war ein Holtz gemacht, da er das Haupt anlegte. So war auch sein Bruder mit Ketten an Handen und Fiissen verwahret, und an den Wagen genagelt, wobey er also hergehen muste, und sich sehr ubel gehube, in dem er in solcher Schande, vor so viel tausend Menschen sich sehen mussen: Wie Ihn dann der Bruder selbst immer ansahe, und weil er mehr und mehr zaghafft wurde, auP Grimm gantz ver-bittert ihm also zu sprach: Bruder, was entsetzest du dich viel? Das hatten wir zuvor, ehe wir dieses Spiel angefangen, bedencken sollen; Nun ist es viel zu spat: Darumb werffe diese Furcht von dir: Was wir einmal hertzhafft unternommen und angefangen, dabey miissen wir bleiben. Furchtest du den Tod? Wir hatten doch einmal sterben mussen: Oder besorgest du, es mochte den ubrigen unsern Mit-Rebellen und Anhangern auch schlimm ergehen? Sie werden sich schon besser vorsehen und nichts destoweniger in ihrem Vorhaben vom Himmel gestarcket werden, dap sie sich vor solcher Straffe nichts zu befurchten haben. Uber welche grimmig aupgestossene Reden der Bruder noch mehrers verblasste: Razin aber Hesse sich noch darzu vieler Betrohungen gegen die Moscowiter vornehmen, bis er endlich an den bestimten Ort seines Todes gebracht worden.
Daselbsten begehrten einige furnehme Teutsche, depgleichen unterschiedlicher Provintzen Legaten, und der Persianische Abge-sandter, ihnon die Ehre zu thun, und sie mit einer starcken Conwoy von Soldaten, durch das antrungende Volck an den Wagen begleit-ten zu lassen; so ihnen auch verwilliget worden, damit sie alles wol aupsehen und horen und demnach von der vollstreckten Execution desto grundlicher referiren konten, gestalt sie denn auch so nahe gewesen, da? einige von ihnen gar mit des executirten Blut besudelt zurucke kommen. Mit solcher execution nun ist es folgender gestalt hergangen: Anfangs hat man ihm beyde Arme, darnach beyde Fusse und letztlich den Kopff angehauen, und diese fiinff Stiicke auff funff unterschiedliche Pfahle au?gesteckt, alien frembden daselbst voriiber reysenden zum abscheulichen Exempel: Der also zerstummelte Leib aber ist des Abends denen hierzu au Pgehungerten Hunden zu fressen vorgeworffen worden: Welches also der Aupgang dieser Execution gewesen (S. 85–87).
Beschaffenheit der Rebellion wider Moscau
Sonsten den Moscowitischen Zustand belangend, bliebe die Zeitung immer fest, da? de? Czaars Parthey von den Rebellen geschlagen und keine Hoffnung sey, die Stadt und das grosse Konigreich Astracan wieder zu erobern, weil die Rebellen selbiges Regiment wol gefa?t und der alte Patriarch, so ein verschlagener Kopff, sich bey ihnen befinde.
Die Moscowiter hatten erwehntes Konigreich vor 116 Jahren mit der Einwohner gutem Willen an sich bracht: Wofern sie es nun wieder einnehmen wolten, musten sie uber 500 Meilen durch wtiste Lander marchiren, dahin man aber, im Sommer wegen der grossen Hitze, im Winter fur grausamer Kalte und grossem Schnee, schwerlich fortkommen konne (S. 67).[189]
Januar, 1671.
Von der grossen Unruhe in Moscau, woselbst der Woywoda von Culm und der Weltliche Littauische Referendarius, Prostowski, als Commissarien von der Cron Polen, nun mit ehesten erwartet wurden, wolte verlauten, dass uber dieses alles nicht allein die Cron Schweden dem Czar gleichfalls den Krieg angekiindiget, sondern auch noch dazu dem Rebellen Steffan Razyn (der annoch grosse Progressen thate, und die Konigreiche Astracan und Casari mit ihren Haupt-Stadten biss dato in seiner Gewalt behielte) den Titul eines Konigs uber besagte. 2. Konigreiche zugeeignet ha'tte, welche jedoch vor gewiss noch nicht an zu nehmen war: Mittlerweile aber kamen die meisten Brieffe von dannen gleichwohl in diesem uberein, dass der Zustand allda sehr schlecht, und der Czar, indem so viel starcke Trouppen, die er wieder den Rebellen ausgeschickt, ihm zu gefallen, ietzo so scheu gemacht ware, dass er ihm weiter keine entgegen schicken wolte; ja es solte gar Nachricht verhanden seyn, als waren neulich viel Todte und Verwundete, und zwar sehr vornehme, in der Stadt Moscau einbracht, der Feld- Herr Dolhorucki gefangen, und seine Armee meist ruinirt worden, dass man also aus Weiss-Russland die Moscowiter fast gantz vor verlohren schatzte (S. 36–37).
Februar, 1671.
Wegen der Rebellion in Moscau lieffen die Zeitungen bi? dato noch sehr variabel, darunter gleichwohl das neueste dieses war, da? der Rebell Stephan Razin letzthin den 4. Septembr am Strohm Wolga die Stadt Siembieski mit einer Macht von 20 000 Mannen belagert und 15 gewaltige Sturme hinter einander drauff gethani Die drinnen liegenden aber hatten unter dem tapffern Gouverneur Iwan Bagdanowits Milloslafski solche allerseits tapfer abgeschlagen, indem sie durch die Ankunfft des Feldherrn Knees Jurgen Mickitowits Barrowenskie secundirt, und langst dem Strohme her die Stadt also entsetzt worden: Wie er denn hierauff so gar mit denen Belagerten zugleich auff den Rebellen angefallen und ihn dermassen geschlagen, da? sie entweder das Schwert oder Wasser kiesen rmissen, sintemahl der gantze Hauffe der Rebellen, bi? auff 600, die gefangen und darnach ebenfalls todt geschlagen worden, geblieben ware.
Er der Rebelle selbst solte ziemlich verwundet mit sehr wenigen auff einer Schluppe noch mit gnauer Noth entkommen seyn, und sich nach dessen Niederlage alle Pla'tze, so er zuvor eingenommen, vor S. ZarischeMaj. (welche nun mit sehr grosser Pracht und Solem-nitat am 21 passato mit der Zariza Natalia Korilofna, des Gesch- lechtsNorieskina, zu sonderbarer Freude und Vergmigen der Einwohner getrauet worden) wieder erklaret haben.
Wie man uber dip vernahm, so befunde sich obgemeldter Herr Gouverneur, Iwan Bagdanowits, zu der Zeit in der Stadt Moscau, und ware er vor seine gute Dienste von dem Zar mit einem ansehn lichen Ammte beschencket worden: So solte auch der Dolhorucki, der mit seinem Lager bi?her bey Casan gelegen, vor einigen Tagen wieder da ankommen seyn, und dabey erzehlet haben, da? die Strassen und Wege von Raubern nunmehr gantz und gar gesa-bert, und die Negotien anietzo aus Moscovien auff dahin, gleich wie zuvor im Schwange gingen (S. 59–60).
Martius, 1671.
Was auch eine Zeit her von des Rebellen in der Moscau gantzlichen Niederlage verlauten wollen, solches continuirte nun gar nicht, sondern man hatte im Gegentheil sichere Nachricht, dass beyde Theile wegen des Winters und grossen Korn-Mangels sich nur eine Zeit lang auff eine grosse Ferae von einander begeben hatten (S. 78).
April, 1671.
Mit einigen Passagirern aus der Moscau erhielt man von dem Rebellen Stephan Razin so viel Nachricht, dass seinet wegen allda noch immer gute Auffsicht muste gethan werden, und dass so viel erschlagene, gefangene, gehangene und ersauffte nicht von des Razin Armee, sondern lauter neue rebellirende Moscowitische Bauren gewesen waren (S. 8).
Junius, 1671.
So viel letzlich die Rebellen in Moscau belangte, meldeten Brieffe von dannen selbst, dass man solchen Rebellen noch letzlich gefangen kriegt, und ihn nun in kurzten nach der Stadt Moscau bringen wiirde; ja es solten auch uber dies sich alle Stadte selbiger Gegend, biss auff Astracan hierauff wieder den Czar, als ihren Herrn, ergeben haben, wovon die Confirmation zu erwarten (S. 52).
Julius, 1671.
….Auff diese Weise waren sie in die Stadt Moscau gebracht, und so fort gerade zu nach dem Richt-Platz, woselbst ein Feuer angelegt gewesen, gefuhret worden. Wie sie nun dazu kommen, hatte man den Haupt- Rebellen mit denen Armen empohr gezogen, und ihm 18 biss 20 Schlage mit einer Knotze gegeben, die er aber nicht gross geachtet, inmassen er auch dieses gar Mannlich ausge-standen, dass man ihn hierauff mit dem Riicken auffs Feuer geleget, und denselben etwas braten lassen, wobey er indessen vom Bojar Dolgerock und etlichen andern uber unterschiedliche Dinge befraget worden, auf derer etliche er gar frisch geantwortet, auff einige aber auch gantz keine Antwort geben wollen, und zwar solte er, als die Rede ging, hierbey etliche Grandes beschuldiget haben, dass sie mit ihm correspondiret, welches aber annoch in geheim gehalten wurde.