Erklarungen. Knopf hort nicht zu.»La?t den Stock los, ihr Satansbrut! Geld verschwenden und aus dem Fenster werfen, ich werde euch lehren!«
Der Stock wird losgelassen, Knopf haut aufs neue ein, vorbei, und fallt durch den Schwung ins Leere auf die Knie. Der Speichel steht ihm in Blasen in seinem Nietzscheschnurrbart, als er sich aufrichtet, um nach Zarathustras Gebot seinen Harem weiterzuprugeln.»Vater, du stirbst, wenn du dich so aufregst!«schrien die Tochter unter Tranen.»Beruhige dich doch! Wir sind glucklich, da? du lebst! Sollen wir dir Kaffee machen?«
»Kaffee? Ich werde euch Kaffee machen! Totschlagen werde ich euch Satansbrut! So viel Geld herauszuschmei?en -«
»Aber Vater, wir konnen die Sachen doch wieder verkaufen!«
»Verkaufen! Ich werde euch verkaufen, ihr verdammten Luder -«
»Aber Vater, es ist doch noch gar nicht bezahlt!«schreit Frau Knopf in hochster Seelennot. – Das dringt durch. Knopf la?t den Stock sinken.
»Was?«
Wir treten vor.»Herr Knopf«, sagt Georg.»Meinen Gluckwunsch!«
»Lecken Sie mich am Arsch!«erwidert der Feldwebel.»Sehen Sie nicht, da? ich beschaftigt bin?«
»Sie uberanstrengen sich.«
»So? Was geht Sie das an? Ich werde hier ruiniert von meiner Familie.«
»Ihre Frau hat ein glanzendes Geschaft gemacht. Wenn sie die Trauerkleider morgen verkauft, wird sie einige Milliarden daran verdient haben durch die In?ation – besonders, wenn sie den Stoff noch nicht bezahlt hat.«
»Nein, wir haben ihn noch nicht bezahlt!«schreit das Quartett.
»Da sollten Sie froh sein, Herr Knopf! Der Dollar ist wahrend Ihrer Krankheit erheblich gestiegen. Sie haben, ohne es zu wissen, im Schlaf an Sachwerten verdient.«
Knopf horcht auf. Da? eine In?ation besteht, wei? er aus der Tatsache, da? der Schnaps immer teurer geworden ist.»So, verdient«, murmelt er. Dann wendet er sich zu seinen vier aufgeplusterten Spatzen.»Habt ihr auch schon einen Grabstein fur mich gekauft?«
»Nein, Vater!«schreit das Quartett erleichtert, mit einem beschworenden Blick auf uns.
»Und warum nicht?«krachzt Knopf wutend.
Sie starren ihn an.
»Ihr Ganse!«schreit er.»Wir hatten ihn jetzt wieder verkaufen konnen! Mit Verdienst, was?«fragt er Georg.
»Nur, wenn er bezahlt gewesen ware. Sonst hatten wir ihn lediglich zuruckgenommen.«
»Ach was! Dann hatten wir ihn an Hollmann und Klotz verkauft und Sie davon ausgezahlt!«Der Feldwebel wendet sich wieder seiner Brut zu.»Ihr Ganse! Wo ist das Geld? Wenn ihr nicht bezahlt habt fur den Stoff, habt ihr doch noch Geld! Her damit!«
»Komm«, sagt Georg.»Der emotionelle Teil ist vorbei. Beim geschaftlichen haben wir nichts zu suchen.«
Er irrt sich. Eine Viertelstunde spater steht Knopf im Buro. Ein wurziger Duft von Korn umschwebt ihn.»Ich habe alles rausgekriegt«, sagt er.»Lugen nutzt nichts. Meine Frau hat gestanden. Sie hat bei Ihnen einen Grabstein gekauft.«
»Sie hat ihn nicht bezahlt. Vergessen Sie es. Jetzt brauchen Sie ihn doch nicht mehr.«
»Sie hat ihn gekauft«, erklart der Feldwebel drohend.»Es sind Zeugen da. Versuchen Sie nicht, sich rauszuwinden! Ja oder nein?«
Georg sieht mich an.»Also gut. Ihre Frau hat sich allerdings eher erkundigt als gekauft.«
»Ja oder nein?«schnauzt Knopf.
»Weil wir uns so lange kennen, konnen Sie es nehmen, wie Sie wollen, Herr Knopf«, sagt Georg, um den Alten zu beruhigen.
»Also ja. Geben Sie mir das schriftlich.«
Wir sehen uns wieder an. Der alte, ausgediente Militarknochen hat rasch gelernt. Er will uns hochnehmen.
»Wozu schriftlich?«sage ich.»Bezahlen Sie den Stein, und er gehort Ihnen.«
»Seien Sie ruhig, Sie Betruger!«fahrt Knopf mich an.»Schriftlich!«krachzt er.»Fur acht Milliarden! Viel zu teuer! Fur ein Stuck Stein!«
»Wenn Sie ihn haben wollen, mussen Sie ihn auch sofort bezahlen«, sage ich.
Knopf kampft heldenhaft. Erst nach zehn Minuten ist er geschlagen. Er holt acht Milliarden von dem Geld, das er den Frauen abgenommen hat, heraus und zahlt.»Schriftlich, jetzt!«knurrt er.
Er bekommt es schriftlich. Durch das Fenster sehe ich die Damen seiner Familie in der Tur stehen. Verschuchtert blicken sie heruber und machen Zeichen. Knopf hat sie bis auf die letzte lausige Million ausgeraubt. Er hat inzwischen seine Quittung bekommen.»So«, sagt er zu Georg.»Und was zahlen Sie jetzt fur den Stein? Ich verkaufe ihn.«
»Acht Milliarden.«
»Was? Sie Gauner! Acht Milliarden habe ich doch selbst bezahlt. Wo bleibt die In?ation?«
»Die In?ation ist da. Der Stein ist heute achteinhalb Milliarden wert. Acht zahle ich ihnen als Einkaufspreis, eine halbe mussen wir verdienen am Verkaufspreis.«
»Was? Sie Wucherer! Und ich? Wo bleibt mein Verdienst? Den stecken Sie ein, was?«
»Herr Knopf«, sage ich.»Wenn Sie ein Fahrrad kaufen und es eine Stunde spater weiterverkaufen, bekommen Sie nicht den vollen Einkaufspreis zuruck. Das ist eine Sache von Kleinhandel, Gro?handel und Kaufer; darauf beruht unsere Wirtschaft.«
»Die Wirtschaft kann mich am Arsch lecken!«erklart der aufrechte Feldwebel.»Ein gekauftes Fahrrad ist ein gebrauchtes Fahrrad, auch wenn man es nicht fahrt. Mein Grabstein aber ist neu.«
»Er ist theoretisch auch gebraucht«, sage ich.»Gewisserma?en wirtschaftlich. Au?erdem konnen Sie nicht verlangen, da? wir daran verlieren, nur weil Sie weiter am Leben geblieben sind.«
»Gaunerei! Nichts als Gaunerei!«
»Behalten Sie doch den Grabstein«, rat Georg.»Es ist ein schoner Sachwert. Irgendwann werden Sie ihn schon noch gebrauchen konnen. Keine Familie ist unsterblich.«
»Ich werde ihn an Ihre Konkurrenz verkaufen. An Hollmann und Klotz, wenn Sie nicht sofort zehn Milliarden dafur geben!«
Ich hebe das Telefon ab.»Kommen Sie, wir nehmen Ihnen die Arbeit ab. Hier, rufen Sie an. Nummer 624.«
Knopf wird unsicher und winkt ab.»Ebensolche Gauner wie Sie! Was ist der Stein morgen wert?«
»Vielleicht eine Milliarde mehr. Vielleicht zwei oder drei Milliarden.«
»Und in einer Woche?«
»Herr Knopf«, sagt Georg.»Wenn wir den Dollarkurs im voraus wu?ten, sa?en wir nicht hier und schacherten um Grabsteine mit Ihnen.«
»Es ist leicht moglich, da? Sie in einem Monat Billionar sind«, erklare ich.
Knopf uberlegt das.»Ich behalte den Stein«, knurrt er dann.»Schade, da? ich ihn schon bezahlt habe.«
»Wir kaufen ihn jederzeit wieder.«
»Das mochten Sie wohl! Ich denke nicht daran, ohne Verdienst! Ich behalte ihn als Spekulation. Geben Sie ihm einen guten Platz.«Knopf schaut besorgt aus dem Fenster.»Vielleicht gibt es Regen.«
»Grabsteine halten Regen aus.«
»Unsinn! Dann sind sie nicht mehr neu! Ich verlange, da? meiner in den Schuppen gestellt wird. Auf Stroh.«
»Warum stellen Sie ihn nicht in Ihre Wohnung?«fragt Georg.»Da ist er im Winter auch vor Kalte geschutzt.«
»Sie sind wohl verruckt, was?«
»Nicht im geringsten. Es gibt viele hochachtbare Leute, die sogar ihren Sarg in der Wohnung haben. Heilige hauptsachlich und Suditaliener. Viele benutzen ihn sogar jahrelang als Bett. Wilke oben schlaft immer in seinem Riesensarg, wenn er so viel getrunken hat, da? er nicht nach Hause gehen kann.«
»Geht nicht!«entscheidet Knopf.»Die Weiber! Der Stein bleibt hier. Tadellos! Sie sind verantwortlich.