«Nach Paris! Und Sabine nehme ich mit! Ich werde sie trosten und sie bei mir behalten, bis sie von dir Scheusal befreit ist!«

«Du warst immer ein ruhrender Freund!«Peter druckte Heinz geruhrt die Hand. Kletow ri? sich los, sprang ins Meer, schwamm und packte dann ebenfalls seine Sachen.

«Willst du Bienchen gleich holen?«fragte Peter. Er stand reisefertig im Sand, wahrend sich Heinz noch mit einem alten Koffer muhte.»Erst mu?test du aber den Genueser ausraumen!«

«Den Haien zum Fra?!«schrie Kletow.»Ich mache es anders als du. Ich jammere nicht, ich handle! Und Bienchen bekommst du nicht wieder, wenn sie einmal bei mir ist!«

«Hole sie dir, Freund.«

«Schamloser! Du hast sie nie geliebt!«

«Ich fahre jedenfalls zuruck nach Dusseldorf!«Peter nahm seine Koffer aus dem Sand und sah sich nach Kletow um.»Du holst also erst Sabine vom Hotel ab?! Bitte, fahrt nicht mit mir in einem Abteil. Es wurde zu lustig werden.«

«Ich will dich nie mehr sehen, du ehrloser Bursche! Wer eine Frau wie Sabine betrugt, ist ein Schuft! Jetzt wei?t du's! Und deine Zigeunerin ist eine.«

«Sprich es nicht aus!«schrie Peter und stellte die Koffer ab.»Ich mu?te dich zum Abschied noch zusammenschlagen!«

«Bitte! Wenn dir soviel daran gelegen ist!«Kletow hatte seinen Koffer geschlossen.»Was ich denke, kannst du nicht verwehren. Fur mich ist Sabine wie ein Engel!«

«Das ehrt dich und erfreut den Ehemann!«

«Du bist's die langste Zeit gewesen!«Heinz nahm seinen Koffer unter den Arm. Er hatte keinen Henkel mehr.»Und nun gehen wir.«

«Ich geh voraus. Du holst Bienchen ab. Vielleicht sehen wir uns zufallig im Gang des Zuges! Gru? Bienchen von mir.«

«Gern!«Heinz zogerte und rieb sich die Nase.

«Nur.«

«Was nur?«

«Das Fahrgeld mu?t du schon auslegen!«

«Ich?«Peter lachte schallend und gemein.»Leih es dir von Bienchen! So bekommt sie einen Vorgeschmack!«

«Hund, gemeiner!«

Sie gingen weiter und trennten sich auf der Promenade. Peter lie? sich zum Bahnhof fahren. Heinz v. Kletow ging zum Hotel Majestic.

Eine Stunde spater fuhr der Zug ab. Peter wartete, bis er aus Nizza hinausgefahren war, dann ging er alle Wagen ab und suchte Heinz.

Er fand ihn, allein in einem Abteil zweiter Klasse sitzend, grollend und verbissen. Als er Peter breit lachelnd durch die Turscheibe sah, zog er mit einem Ruck die Gardine vor und blickte wutend aus dem Fenster.

Erst in Paris trafen sie wieder aufeinander.

«Schuft!«sagte Heinz, als sie auf dem Bahnsteig standen.

«Wollte Bienchen nicht mit?«

«Man sollte dich ohrfeigen! Habt ihr euch versohnt?«

«Aber nein! Wir haben uns gegenseitig betrogen.«

«Einer von uns ist ein Idiot!«

«Es wird nicht schwerfallen, dies festzustellen. Kommst du mit zum Gare du Nord?«

«Naturlich. Ich werde die Stunde nie vergessen, in der du Paris verlassen hast! Hoffentlich fur lange Zeit!«

Im Gare du Nord stand der Zug nach Koln bereits abfahrbereit. Peter fand noch ein leeres Abteil 1. Klasse und lie? sich von Heinz die Koffer durchs Fenster angeben. Dann beugte er sich hinaus und ergriff die Hand des Freundes.

«Im Grunde bist du ein guter Kerl, Heinz«, sagte er.»Und nun wein' nicht gleich, wenn ich es sage! Wenn es dir bis zum Hals steht und du nicht mehr aus und ein wei?t, dann komm zu uns nach

Dusseldorf. Du kannst jederzeit kommen. Auch in der Nacht. In irgendeiner Ecke ist immer Platz fur einen nichtsnutzigen Menschen.«

«Das soll ein Wort sein. «Heinz grinste breit.»Aber das ist nur moglich, wenn du das Fahrgeld schickst.«

«Wie kann ein Mann wie du nur standig pleite sein?«Die Zugschaffner eilten die Wagen entlang und schlossen die Turen. Heinz streckte Peter die Hand empor. Peter Sacher druckte sie und hielt sie fest.»Versprich mir eins!«

«Wenn's zu halten ist.«

«Pa? auf Coucou auf!Sie ist ein gutes Madchen. Sie liebt dich wirklich! Du hast sie gar nicht verdient.«

«Ich bringe sie mit nach Dusseldorf.«

«Einverstanden! Aber um Coucous willen, arbeite mal etwas Vernunftiges und verdiene selbst Geld!«

«Wie sich unsere Gedanken gleichen. «Lachend griff Heinz v. Kle-tow in die Rocktasche und holte einen Zettel hervor. Es war ein Bankauszug der Nationalbank Paris, neuesten Datums, ausgestellt auf Monsieur v. Kletow. Eine hohe runde Summe stand am Ende des Kontenauszuges.

436.000 Francs.

Peter starrte auf die Zahl und dann in das breit lachende Gesicht Heinz v. Kletows. Er ri? ihm den Auszug aus der Hand, zerknullte ihn und warf ihm den Papierball ins Gesicht.

«Du Kanaille!«rief Peter.»Und warum das ganze Theater in Nizza? Zeltburg, Geldpumpen, jeden Tag Thunfisch?«

Heinz lachte noch immer. Der Zug ruckte sachte an und fuhr langsam aus der riesigen Halle. Heinz lief neben dem Fenster her.

«Das Leben ist langweilig!«rief er.»Man mu? es ab und zu aufpulvern! Eigentlich erlebt nur der arme Mann wirklich etwas. Der Reiche sitzt im Sessel und schreibt Ansichtskarten! Leb wohl, Peterlein! Und gute Fahrt!«

«Ersticken sollst du!«schrie Peter.

Der Zug fuhr schneller. Sie winkten sich gegenseitig zu, bis eine Biegung der Schienen sie trennte.

Peter Sacher lie? sich wie erlost in das Polster fallen. Er kurbelte die Scheibe hoch und starrte hinaus auf die schmutzigen Hinterhofe von Paris.

«Nie mehr allein!«sagte er laut.»Die nachste Reise nur noch mit Sabine.«

Die Ile de France flog voruber. Dann rollte der Zug in den rotgoldenen Abend hinein.

An der belgischen Grenze gab es einen kleinen Aufenthalt. Peter verschlief ihn. Niemand weckte ihn auf. Vor Aachen kamen Zollbeamte und sahen seinen Pa? nach. Sie fragten nicht, sondern verschwanden schnell. Auf deutscher Seite wurde Peter Sacher aus dem Schlaf gebrullt.

«Papiere bitte!«kommandierte eine geschulte Feldwebelstimme.»Was zu verzollen?!«

«Ja«, sagte Peter blinzelnd.

«Was?«

«Drei Zentner Schlaf aus Paris.«

«Wenn Sie blode Witze machen, kommen Sie mit!«brullte jemand.»Ich habe meine Zeit nicht gestohlen!«

Eine Tur krachte. Peter schlief sofort wieder ein. Er war beruhigt. Er war wieder in Deutschland.

In Koln weckte ihn der Schaffner. Peter Sacher stieg aus und taumelte uber die Treppen und Bahnsteige zu seinem Dusseldorfer Zug.

Gewaltsam hielt er sich wach, trank vor der Abfahrt an einem fahrbaren Erfrischungswagen eine Cola und kam gegen ein Uhr nachts in Dusseldorf an.

Sabine wird langst im Bett liegen, dachte er. Sie ist vier Stunden fruher angekommen als ich. Und sie wei? nicht, da? ich auch komme.

Er uberlegte, wie er sie uberraschen konnte. Ins Schlafzimmer kommen und sagen: Da bin ich, konnte zu einem Schock fuhren. Sie im Schlaf kussen, konnte ebenso fatal werden. Am besten war, man kam ins Haus, machte Larm, stellte das Radio an, sang dazu und wartete ab, was Sabine tun wurde.

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