zu finden. Nichts. Was am ehesten noch ginge, ware dieser Dreh, um Pfutzen und Tumpel auszutrocknen, dieser Durrezauber, aber der ist nie und nimmer machtig genug, um diesen See trocken zu legen.«
»Es mu? doch etwas geben«, murmelte Hermine und zog eine Kerze naher zu sich heran. Das Bruten uber Alte und vergessene Hexereien und Zaubereien in dieser winzigen Schrift hatte ihre Augen so ermudet, da? sie mit der Nasenspitze fast die Seiten beruhrte.»Sie wurden doch nie eine Aufgabe stellen, die nicht zu losen ist.«
»Haben sie aber«, sagte Ron.»Harry, du gehst morgen einfach runter zum See, steckst deinen Kopf ins Wasser und rufst nach den Wassermenschen, sie sollen dir bitteschon das zuruckgeben, was sie dir gestohlen haben, und einfach rauswerfen. Mehr kannst du schlicht nicht machen, Alter.«
»Es gibt eine Moglichkeit!«, sagte Hermine.»Es mu? doch eine geben!«Da? sich in der Bibliothek nichts Brauchbares finden lie?, schien sie als personliche Beleidigung aufzufassen; nie zuvor hatten sie die Bucher im Stich gelassen.
»Ich wei?, was ich hatte tun sollen«, sagte Harry, der die Wange auf Scharfe Tricks fur scharfe Typen gelegt hatte.»Ich hatte mich zum Animagus ausbilden lassen sollen, so wie Sirius.«
»Genau, dann hattest du dich jederzeit in einen Goldfisch verwandeln konnen!«, sagte Ron.
»Oder einen Frosch«, gahnte Harry. Er war erschopft.
»Es dauert Jahre, bis man ein Animagus wird, und dann mu?t du dich auch noch anmelden und so weiter«, sagte Hermine unwirsch. Sie hatte in/wischen das Stichwortverzeichnis von Tausend knifflige Zauberratsel uberflogen.»Wi?t ihr das nicht mehr, Professor McGonagall hat es uns doch gesagt… du mu?t dich dann beim Amt gegen den Mi?brauch der Magie eintragen lassen… welches Tier du werden willst, und deine besonderen Kennzeichen, damit du keinen Unsinn anstellst…«
»War doch nur 'n Witz, Hermine«, sagte Harry mude.»Ich wei?, ich habe keine Chance, mich bis morgen Abend in einen Frosch zu verwandeln…«
»Ach, das bringt doch uberhaupt nichts«, sagte Hermine und klappte Tausend knifflige Zauberratsel zu.»Wer um Himmels willen mochte schon, da? seine Nasenhaare als Ringellockchen wachsen?«
»Fand ich nicht schlecht«, ertonte Fred Weasleys Stimme.»Konnte man mal druber reden, oder?«
Harry, Ron und Hermine sahen auf. Fred und George waren gerade hinter einem Bucherregal hervorgetreten.
»Was treibt ihr zwei denn hier?«, fragte Ron.
»Wir suchen euch«, sagte George.»McGonagall will dich sprechen, Ron. Und dich auch, Hermine.«
»Warum?«, fragte Hermine verdutzt.
»Keine Ahnung… jedenfalls sah sie ziemlich angespannt aus«, sagte Fred.
»Wir sollen euch zu ihr ins Buro runterbringen«, sagte George.
Ron und Hermine starrten Harry an, dem sich der Magen zusammenzog. Wollte Professor McGonagall den beiden eine Strafpredigt halten? Vielleicht war ihr aufgefallen, wie viel sie ihm halfen, wo er doch allein herausfinden sollte, wie die Aufgabe zu losen war?
»Wir treffen uns dann im Gemeinschaftsraum«, sagte Hermine und erhob sich zusammen mit Ron – beide schienen ziemlich beunruhigt.»Und bring moglichst viele von diesen Buchern mit, ja?«
»Gut«, sagte Harry bedruckt.
Um Punkt acht loschte Madam Pince alle Lampen und scheuchte Harry aus der Bibliothek. Er nahm so viele Bucher mit, wie er tragen konnte, und schwankte mit seiner Last zuruck in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors, wo er sich einen Tisch beiseite zog und seine Suche fortsetzte. In Magische Matzchen fur tumbe Zauberer war nichts… und auch nicht im Fuhrer durch die mittelalterliche Hexenkunst… nicht ein Wort uber Unterwasserausfluge in Eine Anthologie der Zauberei des achtzehnten Jahrhunderts oder in Grausige Wesen der Tiefe und auch nicht in Krafte Ihres Innern, von denen Sie nie wu?ten, und was Sie jetzt damit anfangen.
Krummbein krabbelte auf Harrys Scho? und kuschelte sich sonor schnurrend darin ein. Allmahlich wurde es um Harry herum leer. Manche wunschten ihm viel Gluck fur den nachsten Morgen und klangen dabei so frohlich und zuversichtlich wie Hagrid. Offenbar waren sie alle uberzeugt, er wurde, wie schon bei der ersten Aufgabe, erneut einen verbluffenden Auftritt hinlegen. Harry konnte ihnen nicht antworten, er hatte das Gefuhl, ein Golfball stecke ihm in der Kehle, und so nickte er nur. Er hatte alle mitgebrachten Bucher durchstobert und Ron und Hermine waren noch immer nicht zuruck. Es ist aus, sagte er sich. Du schaffst es nicht. Du mu?t eben morgen fruh runter zum See und es den Richtern ganz klar sagen…
Er sah sich schon gestehen, da? er die Aufgabe nicht losen konnte. Er stellte sich Bagmans rundaugige Uberraschung vor, Karkaroffs zufriedenes, gelbzahniges Lacheln. Er horte beinahe schon, wie Fleur Delacour sagte:»Isch 'ab es gewu?t, er ist doch nur ein kleiner Junge.«Er sah Malfoy mit seinem POTTER STINKT-Anstecker vor dem Publikum herumtanzeln, sah Hagrids enttauschtes, unglaubiges Gesicht…
Harry stand urplotzlich auf, und da er ganz vergessen hatte, da? Krummbein auf seinem Scho? lag, landete der Kater auf dem Boden. Er fauchte zornig, versetzte Harry einen angewiderten Blick und stolzierte mit hoch aufgerichtetem Flaschenburstenschwanz davon. Doch Harry sturmte bereits die Wendeltreppe zum Schlafsaal hoch… er wollte sich den Tarnurnhang schnappen und in die Bibliothek zuruckkehren, und dort wurde er die ganze Nacht bleiben, wenn es sein mu?te…
»Lumos«, flusterte Harry funfzehn Minuten spater, als er die Tur zur Bibliothek offnete.
Mit leuchtender Zauberstabspitze schlich er an den Regalen entlang und zog Bucher heraus – noch mehr Bucher uber Hexerei und Zauberei, Bucher uber Wassermenschen und Wassermonster, Bucher uber beruhmte Hexen und Zauberer, uber magische Erfindungen, Bucher uber einfach alles, in denen vielleicht auch nur beilaufig erwahnt war, wie man unter Wasser uberleben konnte. Er trug den Stapel hinuber zu einem Tisch und machte sich an die Arbeit. Im schmalen Lichtstrahl seines Zauberstabs blatterte er Seite um Seite um, hin und wieder sah er auf die Uhr…
Ein Uhr… zwei Uhr… um sich anzuspornen, blieb ihm nur, sich selbst einzureden: Im nachsten Buch… im nachsten… im nachsten…
Die Nixe auf dem Gemalde im Badezimmer der Vertrauensschuler lachte und lachte. Harry trieb wie ein Korken auf dem schaumigen Wasser um ihren Fels, wahrend sie den Feuerblitz uber seinem Kopf ausgestreckt hielt.
»Komm und hol ihn dir!«, giggelte sie hamisch.»Los, spring schon!«
»Ich kann nicht«, keuchte Harry, schnappte nach dem Feuerblitz und strampelte verzweifelt, um nicht unterzugehen.»Gib ihn her!«
Doch sie stie? ihm nur die Besenspitze schmerzhaft in die Seite und lachte ihn aus.
»Das tut weh – la? das sein – autsch -«
»Harry Potter mu? aufwachen, Sir!«
»Hor auf mich zu stupsen -«
»Dobby mu? Harry Potter stupsen, Sir, er mu? aufwachen!«
Harry offnete die Augen. Er war immer noch in der Bibliothek; der Tarnurnhang war ihm im Schlaf vom Kopf gerutscht und er lag mit der Wange auf dem Gro?en Selbsthilfebuch fur Zauberer. Er setzte sich auf, ruckte seine Brille zurecht und blinzelte ins helle Tageslicht.
»Harry Potter mu? sich beeilen!«, quiekte Dobby.»Die zweite Runde beginnt in zehn Minuten, und Harry Potter -«»Zehn Minuten?«, krachzte Harry.»Zehn – zehn Minuten?«
Er blickte auf seine Uhr. Dobby hatte Recht. Es war zwanzig nach neun. Ein gro?es schweres Gewicht schien ihm durch die Brust in den Magen zu fallen.
»Beeilung, Harry Potter!«, quiekte Dobby und zupfte ihn am Armel.»Sie sollten langst unten am See bei den anderen Champions sein, Sir!«
»Es ist zu spat, Dobby«, sagte Harry mit hoffnungsloser Stimme.»Ich werde nicht antreten, ich wei? nicht, wie -«
»Harry Potter wird diese Aufgabe losen!«, quiekte der Elf.»Dobby wu?te, da? Harry nicht das richtige Buch gefunden hat, also hat Dobby es fur ihn getan!«
»Was?«, sagte Harry.»Aber du wei?t doch gar nicht, was in der zweiten Aufgabe drankommt -«
»Dobby wei? es sehr wohl, Sir! Harry Potter mu? in den See hinein und seinen Wheezy finden -«»Meinen was finden?«
»- und seinen Wheezy von den Wassermenschen zuruckholen!«