Diesen Worten folgte ein au?erst gespanntes Schweigen.
Ludo Bagman trippelte nervos hin und her und entgegnete beklommen:»Moody, altes Haus… was sagen Sie denn da!«
»Wir alle wissen, da? Professor Moody den Morgen fur verschwendet halt, wenn er nicht vor dem Mittagessen sechs Mordverschworungen gegen sich aufdeckt«, sagte Karkaroff laut.»Offenbar bringt er jetzt auch seinen Schulern die Angst vor einem Attentat bei. Ein merkwurdiger Zug bei einem Lehrer fur Verteidigung gegen die dunklen Kunste, Dumbledore, aber Sie hatten bestimmt ihre Grunde, ihn kommen zu lassen.«
»Ich bilde mir Dinge ein, tatsachlich?«, knurrte Moody.»Ich sehe schon Gespenster, oder? Es war eine fahige Hexe oder ein Zauberer, der den Namen dieses Jungen in den Kelch geworfen hat…«
»Aah, wo sind die Beweise dafur?«, sagte Madame Maxime und ihre riesigen Hande ruderten durch die Luft.
»Hier wurde ein kraftvoller magischer Gegenstand ausgetrickst!«, sagte Moody.»Ein ungewohnlich starker Verwechslungszauber war notig, damit dieser Kelch vergi?t, da? nur drei Schulen am Turnier teilnehmen… Ich vermute, da? Potters Name fur eine vierte Schule eingeworfen wurde, denn dann galt er als deren einziger Kandidat…«
»Sie scheinen ja ausgiebig daruber nachgedacht zu haben, Moody«, entgegnete Karkaroff kuhl,»und das ist naturlich eine ausgefuchste Theorie – allerdings ist mir zu Ohren gekommen, da? Sie jungst die fixe Idee hatten, eines Ihrer Geburtstagsgeschenke sei ein raffiniert getarntes Basiliskenei. Sie schleuderten es deshalb gegen die Wand und mu?ten dann leider erkennen, da? es nur ein Resiewecker war. Sie mussen daher verstehen, da? wir Sie nicht ganz ernst nehmen konnen…«
»Ich denke an gewisse Leute, die harmlose Veranstaltungen fur ihre Zwecke ins Gegenteil verkehren«, entgegnete Moody in drohendem Tonfall.»Wie Sie eigentlich wissen sollten, Karkaroff, ist es meine Aufgabe, mich in das Denken schwarzer Magier einzufuhlen…«
»Alastor!«, sagte Dumbledore mahnen. Harry wunderte sich einen Moment lang, wen er damit meinte, doch dann wurde ihm klar, da?»Mad-Eye«wohl kaum Moodys richtiger Vorname sein konnte. Moody verstummte, beobachtete Karkaroff jedoch immer noch voll Genugtuung – und Karkaroffs Gesicht gluhte.
»Wir wissen nicht, wie wir in diese Lage geraten sind«, sagte Dumbledore in die Runde.»Ich denke jedoch, wir haben wohl keine andere Wahl, als das Beste daraus zu machen. Sowohl Cedric als auch Harry wurden zu Teilnehmern des Turniers bestimmt. Daher werden sie auch…«
»Ah, aber Dumbly-dorr -«
»Meine liebe Madame Maxime, wenn Sie einen anderen Vorschlag haben, ware ich erfreut ihn zu horen.«
Dumbledore wartete, doch Madame Maxime schwieg und sah ihn nur zornfunkelnd an. Und sie war nicht die Einzige. Auch Snape sah wutend aus; Karkaroff schien vor Zorn zu kochen. Bagman jedoch machte den Eindruck, als sei er vor Begeisterung ganz aus dem Hauschen.
»Nun, wie steht's, legen wir los?«, sagte er, rieb sich die Hande und lachelte in die Runde.»Wir mussen unseren Champions doch sagen, um was es geht. Barty, ich erteile dir das Wort.«
Mr Crouch schien aus tiefer Nachdenklichkeit zu erwachen.
»Ja«, sagte er langsam,»die Anweisungen. Ja… die erste Aufgabe…«
Er trat ins Licht des Feuers. Von nahem, fand Harry, sah er krank aus. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen und seine runzlige Haut wirkte, ganz anders als bei der Weltmeisterschaft, dunn und papieren.
»Die erste Aufgabe dient dazu, Ihren Mut auf die Probe zu stellen«, verkundete er Harry, Cedric, Fleur und Krum,»und deshalb sagen wir Ihnen nicht, um was es geht. Kuhnheit angesichts der uberraschenden Gefahr ist ein sehr wichtiger Charakterzug von Zauberern… sehr wichtig…
Die erste Aufgabe werden wir Ihnen am vierundzwanzigsten November stellen, vor all Ihren Mitschulern und den Schiedsrichtern.
Den Champions ist es nicht gestattet, von ihren Lehrern Hilfe irgendwelcher Art zu erbitten oder anzunehmen, damit sie die Aufgaben losen konnen. Sie werden sich der ersten Herausforderung nur mit ihrem Zauberstab bewaffnet stellen mussen. Wenn die erste bewaltigt ist, erhalten sie Auskunft uber die zweite Aufgabe. Da das Turnier au?erste Kraft und viel Zeit verlangt, sind die Champions von den Jahresabschlu?prufungen freigestellt.«
Mr Crouch wandte sich an Dumbledore.»Ich glaube, das ist alles, Albus?«
»Ich denke auch«, sagte Dumbledore und sah Mr Crouch ein wenig besorgt an.»Sind Sie sicher, da? Sie heute Nacht nicht in Hogwarts bleiben wollen, Barty?«
»Ja, Dumbledore, ich mu? zuruck ins Ministerium«, sagte Mr Crouch.»Wir haben im Moment eine schwierige und arbeitsreiche Zeit… ich habe dem jungen Weatherby die Verantwortung uberlassen, solange ich weg bin… sehr eifrig… ein wenig ubereifrig, um die Wahrheit zu sagen…«
»Bevor Sie gehen, schauen Sie doch auf ein Glaschen bei mir vorbei?«, sagte Dumbledore.
»Jetzt komm schon, Barty, ich bleibe auch hier!«, sagte Bagman ausgelassen.»Hier in Hogwarts spielt jetzt die Musik, das ist doch viel spannender als das Buroleben!«
»Das glaube ich nicht, Ludo«, sagte Crouch mit einem Anflug seiner fruheren Ungeduld.
»Professor Karkaroff – Madame Maxime – noch einen Schlummertrunk?«, fragte Dumbledore.
Doch Madame Maxime hatte bereits ihren Arm um Fleurs Schultern gelegt und fuhrte sie rasch hinaus. Harry horte, wie sie sich drau?en in der Halle sehr schnell auf Franzosisch unterhielten. Karkaroff winkte Krum zu und auch sie gingen hinaus, allerdings schweigend.
»Harry, Cedric, ich schlage vor, ihr geht jetzt nach oben«, sagte Dumbledore und lachelte beiden zu.»Ich bin sicher, die Gryffindors und Hufflepuffs warten nur darauf, mit euch zu feiern, und es ware jammerschade, sie dieses trefflichen Vorwandes zu berauben, eine Menge Mull und Larm zu machen.«
Harry warf Cedric einen Blick zu, Cedric nickte, und sie gingen zusammen hinaus.
Die Gro?e Halle lag jetzt verlassen da; die Kerzen waren heruntergebrannt und das schartige und flackernde Grinsen der Kurbisse hatte etwas Unheimliches angenommen.
»So ist das also«, sagte Cedric mit einem halben Lacheln.»Wir spielen schon wieder gegeneinander!«
»Sieht so aus«, sagte Harry. Etwas Besseres fiel ihm einfach nicht ein. In seinem Kopf schien alles durcheinander gewirbelt zu sein, als hatte ihn jemand kraftig geschuttelt.
»Dann… verrat mir mal eines…«, sagte Cedric in der Eingangshalle, die jetzt, da der Feuerkelch verschwunden war, nur noch im Licht der Fackeln dalag.»Wie hast du deinen Namen da reingebracht?«
»Hab ich nicht«, sagte Harry und sah zu ihm hoch.»Ich hab ihn nicht eingeworfen. Ich sag die Wahrheit.«
»Ah… na gut«, sagte Cedric. Harry wu?te, da? er ihm nicht glaubte.»Na ja… wir sehen uns.«
Cedric nahm nicht die Marmortreppe, sondern ging rechts an ihr vorbei auf eine Tur zu. Harry blieb stehen und lauschte, wie Cedric eine steinerne Treppe hinunterstieg, dann ging er langsam die Marmortreppe hoch.
Wurde irgend jemand au?er Ron und Hermine ihm glauben, oder wurden sie alle denken, er selbst hatte seinen Namenszettel in den Kelch geworfen? Doch wie konnte jemand so etwas glauben, wo doch seine Konkurrenten drei Jahre langer Zaubern gelernt hatten – und zudem mu?te er nicht nur diese Aufgaben bewaltigen, die so richtig nach Gefahr rochen, sondern es wurden auch noch Hunderte von Menschen dabei sein und ihm zusehen. Ja, er hatte daran gedacht… er hatte mit dem Gedanken gespielt… er hatte davon getraumt… doch im Grunde war es ein Witz gewesen, der keine Folgen haben sollte… er hatte nie und nimmer ernsthaft vorgehabt teilzunehmen…
Doch jemand anderes hatte es getan… jemand wollte, da? er am Turnier teilnahm, und hatte dafur gesorgt, da? sein Name ins Spiel gebracht wurde. Warum? Um ihm einen Gefallen zu tun? Das konnte er kaum glauben…
Um zu sehen, wie er sich zum Narren machte? In diesem Fall wurde der Wunsch wohl in Erfullung gehen…
Doch um ihn sterben zu sehen? Litt Moody nur wieder an seinem ublichen Verfolgungswahn? War es nicht moglich, da? jemand seinen Namen in den Kelch geworfen hatte, um sich einen Scherz zu erlauben, um ihn zu triezen? Wollte wirklich jemand, da? er starb?
Diese Frage konnte Harry sofort beantworten. Ja, jemand wollte ihn tot sehen, jemand wunschte ihm den Tod, seit er ein Jahr alt gewesen war… Lord Voldemort. Doch wie hatte es Voldemort bewerkstelligen sollen, seinen Namen in den Feuerkelch zu werfen? Voldemort war angeblich weit weg, in einem fernen Land, und versteckte sich, einsam und allein… entkraftet und machtlos…