»Was ist ein Wheezy?«

»Ihren Wheezy, Sir, Ihren Wheezy – Wheezy, der Dobby seinen Pulli geschenkt hat!«

Dobby zupfte an dem geschrumpften kastanienbraunen Pulli, den er jetzt uber seinen Shorts trug.

»Was?«, keuchte Harry.»Sie haben… sie haben Ron?«

»Das, was Harry Potter am meisten vermissen wird, Sir!«, quiekte Dobby.»Und nach einer Stunde -«

»›- fehlt dir das Gluck‹«, zitierte Harry und sah den Elfen an,»›zu spat, 's ist fort und kommt nicht zuruck.‹ Dobby – was mu? ich tun?«

»Sie mussen essen, Sir!«, quiekte der Elf, steckte die Hand in die Tasche seiner Shorts und zog etwas heraus, das aussah wie eine Kugel aus schmierigen, graugrunen Rattenschwanzen.»Kurz bevor Sie in den See gehen, Sir – Dianthuskraut!«

»Was bewirkt das?«, fragte Harry und starrte die Krautkugel an.

»Es macht, da? Harry Potter unter Wasser atmen kann, Sir!«

»Dobby«, sagte Harry aufgebracht,»hor zu – bist du dir sicher?«

Er konnte nicht ganz vergessen, da? er das letzte Mal, als Dobby versucht hatte, ihm zu»helfen«, am Ende ohne Knochen in seinem rechten Arm im Krankenflugel gelandet war.

»Dobby ist sich ganz, ganz sicher, Sir!«, sagte der Elf mit ernster Miene.»Dobby hort dies und das, Sir, er ist ein Hauself, er geht im ganzen Schlo? herum und macht Feuer und wischt die Boden, Dobby hat Professor McGonagall und Professor Moody im Lehrerzimmer gehort, wie sie uber die nachste Aufgabe gesprochen haben… Dobby kann nicht zulassen, da? Harry Potter seinen Wheezy verliert!«

Harrys Zweifel schwanden. Er sprang auf und ri? sich den Tarnurnhang herunter, stopfte ihn in seine Schultasche, packte die Dianthuskraut-Kugel und steckte sie in seinen Umhang, dann hetzte er mit Dobby auf den Fersen aus der Bibliothek.

»Dobby mu? zuruck in die Kuche, Sir!«, quiekte Dobby, als sie in den Korridor sturzten.»Man wird Dobby vermissen – viel Gluck, Harry Potter, Sir, viel Gluck!«

»Bis spater dann, Dobby!«, rief Harry, sprintete den Korridor entlang und nahm drei Stufen auf einmal die Treppen hinunter.

In der Eingangshalle traf er auf ein paar Nachzugler aus der Gro?en Halle, die durch das Eichenportal hinausgingen, um sich die zweite Runde anzusehen. Mit aufgerissenen Augen sahen sie Harry vorbeiflitzen, die steinerne Treppe hinunterrasen und, beinahe Colin und Dennis Creevey umrempelnd, hinaus aufs Gelande und in den sonnigen, kalten Tag spurten. Wahrend er den grasbewachsenen Abhang hinunterjagte, sah er, da? die Tribunen, die im November das Drachengehege umgeben hatten, am anderen Ufer aufgebaut waren und sich im See darunter spiegelten; eine Sitzreihe uber der anderen war bis auf den letzten Platz besetzt. Das aufgeregte Geschnatter und Getuschel der Menge hallte als merkwurdiges Summen uber das Wasser, wahrend Harry, inzwischen vollig au?er Atem, am Ufer entlang auf die Richter zurannte, die wieder an einem golddrapierten Tisch direkt am Wasser sa?en. Cedric, Fleur und Krum standen neben dem Richtertisch und sahen ihm entgegen.

»Ich… ich bin… da…«, keuchte Harry, bremste schlitternd ab und bespritzte Fleur versehentlich mit Uferschlamm.

»Wo hast du gesteckt?«, sagte eine herrische, mi?billigende Stimme.»Wir haben schon gewartet!«

Harry wandte sich um. Percy Weasley sa? am Richtertisch – Mr Crouch war wieder einmal nicht erschienen.

»Schon gut, Percy!«, sagte Ludo Bagman, der ungeheuer erleichtert schien, Harry zu sehen.»Lassen Sie ihn doch erst mal Luft holen!«

Dumbledore lachelte Harry zu, doch Karkaroff und Madame Maxime schienen keineswegs erfreut, ihn zu sehen – nach ihren Mienen zu schlie?en hatten sie offenbar geglaubt, er wurde nicht mehr auftauchen.

Harry stutzte die Hande auf die Knie und rang nach Luft; er hatte solches Seitenstechen, da? es ihm vorkam, als hatte er ein Messer zwischen den Rippen. Aber er hatte nicht die Zeit, es ausklingen zu lassen; Ludo Bagman trat nun zwischen die Champions und stellte sie in drei Meter Abstand am Ufer entlang auf. Harry stand ganz am Ende der Reihe, neben Krum, der eine Badehose trug und seinen Zauberstab bereithielt.

»Alles klar, Harry?«, wisperte Bagman und zog Harry ein paar Schritte weiter von Krum fort.»Du wei?t, wie du es anstellst?«

»Ja«, keuchte Harry und massierte sich die Rippen.

Bagman kniff ihm kurz in die Schulter und kehrte zum Richtertisch zuruck; er richtete den Zauberstab, wie schon bei der Weltmeisterschaft, auf seine Kehle, sagte»Sonorus!«und lie? seine Stimme uber das Wasser hinuber zu den Tribunen drohnen.

»Es ist so weit, unsere Champions sind bereit fur die nachste Aufgabe, die auf meinen Pfiff hin beginnt. Sie haben genau eine Stunde, um das zuruckzuholen, was ihnen genommen wurde. Ich zahle also bis drei. Eins… zwei… drei!«

Der Pfiff hallte in der kalten, windstillen Luft schrill wider; auf den Tribunen brach Jubel und Beifall los; ohne sich darum zu kummern, was die anderen Champions taten, zog Harry Schuhe und Socken aus, zog die Hand voll Dianthuskraut aus der Tasche, stopfte sich die Kugel in den Mund und watete hinaus in den See.

Das Wasser war so kalt, da? die Haut auf seinen Beinen brannte, als wurde er durch ein Feuer und nicht durch eisiges Wasser gehen. Sein durchweichter Umhang hing ihm immer schwerer von den Schultern, wahrend er tiefer hineinwatete. Das Wasser stand ihm uber den Knien und seine rasch ertaubenden Fu?e rutschten uber Schlick und flache, glitschige Steine. Er kaute das Dianthuskraut, so kraftvoll und schnell er konnte; es fuhlte sich unangenehm schleimig und gummiartig an wie die Greifarme eines Tintenfischs. Hufthoch im eisigen Wasser hielt er inne, schluckte und wartete darauf, da? etwas passierte.

Er konnte Gelachter aus dem Publikum horen und wu?te, da? er bescheuert aussehen mu?te, wie er da im See herumtapste ohne auch nur ein Anzeichen fur magische Krafte. Was noch trocken an ihm war, war Gansehaut, und bis zur Brust im kalten Wasser stehend blies nun auch noch eine grausame Brise durch sein Haar, und es begann ihn vor Kalte heftig zu schutteln. Er mied den Blick hinuber zu den Tribunen; das Gelachter wurde lauter und die Slytherins begannen zu buhen und zu hohnen…

Dann, ganz plotzlich, fuhlte sich Harry, als wurde ihm ein unsichtbares Kissen auf Mund und Nase gedruckt. Er versuchte Luft zu holen, doch es drehte sich alles in seinem Kopf; seine Lungen waren leer und er spurte plotzlich einen stechenden Schmerz zu beiden Seiten seines Halses -

Harry klammerte die Hande um den Hals und spurte zwei gro?e, gelippte Schlitze gleich unter den Ohren, die in der kalten Luft flatterten… er hatte Kiemen. Ohne weiter nachzudenken, tat er das Einzige, was Sinn hatte – er warf sich bauchlings ins Wasser.

Der erste Zug eisigen Wassers kam ihm vor wie das lebensrettende Atemholen. Der Wirbel in seinem Kopf legte sich; er nahm einen weiteren kraftigen Zug Wasser und spurte, wie es sanft durch seine Kiemen flo? und Sauerstoff in sein Gehirn schickte. Er streckte die Hande vor sich aus und betrachtete sie. Unter Wasser wirkten sie gespenstisch grun und zwischen den Fingern hatten sich Schwimmhautchen gebildet. Er neigte den Kopf nach unten und musterte seine nackten Fu?e – sie waren langer geworden, und auch zwischen seinen Zehen waren nun Schwimmhautchen; es sah aus, als waren ihm Flossen gewachsen.

Das Wasser schien ihm nun auch nicht mehr eisig… im Gegenteil, er fuhlte sich angenehm, kuhl und sehr leicht. Harry machte noch einen Schwimmzug und freute sich, wie schnell und weit seine Flossenfu?e ihn durchs Wasser trieben, freute sich, wie klar er jetzt sehen konnte und da? er nicht mehr zu blinzeln brauchte. Bald war er so weit in den See hineingeschwommen, da? er den Grund nicht mehr sehen konnte. Er senkte den Kopf und stie? sich hinunter in die Tiefen.

Stille druckte auf seine Ohren, wahrend er uber eine fremde, dunkle, neblige Landschaft schwebte. Er hatte nur drei Meter Sicht, und wahrend er rasch durchs Wasser glitt, tauchten plotzlich immer neue Landschaften aus der Dunkelheit auf: Walder aus wimmelndem schwarzem Tang, weite, mit matt schimmernden Steinen ubersate Schlickebenen. Tiefer hinunter schwamm er, und weit hinaus in die Mitte des Sees, mit aufgerissenen Augen durch das schauerlich graue Licht starrend, auf die Schatten um ihn her, die er nicht durchdringen konnte.

Kleine Fische flitzten an ihm vorbei wie Silberpfeile. Das eine oder andere Mal glaubte er etwas Gro?es vor sich zu erkennen, doch wenn er naher kam, entdeckte er, da? es nur ein dicker, geschwarzter Baumstamm war oder ein dichtes Tanggeflecht. Von den anderen Champions, von Wassermenschen, von Ron war keine Spur zu entdecken – und glucklicherweise auch nicht von dem Riesenkraken.

Hellgruner Tang erstreckte sich vor ihm, so weit sein Blick reichte, meterhoch, wie eine wild verwucherte Wiese. Harry spahte ohne zu blinzeln in die Tiefen und versuchte in dem dusteren Licht Gestalten zu erkennen…

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