würde als Zombiefutter enden, wenn er zu überstürzt handelte. Wenn er für die Kingsleys auch nichts mehr tun konnte, konnte er vielleicht den Miller-Töchtern noch zu Hilfe kommen.

Während Flack damit beschäftigt war, die Kingsleys weiter über die Wiese zu treiben, schlich Dave sich näher an das Haus heran. Wenn Flack zurückkam, wollte er dort bereitstehen. Dave duckte sich hinter eine Hecke neben dem Eingang und vergewisserte sich, daß Flack nicht herüberschaute. Bei dem Klang von Flacks krankhaftem Gelächter blickte Dave aus dem Schutz eines Gebüschs auf. Flack hatte die Kingsleys mitten auf den Rasen getrieben, knapp zehn Meter von der Gruppe von Leichenfressern entfernt. Dann hatte er dem Vater einen Stoß versetzt, und als dieser zu Boden stürzte und seine Frau und seinen Sohn mitriß, war er in Gelächter ausgebrochen. Gefesselt und mit verstopften Mündern konnte die Familie nicht schreien, sondern nur hilflos strampeln und sich winden, als die Leichen-fresser näher kamen. Flack wich noch immer lachend zurück und schaute zu.

In wenigen Minuten waren die Kingsleys tot. Die Leichenfresser hatten sich auf sie gestürzt und ihnen die verwundbaren Teile ihrer Leiber weggerissen - das zarte Fleisch an Hals, Brüsten, Bäuchen. Die Tatsache, daß sie keinen Todesschrei ausstoßen konnten, machte die Szene noch grauenvoller, dachte Dave, der sich neben dem Eingang versteckt hatte und alles mit ansah. Flack erreichte die Stufen, während er beobachtete, wie sich die lebendigen Toten um das Fleisch und die zarten inneren Organe stritten. Flack konnte Dave nicht kommen sehen. Er hatte keine Zeit mehr zum Denken, als sein Schädel mit einem einzigen Hieb von Daves Axt gespalten wurde. Dave sprang zurück, vollgespritzt mit Flacks Blut, als der Mann ein Stöhnen von sich gab und die Stufen hinunterstürzte. Sein Gewehr krachte alarmierend laut aufs Pflaster. Dave warf sich über Flack und schlug ihm die Axt sicherheitshalber in die Brust. Knochen splitterten, und Blut spritzte aus den getroffenen Lungen. Dieser zweite Hieb war überflüssig gewesen, denn der Mann war nach dem Axthieb, der ihm den Schädel gespalten hatte, auf der Stelle tot gewesen, doch Dave brauchte etwas, um einen Teil seiner wilden Wut abzureagieren und die aufgestauten Rachegelüste auf diese gewaltsame Weise ein bißchen zu stillen.

Dave schnappte sich Flacks Gewehr, besorgt, daß es durch den Sturz aufs Pflaster vielleicht unbrauchbar geworden wäre. Er betätigte das Schloß ein paarmal und sah, daß die Patronen rein- und rausglitten - ein gutes Zeichen. Der Zündmechanismus war hoffentlich intakt geblieben. Das Gewehr schußbereit, ging Dave die Stufen hinauf und trat durch die Tür, die Flack unverriegelt gelassen hatte. Flacks Leiche blieb am Fuß der Stufen liegen. Daves Axt steckte ihm noch immer tief in der Brust, der Stiel ragte in die Luft. Dave fand sich in einer großen Eingangshalle. Zur Rechten lag der Wohnraum und geradeaus sah er ein hölzernes Geländer und eine geschwungene, mit Teppichen belegte Treppe. Dave hörte Geräusche aus dem Obergeschoß. John Carter durchsuchte noch immer Schränke und Schubladen und plünderte das Elternschlafzimmer. »Bist du's, Flack?« rief Carter. »Hast du die Zombies gefüttert?« Dave legte sich eine Hand über den Mund, um seine Stimme zu verstellen, und rief seitlich dahinter hervor: »Ja! Alles erledigt!« Dann verriegelte er die Eingangstür wieder und machte absichtlich viel Krach dabei, in der Hoffnung, dadurch bei Carter keinen Verdacht zu erwecken. Dann ging er die Treppe hinauf, ganz normal, weil er wußte, Carter würde seine Schritte hören und glauben, es sei Flack.

Im Elternschlafzimmer hatte Carter einen aufgeklappten Koffer aufs Bett gestellt. Er war zur Hälfte angefüllt mit Schmuck, Silberbesteck, Geld und was immer an leicht Verkaufbarem in dem Zimmer gewesen war. Carter stand über die Beute gebeugt und betrachtete sie zufrieden. Eine ganze Weile machte er sich nicht einmal die Mühe aufzuschauen, als Dave Benton hereinkam; und als er aufblickte, hatte er gerade noch Gelegenheit, ihn wiederzuerkennen, ehe Dave den Abzug bediente.

Der Schuß hallte laut durch den Raum. Carter wurde gegen das Schlafzimmerfenster geschleudert, und die Scheibe zersplitterte unter dem Aufprall. Die schmiedeeisernen Gitter verhinderten, daß er durch das Fenster in den Garten stürzte. Dave schoß noch einmal ein Loch in Carters Brust, als dieser zu Boden ging. Sein Körper zuckte unter der Wucht des Geschosses, und mit dem dritten Schuß krachte der Tote auf den Fußboden. Dave betätigte das Schloß von Flacks Gewehr, entnahm ihm die verbrauchten Patronen und lud nach. Dann trat er neben den reglosen Körper, richtete den Lauf auf Carters Schädel und drückte ab. Noch ein Schuß krachte und die Kugel drang in Carters totes Hirn.

Dave spannte das Gewehr wieder und verließ das Zimmer. Er eilte einen Flur entlang in ein anderes Schlafzimmer. Die Tür stand halb offen. Mit dem Fuß trat er sie ganz auf und sprang zurück, halbwegs in Erwartung eines Schusses, aber nichts geschah, und Dave betrat vorsichtig das Zimmer. Er fand zwei Betten und darauf die beiden Miller-Mädchen Ann und Sue Ellen, jede mit verstopftem Mund, nackt und mit gespreizten Beinen und Armen an die vier Bettpfosten gefesselt. Sie mühten sich, aufzuschauen, und die Angst in ihren Gesichtern milderte sich, als sie erkannten, daß es weder Flack noch Carter war. Dave beugte sich zuerst über Sue Ellen, weil ihr Bett näher stand, und nahm ihr den Lappen aus dem Mund. In wenigen Worten stellte er sich vor und berichtete, was geschehen war. Ehe sie Worte finden konnte, fragte er: »Ist sonst noch jemand im Haus? Außer Carter und Flack? « »Die Kingsleys...« antwortete Sue Ellen. »Die Kingsleys werden unten gefangengehalten.«

»Sonst jemand? « beharrte Dave. »Jemand, der uns gefährlich werden könnte? «

Sue Ellen schüttelte den Kopf, verängstigt und perplex. »Nein... niemand. Niemand außer Carter und Flack.« »Die sind tot«, erklärt Dave. »Ich habe sie getötet. Die Kingsleys sind auch tot. Wo ist Billy?« Dave verstand die Antwort, als Sue Ellen zu schluchzen begann. Ann war noch immer nicht befreit und starrte ihn an. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Kaum war sie ihre Fesseln los, fragte sie nach ihrer Schwester Karen.

Ein Konvoy aus Lastern, Krankenwagen und Streifenwagen brachte Sheriff Conan McClellan und seine Leute zur Einfahrt des Privatweges, der von der Landstraße durch ein Wäldchen zum Besitztum der Kingsleys führte. Der Sheriff stieg aus dem Streifenwagen und erteilte ein paar Befehle, während er darauf wartete, daß seine Männer Aufstellung nahmen. Sie hatten die
Absicht, das letzte Stück zu Fuß zurückzulegen und unterwegs dem Haus des Verwalters einen Besuch abzustatten. Die Krankenwagen und die Polizeifahrzeuge würden auf Abruf bereitstehen, falls sie gebraucht wurden. Die Lkws sollten in die Stadt fahren, auftanken und Kaffee und Nahrungsmittel für die müden, hungrigen Männer besorgen. Über ihnen kreiste ein Hubschrauber. Seine metallenen Flügel peitschten durch die Luft, während seine Besatzung die Wälder und Wiesen auf Zeichen von Humanoiden oder Menschen, die Hilfe brauchten, absuchte. Einer der Männer der Truppe hatte einen Walkie-Talkie bei sich, über den der Kontakt zwischen McClellan und seinen Leuten mit dem Hubschrauber und den Streifenwagen gewährleistet wurde. Mit einem verknautschten, schmuddeligen Taschentuch wischte sich McClellan den Schweiß von der Stirn, während er zuschaute, wie seine Männer sich auf der Zufahrt formierten. Das Polizeiaufgebot war in aller Eile zusammengestellt worden, und viele von ihnen waren unerfahren und besaßen nicht die nötige Ausrüstung für eine Aktion in den Wäldern. Zusätzlich zu den auch unter normalen Umständen schwierigen Problemen, vierzig oder fünfzig Männer zu ernähren und zu versorgen, hatte es unendliche Mengen der für Anfänger typischen, lästigen Klagen gegeben, wie Fußpilz oder Blasen an den Füßen. McClellan hatte die Männer während der ganzen Zeit entweder angefaucht oder getröstet und immer versucht, sie diszipliniert und einsatzbereit zu halten, während sie das Gebiet nach Menschen durchkämmten, die Hilfe brauchten oder auf Rettung warteten.

Das Gebiet war in Sektoren aufgeteilt worden und jeder Abschnitt wurde von einer Gruppe von Freiwilligen, Polizisten und Beamten der Nationalgarde kontrolliert. Es ging darum, die Verbindung mit den Teilen des Gebiets wiederherzustellen, in denen Leitungen unterbrochen und Relaisstationen außer Betrieb geraten waren. Man wollte Sicherheit, Gesetz und Ordnung in Dörfer und Gemeinden zurückbringen, die nicht nur von streunenden Leichenfressern, sondern auch von Plünderern und Räubern bedroht wurden, die das durch den Notstand bedingte Chaos ausnutzten. Und man wollte Rettungsmannschaften in abgelegene, isolierte Gebiete schicken, wo möglicherweise Leute in ihren

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