das den Leuten offenbar die gro?te Sorge bereitete. Was fur ein Wesen konnte einem Geist so etwas antun, fragten sich Lehrer und Schuler; was fur eine schreckliche Macht konnte jemandem Schaden zufugen, der bereits tot war? Fast kam es zu einem Ansturm auf die Fahrkarten fur den Hogwarts-Express, denn alle wollten uber Weihnachten nach Hause.

»Wenn das so weitergeht, bleiben wir als Einzige hier«, sagte Ron zu Harry und Hermine.»Wir, Malfoy, Crabbe und Goyle. Das werden lustige Ferien.«

Crabbe und Goyle, die Malfoy alles nachmachten, hatten sich ebenfalls in die Liste derer eingetragen, die in den Ferien dableiben wollten. Doch Harry war froh, da? die meisten gingen. Er war es leid, da? die andern immer einen gro?en Bogen um ihn machten, wenn sie ihm begegneten, als ob er gleich Fangarme auswerfen oder Gift spucken wurde; er war es leid, da? sie im Vorbeigehen murmelnd und zischelnd mit dem Finger auf ihn zeigten.

Fred und George allerdings fanden das alles sehr lustig. Sie lie?en es sich nicht nehmen, als Harrys Vorhut durch die Gange zu marschieren und zu rufen:»Macht Platz fur den Erben von Slytherin, ein gaaanz boser Zauberer kommt hier durch…«

Percy mi?billigte dieses Verhalten zutiefst.

»Das ist nicht zum Lachen«, sagte er kuhl.

»Ach, geh aus dem Weg, Percy«, sagte Fred.»Harry hat's eilig.«

»Ja, er macht schnell einen Abstecher in die Kammer des Schreckens auf eine Tasse Tee mit seinem rei?zahnigen Knecht«, sagte George glucksend.

Auch Ginny fand das nicht lustig.

»Ach, hort auf«, flehte sie jedes Mal, wenn Fred Harry lauthals fragte, wen er denn als Nachsten anzugreifen gedenke, oder George so tat, als wehre er Harry mit einem Knoblauchzopf ab.

Harry war es gleich; er fuhlte sich wohler bei dem Gedanken, da? wenigstens Fred und George die Vorstellung, er sei der Erbe Slytherins, fur ausgesprochen lacherlich hielten. Doch ihr Gekasper schien Draco Malfoy in Rage zu bringen, der bei jedem ihrer Auftritte ein wenig saurer aussah.

»Eben weil es fast aus ihm herausplatzt, da? es in Wahrheit er ist«, sagte Ron ahnungsvoll.»Ihr wi?t ja, wie er jeden ha?t, der besser ist als er, und du, Harry, kriegst die ganze Anerkennung fur seine schmutzige Arbeit.«

»Nicht mehr lange«, sagte Hermine zufrieden.»Der Vielsaft-Trank ist fast fertig. In den nachsten Tagen holen wir die Wahrheit aus ihm heraus.«

Endlich hatten die Weihnachtsferien begonnen und eine Stille, so tief wie der Schnee auf den Landereien, senkte sich uber das Schloss. Harry stimmte sie friedlich, nicht duster, und er freute sich, da? er, Hermine und die Weasleys den Gryffindor-Turm fur sich allein hatten, was hie?, sie konnten lautstark»Snape explodiert«spielen, ohne jemanden zu storen, und in Ruhe Duellieren uben. Fred, George und Ginny waren lieber in der Schule geblieben als mit Mr und Mrs Weasley Bill in Agypten zu besuchen. Percy, der ihr, wie er es nannte, kindisches Betragen verachtete, tauchte selten im Gemeinschaftsraum der Gryffindors auf Er hatte ihnen mit dem Brustton der Uberzeugung erklart, da? er nur deshalb uber Weihnachten bleibe, weil es seine Pflicht als Vertrauensschuler sei, die Lehrer in diesen unruhigen Zeiten zu unterstutzen.

Der Weihnachtsmorgen brach an, kalt und wei?. Harry und Ron, die Einzigen im Schlafsaal, wurden sehr fruh von Hermine geweckt, die vollstandig angezogen hereinplatzte und Geschenke fur beide in den Armen trug.

»Aufwachen!«, rief sie laut und zog die Vorhange zuruck.

»Hermine, du darfst eigentlich nicht hier drin sein sagte Ron und hob die Hand gegen das Licht.

»Ebenfalls frohe Weihnachten«, sagte Hermine und warf ihm ein Geschenk zu.»Ich bin schon fast eine Stunde auf den Beinen und hab noch ein paar Florfliegen in den Zaubertrank gemischt. Er ist fertig.«

Harry, plotzlich hellwach, setzte sich auf.

»Bist du sicher?«

»Vollkommen«, sagte Hermine und schob Kratze, die Ratte, beiseite, so da? sie sich ans Ende seines Himmelbetts setzen konnte.»Wenn wir's versuchen, dann wurd ich sagen, heute Abend.«

In diesem Augenblick schwebte Hedwig herein. Im Schnabel trug sie ein sehr kleines Packchen.

»Hallo«, sagte Harry glucklich, als sie auf seinem Bett landete.»Sprichst du wieder mit mir?«

Zutraulich knabberte sie an seinem Ohr, was ein viel besseres Geschenk war als das, was sie ihm brachte. Denn wie sich herausstellte, kam es von den Dursleys. Sie hatten Harry einen Zahnstocher geschickt und einen Zettel, auf dem es hie?, er solle fragen, ob er auch wahrend der Sommerferien in Hogwarts bleiben konne.

Die ubrigen Weihnachtsgeschenke fur Harry waren um einiges erfreulicher. Hagrid hatte ihm eine gro?e Dose mit Sirupbonbons geschickt, die Harry am Feuer etwas weicher machen wollte, bevor er sie a?. Ron hatte ihm ein Buch geschenkt, Aufjagd mit den Cannons, voll interessanter Geschichten uber seine Lieblings-Quidditch-Mannschaft. Von Hermine bekam er einen prachtigen Adlerfederkiel. Harry offnete das letzte Packchen und fand einen neuen, selbst gestrickten Pullover von Mrs Weasley und einen gro?en Pflaumenkuchen. Mit einem neuen Anflug von Schuldgefuhlen las er ihre Karte. Er dachte an Mr Weasleys Wagen, der seit ihrer Bruchlandung verschollen war, und das ganze Bundel von Regelbruchen, die er und Ron schon wieder ausheckten.

Keiner konnte umhin, das Weihnachtsessen in Hogwarts nicht zu genie?en, nicht einmal einer, den es davor grauste, spater den Vielsaft-Trank zu schlucken.

Die Gro?e Halle war herrlich geschmuckt. Da waren nicht nur das Dutzend- mit Eiskristallen gezuckerter Weihnachtsbaume und die dicht geflochtenen Bander aus Stechpalmenzweigen und Misteln, die kreuz und quer unter die Decke gespannt waren; auch verzauberter Schnee rieselte herab, weich und trocken. Dumbledore stimmte mit ihnen ein paar seiner liebsten Weihnachtslieder an, wobei Hagrid mit jedem Becher Eierpunsch, den er schluckte, lauter drohnte. Percy, der nicht bemerkt hatte, da? Fred sein Vertrauensschulerabzeichen verzaubert hatte, so da? nun»Eierkopf«darauf zu lesen war, fragte sie andauernd, woruber sie denn kicherten. Harry storte es nicht einmal, da? Draco Malfoy druben am Tisch der Slytherins mit lauter Stimme abfallige Bemerkungen uber seinen neuen Pullover machte. Mit ein wenig Gluck wurde er es Malfoy in ein paar Stunden heimzahlen.

Harry und Ron hatten kaum ihren dritten Nachschlag Weihnachtspudding aufgegessen, als Hermine sie aus der Halle winkte, um ein letztes Mal den Plan fur diesen Abend durchzugehen.

»Wir brauchen immer noch Stuckchen von den Leuten, in die ihr euch verwandeln wollt«, sagte Hermine ganz sachlich, als schickte sie die beiden in den Laden, um Waschpulver zu kaufen.»Und naturlich ware es am besten, wenn ihr etwas von Crabbe und Goyle abkriegt, die sind Malfoys beste Freunde, denen wird er alles erzahlen. Und wir mussen auch dafur sorgen, da? die echten Crabbe und Goyle nicht hereinplatzen, wahrend wir ihn befragen.

Ich hab alles genau geplant«, fuhr sie gelassen fort und achtete nicht im Geringsten auf Harrys und Rons verdutzte Gesichter. Sie hielt zwei uppige Schokoladenkuchen hoch.»Die hab ich mit einem einfachen Schlafmittel gefullt. Ihr mu?t nur dafur sorgen, da? Crabbe und Goyle sie finden. Ihr wi?t, wie gierig sie sind, die konnen gar nicht anders, als sie aufzufuttern. Sobald sie eingeschlafen sind, rupft ihr ihnen ein paar Haare aus und versteckt sie im Besenschrank.«

Harry und Ron sahen sich unglaubig an.

»Hermine, ich glaub nicht -«

»Das konnte ubel ausgehen -«

Doch Hermine hatte einen Blick aus Stahl, nicht unahnlich dem, den Professor McGonagall manchmal zeigte. -

»Der Trank ist nutzlos ohne Crabbes und Goyles Haare«, sagte sie entschieden.»Ihr wollt doch Malfoy aushorchen, oder?«

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