Er selbst war mit sicherem und regelma?igem Schritte dem Spiele des Zufalls im Match gefolgt, immer im Vertrauen auf seinen Glucksstern, der sich niemals trubte, und er war auch als erster am Pfosten angelangt, er, der »Outsider«, der die verschiedenen Favoriten auf dem nationalen Hippodrom glanzend besiegte.

Das war der Hergang der Sache gewesen, das sagte und wiederholte ich fast sofort die ganze Zuschauermenge; eben darum druckten die Collegen dem excentrischen Manne warmstens die Hand, eben darum that Max Real desgleichen und erntete er den Dank Lissy Wag’s und Jovita Foley’s – die ihn auf ihre Bitte sogar umarmen durfte – und eben darum wurde er von der Menge fast getragen, in demselben Triumphe jetzt durch die gro?e Stadt Chicago, wie vor dreiundeinhalb Monaten nach seiner Ruhestatte, geleitet.

Nun gab es in der Metropole von Illinois niemand mehr, der nicht gewu?t hatte, woran er sich bezuglich der endlichen Losung der alle Welt bewegenden Geschichte zu halten hatte.

Hermann Titbury wollte jedoch nicht so viel Geld hinausgeworfen haben, um nur von einem Ende der Union zum andern zu rennen. Er grubelte sofort daruber nach, es wieder einzubringen. In Uebereinstimmung mit Frau Titbury, die ihn dazu sogar noch antrieb, beschlo? er, sein Geschaft wieder aufzunehmen, das hei?t, wieder den Pfandleiher und Wucherer zu spielen, und wehe den armen Teufeln, die jetzt in die Klauen dieses Blutsaugers fielen.

Tom Crabbe hatte von allen diesen Vorkommnissen nichts begriffen, hochstens, da? er irgendwo jemand noch eine Revanche schuldig ware, und John Milner hoffte stark, da? sich sein Schuler beim nachsten Kampfe wieder in die erste Reihe der Boxer stellen und die beruhmten Faustschlage, die er von Reverend Hugh Hunter bekommen hatte, vergessen machen werde.

Harris T. Kymbale nahm seinen Mi?erfolg mit philosophischem Gleichmuth hin, bewahrte er doch die Erinnerung an seine interessanten Reisen fur immer.

Er hielt zwar bezuglich der durchmessenen Wegstrecke den Record nicht, denn er hatte nur ungefahr zehntausend Meilen zuruckgelegt, wahrend es Hodge Urrican auf elftausend gebracht hatte… Das hinderte ihn aber nicht, in der »Tribune« einen Artikel zu veroffentlichen, der des Lobes fur den Wiederauferstandenen des Excentric Club voll war.

Der Commodore dagegen ruckte William I. Hypperbone vors Quartier und sagte mit seiner gewohnten freundlichen Milde:

»Alle Bomben und Granaten, Herr… das geht nicht… nein, das geht nicht an! Wenn man einmal todt ist, ist man auch todt, und man la?t die Leute nicht nach seiner Hinterlassenschaft um die Wette laufen, wenn man noch auf Erden herumwandert…

– Ja, was wollen Sie denn, Commodore, antwortete William I. Hypperbone hochst liebenswurdig, ich konnte doch nicht…

– Doch konnten Sie, Herr, und mu?ten Sie! Statt sich in einen Sarg verpacken zu lassen, hatten Sie sich nach einem Crematorium schaffen lassen mussen, da ware all das dumme Zeug vermieden gewesen…

– Wer wei? das, Commodore?… Ich habe gar so viel Gluck…

– Und da Sie mich an der Nase herumgefuhrt haben, fuhr Hodge Urrican fort, ich aber so etwas nie vertragen habe, so werden Sie mir Genugthuung geben…

– Wo und wann es Ihnen beliebt!«

Obwohl Turk beim heiligen Jonathan geschworen hatte, Herrn Hypperbone’s Leber zu verzehren, sachte ihn sein Herr diesmal doch nicht zu beruhigen, sondern schickte ihn sogar zu dem Ex-Sargbewohner, um Tag und Stunde des Zweikampfes zu verabreden.

Gleich als Turk bei William I. Hypperbone eintrat, begann er aber in ganz anderem Tone zu reden.

»Ich bitte Sie, mein Herr, der Commodore Urrican ist gar nicht so bosartig, wie er sich zuweilen den Anschein giebt. Er ist im Grunde ein ganz braver Mann, den man schnell wieder zur Vernunft bringt.

– Sie kommen also von ihm?

– Ja, um Ihnen zu sagen, da? er seine gestrige Heftigkeit bedauert und Sie um Verzeihung bitten la?t.«

Damit war die Sache abgethan, denn Hodge Urrican begriff schlie?lich doch, da? er sich damit nur lacherlich machen werde. Zum Glucke fur Turk erfuhr er aber nie, in welcher Weise dieser seinen Auftrag ausgerichtet hatte.

Endlich am Tage vor dem, wo die Hochzeit Mar Reals und Lissy Wags stattfinden sollte, erhielten diese den Besuch, nicht mehr des ehrenwerthen, vom Alter etwas gebeugten Herrn Humphry Weldon, sondern des hochst munteren Herrn William I. Hypperbone, der, wie Jovita Foley bemerkte, junger als je aussah. Nachdem er sich entschuldigt hatte, die Partie nicht Lissy Wag haben gewinnen zu lassen, die sonst jedenfalls als erste angekommen ware, erklarte er, da? er, ob sie es nun wolle oder nicht, ob es ihrem spateren Eheherrn passe der nicht, bei Meister Tornbrock soeben ein neues Testament niedergelegt habe. Dieses wurde auf keinen Fall wieder hinfallig werden, und darin habe er bestimmt, sein Vermogen einst in zwei Halften zu theilen, deren eine Lissy Wag verfallen solle. Wir brauchen wohl nicht wiederzuerzahlen, welche Antwort der ebenso edelmuthige wie originelle Mann darauf bekam. Auch Tommy war nun mit einem Schlage uberzeugt, da? ihn sein Herr einst noch zu angemessenem Preise kaufen werde.

Nun ware noch Jovita Foley ubrig. Die lebhafte und gutherzige kleine Person empfand nicht die geringste Eifersucht gegenuber all dem Guten, das ihrer Freundin in den Scho? fiel. Und welches Gluck fur ihre geliebte Genossin, dem furs Leben die Hand zu reichen, von dem sie angebetet wurde, und nebenbei in William I. Hypperbone einen so wunschenswerthen Erbonkel zu bekommen. Sie selbst wollte nach der Hochzeit ihre Stelle als erste Verkauferin im Hause Marshall Field wieder einnehmen.

Die Trauung ging am nachsten Tage, man konnte sagen, im Beisein der ganzen Einwohnerschaft, vor sich. Auch der Gouverneur John Hamilton und William I. Hypperbone konnten es sich nicht versagen, der herrlichen Feierlichkeit beizuwohnen. Als dann die, Neuvermahlten und ihre Freunde wieder im Hause der Frau Real eingetroffen waren, wandte sich William I. Hypperbone an Jovita Foley, die als Brautjungfer ganz bezaubernd hubsch aussah.

»Mi? Foley… ich bin funfzig Jahre alt.

– Ah, damit prahlen Sie nur, Herr Hypperbone, antwortete diese so lachend, wie nur sie zu lachen verstand.

– Nein, ich bin wirklich funfzig Jahre alt – verwirren Sie meine Berechnungen nicht – und Sie… Sie zahlen funfundzwanzig Jahre.

– Das stimmt auffallend!

– Hab’ ich nun die ersten Elemente der Arithmetik nicht ganz vergessen, so ist funfundzwanzig die Halfte von funfzig.«

Wohin zielte der ebenso rathselhafte wie in der Mathematik sattelfeste Herr?

»Nun also, Mi? Jovita Foley, da Sie, wenn die Arithmetik keine Tauschung ist, gerade die Halfte meines Alters haben, warum sollten Sie dann nicht die andere Halfte von mir selbst werden wollen?«

Was hatte Jovita Foley auf diese so originell gefa?te Werbung anderes antworten sollen, als jede andere an ihrer Stelle geantwortet hatte?

Und wenn er schlie?lich die liebenswurdige, bezaubernde Jovita heiratete und sich damit ebenso excentrisch erwies, wie es seine Stellung als Mitglied des Excentric Club verlangte… that er damit nicht gleichzeitig einen Schritt, der von vortrefflichem Geschmack und gereifter Klugheit zeugte?

Angesichts der in dieser Erzahlung berichteten, vielleicht etwas unwahrscheinlichen Thatsachen wolle der geneigte Leser – als mildernden Umstand – nicht vergessen, da? die ganze Geschichte sich… in Amerika zugetragen hat.

Ende.

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