überwältigter Angreifer werden gegenwärtig von Pathologen untersucht, doch die Autopsien werden durch den schwer beschädigten Zustand der Leichen erschwert. Sicherheitsmaßnahmen in den Städten schließen strenge Einhaltung der Polizeistunde sowie Sicherheitspatrouillen von bewaffneten Beamten ein.

Die Bürger werden dringend aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen. Wer diese Warnung außer acht läßt, setzt sich großer Gefahr aus, sowohl von seiten der Angreifer als auch von bewaffneten Mitgliedern der Bürgerwehr, deren Impuls darin bestehen kann, erst zu schießen und dann Fragen zu stellen. Ländliche oder isoliert liegende Behausungen sind häufig Ziel von konzentrierten, massiven Angriffen. Isoliert lebende Familien befinden sich in höchster Gefahr. Evakuierungsversuche sollten nur in schwer bewaffneten Gruppen und wenn möglich mit motorisierten Fahrzeugen unternommen werden. Prüfen Sie sorgfältig Ihre Lage, ehe Sie sich für eine Flucht entscheiden. Feuer ist eine wirkungsvolle Waffe. Diese Wesen sind leicht entflammbar. Die Evakuierten sollten auf schnellstem Wege die nächstgelegene Stadt aufsuchen. Bemannte Verteidigungsaußenposten sind auf den wichtigsten Zufahrtstraßen der Städte eingerichtet worden. Diese Außenposten sollten dazu dienen, Flüchtlinge aufzunehmen und sie mit Nahrungsmitteln zu versorgen und erste medizinische Hilfe zu leisten. Polizei und Wachpatrouillen sind dabei, abgeschiedene Gegenden zu durchkämmen. Ihre Mission besteht darin, sämtliche Angreifer aufzuspüren und zu vernichten. Die Patrouillen sind ebenfalls beauftragt, isoliert lebende Familien zu evakuieren. Aber die Rettungsmaßnahmen kommen wegen der nachts erhöhten Gefahr und des überwältigenden Ausmaßes der Aufgabe nur schleppend in Gang.

Die Rettung der Bewohner isolierter Gebiete ist extrem schwierig. Wenn Ihre Evakuierung unmöglich ist, bleiben Sie in jedem Fall in Ihrem Heim und warten Sie auf die Rettungsmannschaft. Gehen Sie nicht allein hinaus. Wenn Sie nur wenige gegen viele sind, werden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit überwältigt werden. Die Angreifer sind irrational und wahnsinnig. Ihr einziges Streben gilt dem Ergattern von Menschenfleisch.

Die Reihen der Angreifer wachsen ständig durch die zunehmende Zahl ihrer Opfer und derer, die während dieser Epidemie gestorben sind, wobei die katastrophalen Ausmaße der Todesrate auf das Chaos und daraus resultierende Unfälle zurückzuführen sind sowie darauf, daß Leute aus Angst gegeneinander losgehen.

Die gegenwärtig herrschende Gesetzlosigkeit vermehrt die Zahl der Angreifer und behindert die Bemühungen der Gesetzeshüter, die versuchen, die Bedrohung unter ihre Kontrolle zu bekommen...«

Nach einem letzten, tränenreichen Abschied von Karen und Ann schlich Sue Ellen auf Strümpfen die Stiege hinunter und blieb mit dem Koffer in der Hand auf dem Treppenabsatz stehen.

Bert Miller schlief auf einem Armsessel, Hammer, Säge und eine Schachtel mit Nägeln neben sich auf dem Boden. Alle vier Wohnzimmerfenster waren mit soliden Brettern vernagelt und die Eingangstür verriegelt. Bert hatte die Tür oben, unten und in der Mitte zusätzlich mit schweren Eisenträgern und Holzbalken abgesichert. Die Eisenträger waren solide an dem Türrahmen verschraubt, und die schweren Holzbalken waren so in die Eisenträger verkeilt, daß sie nur einer übermäßigen

Anstrengung, die Tür mit Gewalt aufzubrechen, nachgeben würden; doch sie konnten von innen leicht herausgenommen werden, so daß die Bewohner ohne große Mühe hinausgehen und hereinkommen konnten.

Sue Ellen hatte Angst, auf Zehenspitzen an ihrem Vater vorbeizuschleichen, und sie wollte die verbarrikadierte Tür nicht wieder öffnen. Sie wandte sich zur Küche. Die beiden Küchenfenster und die Hintertür waren mit dicken Nägeln und schweren Holzbrettern dauerhaft verschlossen. Durch die Küche gab es also keinen Ausgang mehr und das Haus besaß keinen Keller. Sue Ellen stellte fest, daß ihr Vater das Erdgeschoß völlig einbruchsicher gemacht hatte. Sie dachte, daß er vermutlich der Meinung war, er könne das Obergeschoß gegen die minimale Chance, daß es einem Angreifer gelänge, dort hinaufzuklettern, verteidigen. Oder er hatte vor, sich die Fenster des Obergeschosses später vorzunehmen. Sue Ellen erwog, wieder nach oben zu gehen und eine ihrer Schwestern zu bitten, mit ihr herunterzukommen und die Haustüre hinter ihr wieder zu verrammeln. Sie war nicht sicher, ob sie es geräuschlos genug würden machen können. In diesem Augenblick bewegte sich Bert auf seinem Sessel und Sue Ellen fürchtete, sie könne ihre Fluchtchance verpassen, wenn sie die Gelegenheit, daß ihr Vater eingeschlafen war, nicht sofort nutzte. Sie wußte, daß sie es riskieren mußte, irgendwie allein nach draußen zu gelangen, und außerdem wollte sie ihren beiden Schwestern nicht noch zusätzlichen Ärger verursachen. Ihr Vater würde ohnehin über ihr Verschwinden toben, und sie wollte die Situation für Ann und Karen nicht noch verschlimmern. Sie wartete auf dem Treppenabsatz, bis ihr Vater wieder laut zu schnarchen begonnen hatte, dann schlich sie an die Tür, hielt, aus Angst, einer der schweren Balken könnte ihr aus der Hand rutschen, den Atem an, und hob sie einen nach dem anderen aus der eisernen Halterung und schob den Riegel zurück. Sie hielt es für ein Wunder, daß ihr Vater nicht aufgewacht war, und trat eilig über die Schwelle. Ganz behutsam zog sie die Tür hinter sich zu und betete inständig, daß sie nicht quietschen möge. Endlich schnappte sie ins Schloß, und Sue Ellen atmete erleichtert auf. Sie fürchtete noch immer, daß das Klicken den Vater geweckt haben könnte, rannte die Stufen hinunter und holte ihre Schuhe aus der Tasche. Sie schlüpfte hinein und hastete durch den Vorgarten zu dem Feldweg. Ihr Vater schien tief eingeschlafen zu sein, und sie hoffte, sie würde einen großen Vorsprung haben, ehe er aufwachte und die neben der Tür auf dem Boden gestapelten Balken entdeckte - falls die Schwestern sie nicht bis dahin wieder eingehängt hatten. Keuchend rannte sie hinter eine Kurve in der Straße, von wo aus sie das Haus nicht mehr sehen konnte. Es dämmerte schon. In weniger als einer Stunde würde es wahrscheinlich dunkel sein - stockfinster -, überlegte Sue, denn der Himmel war bedeckt und die Luft roch feucht. Sie versuchte sich an die Wettervorhersage zu erinnern. Plötzlich fühlte sie sich furchtbar allein, und die Last ihres Entschlusses, von zu Hause fortzulaufen, rollte über sie hinweg. Sie folgte der staubigen Straße und für einen Augenblick zog sie in Betracht, ihre Entscheidung rückgängig zu machen und umzukehren. Sie mußte an Karens erwartetes Baby denken. Doch dann stellte sie sich vor, wie ihr Vater aufwachen würde, wenn sie mit ihrem Koffer ins Haus käme, und sein Gebrüll wäre zu schrecklich, um es zu ertragen. Sie kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an und ging weiter. Von der Farm der Millers bis zur Landstraße waren es etwa anderthalb Kilometer, und Sue Ellen meinte, dort würde sie versuchen, einen Bus anzuhalten, oder, wenn sie Glück hatte, sich von jemandem, den sie kannte, in die Stadt mitnehmen zu lassen. Die Stadt Willard lag zehn Kilometer nordöstlich von der Einmündung des Feldwegs in die zweispurige Landstraße. Jetzt, wo Sue Ellen darüber nachdachte, erschienen ihr ihre Chancen, eine Mitfahrgelegenheit nach Willard zu bekommen, nicht besonders gut, vor allem wegen der schnell einfallenden
Dunkelheit. Der Gedanke, die zehn Kilometer Landstraße zu Fuß zurücklegen zu müssen, jagte ihr Panik ein, obwohl sie es bei Tage zusammen mit ihren Schwestern schon oft getan hatte. Wieder überlegte sie, ob es nicht besser sei, umzukehren, und konnte ihre Gedanken nicht von dem Farmhaus wenden. Aber sie ging tapfer weiter.

In dem langen Tal hinter dem Farmhaus erstreckte sich ein sechs Morgen großes Feld, wo Bert Miller Mais angepflanzt hatte. Unbeholfen und stur trampelten drei menschliche Gestalten die jungen Maispflanzen nieder und steuerten auf das Haus zu, angelockt von den schmalen Lichtstreifen, die zwischen den vor die Fenster genagelten Brettern hindurchschimmerten, und - vielleicht - von dem Geruch lebendigen Fleisches, der von drinnen herausströmte. Mitten in dem Maisfeld blieben die drei bizarren Kreaturen stehen, als sei es schmerzvoll für sie, sich zu bewegen, und schwierig, einen stetigen Schritt beizubehalten. In der fahlen Dämmerung erschien ihre Haut grünlichweiß, beinahe fluoreszierend. Ihre Kleider waren zerlumpt, verschlissen und mit geronnenem Blut durchtränkt. Jeder von ihnen hatte schwere Verletzungen davongetragen, die zum Tode geführt haben mußten. Sie sahen aus wie Opfer eines Autounfalls. Zweien waren die Gesichter zerschmettert und entstellt worden, die Stirn war aufgerissen und Glassplitter staken in den Backen, als seien sie gegen oder durch eine Windschutzscheibe

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