seien klug, im Durchschnitt kluger als die Manner, behaupteten manche. Der Sex fand haufig und regelma?ig statt; die Agitar waren wollustige Leute. Aber es gab eine wirksame Geburtenkontrolle uber die Kontrolle des Schacht- Monitors hinaus, so da? niemand sich gehemmt fuhlte. Ehen waren unbekannt. Wenn man ein Kind wollte, suchte man sich einfach eine Frau, die auch eines haben wollte — oder umgekehrt. War es mannlich, oblag es allein der Verantwortung des Vaters, es aufzuziehen. Die Frau blieb oder ging einfach. Im anderen Fall verlief es umgekehrt.

Auch beim Militar waren Frauen. Da sie keine elektrische Ladung halten oder abfeuern konnten, was fur den Kampf Mann gegen Mann wichtig war, kamen sie nie an die vorderste Front, aber sie ubernahmen alle anderen Aufgaben. Die meisten hoheren Offiziere einschlie?lich des Generalstabes waren Frauen, ebenso die meisten Techniker.

Der Krieg war nicht popular. Es gab teilweise eine kindliche Begeisterung fur einen Zustand, den man noch nicht kannte, aber viele Leute hielten nichts davon. Sie sahen den Krieg als eine Notwendigkeit.

Nach zwei Wochen wurde Renard zur Lufttruppe versetzt. Es war eigentlich keine Beforderung. Die Truppe kam als erste zum Einsatz und hatte die schwersten Verluste zu ertragen. Renard war entgeistert, als er sah, was das bedeutete. Keine Flugzeuge oder Raketen, nein. Es waren Pferde. Machtige, gro?e Pferde mit gigantischen Schwanenflugeln an beiden Seiten ihrer glatten Korper. Als klassisch Gebildeter erkannte Renard sie als Verkorperung des legendaren Pegasus — und sie waren wahrhaftig prachtvoll. Es gab sie in allen Farben — braun, wei?, rosarot, blau, grun.

Und sie flogen — machtvoll, anmutig, mit einem Agitar im Sattel, die Beine waren angeschnallt. Die Tiere waren ein wenig zerbrechlich, weil sie hohle Knochen besa?en, und er begriff nie ganz, warum sie fliegen konnten, aber sie taten es, und das genugte. Sie waren auch viel kluger als Pferde. Sie reagierten auf mundliche Befehle, kleine Ansto?e, Zerren am Zugel — und sie waren leicht zu dressieren, infolge der Tatsache, da? ihre Reiter sie jederzeit elektrisieren konnten.

Er bekam sofort ein solches Wesen zugeteilt. Ein wunderschones, intelligentes Tier von gruner Farbe. Als er das erstemal flog, hatte er vor sich einen Ausbilder und alle moglichen Instrumente. Die Tiere waren jedoch leicht zu fliegen, und am dritten Tag vollfuhrte Renard auf Doma, wie das Pferd hie?, Loopings und wirbelnde Bewegungen, als hatte er nie etwas anderes getan. Sie waren eine naturliche Paarung, Agitar und Pegasus, und verschmolzen gleichsam zu einem Organismus.

Und dazu kam der Taster. Es war ein Stahlstab, ungefahr drei Meter lang, mit Kupfer uberzogen, oben mit einer Art Schwertknauf versehen. In der Hand eines mannlichen Agitars stellte er einen elektrischen Leiter von hoher Wirksamkeit dar. Er war uberdies dunn und fur die muskulosen Arme leicht genug.

In einem nichttechnologischen Hexagon oder auch in anderen war der Taster eine ideale Nahkampfwaffe, wo man Pistole oder Gewehr nicht verwenden konnte oder wo solche Waffen nicht funktionierten.

Nach drei Wochen erklarte man seiner Klasse, eigentlich waren sie noch nicht soweit und brauchten noch einmal sechs Wochen, aber die Ausbildung sei beendet. Sie wurden in den Krieg ziehen mussen.

Renard hatte eine Entscheidung gefallt — schon lange vorher, als er namlich von Trelig erfahren hatte.

Er gedachte nicht, in Treligs Diensten zu sterben.

Lata

Eine weitere schwindelerregende Fahrt auf den Krommiern hatte Mavra Tschang nach Lata selbst gefuhrt.

Es war ein lebendig gewordenes Marchenland. Die Lata hatten keine Stadte als solche; sie lebten auf bewaldeten Hugeln und in Waldlichtungen. Kleine Ladenansammlungen ermoglichten den notwendigen Handel und sorgten fur Dienstleistungen, und es gab eine Reihe von Universitaten und Forschungsstatten sowie Institute fur Kunsthandwerker.

Die Lata waren von Natur aus eine kunstlerisch begabte Rasse und zugleich auch die einzige asexuelle zweigeschlechtliche Rasse, die Mavra je gesehen hatte. Abgesehen von den Farben, sahen sie fur sie alle gleich aus; alle schienen einen Meter gro?e Madchen von neun oder zehn Jahren zu sein, alle im Besitze musikalischer Glockenstimmen. Es war ein merkwurdiges Gefuhl fur sie, die in einer Welt von Riesen immer so klein gewesen war, plotzlich weit und breit die gro?te Person zu sein.

Sie wurden alle ohne Geschlecht geboren; nach funfzehn oder zwanzig Jahren reiften sie zu biologischen Frauen heran, jede fahig, ein einziges Ei zu legen, das sich innerhalb weniger Tage selbst ausbrutete. Im Verlauf von zwei Jahren verwandelten sie sich dann. Die weiblichen Organe verschwanden und machten mannlichen Platz, und fur den Rest ihres Lebens waren sie dann Manner.

Sie fragte Vistaru, warum es so viele Frauen gebe, wenn dem so sei. Diese hatte gelacht.

»Wenn man sich verwandelt, wird man alter«, hatte sie erwidert.

Mavra erfuhr schlie?lich, da? Frauen viel langsamer alterten als Manner; das holte einen naturlich fruher oder spater ein, aber die meisten schoben es hinaus, so lange sie konnten.

Deshalb schienen die Manner hier die Fuhrenden zu sein. Sie waren alter und hatten mehr Erfahrung.

Die Stacheln, die wirklich toten konnten — sie beschrieben den Gifterzeugungsproze? als etwas Orgasmusahnliches —, waren ihre starkste Waffe gegen Nachbarn, die in den winzigen, schwachen Geschopfen leichte Beute zu erkennen vermeinten. Das Gift lahmte, je nach Gro?e und Gewicht des Opfers, fur lange Zeit, und bei einer sehr gro?en Menge konnte es toten. Kaum ein Dutzend Rassen hatten sich dagegen als immun erwiesen, und die Lata hatten ihre Starke schon lange nicht mehr unter Beweis stellen mussen.

Mavra bekam neue Kleidung, man reinigte ihren Gurtel, bestaunte die vielen Facher und Geratschaften, gab ihr neue Stiefel, schnitt, kammte und frisierte ihr Haar. Das Gift in ihren Fingernageln faszinierte sie, und als sie es auf Wunsch der Lata an einer Freiwilligen ausprobierte, stellte sich heraus, da? der Hypnosestoff bei den Wesen wirkte, ganz anders als bei den Zyklopen.

Sie lebte mehrere Wochen bei ihnen; es war eine friedliche Zeit. Die Arzte statteten sie mit einem Ubersetzer aus, einem kleinen Kristall aus dem Norden, der ihr schmerzlos eingepflanzt wurde. Damit wurde sie, wie man ihr sagte, alle Rassen auf der Sechseckwelt verstehen konnen, und jeder hier wurde sie auch verstehen. Die Gerate waren weder billig noch leicht zu beschaffen; die Operation war von Serge Ortega vorgeschlagen und bezahlt worden.

Sie war gleicherma?en erfreut und enttauscht: erfreut, weil sie jetzt diese wunderbaren Leute verstehen und mit ihnen sprechen konnte; enttauscht, weil ihre Sprache in der Ubersetzung das herrliche, glockenreine Klingen verlor. Uberdies machte der Ubersetzer ihr klar, da? sie eine Gefangene war.

Vistaru erklarte ihr das Problem.

»Sie sind Pilotin«, sagte sie.»Die Allianz Yaxa-Lamotien-Dasheen ist im Anmarsch, ebenso das Bundnis Makiem-Cebu-Agitar. Wir wollen keinen Krieg. Wir wollen, da? das Raumschiff zerstort wird. Aber wir mussen jemanden in der Nahe haben, der sich damit auskennt, fur alle Falle — solange die Drohung bestehenbleibt.«

Solange die Drohung bestehenbleibt? Mavra fragte sich, wie lange das der Fall sein wurde.

Die Landkarte verriet es, zusammen mit den taglichen Kriegsmeldungen. Die gro?en Sphinxen von Boidol hatten ihre Kapsel gegen Frieden eingetauscht und waren sogar soweit gegangen, sie zur Grenze nach Agitar zu schaffen.

Im Norden hatten die riesigen, zornigen Falter der Yaxa kochendes Ol auf Dorfer und Walder von Teliagin gegossen, und die Lamotien verbreiteten Panik, als die dortigen Zyklopen sich hier und dort in funfzig oder mehr kleine Wesen auflosten, die hinter den Linien alles zerstorten. Die Teliagin, primitiv und angstgetrieben, ergaben sich rasch. Sie lie?en zu, da? die Yaxa und Lamotien die Bruckenkapsel uber die Grenze Lamotiens schleppten, und halfen sogar mit. Die Yaxa waren bereits mit ihren gro?en Flugeln unterwegs zum Meer der Sturme — zuerst zur Insel Nodi, einem friedlichen Sechseck, bewohnt von einer Rasse, die als wandelnde Riesenpilze beschrieben wurde —, um eine ins Meer gesturzte Kapsel in Empfang zu nehmen, heranbefordert von den delphinartigen Porigol nebenan. Dort, an den Ufern von Nodi, demontierten die Lamotien-Techniker die Kapsel, und die hilflosen Nodi mu?ten zulassen, da? die Teile durch ihr Tor nach Lamotien gebracht wurden. Das nachste Ziel fur die Yaxa-Allianz wurde Qasada sein.

Im Suden leisteten die Djukasis heftigen Widerstand, aber den Meldungen zufolge stand ihre Niederlage vor der Tur. Die Korbe der gro?en Bienen wurden von den pterodaktylusartigen Cebu angegriffen, wahrend Agitar auf

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