bringen.

»Wer da?«, fragte er plotzlich, als sie zu ihm hochstiegen. Seine gemeinen schwarzen Augen verengten sich.»Ich wei?, ihr seid da, auch wenn ich euch nicht sehen kann. Wer seid ihr, Gespenster oder kleine Schulbiester?«

Er stieg empor und blieb lauernd in der Luft schweben.

»Sollte Filch rufen, sollte ich, wenn etwas Unsichtbares umherschleicht.«

Harry scho? eine Idee durch den Kopf

»Peeves«, sagte er heiser flusternd,»der Blutige Baron hat seine Grunde, unsichtbar zu bleiben.«

Peeves fiel vor Schreck fast aus der Luft. Er konnte sich gerade noch rechtzeitig abfangen und blieb einen Meter uber der Treppe hangen.

»Verzeihung vielmals, Eure Blutigkeit, Herr Baron, Sir«, sagte er schleimig.»Meine Schuld, ganz meine Schuld – ich hab Sie nicht gesehen – naturlich nicht, Sie sind unsichtbar – verzeihen Sie dem alten Peeves diesen kleinen Scherz, Sir.«

»Ich bin geschaftlich hier, Peeves«, krachzte Harry.»Bleiben Sie heute Nacht von hier fern.«

»Das werde ich, Sir, das werde ich ganz gewi? tun«, sagte Peeves und stieg wieder in die Lufte.»Hoffe, die Geschafte gehen gut, Herr Baron, ich werde Sie nicht belastigen.«

Und er scho? davon.

»Genial, Harry!«, flusterte Ron.

Ein paar Sekunden spater standen sie drau?en vor dem Korridor im dritten Stock – und die Tur war nur angelehnt.

»Schone Bescherung«, sagte Harry leise.»Snape ist schon an Fluffy vorbei.«

Die offene Tur schien allen dreien eindringlich zu sagen, was sie erwartete. Unter dem Umhang wandte sich Harry an die beiden andern.

»Wenn ihr jetzt zuruckwollt, mach ich euch keinen Vorwurf«, sagte er.»Ihr konnt den Umhang nehmen, ich brauche ihn jetzt nicht mehr.«

»Red keinen Stu?«, sagte Ron.

»Wir kommen mit«, sagte Hermine.

Harry stie? die Tur auf.

Die Tur knarrte und ein tiefes, grollendes Knurren drang an ihre Ohren. Wie im Wahn schnuffelte der Hund mit allen drei Schnauzen nach ihnen, auch wenn er sie nicht sehen konnte.

»Was liegt da zwischen seinen Beinen?«, flusterte Hermine.

»Sieht aus wie eine Harfe«, sagte Ron.»Snape mu? sie dagelassen haben.«

»Er wacht sicher auf, sobald man aufhort zu spielen«, sagte Harry.»Nun, dann mal los… «

Er setzte Hagrids Flote an die Lippen und blies hinein. Es war keine richtige Melodie, doch kaum hatte er einen Ton hervorgebracht, kroch schon die Mudigkeit in die Augen des Untiers. Harry wagte kaum Luft zu holen. Allmahlich wurde das Knurren des Hundes schwacher – er torkelte und tapste ein wenig mit den Pfoten, fiel auf die Knie, plumpste dann vollends zu Boden und versank in tiefen Schlaf.

»Spiel weiter«, ermahnte Ron Harry, als sie aus dem Mantel schlupften und zur Falltur krochen. Sie naherten sich den riesigen Kopfen und spurten den hei?en, stinkenden Atem des Hundes.

»Ich glaube, wir konnen die Tur hochklappen«, sagte Ron und spahte uber den Rucken des Tiers.»Willst du zuerst gehen, Hermine?«

»Nein, will ich nicht!«

»Schon gut.«Ron bi? die Zahne zusammen und stapfte vorsichtig uber die Beine des Hundes. Er buckte sich und zog am Ring der Falltur; sie schwang auf

»Was siehst du?«, fragte Hermine neugierig.

»Nichts – alles dunkel – hinunterklettern konnen wir nicht, es bleibt uns nichts ubrig, als zu springen.«

Harry, der noch immer Flote spielte, winkte Ron und deutete auf sich.

»Du willst zuerst? Bist du sicher?«, fragte Ron.»Ich wei? nicht, wie tief das Loch ist. Gib Hermine die Flote, damit er nicht wach wird.«

Harry gab ihr die Flote. Wahrend der wenigen Sekunden der Stille knurrte und zuckte der Hund, doch in dem Augenblick, da Hermine zu spielen begann, fiel er wieder in tiefen Schlaf.

Harry stieg uber ihn hinweg und blickte durch die Offnung der Falltur. Er sah in bodenlose Schwarze.

Er stieg durch die Luke, bis er nur noch an den Fingerspitzen baumelte. Dann sah er hoch zu Ron und sagte:»Wenn mir etwas passiert, kommt nicht hinterher. Geht gleich in die Eulerei und schickt Hedwig zu Dumbledore, ja?«

»Gut«, sagte Ron.

»Wir sehen uns gleich, hoffentlich… «

Und Harry lie? sich fallen. Kalte, feuchte Luft rauschte an ihm vorbei, und er fiel immer weiter, weiter und -

FLUMMPPH. Mit einem merkwurdig dumpfen Aufschlag landete er auf etwas Weichem. Er setzte sich auf; seine Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewohnt, und so ertastete er mit den Handen seine Umgebung. Es fuhlte sich an, als wurde er auf einer Art Pflanze sitzen.

»Alles in Ordnung!«, rief er nach oben zu dem Lichtfleck der offenen Luke, die jetzt so gro? wirkte wie eine Briefmarke.»Ich bin weich gelandet, ihr konnt springen!«

Ron folgte ihm ohne Zogern. Er landete auf allen vieren neben Harry.

»Was ist das fur ein Zeug?«, waren seine ersten Worte.

»Wei? nicht, eine Art Pflanze. Ich glaube, sie soll den Sturz abfedern. Komm runter, Hermine!«

Die ferne Musik verstummte. Der Hund gab einen lauten Klaffer von sich, doch Hermine war schon gesprungen. Sie landete auf Harrys anderer Seite.

»Wir mussen Meilen unter der Schule sein«, sagte sie.

»Ein Gluck, da? diese komische Pflanze hier ist«, sagte Ron.

»Gluck?«, kreischte Hermine.»Schaut euch nur an!«

Sie sprang auf und stakste muhsam zu einer feuchten Wand hinuber. Sie mu?te alle Kraft aufwenden, denn kaum da? sie gelandet war, hatte die Pflanze begonnen, Ranken wie Schlangen um ihre Fu?knochel zu winden. Und ohne da? sie es gemerkt hatten, waren Harrys und Rons Beine schon fest mit langen Kletten verschnurt.

Hermine hatte es geschafft, sich zu befreien, bevor die Pflanz e sich an ihr festgesetzt hatte. Nun sah sie entsetzt zu, wie die beiden jungen verzweifelt versuchten die Schlingen von sich abzurei?en, doch je mehr sie sich straubten, desto fester und schneller wand sich die Pflanze

um sie.

»Haltet still!«, befahl ihnen Hermine.»Ich wei?, was das ist – es ist eine Teufelsschlinge!«

»oh, gut, da? ich wei?, wie das, was mich umbringt, hei?t, das ist eine gro?e Hilfe«' fauchte Ron und beugte sich nach hinten, damit die Pflanze sich nicht um seinen Hals schlingen konnte.

»Sei still, ich versuch mich zu erinnern, wie man sie verscheuchen kann!«, sagte Hermine.

»Na dann beeil dich, ich ersticke!«, wurgte Harry hervor, der mit den Schlingen um seine Brust kampfte.

»Teufelsschlinge, Teufelsschlinge… Was hat Professor Sprout gesagt? – Sie mag das Dunkle und Feuchte -«

»Dann mach Feuer!«, achzte Harry.

»Ja – naturlich – aber hier gibt es kein Holz!«, schrie Hermine handeringend.

»BIST DU VERRUCKT GEWORDEN?«, brullt Ron.»BIST DU NUN EINE HEXE ODER NICHT?«

»Ach ja!«, sagte Hermine und ri? ihren Zauberstab hervor, schwang ihn, murmelte etwas und schickte einen Strom der gleichen blaulichen Flammchen gegen die Pflanze, mit denen sie schon Snape angekokelt hatte. Nach wenigen Augenblicken spurten die jungen, da? die Schlingen sich lockerten und die Pflanze vor dem Licht und der Hitze auswich. Zitternd und mit den Schlingen schlagend loste sie sich von Harry und Ron und sie konnten die Pflanze schlie?lich vollends abschutteln.

»Ein Gluck, da? du in Krauterkunde aufgepa?t hast, Hermine«, sagte Harry, als er zu ihr an die Wand sprang und sich den Schwei? vom Gesicht wischte.

»Ja«, sagte Ron,»und ein Gluck, da? Harry den Kopf nicht verliert, wenn's brenzlig wird – ›es gibt kein Holz‹ - also wirklich!«

»Da lang«, sagte Harry und deutete auf den einzigen Weg, der sich bot, einen steinernen Gang.

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