Cresswell, gemacht habe und Mrs. Cresswell keinen Lohn zahle im Hinblick auf das Erbe, das sie bei ihrem Tode zu erwarten habe?«

»Ja, das hat sie mir gesagt.«

»Sind Sie der Ansicht, da? Mrs. Cresswell definitiv daruber Bescheid wu?te?«

»Das mochte ich ohne weiteres behaupten. Miss Greenshaw machte in Gegenwart von Mrs. Cresswell eine Anspielung darauf, da? Erben das Testament nicht als Zeugen unterschreiben konnten, und Mrs. Cresswell verstand offensichtlich, was damit gemeint war. Au?erdem erwahnte Miss Greenshaw mir gegenuber, da? sie die Sache so mit Mrs. Cresswell arrangiert habe.«

»Mrs. Cresswell hatte also allen Grund zu der Annahme,

da? sie durch Miss Greenshaws Tod profitieren wurde. Das Motiv in ihrem Fall ist deutlich genug, und sie wurde wohl unsere Hauptverdachtsperson sein, wenn sie nicht, ebenso wie Mrs. Oxley, fest in ihrem Zimmer eingeschlossen gewesen ware und Miss Greenshaw nicht definitiv gesagt hatte, ein Mann habe auf sie geschossen.«

»War sie bestimmt in ihrem Zimmer eingeschlossen?«

»Ja. Wachtmeister Cayley hat sie herausgelassen. Es ist ein gro?es altmodisches Schlo? mit einem gro?en altmodischen Schlussel. Der Schlussel steckte im Schlo?, und es ist ganz unmoglich, da? er von innen hatte umgedreht werden konnen oder ahnliche Matzchen. Nein, Sie durfen sich darauf verlassen, da? Mrs. Cresswell in dem Zimmer eingeschlossen war und nicht heraus konnte. Auch waren weder Bogen noch Pfeile im Zimmer vorhanden, ganz abgesehen davon, da? Miss Greenshaw uberhaupt nicht von einem Fenster aus getroffen werden konnte. Der Winkel stimmt nicht. Nein, Mrs. Cresswell kommt nicht in Betracht.«

Nach einer kleinen Pause fuhr er fort: »War Miss Greenshaw Ihrer Meinung nach zu Schabernack aufgelegt?«

Miss Marple in ihrer Ecke wurde hellhorig.

»Dann war das Testament doch nicht zu Mrs. Cresswells Gunsten, wie?« fragte sie.

Inspektor Welch warf ihr einen hochst erstaunten Blick zu.

»Das haben Sie sehr klug erraten, Madam«, sagte er. »Nein. Mrs. Cresswell ist nicht zur Erbin ernannt.«

»Genau wie Mr. Naysmith«, meinte Miss Marple und nickte vor sich hin. »Miss Greenshaw vertraute Mrs. Cresswell an, da? sie ihr alles hinterlassen wurde, und druckte sich auf diese Weise davor, ihr den Lohn auszuzahlen. Und dann vermachte sie ihr Geld einem anderen. Zweifellos war sie sehr mit sich zufrieden. Kein Wunder, da? sie sich eins ins Faustchen lachte, als sie das Testament in Lady Audleys Geheimnis versteckte.«

»Ein Gluck, da? Mrs. Oxley uns daruber Auskunft geben konnte«, meinte der Inspektor. »Sonst hatten wir recht lange danach suchen konnen.«

»Ein viktorianischer Sinn fur Humor«, murmelte Raymond West.

»Dann hat sie also letzten Endes doch ihrem Neffen alles vermacht.«

Der Inspektor schuttelte den Kopf.

»Nein«, erwiderte er. »Nat Fletcher ist nicht der Erbe. Es geht das Gerucht um - ich bin naturlich hier fremd und bekomme allen Tratsch aus zweiter Hand - wie gesagt, es hei?t, da? in den alten Tagen Miss Greenshaw ebenfalls in den hubschen jungen Reitlehrer verliebt war. Aber die Schwester zog mit dem Preis von dannen. Nein, sie hat ihrem Neffen nichts hinterlassen.« Er hielt inne und rieb sich das Kinn. »Alfred ist der lachende Erbe«, schlo? er.

»Alfred - der Gartner?« kam es uberrascht von Joans Lippen.

»Ja, Mrs. West. Alfred Pollock.«

»Warum aber nur?« rief Lou.

Miss Marple rausperte sich und murmelte:

»Vielleicht irre ich mich, aber ich konnte mir vorstellen, da? da sogenannte Familiengrunde mitgespielt haben.«

»So konnte man es bezeichnen«, pflichtete ihr der Inspektor bei.

»Es ist anscheinend im ganzen Dorf bekannt, da? Thomas Pollock, Alfreds Gro?vater, ein au?ereheliches Produkt des alten Mr. Greenshaw war.«

»Aber naturlich«, rief Lou, »die Ahnlichkeit! Die habe ich heute morgen festgestellt.«

Sie erinnerte sich daran, wie sie nach der Begegnung mit Alfred ins Haus gekommen war und das Portrat des alten Greenshaw betrachtet hatte.

»Wahrscheinlich nahm sie an«, lie? sich Miss Marple horen, »da? Alfred Pollock stolz auf das Haus sein wurde, und vielleicht sogar darin wohnen mochte, wahrend ihr Neffe fast mit Sicherheit kein Interesse daran haben und es so rasch wie moglich verkaufen wurde. Er ist Schauspieler, nicht wahr? In was fur einem Stuck tritt er eigentlich im Augenblick auf?«

Immer mussen sie vom Thema abschweifen, diese alten Damen, dachte Inspektor Welch, aber er beantwortete hoflich ihre Frage.

»Ich glaube, Madam, sie fuhren in dieser Saison James Barries Stucke auf.«

»Barrie«, wiederholte Miss Marple nachdenklich.

»Was jede Frau wei?«, sagte Inspektor Welch und errotete dann.

»Name eines Stuckes«, fugte er rasch hinzu. »Ich selbst gehe nicht viel ins Theater, aber meine Frau hat es sich in der letzten Woche angesehen. Gut gespielt, meinte sie.«

»Barrie hat sehr reizende Stucke geschrieben«, bemerkte Miss Marple. »Ich mu? allerdings gestehen, als ich mir zuerst mit einem alten Freunde, General Easterly, Barries Little Mary ansah, wu?ten wir alle beide vor Verlegenheit nicht, was wir anfangen sollten.«

Der Inspektor, der das Stuck Little Mary nicht kannte, war vollig verdutzt, und Miss Marple erklarte:

»Als ich ein junges Madchen war, Inspektor, hat niemand das Wort >Leib< in den Mund genommen.«

Der Inspektor schien noch ratloser als zuvor, wahrend Miss Marple einige Titel vor sich hinmurmelte.

»The Admirable Crichton. Sehr geistreich. Mary Rose - ein reizendes Stuck. Ich habe dabei geweint, das wei? ich noch. Quality Street - davon war ich nicht sehr erbaut. Dann gab es noch A Kiss for Cinderella. Oh, naturlich.«

Inspektor Welch war nicht geneigt, seine Zeit mit Theaterdiskussionen zu verschwenden, und kehrte zur Sache zuruck.

»Eine Frage mussen wir uns stellen«, meinte er. »Wu?te Alfred Pollock, da? die alte Dame ein Testament zu seinen Gunsten gemacht hatte? Hatte sie es ihm gesagt?« Dann fugte er hinzu: »Druben in Boreham Lovell gibt es namlich einen Bogenschutzenklub, und Alfred Pollock ist Mitglied. Er ist sogar ein guter Schutze.«

»Ist dann nicht alles ganz klar?« fragte Raymond West. »Es wurde auch mit den verschlossenen Turen ubereinstimmen; denn er wu?te ja, wo die Damen sich im Hause aufhielten.«

Der Inspektor blickte ihn an und sagte mit tiefer Melancholie: »Er hat ein Alibi.«

»Ich meine immer, Alibis sind entschieden verdachtig.«

»Vielleicht Sir«, sagte Inspektor Welch. »Aber Sie sprechen als Schriftsteller.«

»Ich schreibe keine Detektivromane«, erklarte Raymond West, ganz entsetzt uber den blo?en Gedanken.

»Man kann leicht sagen, da? Alibis verdachtig seien«, meinte Inspektor Welch. »Aber unglucklicherweise mussen wir uns an Tatsachen halten.« Seufzend fuhr er fort:

»Wir haben drei gute Verdachtspersonen. Drei Menschen, die zufallig um die Zeit nicht weit vom Tatort entfernt waren. Doch seltsamerweise hat es den Anschein, als ob niemand von diesen dreien der Tater sein konnte. Uber die Haushalterin habe ich schon gesprochen. Der Neffe, Nat Fletcher, war zu der Zeit, als Miss Greenshaw von dem Pfeil getroffen wurde, ein paar Kilometer entfernt bei einer Garage, wo er tankte und sich nach dem Weg erkundigte. Und was Alfred Pollock angeht, so wollen sechs Personen beschworen, da? er um zwanzig Minuten nach zwolf das Gasthaus >Hund und Ente< betreten und sich dort eine Stunde bei seinem ublichen, aus Kase, Brot und Bier bestehenden Lunch aufgehalten hat.«

»Das hat er wohl absichtlich getan, um sich ein Alibi zu beschaffen«, sagte Raymond West

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