in der herkommlichen Kampfstellung«, erklarte Lockhart der schweigenden Menge.»Ich zahle bis drei und dann sprechen wir unsere ersten Zauberfluche. Naturlich hat keiner von uns die Absicht zu toten.«

»Darauf wurd ich nicht wetten«, murmelte Harry und sah Snape die Zahne blecken.

»Eins – zwei – drei -«

Beide schwangen ihre Zauberstabe uber die schultern; Snape rief.»Expelliarmus!«Ein blendend scharlachroter Blitz ri? Lockhart von den Fu?en: rucklings flog er uber die Buhne, knallte gegen die Wand, rutschte an ihr herunter und blieb, alle Viere von sich gestreckt, auf dem Boden liegen.

Malfoy und einige andere Slytherins johlten. Hermine hupfte auf den Zehenspitzen herum.»Meint ihr, ihm ist was passiert?«, kreischte sie durch die Finger.

»Na wenn schon«, sagten Harry und Ron wie aus einem Munde.

Lockhart rappelte sich schwankend auf Er hatte den Hut verloren und sein Wellenhaar stand spitz in die Hohe.

»Nun, ihr habt's gesehen«, sagte er und tapste zuruck auf die Buhne.»Das war ein Entwaffnungszauber – wie ihr seht, hab ich meinen Zauberstab verloren – ah, danke, Miss Brown – ja, treffliche Idee, ihnen das zu zeigen, Professor Snape, aber verzeihen Sie, wenn ich Ihnen dies sage, es war recht offensichtlich, was Sie vorhatten, und ich hatte es verhindert, wenn ich nur gewollt hatte – allerdings meinte ich, es sei lehrreich, wenn die Schuler es sehen wurden…«

Snapes Gesicht hatte einen morderischen Ausdruck angenommen. Vielleicht war das auch Lockhart aufgefallen, denn er sagte:»Genug der Vorfuhrung! Ich komme jetzt runter und stelle euch alle zu Paaren zusammen – Professor Snape, wenn Sie mir helfen wurden -«

Sie gingen durch die Menge und stellten die Schuler partnerweise zusammen. Lockhart stellte Neville neben Justin Finch-Fletchley. Snape erreichte Ron und Harry zuerst.

»Zeit, das Traumpaar zu trennen«, hohnte er.»Weasley, du gehst zu Finnigan. Potter -«

Harry bewegte sich ganz automatisch in Richtung Hermine.

»Das kommt nicht in Frage«, sagte Snape kalt lachelnd.»Mr Malfoy, kommen Sie hier heruber. Schauen wir mal, was Sie aus dem beruhmten Potter machen. Und Sie, Miss Granger – Sie gehen mit Miss Bulstrode zusammen.«

Eitel grinsend schritt Malfoy herbei. Hinter ihm kam ein Madchen aus Slytherin, das Harry an ein Bild erinnerte, das er in Ferien mit Vetteln gesehen hatte. Sie war gro? und vierschrotig und ihr schwerer Kiefer mahlte angriffslustig. Hermine schenkte ihr ein mattes Lacheln, doch sie lachelte nicht zuruck.

»Stellt euch zum Partner gewandt auf!«, rief Lockhart, inzwischen wieder auf der Buhne.»Und verbeugt euch!«

Harry und Malfoy neigten kaum merklich die Kopfe und lie?en sich dabei nicht aus den Augen.

»Zauberstabe bereit!«, rief Lockhart.»Ich zahle bis drei, dann sprecht ihr eure Zauberfluche und entwaffnet den Gegner – nur entwaffnen – wir wollen keine Unfalle – eins… zwei… drei -«

Harry schwang den Zauberstab uber die Schulter, doch Malfoy hatte schon bei»zwei«angefangen: Sein Fluch traf Harry so hart, da? er das Gefuhl hatte, ein Suppentopf sei ihm gegen den Kopf geflogen. Er stolperte, doch es schien noch alles an ihm heil zu sein, und ohne Zeit zu verschwenden richtete Harry seinen Zauberstab auf Malfoy:»Rictusempra!«

Ein silberner Lichtstrahl traf Malfoy in den Magen und er knickte keuchend

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