Und dann, auf halber Treppe, als er nicht mehr auf seine Schritte achtete und ganz in Gedanken uber das seltsame Gebaren von Mr Crouch vertieft war, sank Harrys Bein plotzlich geradewegs durch die Trickstufe, die Neville dauernd zu uberspringen verga?. Er begann unbeholfen zu schwanken, und das goldene Ei, noch feucht vom Badewasser, glitt ihm aus dem Arm. Er lie? sich nach vorn fallen, um es aufzufangen, doch zu spat; das Ei kullerte die lange Treppe hinunter und lie? auf jeder Stufe einen Schlag wie von einer Ba?trommel horen. Der Tarnurnhang rutschte ihm vom Kopf und Harry konnte ihn gerade noch packen, da flatterte ihm die Karte des Rumtreibers aus der Hand und segelte sechs Stufen hinunter, wo er sie, bis ubers Knie in die Stufe versunken, nicht erreichen konnte.

Das goldene Ei kullerte durch den Wandteppich am Fu? der Treppe, schlug scheppernd im Korridor unten auf und begann mit seinem lauten Wehklagen. Harry zog den Zauberstab und muhte sich verzweifelt, die Karte des Rumtreibers zu beruhren und sie zu loschen, doch er konnte sie nicht erreichen.

Er zog sich den Umhang wieder uber den Kopf, richtete sich auf und lauschte angestrengt, die Augen vor Angst zu Schlitzen verengt – und es dauerte nur einen Augenblick -

»PEEVES!«

Das war unmi?verstandlich der Jagdruf von Filch, dem Hausmeister. Harry konnte deutlich seine hastig schlurfenden Schritte naher und naher kommen und seine keuchende Stimme vor Wut schrill werden horen.

»Was soll dieser Hollenlarm? Du weckst noch das ganze Schlo?! Ich krieg dich, Peeves, ich krieg dich, du wirst… und was ist das?«

Filch war offenbar stehen geblieben; es gab ein Klingen von Metall auf Metall und das Wehklagen erstarb. Filch hatte das Ei aufgehoben und es geschlossen. Harry stand reglos da, das eine Bein immer noch fest in der magischen Stufe verklemmt, und lauschte gebannt. Jeden Moment wurde Filch den Gobelin zur Seite ziehen und nach Peeves Ausschau halten… und da wurde kein Peeves sein… doch wenn er die Treppe hochstieg, wurde er die Karte des Rumtreibers entdecken… und diese Karte wurde, mit oder ohne Tarnumhang,»Harry Potter«genau da anzeigen, wo er stand.

»Ei?«, sagte Filch leise am Fu? der Treppe.»Meine Su?e!«- offenbar war Mrs Norris bei ihm -»Das ist ein Trimagischer Schlussel! Er gehort einem Schul-Champion!«

Harry wurde schlecht; sein Herz hammerte rasend schnell -

»PEEVES!«, donnerte Filch voll Schadenfreude.»Du hast gestohlen!«

Er ri? den Wandteppich unten zur Seite, und Harry sah sein furchterliches Sackgesicht und die hervorquellenden fahlen Augen, die die dunkle und (fur Filch) vollig ausgestorbene Treppe hochstarrten.

»Versteckst dich, was?«, sagte er leise.»Ich werd dich schon kriegen, Peeves… du hast doch tatsachlich einen Trimagischen Schlussel gestohlen, Peeves… dafur wird dich Dumbledore endlich rausschmei?en, du mieser kleiner Dieb von Poltergeist…«

Filch stieg die ersten Stufen hoch, dicht gefolgt von einer durren, staubfarbenen Katze. Mrs Norris' lampenartige Augen, die denen ihres Herrn so sehr ahnelten, hatten geradewegs Harry ins Visier genommen. Schon einmal hatte er sich fragen mussen, ob der Tarnurnhang auch bei Katzen wirkte… sein Magen verkrampfte sich vor Anspannung, wahrend er Filch in seinem alten Flanellmorgenmantel immer naher kommen sah – verzweifelt muhte er sich, sein eingeklemmtes Bein zu befreien, doch es sank nur noch ein paar weitere Zentimeter ein – und Filch mu?te nun jede Sekunde die Karte entdecken oder direkt in ihn hineinlaufen -»Filch? Was ist hier los?«

Filch hielt ein paar Stufen unterhalb von Harry inne und wandte sich um. Am Fu? der Treppe stand der Einzige, der Harrys Lage nur noch verschlimmern konnte – Snape. Er trug ein langes graues Nachthemd und schien vor Zorn zu rasen.

»Es ist Peeves, Professor«, wisperte Filch bosartig.»Er hat dieses Ei die Treppe runtergeworfen.«

Rasch nahm Snape die Stufen bis hinauf zu Filch. Harry bi? die Zahne zusammen, uberzeugt, da? sein laut pochendes Herz ihn jede Sekunde verraten mu?te…

»Peeves?«, sagte Snape leise und starrte das Ei in Filchs Hand an.»Aber Peeves konnte nicht in mein Buro…«

»Dieses Ei war in Ihrem Buro, Professor?«

»Naturlich nicht«, fuhr ihn Snape an,»ich hab Gepolter und Gejammer gehort -«

»Ja, Professor, das war das Ei -«

»- und wollte kurz nachsehen, was los ist -«

»Peeves hat es runtergeworfen, Professor -«

»- und als ich an meinem Buro vorbeikam, sah ich, da? die Fackeln brannten und eine Schranktur offen stand! Jemand hat es durchsucht!«

»Aber Peeves konnte nicht -«

»Das wei? ich auch, Filch!«, bellte Snape.»Ich versiegle mein Buro mit einem Fluch, den nur ein Zauberer brechen kann!«Snape sah die Treppe hoch, durch Harry hindurch, und dann hinunter auf den Korridor.»Ich mochte, da? Sie mir bei der Suche nach dem Eindringling helfen, Filch.«

»Ich – ja, Professor – aber -«

Filch blickte sehnsuchtig die Treppe hoch, und Harry entging nicht, da? er nur widerwillig die Chance sausen lie?, Peeves in die Enge zu treiben. Geh, flehte ihn Harry stumm an, geh mit Snape… geh… Mrs Norris lugte hinter Filchs Beinen hervor… Harry hatte den deutlichen Eindruck, da? sie ihn riechen konnte… warum nur hatte er das Bad mit so viel Duftschaum gefullt?

»Die Sache ist die, Professor«, sagte Filch mit wehleidiger Stimme,»diesmal wird der Direktor auf mich horen mussen, Peeves hat einen Schuler bestohlen, das ware meine Chance, ihn ein fur alle Mal aus dem Schlo? werfen zu lassen -«

»Filch, dieser vermaledeite Poltergeist ist mir verdammt noch mal vollig egal, ich mu? mich um mein Buro -«

Klonk. Klonk. Klonk.

Snape verstummte mit einem Schlag. Er und Filch spahten hinunter zum Fu? der Treppe. Harry sah Mad-Eye Moody humpelnd in der schmalen Lucke zwischen ihren Kopfen auftauchen. Moody trug seinen alten Reiseumhang uber dem Nachthemd und stutzte sich wie immer auf seinen Stock.

»Was haben wir denn hier, 'ne Pyjama-Party?«, knurrte er die Treppe hoch.

»Professor Snape und ich haben Larm gehort, Professor«, antwortete Filch ubersturzt.»Peeves, der Poltergeist, hat mal wieder Sachen durch die Gegend geworfen – und dann hat Professor Snape entdeckt, da? jemand in sein Buro eingeb-«

»Mund halten!«, zischte Snape.

Moody trat einen weiteren Schritt auf die Treppe zu. Harry sah, wie sein magisches Auge uber Snape wanderte und dann, er war sich sicher, auf ihm ruhen blieb.

Harrys Herz tat einen ganz furchterlichen Schlag: Moody konnte durch Tarnumhange sehen… fur ihn allein offenbarte sich die ganze Seltsamkeit dieses Schauspiels auf der Treppe… Snape im Nachthemd, Filch mit dem Ei unter dem Arm, und er, Harry, uber ihnen in eine Stufe eingeklemmt. Moodys schrag klaffende Wunde von Mund offnete sich uberrascht. Einige Sekunden lang starrten sich er und Harry an. Dann machte Moody den Mund zu und lie? sein blaues Auge zu Snape wandern.

»Hab ich richtig gehort, Snape?«, fragte er langsam.»Jemand ist in Ihr Buro eingebrochen?«

»Das ist unwichtig«, sagte Snape kalt.

»Im Gegenteil«, knurrte Moody,»es ist sehr wichtig. Wer sollte denn in Ihr Buro einbrechen wollen?«

»Ein Schuler, wurde ich vermuten«, sagte Snape. Harry konnte eine Ader auf Snapes fettiger Stirn furchterlich zucken sehen.»Das ist schon ofter vorgekommen. Zaubertrankzutaten sind aus meinem personlichen Vorratsschrank verschwunden… Schuler, die verbotene Mixturen ausprobieren, mit Sicherheit…«

»Die waren also auf Trankzutaten aus?«, fragte Moody.»Sie verstecken nicht zufallig etwas in Ihrem Buro?«

Harry sah von der Seite, wie Snapes fahles Gesicht ha?lich ziegelrot anlief und die Ader auf seiner Stirn noch schneller pulste.

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