»Gutiger Gott, ist das Harry Potter? Freut mich sehr, Sie kennen zu lernen, Ron hat uns so viel erzahlt -«

»Deine Sohne haben den Wagen heute Nacht zu Harrys Haus geflogen und wieder zuruck!«, rief Mrs Weasley.»Was sagst du dazu?«

»Habt ihr wirklich?«, fragte Mr Weasley begeistert.»Ist alles gut gegangen? Ich – ich meine«, stammelte er, als er sah, da? aus Mrs Weasleys Augen Funken spruhten,»das -war ganz falsch von euch, Jungs – wirklich ganz falsch…«

»La? sie das unter sich ausmachen«, flusterte Ron in Harrys Ohr, wahrend Mrs Weasley anschwoll wie ein Ochsenfrosch.»Komm, ich zeig dir mein Schlafzimmer.«

Sie schlichen sich aus der Kuche und gingen einen engen Gang entlang zu einer schiefen Treppe, die sich zickzackformig durch das Haus emporwand. Im dritten Stock stand eine Tur offen. Harry konnte gerade noch ein Paar hellbrauner Augen sehen, die ihn anstarrten, bevor sie ins Schlo? fiel.

»Ginny«, sagte Ron,»du wei?t ja nicht, wie komisch es ist, da? sie so scheu ist, normalerweise hort sie nicht auf zu plappern -«

Sie stiegen noch zwei Stockwerke hoch und standen nun vor einer Tur. Die Farbe blatterte bereits ab und auf einem kleinen Schild stand:»Ronalds Zimmer«.

Harry trat ein, wobei er mit dem Kopf beinahe an die schrag abfallende Decke stie?, und blinzelte uberrascht. Es war, als ob er in einen Hochofen geraten ware: Fast alles in Rons Zimmer gluhte orangerot; die Bettdecke, die Wande, sogar die Decke. Dann erkannte Harry, da? Ron fast jeden Zentimeter der schabigen Tapete mit Postern derselben sieben Hexen und Zauberer voll geklebt hatte, die alle leuchtend orangerote Umhange trugen, auf Besen sa?en und begeistert winkten.

»Deine Quidditch-Mannschaft?«, fragte Harry.

»Die Chudley Cannons«, sagte Ron und wies auf die orangerote Bettdecke, die mit zwei riesigen schwarzen»C«und einer fliegenden Kanonenkugel verziert war.»Neunter Platz in der Liga.«

Rons Zauberspruchbucher fur die Schule waren achtlos in einer Ecke gestapelt, daneben ein Sto? Comic-Hefte, alle offenbar Abenteuer von Martin Miggs, dem mickrigen Muggel. Rons Zauberstab lag auf einem Aquarium voller Froschlaich, das auf dem Fenstersims stand. Daneben, auf einem sonnigen Fleck, doste Kratze, seine fette graue Ratte.

Harry stieg uber einen Packen Selbst mischender Spielkarten und sah aus dem kleinen Fenster. Weit unten auf dem Feld konnte er eine Schar Gnomen erkennen, die durch die Hecke der Weasleys zuruckschlichen. Er wandte sich um und sah, da? Ron ihn etwas nervos beobachtete, als ob er auf sein Urteil wartete.

»Ein wenig klein«, sagte Ron rasch,»nicht wie dein Zimmer bei den Muggeln. Und direkt unter dem Ghul in der Dachkammer, der immer auf die Rohre klopft und stohnt…«

Doch Harry grinste breit:»Das ist das beste Haus, in dem ich je war.«

Rons Ohren liefen rosarot an.

Bei Flourish & Blotts

Das Leben im Fuchsbau war himmelweit entfernt von dem im Ligusterweg. Die Dursleys mochten alles Vertraute und Geordnete; das Haus der Weasleys steckte voller Absonderlichkeiten und Uberraschungen. Als Harry zum ersten Mal in den Spiegel uber dem Kuchenkamin sah, zuckte er erschrocken zusammen, als eine Stimme ertonte:»Stopf dein Hemd rein, Schlamper!«Der Ghul in der Dachkammer fing an zu heulen und lie? Rohre auf den Boden fallen, wenn ihm das Haus zu ruhig vorkam, und die kleinen Explosionen im Schlafzimmer von Fred und George kummerten niemanden. Was Harry am Leben in Rons Haus jedoch am ungewohnlichsten vorkam, war nicht der sprechende Spiegel oder der larmende Ghul: es war schlicht und einfach, da? ihn offenbar alle mochten.

Mrs Weasley kummerte sich um seine Socken und wollte ihm bei jeder Mahlzeit unbedingt dreimal nachlegen. Mr Weasley mochte Harry beim Abendessen gern neben sich haben und bombardierte ihn dann mit Fragen uber das Leben bei den Muggeln, zum Beispiel, wie Pfluge funktionierten und wie es mit der Post klappte.

»Faszinierend!«, sagte er dann immer, wenn Harry ihm erzahlte, wie man ein Telefon benutzte,»wirklich genial, wie viele Schliche die Muggel gefunden haben, um ohne Zauberei durchzukommen.«

Eines sonnigen Morgens, gut eine Woche nach Harrys Ankunft im Fuchsbau, erhielt er einen Brief aus Hogwarts. Er war mit Ron zum Fruhstuck nach unten gegangen, wo Mr und Mrs Weasley und Ginny schon am Kuchentisch sa?en. In dem Augenblick, als sie Harry sah, stie? sie ihre Haferbreischale vom Tisch, und laut klirrend landete diese auf dem Boden. Sie tauchte unter den Tisch, um die Schale aufzuheben, und als sie wieder hochkam, gluhte ihr Gesicht wie die untergehende Sonne. Harry tat, als habe er nichts bemerkt, setzte sich und nahm das Stuck Toast, das ihm Mrs Weasley anbot.

»Briefe aus der Schule«, sagte Mr Weasley und reichte Harry und Ron gleiche Umschlage aus gelblichem Pergament, die mit gruner Tinte adressiert waren.»Dumbledore wei? bereits, da? du hier bist, Harry, dem Mann entgeht nichts. Ihr beide habt auch Briefe bekommen«, sagte er zu Fred und George, die eben, noch in ihren Schlafanzugen, hereingestolpert kamen.

Sie lasen ihre Briefe und ein paar Minuten herrschte Stille. In Harrys Brief hie? es, er solle wie ublich am ersten September den Hogwarts-Express vom Bahnhof King's Cross nehmen. Auch eine Liste der neuen Bucher fur das folgende Schuljahr war enthalten:

Schuler der zweiten Klasse benotigen:

Miranda Habicht: Lehrbuch der Zauberspruche, Band 2

Gilderoy Lockhart: Tanz mit einer Todesfee

Gilderoy Lockhart: Gammeln mit Gulen

Gilderoy Lockhart: Ferien mit Vetteln

Gilderoy Lockhart: Trips mit Trollen

Gilderoy Lockhart: Abstecher mit Vampiren

Gilderoy Lockhart: Wanderungen mit Werwolfen

Gilderoy Lockhart: Ein Jahr bei einem Yeti

Fred hatte seine Liste durchgesehen und spahte hinuber auf Harrys Blatt.

»Du mu?t ja auch alle Bucher von Lockhart besorgen«, sagte er.»Der neue Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Kunste mu? ein richtiger Fan von ihm sein, wette, es ist eine Hexe.«

Fred fing im selben Moment den Blick seiner Mutter auf und wandte sich daraufhin schleunig der Marmelade zu.

»Das wird nicht billig«, sagte George und warf den Eltern einen raschen Blick zu.»Die Bucher von Lockhart sind ziemlich teuer…«

»Schon gut, das schaffen wir«, sagte Mrs Weasley, sah jedoch besorgt aus.»Ich denke, wir konnen viel von Ginnys Schulsachen aus zweiter Hand kaufen.«

»Ach, du kommst dieses Jahr nach Hogwarts?«, fragte Harry Ginny.

Sie nickte, errotete bis unter die Wurzeln des flammend roten Haares und setzte ihren Ellbogen in die Butterschale. Glucklicherweise sah das niemand au?er Harry, denn in diesem Augenblick kam Rons alterer Bruder Percy herein. Er war bereits angezogen und hatte das Vertrauensschuler-Abzeichen von Hogwarts an seinen Rollkragenpullover geheftet.

»Morgen, allerseits«, sagte Percy gut gelaunt,»wunderschoner Tag heute.«

Er setzte sich auf den einzigen freien Stuhl, sprang jedoch gleich wieder hoch und hob einen zerzausten grauen Federwisch hoch – zumindest sah es fur Harry so aus, bis er sah, da? der Federwisch atmete.

»Errol«, sagte Ron, nahm die lahme Eule aus Percys Handen und zog einen Brief unter ihrem Flugel hervor.»Endlich, er hat Hermines Antwort, ich hab ihr geschrieben, da? wir versuchen wollen, dich vor den Dursleys zu retten.«

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