trotzdem Katholik. Und dahin zuruckzugehen — das ware Selbstmord. Ich kann mich einfach nicht dazu uberwinden, verstehen Sie? Ich kann mich einfach nicht selbst umbringen.«

Zigeuner schuttelte staunend den Kopf.

»Jeder schafft sich seine eigene Holle, nicht wahr?« murmelte er, fast unhorbar leise. »Wir schaffen sie und leben darin. Aber welche Holle konnte schlimmer sein als diese?« Er sah Ortega ins Gesicht und sagte lauter:»Sie werden in Kurze von Brazil selbst horen, und ich bleibe in Verbindung.« Damit ging er zur Burotur, die sich fur ihn offnete, und trat hinaus. Sie ging hinter ihm wieder zu, und zuruck blieben nur der Stummel am Boden und der Geruch nach altem Zigarettenrauch als Hinweis darauf, da? er jemals hier gewesen war.

Der Ulik verlor keine Zeit. Er druckte eine Taste des Sprechgerats nieder.

»Achtung! Einen Typ 41 festnehmen, der eben die Ulik-Botschaft verla?t!« Er beschrieb Zigeuners Kleidung.

Am anderen Ende blieb es einen Augenblick still, dann antwortete der Posten vor der Tur horbar verwirrt:»Aber Sir, ich stehe seit einer Stunde genau vor Ihrer Tur. Niemand ist herausgekommen. Jedenfalls keine Seele nach dem Czillaner. Und ganz bestimmt kein Typ 41.«

»Aber das ist doch unmoglich!« brullte Ortega, dann schaltete er ab und blickte hinuber auf den Boden. Zu seiner gro?en Erleichterung war der zerdruckte Zigarettenstummel noch da.

Das Sprechgerat summte, und er meldete sich kurz angebunden.

»Hier Botschafter Udril«, sagte eine vom Ubersetzer gefarbte Stimme.

»Bitte«, sagte Ortega zum Botschafter aus Czilla.

»Die Informationen zu den drei Neuzugangen: Der eine, Marquoz, ist ein Hakazit und, tja, es ist schwer zu glauben, nach nur wenigen Wochen…«

»Ja?«

»Nun, Botschafter, er scheint der neue Chef der Geheimpolizei von Hakazit zu sein.«

Ortega mu?te beinahe nach Atem ringen.

»Und die anderen?«

»Die Frau, Yua, scheint Mit-Awbri mit erstaunlicher Leichtigkeit zum Eintritt in eine Art militarische Streitmacht zu bewegen. Und was Mavra Tschang angeht…«

»Nun?« fragte Ortega scharf. Er hatte das Gefuhl, da? ihm die Kontrolle immer mehr zu entgleiten drohte.

»Sie scheint als Dillianerin aufgetaucht zu sein, einige Einheimische als Helfer rekrutiert zu haben und, nun ja, verschwunden zu sein.«

»Verschwunden! Wohin? Wie?«

»Vor einigen Tagen gingen sie und eine kleine Gruppe von Dillianern in die Berge von Gedemondas. Seitdem hat niemand mehr etwas von ihr gehort.«

Hakazit

Es war rauhes Land. Der Planet, fur den es als Laborvorlage diente, mu? hollisch gewesen sein, dachte Marquoz. Das Gelande war eine verbrannte, absto?ende, hartgestampfte Wuste mit schroffen, wild aussehenden Vulkanerhebungen. Ab und zu losten schwache Erdbeben Gerollawinen aus, und die sehr seltenen, aber ungeheuer heftigen Gewitter verwandelten trockene, staubige Rinnen manchmal in todlich rei?ende Strome, die tiefe Furchen in die Landschaft schnitten.

Da es an der Oberflache fast kein Wasser gab und das Meer im Norden nur aus Salzwasser bestand, waren die Bewohner dort, wo es Frischwasser gab — unter dem Boden, auf dem Gestein des Grundwasserspiegels, in riesigen, von jahrtausendealter Erosion im Kalkstein und Marmor darunter ausgeschurften Hohlen. Es hatte auch Raubwesen gegeben: entsetzliche wilde Bestien mit einer Haut wie Fels und unstillbarem Hunger nach Hakazit- Fleisch.

Und so waren die Hakazit naturlich auf Kampf und Abwehr eingerichtet. Wie Granit aussehend, waren ihre wilden Damonengesichter zu einem ergrimmten, schreckenerregenden Ausdruck erstarrt; breite Munder, die beim Offnen gewaltige Eckzahne zeigten, fahig, das Fleisch ihrer wilden, naturlichen Feinde zu zerrei?en. Ihre Augen waren totenschadelartige Hohlen, die in der Dunkelheit grellrot gluhten. Es war keine gangige Sehmethode, nicht Augen in dem Sinn, wie er sie stets gekannt hatte, aber seinem Gehirn dienten sie auf dieselbe Weise, vernachlassigten Weitsicht zugunsten einer au?erordentlichen Tiefenscharfe und veranderten vielleicht (Gewi?heit erlangte er nie) den Farbensinn ganz betrachtlich, um Kontraste starker hervorzuheben. Uber den Augenhohlen ragten Knochenwulste wie Horner hervor.

Der gewaltige, muskulose, stahlgraue Korper war humanoider Art, eine Masse von Sehnen mit Armen, die mittelgro?e Baume entwurzeln und sie auseinanderbrechen konnten. Die funffingrigen Hande liefen in todliche, stahlartige Krallen aus, die ebenfalls zum Zerrei?en und Zerfetzen von Fleisch geeignet waren, und die dicken Beine liefen aus in Reptilfu?e, die den schweren Korper uber fast jedes Hindernis hinwegziehen, -krallen und - schieben konnten. Nachgezogen wurde ein langer Schwanz von gleichem Stahlgrau, der auslief in zwei enorme spitze Knochen, die vom Greifschwanz als zusatzliche Waffen gebraucht werden konnten. Der Leib selbst war so stark gepanzert, so undurchdringlich und dickhautig, da? Pfeile davon abprallten und sogar ein konventionelles Explosivgescho? nur wenig Schaden anrichten konnte. Die Steuerung des Nervensystems erfolgte bei den Hakazit uneingeschrankt und automatisch; zum Beispiel konnten Schmerzzentren in einem umgrenzten Bereich bewu?t stillgelegt werden.

Es war die gewaltigste lebende Waffe, der er je begegnet war, dachte das ehemalige kleine Dinosaurier- Geschopf. Die Manner erreichten eine Gro?e von uber drei Metern und besa?en neun Meter lange Schwanze, die Frauen waren kleiner und schwacher: im Durchschnitt nur zweieinhalb Meter hoch und gerade noch fahig, mit blo?en Handen einen gro?en Steinblock zu zerdrucken.

Jetzt wurde er jedoch als einer von ihnen zu einer riesengro?en unterirdischen Stadt hinuntergebracht, offenbar war er ein Gefangener der ortlichen Behorden. Die Stadt selbst war eindrucksvoll, ein Wunderland von farbigen Lichtern und laufenden Gehbandern, im Ma?stab den Giganten angemessen, die dort lebten. Zu alledem noch eine Hochtech-Zivilisation, stellte er verblufft fest. Keine Benachteiligungen wie in manchen Sechsecken hier, wo Technologie nur bis zur Dampfmaschine zulassig war oder nichts in Betracht kam, was nicht durch mechanische Energie funktionierte. Die Welt, die von den Markoviern fur die Rasse der Hakazit vorgesehen war, mu?te wahrlich eine Holle gewesen sein.

Jedermann schien einen Leder- oder Wollpullover mit irgendeinem Rang- oder Amtsabzeichen zu tragen. Er konnte weder sie noch die Schilder oder die Schrift verstehen, aber das Ganze machte einen streng hierarchischen Eindruck, beinahe so, als befanden sich alle beim Militar. Das war ein strenger, disziplinierter Ort, wo jedermann in verzweifelter, dringender Sache unterwegs zu sein schien, ohne Zeit fur Aufenthalt oder Privates zu haben. Man benotigte kein geubtes Auge, um zu erkennen, da? manche der Wesen den Auftrag hatten, andere im Auge zu behalten. Besonders eine Gruppe, die Lederwamse mit zielscheibenartigen Mustern trug, war mit Handfeuerwaffen unbekannter Art ausgerustet. Fur Marquoz gab es keinen Zweifel daran, da? diese Pistolen zu den lebenswichtigen Organen eines Hakazit durchdringen konnten.

Commander Zhart, sein Begleiter, geno? es, Harmonie-City vorzufuhren, wie sie genannt wurde. Er wies auf den Springbrunnen der Demokratie, den Volks-Kongre?, die Promenade ›Frieden und Freiheit‹ und dergleichen mehr. Marquoz nickte nur und schaute sich um. Auf irgendeine Weise kam ihm das alles nur zu vertraut vor, als ein Widerhall jeder Diktatur, in der er sich schon aufgehalten hatte. Von einer Welt kommend, die nicht einmal eine Zentralregierung besa? und trotzdem seit Jahrtausenden keinen gro?eren Krieg erlebt hatte, mu?te man das als krassen Gegensatz empfinden. Dabei hatte er lange Jahre im ›menschlichen‹ Kom-Bereich verbracht, wo Diktatur die Regel war und die Dinge nicht viel anders zu stehen schienen.

Sie machten sich schlie?lich auf den Weg zu einem riesigen palastartigen Bauwerk in der Hohlenwand, die Hohle und Stadtsilhouette beherrschte. Der Sitz der Regierung, vermutete er, wahrscheinlich fur das ganze Hex. Schlie?lich hielt er es nicht langer aus.

»Wo ist der Feind?« fragte er Zhart.

Der andere blieb stehen, drehte sich herum und sah ihn ein wenig verwirrt an. »Was meinen Sie damit?« fragte er, nicht argwohnisch, sondern nur verwirrt.

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