verschwinden. Auch wenn Flack dieses Schicksal durchaus verdient hatte, machte es Dave krank, es mitansehen zu müssen. Aber die Tatsache, daß Flack und die Familie Kingsley ihr Leben hatten lassen müssen, führte dazu, daß die Leichenfresser für den Augenblick gesättigt waren, und Dave hielt eine Flucht aus dem Haus für durchführbar. Er besaß die Schlüssel zu Carters Lastwagen, die er in den Taschen des Bandenführers gefunden hatte. Er hatte außerdem Waffen und Munition.
Ann und Sue Ellen standen noch immer unter dem Schock der Ereignisse, die sie in den letzten achtundvierzig Stunden hatten durchmachen müssen. Sie hatten Dave von Billys Tod berichtet, der den Leichenfressern zum Fraß vorgeworfen worden war, als Carter, Wade Connely und Flack erfolgreich aus dem Miller-Farmhaus flüchteten. Dave seinerseits hatte den Mädchen so schonend wie möglich beigebracht, daß ihre Schwester bei der Geburt des Babys ums Leben gekommen und daß ihr Sohn in der Obhut von Mrs. Dorsey gut aufgehoben war.
Die beiden Schwestern saßen auf dem Sofa im Wohnzimmer der Kingsleys, bewegten sich kaum und sagten gar nichts. Ihre Erleichterung, vor der Willkür von Flack und Carter gerettet worden zu sein, wurde durch die grauenvollen Erlebnisse der letzten zwei Tage und die Angst vor dem, was noch kommen konnte, überschattet. Sie hatten wortlos eine Sendung der Bürgerschutznachrichten verfolgt, für die Dave den Fernseher eingeschaltet hatte. Vom Sprecher war speziell betont worden, daß Rettungsmannschaften dabei seien, Leuten zu Hilfe zu kommen, die in abgelegenen Gebieten festsaßen. Doch die in Angriff genommenen Arbeiten gingen wegen des Zusammenbrechens von Recht und Ordnung nur langsam voran, und die Bewohner abgelegener Gebiete wurden gewarnt, sich nicht allzusehr darauf zu verlassen, in Kürze gerettet zu werden; sie wurden aufgefordert, Fluchtversuche zu unternehmen, wenn es irgendwie möglich war, und Nothilfestationen und Flüchtlingszentren aufzusuchen. Der Sprecher warnte gleichzeitg vor der Gefahr, daß diejenigen, die keine Hilfe finden oder nicht flüchten konnten, möglicherweise von einer Überzahl von streunenden Leichenfresserbanden überwältigt werden konnten. Dave hatte beschlossen, eine Flucht aus dem Haus der
Kingsleys zu wagen. Die Leichenfresser waren mit den Überresten von Flack und der Familie Kingsley beschäftigt. Dave sagte sich, daß es, da es ihm gelungen war, das Landhaus ohne allzu große Mühen zu erreichen, nicht zu schwierig sein dürfte, auch wieder zu entkommen. Er konnte die Mädchen in Carters Lastwagen mitnehmen, wenn sie dazu bereit waren, oder er konnte sie hier zurücklassen und Hilfe holen, sobald er einen Notdienstposten erreichte. Er hatte Gewehre und Pistolen und reichlich Munition. Er konnte den Mädchen Waffen aushändigen, damit sie sich verteidigen konnten, während er unterwegs war, Hilfe zu besorgen. Er hielt das Haus für gut genug abgesichert, um die beiden ohne große Gefahr zurückzulassen.
Nach dem Ende der Nachrichtenübertragung schaltete Dave den Fernseher aus und setzte sich Ann und Sue Ellen gegenüber. Geduldig und mit leiser Stimme, die, so hoffte er, vernünftig und freundlich klang, erläuterte er ihnen die Situation, wie er sie sah. Er informierte sie, daß die Telefone nicht funktionierten, entweder, weil Flack und Carter die Anschlüsse zerstört hatten, oder auch nur weil überall die Leitungen unterbrochen waren. Es blieb ihnen nur die Wahl, entweder auf das Eintreffen von Rettern zu hoffen, die vielleicht nie oder zu spät kommen würden, oder die Flucht zu wagen. Dave erklärte, die eine Möglichkeit bestünde darin, daß er versuchte, allein zu entkommen, während die Mädchen im Haus auf ihn warteten. Andernfalls, wenn sie sich stark genug fühlten, bot er an, sie mitzunehmen, doch er wußte nicht, ob das nicht gefährlicher war. Er schlug vor, daß die beiden, wenn er allein ging und nach einer bestimmten Zeit nicht zurück sei, mit einem der Fahrzeuge aus Kingsleys Wagenpark zu flüchten versuchen sollten. Während Dave sprach, kam er immer mehr zu der Überzeugung, daß er besser allein gehen sollte; denn wenn er es nicht schaffte, blieb den Mädchen noch eine Chance. Irgendwer mochte auftauchen, um sie zu retten, oder sie konnten, wie schon gesagt, allein zu entkommen versuchen. Nach einigem Überlegen und vielleicht aufgrund von Daves Drängen entschieden sich Ann und Sue Ellen für diese Strategie. Ann schien klarer zu sein als Sue Ellen, und Dave wandte sich vor allem an sie, als er den beiden Mädchen vorschrieb, welche Maßnahmen sie zu treffen hätten, um das Haus während seiner Abwesenheit zu sichern, und, falls seine Anstrengungen erfolglos wären, wie sie es anstellen sollten, sich selbst zu retten.
Während Ann mit geladener Pistole neben der entriegelten Tür stand, wagte Dave den Vorstoß zu Carters Lastwagen. Er steckte den Schlüssel in die Zündung und prüfte den Kraftstoffstand. Der Tank war dreiviertelvoll, und der Motor sprang prompt an und lief gleichmäßig. Der Laster schien in gutem Zustand zu sein, abgesehen von den Beulen, die er sich auf rauhem Gelände und bei den Zusammenstößen mit den Humanoiden geholt hatte, die ihm in den Weg gekommen waren. Im Handschuhfach fand Dave sogar die Wagenpapiere, ausgestellt auf John W. Carter. Das Fahrzeug war also nicht gestohlen, wunderte sich Dave, und Carter war sein richtiger Name gewesen.
Nachdem Dave sich vergewissert hatte, daß der Laster ihn nicht im Stich lassen würde und er nicht mit leerer Batterie und ohne Kraftstoff steckenblieb, wenn eine Armee von Leichenfressern ihn angriff, wendete er und fuhr ihn vor die Eingangstür, wo er leicht erreichbar war, wenn er seinen Fluchtversuch startete. Dann ging er ins Haus zurück, um die Vorbereitungen zu beenden. Ann und Sue Ellen schauten zu, wie er Gewehr und Revolver lud und beide Waffen auf ihre Funktionstüchtigkeit untersuchte. Dann gab er den Mädchen letzte Anweisungen. Schließlich öffnete Ann die Tür für ihn und stand mit der Pistole, die er ihr gegeben hatte, Wache, während er die Stufen hinunterrannte und in den Lastwagen einstieg. Dann verriegelte sie die Tür und beobachtete durch das Fenster, wie Dave mit hoher Geschwindigkeit den
Kiesweg hinunter zur Landstraße fuhr. Von der anderen Seite des Rasens bewegte sich eine Gruppe von Leichenfressern lethargisch in Richtung des Lasters, während dieser beschleunigte.
Der Helikopter kreiste über dem Haus des Verwalters, während eine Gruppe von McClellans Männern sich näherte. Über den Walkie-Talkie empfing ein Mitglied der Truppe von einem der Männer in dem Hubschrauber die Nachricht, daß in den letzten zehn Minuten keine Bewegungen in der unmittelbaren Umgebung des Hauses beobachtet worden seien. Das Blätterdach der umstehenden Bäume war allerdings sehr dicht, und es war unmöglich, aus der Luft den Boden einzusehen. Falls sich Humanoide unter den Bäumen versteckt hielten, wäre man gezwungen, die Umgebung selbst zu durchkämmen und die Angreifer niederzustrecken. Auf Anordnung eines Polizeibeamten schwärmten die Männer aus und näherten sich dem Verwalterhaus auf dem offenen Gelände. Es bestand keine Veranlassung, Leute ins Unterholz zu schicken, ehe nicht versucht worden war, mögliche Insassen des Hauses zu retten. Mit schußbereiten Waffen und wachsam umherschweifenden Blicken arbeitete sich der Trupp auf etwa fünfzig Meter an das Haus heran und ging dann hinter Bäumen, Hecken und Büschen in Deckung. Der Polizeisergeant rief, daß alle, die sich im Haus befanden, heraustreten sollten, und betonte, er sei Polizeioffizier und gekommen, um Hilfe zu leisten. Wie er hätte vorhersagen können, bekam er keine Antwort. Die Tür stand weit offen, die Fenster waren eingeschlagen. Der Ort war eine Stätte von Terror und Tod. Unter dem Feuerschutz von einem Teil der Männer, die zurückblieben, gingen einige weiter und betraten das Gebäude. Sie fanden die Spuren eines heftigen Kampfes, der zwischen den Bewohnern des Verwalterhauses und angreifenden Humanoiden stattgefunden hatte - ein Kampf, den die Menschen verloren hatten. Halb verzehrte menschliche Überreste lagen in verschiedenen Teilen des Hauses, als seien die Leichenfresser bei ihrer Mahlzeit unterbrochen oder vertrieben worden.
McClellan erschien mit dem Rest der Truppe, erhielt einen Bericht, den er resigniert anhörte, ohne äußere Zeichen von irgendwelchen Gefühlen erkennen zu lassen. Dann ließ er die Männer sich formieren, um sich zu der Villa der Kingsleys zu begeben. Sie gingen zu Fuß weiter und durchkämmten, so gut es ging, das Gelände beiderseits der Straße, während Krankenwagen und Notfahrzeuge in gewissem Abstand folgten. Bisher hatten sie noch keine Leichenfresser gesichtet, seit sie die Fahrzeuge verlassen und das Grundstück der Kingsleys betreten hatten. Sie erwarteten deshalb Schwierigkeiten, sobald sie näher an das Gutshaus herankämen. Sie waren ebenfalls von McClellan angewiesen worden, nach der Plündererbande Ausschau zu halten, welche die
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