Harry, Ron, Hermine, Fred und George machten sich auf den Weg hinaus in die Eingangshalle, und Fred und George uberlegten laut, wie Dumbledore es schaffen konnte, die unter Siebzehnjahrigen vom Turnier fern zu halten.

»Wer ist dieser unparteiische Richter, der uber die Champions entscheidet?«, fragte Harry.

»Keine Ahnung«, sagte Fred,»aber den mussen wir auf jeden Fall austricksen. Ich denke mal, ein paar Tropfen Alterungstrank werden genugen, George…«

»Aber Dumbledore wei? doch, da? ihr nicht alt genug seid«, sagte Ron.

»Schon, aber er entscheidet ja nicht, wer Champion wird, oder?«, sagte Fred mit hinterlistigem Lacheln.»Ich glaube, sobald dieser Richter wei?, wer mitkampfen will, wahlt er von jeder Schule den Besten aus, ohne da? er gro? aufs Alter achtet. Dumbledore will doch nur verhindern, da? wir uns bewerben.«

»Aber es sind schon Leute dabei umgekommen!«, sagte Hermine mit besorgter Stimme, wahrend sie durch eine hinter einem Wandvorhang verborgene Tur gingen und dann eine schmale Treppe erklommen.

»Tjaah«, sagte Fred lassig,»aber das ist doch schon ewig her. Und au?erdem, wo bleibt der Spa?, wenn nicht ein bi?chen Prickeln dabei ist? Hey, Ron, wie war's, wenn wir Dumbledore reinlegen? Hast du Lust mitzumachen?«

»Was meinst du?«, fragte Ron Harry.»Mitmachen ware cool, oder? Aber ich glaube, die brauchen jemand Alteren… wei? nicht, ob wir schon genug gelernt haben…«

»Ich jedenfalls nicht«, ertonte Nevilles verzagte Stimme hinter Fred und George.»Aber Oma wurde sicher wollen, da? ich mitmache, immer redet sie davon, da? ich die Familienehre verteidigen soll. Ich mu? nur – uuuhps…«

Nevilles Fu? war geradewegs durch eine Stufe in der Mitte der Treppe gesunken. Von diesen Trickstufen gab es viele in Hogwarts; die meisten der alteren Schuler ubersprangen sie bereits im Schlaf, doch Neville war beruchtigt fur sein schwaches Gedachtnis. Harry und Ron packten ihn unter den Achseln und zogen ihn hoch, unter dem Kreischen und Klappern und pfeifenden Lachen einer Rustung oben am Treppenabsatz.

»Klappe«, sagte Ron und knallte der Rustung im Vorbeigehen das Visier zu. Schlie?lich gelangten sie zum Eingang des Gryffindor-Turms, der hinter dem gro?en Portrat einer fetten Dame in einem rosa Seidenkleid verborgen war.

»Pa?wort?«, sagte sie, als sie naher kamen.

»Quatsch«, sagte George,»hat mir ein Vertrauensschuler unten verraten.«

Das Gemalde klappte zur Seite und gab ein Loch in der Wand frei, durch das sie kletterten. Ein knisterndes Feuer warmte den runden Gemeinschaftsraum, der voller Tische und weicher Sessel war. Hermine warf den ausgelassen tanzenden Flammen einen dusteren Blick zu und Harry horte sie deutlich»Sklavenarbeit«murmeln, bevor sie ihnen gute Nacht wunschte und durch die Tur zum Madchenschlafraum verschwand.

Harry, Ron und Neville kletterten die letzte Treppe hoch, die sich spiralformig nach oben wand, und gelangten schlie?lich in ihren eigenen Schlafsaal in der Turmspitze. Funf Himmelbetten mit scharlachroten Vorhangen standen an den Wanden und davor lagen bereits ihre Schulkoffer. Dean und Seamus machten sich schon zum Schlafen fertig; Seamus hatte seine Irland-Rosette an das Kopfbrett des Bettes gepinnt und Dean hatte mit Rei?zwecken ein Poster von Viktor Krum uber seinem Nachttisch befestigt. Sein altes Poster der Mannschaft von West Ham hing gleich daneben.

»Verruckt«, seufzte Ron und schuttelte den Kopf angesichts der vollig unbeweglichen Fu?ballspieler.

Harry, Ron und Neville schlupften in ihre Pyjamas und legten sich hin. Irgend jemand – zweifellos ein Hauself – hatte Warmflaschen unter ihre Decken gesteckt, und so konnten sie hochst behaglich dem Wuten des Sturmes um das Schlo? lauschen.

»Konnte schon sein, da? ich mitmache, wei?t du«, sagte Ron schlaftrunken in die Dunkelheit,»wenn Fred und George herausfinden, wie… das Turnier… man wei? nie, oder?«

»Hast wohl Recht…«, murmelte Harry und rollte sich auf die Seite. Vor seinem geistigen Auge spielte sich Wunderbares ab… er hatte den unparteiischen Richter glauben gemacht, er sei siebzehn… er war Champion von Hogwarts geworden… er stand drau?en auf dem Gelande, die Arme in Siegerpose erhoben, und alle, alle aus seiner Schule klatschten und kreischten… er hatte gerade das Trimagische Turnier gewonnen… und aus der verschwommenen Menge hob sich deutlich Chos Gesicht hervor, das ihn bewundernd anstrahlte…

Harry grinste in sein Kissen hinein, fur diesmal au?erst froh, da? Ron nicht sehen konnte, was er sah.

Mad-Eye Moody

Am nachsten Morgen hatte sich der Sturm gelegt, doch die Decke der Gro?en Halle war immer noch dunkel verhangen und schwere, zinngraue Wolken wirbelten uber den Himmel. Harry, Ron und Hermine sa?en beim Fruhstuck und begutachteten ihre neuen Stundenplane. Ein paar Platze weiter fachsimpelten Fred, George und Lee Jordan eifrig uber magische Alterungsmittel und diskutierten ihre Chancen, sich trotz allem ins Trimagische Turnier zu schmuggeln.

»Gar nicht ubel, heute… wir sind den ganzen Vormittag drau?en«, sagte Ron und fuhr mit dem Finger uber die Spalte seines Stundenplans,»Krauterkunde mit den Hufflepuffs und Pflege magischer Geschopfe… verflucht, immer noch mit diesen Slytherins…«

»Heute Nachmittag dann 'ne ganze Doppelstunde Wahrsagen«, achzte Harry und lie? den Kopf hangen. Einmal abgesehen vom Zaubertrankunterricht mochte er Wahrsagen am wenigsten. Professor Trelawney sagte andauernd seinen Tod voraus, was Harry au?erst lastig fand.

»Du hattest den Krempel hinschmei?en sollen, genau wie ich«, sagte Hermine frisch und munter und butterte sich ein Stuck Toast.»Dann konntest du was Vernunftiges lernen wie zum Beispiel Arithmantik.«

»Du i?t ja wieder«, sagte Ron und sah zu, wie Hermine ihren Buttertoast gro?zugig mit Marmelade belud.

»Ich bin zu dem Schlu? gekommen, da? es bessere Wege gibt, fur die Elfenrechte einzutreten«, sagte Hermine und reckte das Kinn.

»Sicher… und au?erdem hattest du Hunger«, erwiderte Ron grinsend.

Uber ihren Kopfen horten sie plotzlich lautes Geraschel; an die hundert Eulen kamen mit der morgendlichen Post in den Krallen durch die offenen Fenster geflogen. Harry sah instinktiv auf, doch in dem dichten braunen und grauen Eulengeflatter konnte er keine wei?e Feder erkennen. Die Eulen zogen Kreise uber den Tischen, auf der Suche nach den Schulern, fur die ihre Briefe und Packchen bestimmt waren. Ein gro?er Waldkauz sturzte hinunter zu Neville Longbottom und warf ihm ein Paket in den Scho? – Neville verga? beim Packen fast immer irgendwas. Druben auf der anderen Seite der Halle lie? sich Draco Malfoys Uhu auf seiner Schulter nieder, offenbar mit dem ublichen Nachschub an Su?igkeiten und Kuchen von zu Hause. Harry versuchte nicht auf das flaue Gefuhl in seinem Magen zu achten und wandte sich wieder seinem Haferbrei zu. War Hedwig womoglich etwas passiert und hatte Sirius seinen Brief gar nicht erhalten?

Wahrend sie auf dem sumpfigen Weg zwischen den Gemusebeeten hinuber zum Gewachshaus drei gingen, lie?en Harry die Sorgen nicht los. Doch dann lenkte ihn Professor Sprout ab, die der Klasse die ha?lichsten Pflanzen zeigte, die Harry je gesehen hatte. Tatsachlich ahnelten sie weniger Pflanzen als dicken schwarzen Riesenschnecken, die, sich leicht krummend und windend, senkrecht aus dem Boden ragten. An den Stengeln hatten sie einige gro?e, glanzende Geschwulste, die offenbar mit Flussigkeit gefullt waren.

»Bubotubler«, erklarte ihnen Professor Sprout putzmunter.»Die mussen ausgequetscht werden. Dann sammelt ihr den Eiter -«

»Den was?«, sagte Seamus Finnigan angewidert.»Den Eiter, Finnigan, den Eiter«, sagte Professor Sprout,»und er ist au?erst wertvoll, also verschuttet ihn nicht. Ihr sammelt also den Eiter, und zwar in diesen Flaschen. Zieht eure Drachenhauthandschuhe uber, dieser Bubotubler-Eiter kann, wenn er unverdunnt ist, die lustigsten Dinge mit der Haut anstellen.«

Die Bubotubler auszupressen war eine eklige und doch eigenartig befriedigende Arbeit. Aus jeder Geschwulst, die sie ausdruckten, quoll eine gro?e Menge gelblich gruner Flussigkeit, die stark nach Benzin roch. Sie fingen sie in Flaschen auf, wie Professor Sprout gesagt hatte, und am Ende der Stunde hatten sie einige Liter beisammen.

»Madam Pomfrey wird ganz entzuckt sein«, sagte Professor Sprout und stopselte die letzte Flasche mit einem

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