die Augen sah, doch Harry war immer noch so sauer auf ihn, da? es ihn nicht ruhrte. Wahrend der restlichen Stunde versuchte er mit dem Zauberstab unter dem Tisch kleine Gegenstande zu sich heranzuziehen. Er schaffte es auch tatsachlich, eine Fliege direkt in seine Hand summen zu lassen, doch er war sich nicht ganz sicher, ob das seiner Starke im Aufrufezaubern zu verdanken war – oder ob die Fliege einfach nur dumm war.

Nach Wahrsagen wurgte er ein wenig vom Mittagessen hinunter, dann warf er sich und Hermine den Tarnurnhang uber, damit sie vor den Blicken der Lehrer sicher waren, und sie kehrten in das leere Klassenzimmer zuruck. Bis nach Mitternacht ubten sie weiter und waren sogar noch langer geblieben, wenn Peeves nicht aufgetaucht ware. Peeves verstand Harry absichtlich falsch, namlich so, als wolle Harry nichts lieber als mit Gegenstanden beworfen zu werden, und so machte er sich einen Spa? daraus, Stuhle durchs Zimmer zu schleudern. Harry und Hermine ergriffen die Flucht, bevor der Larm Filch auf den Plan rief, und liefen zuruck in den Gemeinschaftsraum, der nun glucklicherweise leer war.

Um zwei Uhr morgens stand Harry am Kamin, inmitten eines Haufens von Buchern, Federn, umgesturzten Stuhlen, einem alten Koboldsteinspiel und Nevilles Krote Trevor. Erst in der letzten Stunde hatte er den Dreh rausgekriegt.

»Schon besser, Harry, das wird schon«, sagte Hermine erschopft, aber zufrieden.

»Tja, jetzt wissen wir, was du das nachste Mal tun mu?t, wenn ich einen Zauber nicht beherrsche«, sagte Harry und warf Hermine ein Runenworterbuch zu, um den Aufrufezauber ein letztes Mal zu proben.»Du setzt mir einen Drachen vor die Nase. Fertig…«Noch einmal hob er den Zauberstab:»Accio Worterbuch!«

Der schwere Walzer flog aus Hermines Hand, flatterte durchs Zimmer und landete in Harrys Armen.

»Harry, ich glaube, du hast es raus!«, sagte Hermine erleichtert.

»Morgen jedenfalls mu? es klappen«, sagte Harry.»Der Feuerblitz ist dann viel weiter weg als die Sachen hier, namlich im Schlo?, und ich bin drau?en auf dem Gelande.«

»Das spielt keine Rolle«, sagte Hermine zuversichtlich.»Wenn du dich wirklich ganz fest darauf konzentrierst, dann kommt er. Wir gehen jetzt lieber noch ein wenig schlafen… du wirst es brauchen.«

* * *

Harry hatte an diesem Abend so angestrengt versucht, den Aufrufezauber zu lernen, da? seine blinde Panik ein wenig nachgelassen hatte. Am nachsten Morgen uberkam sie ihn jedoch wieder mit ganzer Wucht. In der Schule herrschte eine sehr gespannte und aufgeregte Atmosphare. Der Unterricht sollte um die Mittagszeit enden, damit alle Schuler die Moglichkeit hatten, hinunter zum Drachengehege zu gehen – doch wu?ten sie naturlich noch nicht, was sie dort erwartete.

Harry fuhlte sich merkwurdig fern von allen Menschen um ihn herum, ob sie ihm nun viel Gluck wunschten oder ihm im Vorbeigehen nur zuzischten:»Wir bringen dir dann 'ne Packung Taschentucher, Potter.«Seine Nervositat hatte sich so breit gemacht, da? er furchtete, schlicht und einfach den Kopf zu verlieren, wenn sie ihn zum Drachen hinausfuhren wollten und er dann auch noch versuchen wurde, alles in seiner Umgebung zu verhexen.

Die Zeit verging auf ganz eigenartige Weise. Gro?e Klumpen auf einmal brachen von ihr ab; im einen Moment lie? er sich zur ersten Stunde, Geschichte der Magie, nieder, und im nachsten schon zum Mittagessen… und dann (wo war der Morgen geblieben? Die letzten drachenfreien Stunden?) kam Professor McGonagall in der Gro?en Halle zu ihm herubergeeilt.

»Potter, die Champions mussen jetzt hinaus aufs Gelande. Sie mussen sich fur die erste Aufgabe bereitmachen.«

»Gut«, sagte Harry und stand auf. Seine Gabel fiel klirrend auf den Teller.

»Viel Gluck, Harry«, flusterte Hermine.»Du schaffst es schon!«

»Ja«, sagte Harry mit einer Stimme, die er von sich gar nicht kannte.

Er ging mit Professor McGonagall hinaus. Auch sie schien nicht mehr sie selbst zu sein; tatsachlich sah sie fast so besorgt aus wie Hermine. Sie ging mit ihm die Steintreppe hinunter, hinaus in den kalten Novembernachmittag, und legte ihm die Hand auf die Schulter.

»Nur jetzt nicht die Nerven verlieren«, sagte sie,»einfach kuhlen Kopf bewahren… wir haben Zauberer, die bereitstehen und eingreifen, wenn die Sache au?er Kontrolle gerat… Hauptsache, Sie geben Ihr Bestes, dann wird keiner schlecht von Ihnen denken… alles in Ordnung?«

»Ja«, horte sich Harry sagen.»Mir geht's gut.«

Sie fuhrte ihn am Waldrand entlang auf das Drachengehege zu, doch als sie die dichte Baumgruppe erreichten, von der aus er die Drachen gesehen hatte, stellte Harry fest, da? nun ein Zelt, das zu ihrer Seite hin geoffnet war, die Sicht versperrte.

»Dort mussen Sie mit den anderen Champions rein«, sagte Professor McGonagall mit recht zittriger Stimme,»und warten, bis Sie dran sind, Potter. Mr Bagman erwartet Sie… er wird das… das Verfahren erklaren… viel Gluck.«

»Danke«, sagte Harry mit tonloser, weit entfernter Stimme. Sie verlie? ihn am Zelteingang und Harry trat ein.

Auf einem Holzschemel in der Ecke sa? Fleur Delacour. Sie wirkte nicht annahernd so gefa?t wie sonst, eher bleich und eingeschuchtert. Viktor Krum blickte noch miesepetriger drein als sonst, und Harry uberlegte, ob dies seine Artwar, Nerven zu zeigen. Cedric schritt im Zelt auf und ab und lachelte ihm kurz zu, und als Harry zurucklachelte, spurte er, da? sich seine Gesichtsmuskeln arg anstrengen mu?ten, ganz als ob sie vergessen hatten, wie Lacheln ging.

»Harry! Ach schon!«, sagte Bagman vergnugt und wandte sich ihm zu.»Komm rein, komm rein und fuhl dich wie zu Hause.«

Bagman sah unter all den bla?gesichtigen Champions fast aus wie eine etwas zu knallig geratene Comicfigur. Heute trug er wieder seinen alten Wespenumhang.

»Schon, jetzt, da wir alle hier sind, ist es Zeit, euch aufzuklaren!«, strahlte Bagman.»Wenn sich alle Zuschauer eingefunden haben, werde ich euch der Reihe nach diesen Beutel reichen«, er hielt ein kleines, purpurnes Seidensackchen hoch und schuttelte es,»aus dem ihr jeweils ein kleines Modell dessen, mit dem ihr es zu tun bekommt, herauszieht. Es gibt verschiedene – ahm – Arten, versteht ihr. Und ich mu? euch auch noch etwas anderes sagen… hmh, ja… eure Aufgabe ist es, das goldene Ei zu holen!«

Harry sah sich um. Cedric hatte kurz genickt, um zu zeigen, da? er Bagmans Worte verstanden hatte, und ging jetzt wieder im Zelt auf und ab; er schien ein wenig grun angelaufen zu sein. Fleur Delacour und Krum hatten uberhaupt nicht reagiert. Vielleicht furchteten sie, sich ubergeben zu mussen, wenn sie den Mund aufmachten; so jedenfalls fuhlte sich Harry. Doch sie hatten sich wenigstens freiwillig fur dieses Turnier gemeldet…

Nur wenige Minuten waren vergangen, als sie auch schon Hunderte und Aberhunderte von Fu?en am Zelt vorbeitrampeln horten, mit ihren aufgeregt redenden, lachenden, Witze rei?enden Besitzern… Harry fuhlte sich der Menge so fremd, als wurde es sich dabei um eine andere Gattung von Lebewesen handeln. Und dann – Harry kam es vor, als ob nur eine Sekunde vergangen ware – offnete Bagman den Bund seines purpurnen Seidensackchens.

»Ladies first«, sagte er und hielt das Sackchen Fleur Delacour hin.

Sie steckte ihre zitternde Hand hinein und zog ein winziges, aber tadelloses Modell eines Drachen heraus – des Walisischen Grunlings. Er trug die Nummer»2«um den Hals. Und da Fleur nicht die Spur uberrascht schien, wu?te Harry nun, da? er Recht gehabt hatte: Madame Maxime hatte ihr erzahlt, was kommen wurde.

Dasselbe galt fur Krum. Er zog den scharlachroten Chinesischen Feuerball. Der kleine Drache trug die Nummer»3«um den Hals. Krum zuckte nicht einmal mit der Wimper und starrte weiter stur zu Boden.

Cedric steckte die Hand in das Sackchen und zog den blaugrauen Schwedischen Kurzschnauzler heraus, der die»l«um den Hals trug. Harry wu?te, welcher noch ubrig war, steckte die Hand in den Seidenbeutel und zog den Ungarischen Hornschwanz, die Nummer»4«, heraus. Er spannte die Flugel, als Harry ihn betrachtete, und zeigte seine winzigen Fangzahne.

»Schon, das war's!«, sagte Bagman.»Mit den Drachen, die ihr gezogen habt, bekommt ihr es jetzt zu tun, und die Nummern geben an, in welcher Reihenfolge ihr antretet. Alles klar? Gut. Ich mu? euch gleich allein lassen, weil ich das Turnier kommentieren werde. Mr Diggory, Sie sind als Erster dran, wenn Sie eine Pfeife horen, gehen Sie einfach hinaus ins Gehege, verstanden? Ach… Harry… konnte ich kurz mit dir sprechen? Drau?en?«

»Ahm… ja«, sagte Harry tonlos, stand auf und ging mit Bagman aus dem Zelt, der ihn einige Schritte fort bis

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