Flasche waren noch 18 Atmospharen. Er offnete den Verschlu? und stand auf. Es war ein Uhr. Die Sterne hoben sich scharf von dem schwarzen Himmel ab. Mit Hilfe des Kompasses fand er die Richtung, die er einschlagen mu?te, und brach auf. Um drei Uhr nahm er das letzte Dragee zu sich. Kurz vor vier war der Sauerstoff aufgebraucht. Da warf er das Gerat weg, ging weiter und atmete anfangs nur zogernd. Aber als ihm die frische Luft des nahen Morgens die Lungen fullte, schritt er rascher aus und bemuhte sich, an nichts anderes als an diesen Marsch durch die Sanddunen zu denken, in die er mitunter bis an die Knie einsank. Er war wie ein bi?chen trunken, aber er wu?te nicht, ob das die Gase der Atmosphare bewirkten oder einfach die Ubermudung.

Wenn er vier Kilometer in der Stunde schaffte, wurde er gegen elf Uhr den Raumkreuzer erreichen, hatte er sich ausgerechnet.

Er versuchte, das Tempo mit dem Schrittmesser zu kontrollieren, aber es gelang ihm nicht. Wie ein riesiger, wei?licher Streifen trennte die Milchstra?e das Himmelsgewolbe in zwei ungleiche Teile. Er hatte sich schon so sehr an das sparliche Licht der Sterne gewohnt, da? er die gro?ten Dunen zu umgehen vermochte. Er stapfte und watete, und auf einmal bemerkte er am Horizont einen sonderbar gleichma?igen Fleck ohne Sterne, eine kantige Silhouette.

Ohne zu wissen, was es war, strebte er dorthin, rannte, sank immer tiefer in den Sand ein, aber er spurte es uberhaupt nicht. Da schlug er wie ein Blinder mit ausgestreckten Handen gegen hartes Metall. Es war ein Gelandefahrzeug, leer und verlassen. Vielleicht eins von denen, die Horpach am Morgen zuvor ausgesandt hatte, vielleicht auch ein anderes, eins von Regnars Gruppe. Er dachte nicht daruber nach, stand einfach da, keuchte und umfa?te mit beiden Armen die Maschine. Die Mudigkeit zog ihn zu Boden. Neben dem Fahrzeug in den Sand fallen, einschlafen und bei Sonnenaufgang weitergehen…

Langsam hangelte er sich auf den gepanzerten Rucken hinauf, ertastete den Klappengriff und offnete das Luk. Die Lampchen flammten auf. Er rutschte auf den Sitz hinunter.

Ja, jetzt war ihm endgultig klar, da? er in einem Rausch war, bestimmt von dem Gas vergiftet, denn er konnte die Schalter nicht finden. Er erinnerte sich nicht, wo sie angebracht waren, er wu?te nichts mehr… Schlie?lich stie? die Hand von selbst auf den abgegriffenen Knopf und schob ihn zur Seite. Der Motor maunzte leise und sprang an. Rohan klappte den Deckel des Kreiselkompasses auf. Nur diese eine Zahl kannte er noch ganz genau, den Kurs fur die Ruckkehr.

Eine Zeitlang rollte das Fahrzeug im Dunkeln dahin, Rohan hatte vergessen, da? es Scheinwerfer gab.

Um funf war es noch finster. Da erblickte er vor sich in der Ferne zwischen den wei?en und den blaulichen Sternen einen rubinroten Stern ganz niedrig uber dem Horizont.

Rohan zwinkerte benommen. Ein roter Stern? Undenkbar… Ihm schien, da? jemand neben ihm sa?, bestimmt Jarg, und er wollte ihn fragen, was das fur ein Stern sein konnte. Plotzlich schrak er hoch, wie vom Schlag geruhrt.

Es war das Buglicht des Raumkreuzers. Er fuhr geradenwegs auf dieses rubinrote Tropfchen in der Finsternis zu. Es stieg allmahlich hoher und wurde schlie?lich eine helle Kugel, in deren Widerschein der Mantel des Raumschiffes schimmerte.

Das rote Auge zwischen den Uhren blitzte auf, der Summer meldete sich und zeigte die Nahe eines Kraftfeldes an. Rohan schaltete den Motor ab. Das Fahrzeug glitt einen Dunenhang hinunter und blieb stehen. Er war nicht sicher, ob er noch einmal die Kraft haben wurde, in das Fahrzeug zu steigen, wenn er es einmal verlassen hatte. Er griff also in das Geratefach und zog eine Leuchtpistole hervor, und weil ihm die Hand zitterte, stutzte er den Ellbogen auf das Steuer, hielt die Hand mit der anderen fest und druckte auf den Abzug. Ein orangeroter Streifen stie? in die Dunkelheit.

Der kurze Flug der Leuchtkugel endete plotzlich in einem Sternenregen — sie war auf die Wand des Kraftfeldes getroffen wie auf unsichtbares Glas. Er scho? immer wieder, bis das Magazin trocken rasselte. Die Munition war aufgebraucht.

Aber man hatte ihn ohnehin bemerkt. Als erste hatten wohl die Wachhabenden in der Steuerzentrale Alarm geschlagen, denn fast gleichzeitig flammten unter der Spitze des Raumkreuzers zwei gro?e Jupiterlampen auf, die mit wei?en Zungen den Sand leckten und sich uber dem Fahrzeug kreuzten. Zugleich erstrahlte die Rampe in hellem Licht, und wie eine kalte Flamme gluhte der ganze Schacht des Personenaufzugs im Schein der Leuchtrohren. Die Fallreeps wimmelten in Sekundenschnelle von Leuten, schon leuchteten auf den Dunen um das Heck die Scheinwerfer auf, drehten sich und warfen schaukelnde Lichtgarben aus, und dann blitzte das Spalier der blauen Leuchtfeuer auf und zeigte an, da? der Weg durch das Kraftfeld frei war.

Die Leuchtpistole war Rohan aus der Hand gefallen, und er wu?te nicht, wann er uber den Seitenflugel des Fahrzeugs hinuntergeglitten war. Mit schwankenden, ubertrieben gro?en Schritten, unnaturlich straff aufgerichtet, mit geballten Fausten, um das unertragliche Zittern der Finger zu unter— drucken, ging er geradenwegs auf das zwanzigstockige Raumschiff zu, das in seiner Lichterflut vor dem verblassenden Himmel stand, so majestatisch in seiner reglosen Gro?e, als ware es wirklich unbesiegbar.

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