auf, und die beiden Damen waren in ihren Zimmern eingeschlossen.«
»Da siehst du es also, liebes Kind«, wandte sich Miss Marple an Lou. »Der Schutzmann, den du sahst, war gar kein richtiger Schutzmann. Du hast auch gar nicht mehr an ihn gedacht. Das ist ganz naturlich; auf eine Uniform mehr oder weniger kommt es in solchen Fallen nicht an.«
»Aber wer? Warum?«
»Wer? Nun, wenn sie in Boreham on Sea jetzt gerade das Stuck
»Aber warum - warum?«
»Na, irgend jemand mu?te doch die Tur der Haushalterin von au?en zuschlie?en, und irgend jemand mu?te den Pfeil Miss Greenshaw in den Hals sto?en. Man kann einen Menschen mit einem Pfeil ebensogut erstechen wie erschie?en - dazu gehort aber Kraft.«
»Sie waren also beide daran beteiligt?«
»Oh, das ist anzunehmen. Mutter und Sohn, hochstwahrscheinlich.«
»Aber Miss Greenshaws Schwester ist doch schon vor langer Zeit gestorben.«
»Ja, aber Mr. Fletcher hat zweifellos wieder geheiratet. Nach den Schilderungen la?t sich das wohl annehmen. Ich halte es fur durchaus moglich, da? das Kind ebenfalls starb und dieser sogenannte Neffe das Kind der zweiten Frau und somit uberhaupt kein Verwandter von Miss Greenshaw ist. Die Frau bewarb sich um den Posten als Haushalterin und spionierte aus, wie die Dinge lagen. Dann schrieb der Sohn an Miss Greenshaw als ihr Neffe und schlug vor, ihr einen Besuch abzustatten -- vielleicht hat er im Scherz erwahnt, da? er in seiner Polizistenuniform erscheinen wurde - oder er lud sie ein, sich das Stuck anzusehen. Aber ich glaube, sie hat wohl den wahren Sachverhalt erraten und sich geweigert, ihn zu sehen. Er ware ihr Erbe gewesen, wenn sie ohne Testament gestorben ware.
Aber sobald sie ein Testament zugunsten der Haushalterin - wie sie annahmen - gemacht hatte, lag der Weg klar vor ihnen.«
»Aber warum haben sie dann einen Pfeil verwendet?« warf Joan ein. »Das scheint mir so gesucht.«
»Durchaus nicht, liebes Kind. Alfred gehorte zu einem Bogenschutzenklub - und Alfred sollte die Schuld aufgehalst werden. Da? er schon um zwolf Uhr zwanzig das Gasthaus erreicht hatte, war von dem Standpunkt dieser beiden hochst ungluckselig. Er ging ja immer ein wenig vor seiner eigentlichen Zeit fort, und das ware gerade richtig fur sie gewesen.« Kopfschuttelnd fugte sie hinzu: »Es erscheint wirklich ungerecht - im moralischen Sinne, meine ich naturlich - da? Alfreds Faulheit ihm das Leben gerettet hat.«
Der Inspektor rausperte sich.
»Nun, Madam, diese Ideen, die Sie da geau?ert haben, sind ja hochinteressant. Ich werde sie naturlich nachprufen mussen .«
Miss Marple und Raymond West standen neben dem Steingarten und blickten auf einen Gartenkorb mit welkender Vegetation hinab.
Miss Marple murmelte:
»Alyssum, Steinbrech, Gei?klee, Wegerich, Glockenblumen ... Ja, das beweist
Sie und Raymond betrachteten beide das uberspannte Bauwerk, das im Volksmunde Greenshaws Monstrum hie?.
Hinter ihnen hustete jemand, und als sie sich umdrehten, entdeckten sie, da? ein hubscher junger Mann ebenfalls im Anblick des Hauses versunken war.
»Verteufelt gro?er Kasten«, meinte er. »Zu gro? fur heutige Verhaltnisse - so sagt man wenigstens. Aber ich wei? nicht recht. Wenn ich das Gro?e Los gewonne, wurde ich mir auch ein Haus in dieser Art bauen.«
Er lachelte sie verschamt an.
»Ich glaube, ich kann es jetzt wohl sagen: Das Haus da ist von meinem Urgro?vater gebaut worden«, erklarte Alfred Pollock. »Und es ist ein schones Haus trotz seines Spottnamens!«